Iain McDowall: Gleich bist du tot

  • GLEICH BIST DU TOT von Iain McDowall ist ein klassischer englischer Polizei-Thriller


    Die Ermittler DCI Jacobson und DS Kerr aus der fiktiven englischen Stadt Crowby haben ein großes Problem: Immer wieder werden junge Frauen entführt und entkommen nur knapp ihrer eigenen Beerdigung.


    Wer steckt hinter den Taten? Brady, Annabel, Maria und Adrian sind die vier durch geknallten Leute, die die Entführungen ihrer Opfer nicht nur inszenieren, sondern auch filmen und die Videos dann im Internet veröffentlichen. Sie nennen sich selbst die „Art-Bande“, doch was sie mit ihren makaberen Spielchen wirklich bezwecken, bleibt im Dunkeln. Jacobson und Kerr setzen alles daran, um auf ihre Spur zu kommen, aber sie kommen stets zu spät. Als schließlich die Tochter eines berühmten Rockstars entführt wird und die Kidnapper mit ihrer Ermordung drohen, wenn das enorme Lösegeld nicht sofort aufs Konto fließt, wird die Sache auch für die beiden richtig ungemütlich.


    Mein Fazit:


    „Gleich bist du tot“ ist mittlerweile der 4. Fall mit den beiden Inspektoren Jacobson und Kerr. Iain McDowell switcht dabei gekonnt zwischen den Erzählperspektiven der Ermittler und der Täter hin und her. So lernen wir nicht nur die Polizisten mit ihren Stärken und Schwächen kennen, auch die Charaktere der vier jungen Bösewichte und ihr Verhältnis untereinander beschreibt der Autor sehr genau. Ganz nebenbei spielt er mit dem Problem des Identitätsklaues, einem Phänomen, das im Zeichen von Kreditkartenzahlung, Datenraub und Internetkriminalität immer mehr an Bedeutung gewinnt.


    Ingesamt ist der Krimi zwar ein wenig vorhersehbar und kommt nur recht mühsam in Schwung, doch wer klassische englische Polizei-Thriller mag, sollte auch an diesem nicht vorbeigehen.

  • Hm. Mir hat es leider gar nicht gefallen. Dabei bin ich für englische Ermittlerkrimis immer zu haben. Aber ich finde, hier hat der Autor eine Menge verschenkt, allein schon dadurch, dass er die vier Studenten von Anfang an total unsympathisch und ohne das geringste Identifikationspotential einführt. Das Motiv, das am Ende enthüllt wird, macht ihre "Kunstaktion" dann nur noch klein und peinlich. Und bei den Ermittlern war ich irgendwie auch nicht richtig dabei. Da wurde ein komplett irrelevantes, langatmiges Privatleben erzählt, das weder Handlung noch Figuren weiterbringt, den Leser schon dreimal nicht, und die Polizeiarbeit wird so im Detail dargestellt, da hilft nur noch Querlesen.
    Leider wirklich überhaupt gar kein gutes Buch. Was ich so hörte, sollen die anderen aus der Reihe allerdings um Längen besser sein, vielleicht versuch ich's noch mal mit einem früheren.

  • Inhalt
    Brady, Annabel, Maria und Adrian aus Birmingham, junge, gut ausgebildete Akademiker mit Ehrgeiz und ohne Zukunft, haben sich ganz besonderes Projekt ausgedacht: sie entführen junge Frauen und erschrecken sie zu Tode, indem sie sie zum Schein lebendig begraben oder aufhängen. Danach lassen sie sie wieder frei. Die vier betrachten ihre Taten als hohe Kunst, filmen sie und verschicken die Videos an die Medien. Selbst als eines der Opfer in seiner Panik auf die Autobahn rennt und von einem Laster überrollt wird, wollen sie weitermachen. Detective Chief Inspector Jacobson vom CID Crowby bemerkt eine Eskalation und befürchtet, dass die Vier bald ihren ersten Mord begehen. Als eine fünfte Frau entführt wird, begreift Jacobson, dass sie von Anfang das eigentliche Ziel der Gang war. Die Zeit wird knapp, denn die Täter fordern acht Millionen Pfund Lösegeld. Aber die Polizei hat keine Spur.


    Kritik
    In ihrem vierten Fall nach Zwei Tote im Fluss, Der perfekte Tod und Gefährliches Wiedersehen haben es DCI Jacobson und DS Kerr aus Crowby, einer fiktiven Industriestadt in den Midlands, mit einer Bande zu tun, die ihnen in jeder Hinsicht überlegen ist. McDowall arrangiert eine Reagenzglassituation, in der er vier junge Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnisse und Neigungen, weitestgehend negativen Zukunftsaussichten, großen Plänen, noch größerem Ehrgeiz und einer ungemein guten Ausbildung zusammenführt. Detailliert zeigt er die Tricks und Schlichen der Gang, um an falsche Identitäten zu gelangen und sich Geld übers Internet zu ergaunern, die allgegenwärtigen Überwachungskameras zu überlisten und die Polizei in die Irre zu führen. Ebenso intensiv wie das Vorgehen der Täter zeigt er die Bemühungen der Polizei und die Ängste der Opfer. Es ist ein realistischer, düsterer Roman, der ein konkretes soziales Problem in Großbritannien und allen westlichen Industrieländern thematisiert, das hier gerne unter den Teppich gekehrt wird, nämlich das wachsende Phänomen der Arbeitslosigkeit unter Jungakademikern.