Kurzbeschreibung
Drei Monate ohne Strom. Heißes Wasser zum Duschen nur nach dem Holzhacken. Zweimal täglich die Milchkuh händisch melken, 73 übermütige Jungrinder davon abhalten, nach Italien auszuwandern, ein Kalb zur Welt bringen und den Landwirten beweisen, dass auch ein Stadtmensch mit viel Einsatz den verantwortungsvollen Job eines Viehhirten bewältigen kann. Das ist die Kurzversion eines Sommers, den Tobias Micke, Journalist bei der Wiener Kronenzeitung, auf einer abgelegenen Alm in Kärnten verbrachte. Er hatte sich eine Auszeit vom Stadtleben genommen. Wie ging es ihm persönlich? Er war noch nie so fit - nach täglich bis zu drei Stunden Wanderungen, um zu seinem Jungvieh zu gelangen. Und: Mitten ins alltägliche Kuh-Chaos schlich sich mit der Routine auch die Ruhe ein, die er sich erhofft hatte.
Über den Autor
Tobias Micke ist Journalist und schreibt Reiseberichte und Reportagen für diverse Tageszeitungen, Magazine und fürs Internet (u.a. "Wiener Kronenzeitung", "Neue Zürcher Zeitung" und "Geo"). Für den ORAC-Verlag hat er das Reisebuch "Biker's Barbecue" geschrieben.
Meine Meinung:
Gut, der Titel ist nicht der originellste. Das Wortspiel mit "Kuh" und "cool" ist nicht neu. Und dieses "Almbuch" ist ja auch nicht nur für Stadtmenschen gedacht und geeignet, die vielleicht noch nie eine Kuh gesehen oder gar angefasst haben und deren Kinder Kühe nur lila malen. (Was ebenso abgedroschen wie falsch ist. )
Das Cover ist eigentlich ganz nett. Ein Foto einer Wiese und darauf eine stilisierte Kuh. Dass sie allerdings gerade einen Fladen fallen lässt... na, ja... Und ich hätte das Buch auch gekauft, wenn nicht in rosa (!) eine Melkanleitung versprochen worden wäre und diese rosafarbene Feld auch noch die Form eines Euters hätte. Aber gut, das sind die Äußerlichkeiten...
Ein wirklich nettes Gimmick (das bei mir allerdings leider schon kaputt ist und ich noch nicht sicher weiß, ob ich zum reparieren den Umschlag ramponieren soll) ist, dass das Buch "muh" macht, wenn man das Cover zum Vorsatzblatt in mindestens rechten Winkel bringt. Im Buch ist nämlich so eine kleine Konstruktion, wie man sie von albernen Geburtstagskarten kennt, die dann eine Melodie spielen. Dieses Muhen ertönt allerdings nur wenn man es möchte, nicht durchgehend beim Lesen, denn da liegt ja das Vorsatzblatt wieder auf dem Cover auf.
Zum Inhalt: Das Buch ist weniger chronologisch aufgebaut, eher nach Themen. Die Kapitel lauten beispielsweise: "Almkochen für Stadtmenschen", "Grunzgeschichten und Ferkelfabeln", "Almhygiene" oder "Nachwuchs an der Almkrippe". Tobias Micke beschreibt alle Aspekte des Lebens auf einer Alm, die vorhanden sind, wenn ein Mensch sich alleine um eine ganze Menge Kühe und bisweilen auch zwei Schweine kümmern muss. Er berichtet davon, wie beschwerlich die Sache werden kann, wenn die Kühe einfach abhauen, wie sie davor bewart werden sollen den nächsten Abhang hinunter zu fallen, wie er Käse zubereitet und wie es sich schläft, wenn das Schlafzimmer nur eine dünne Holzwand von der Kuh trennt, die draußen vor der Hütte auf und ab-bimmelt. Nicht unwichtig ist auch die medizinische Notfallversorgung von Mensch und Tier. So ein Almhirte ist ja erstmal völlig auf sich gestellt und muss mit allen Vor- und Nachteilen der Einsamkeit umgehen können.
Ich fand den Schreibstil sehr amüsant und eigentlich alle Kapitel sehr interessant. Ein paar Bilder gibt es natürlich auch und ein Glossar. Tobias Micke ist zwar tatsächlich ein Stadtmensch, aber er hat sich wohl voll auf seinen großen Traum eingelassen und sich ordentlich vorher informiert. Außerdem werde neue Almhüter vor ihrem ersten Almsommer für kurze Zeit in einen extra Unterricht für Neu-Almüter geschickt. Die zwei Sommer die Tobias Micke auf einer Alm verbracht hat, haben ihm jedenalls genug Erfahrungen und Erlebnisse beschert, die so ein Büchlein prima füllen können.