Leider (LEIDER!!) bislang nicht auf Deutsch erschienen.
Inhalt
(halb von amazon.de übersetzt, halb selbst zusammengeschreibselt)
Deutschland, 31. Dezember 1899.
Kurz vor Mitternacht wird ein Kind geboren - plitscheblau und leblos. Den beharrlichen Bemühungen der Hebamme ist es zu verdanken, dass das Kind doch noch seinen ersten Atemzug macht und gleich darauf seinen ersten Schrei - allerdings bereits nach Mitternacht, am 1. Januar 1900.
Hervorgegangen ist dieses Kind, auf den pathetischen titelgebenden Namen Lily Aphrodite getauft, aus der Affaire eines Tingeltangel-Girls und eines leichtlebigen bayrischen Grafen - eine Verbindung, die die beiden schon bald auf dramatische Weise das Leben kosten wird.
Im von Schwester geführten Waisenhaus wächst Lily auf, und dort begegnet sie Hanne, einem Mädchen aus zerrütteten Familienverhältnissen, die bereits gelernt hat, wie finster die Welt sein kann. Ihr Leben lang werden sie sich immer wieder begegnen, Hanne und Lily, so oft das Schicksal sie sich auch aus den Augen verlieren lässt.
Und während das Jahrhundert Zeuge der letzten Jahre des Kaiserreichs wird, den Ersten Weltkrieg erlebt, die Weimarer Republik und das Aufkommen des Nationalsozialismus, steigt Lily vom Tingeltangel-Mädchen zum gefeierten Filmstar auf, der sogar nach Hollywood gerufen wird. Zwei große Lieben erlebt sie - und letztlich werden ihr beide zum Verhängnis, ebenso wie die Widersprüche der Zeit, in der sie lebt...
Über die Autorin
(von amazon übersetzt)
In London geboren, wuchs Beatrice Colin in Schottland auf. Sie arbeitete als freie Journalistin, u.a. für "The Guardian" und schrieb Hörspiele für die BBC.
Sie lebt in Glasgow.
Meine Meinung
Wow, was für ein Buch!
Die Geschichte des armen Mädchens, das zum Filmstar der Zwanziger und Dreißiger Jahre aufsteigt und eine Pechmarie als Freundin hat, der das Schicksal eben nicht so hold ist, und das erfahren muss, dass jedem Höhenflug ein tiefer Fall folgt - das ist zugegeben wirklich nicht neu.
Aber Colin lässt diesen Handlungsfaden unter der Oberfläche eines solch kunstfertig gewobenen Roman-Teppichs entlang laufen, dass das Buch als solches dennoch ungewöhnlich und einzigartig ist.
Der tatsächliche rote Faden des Romans stellt die Geschichte des Films dar - und so ist in der englischen Ausgabe jedem Kapitel eine S/W-Fotografie vorangestellt. Werbefotos von Filmstars, alte Filmplakate oder fotografische Zeugnisse der deutschen Geschichte, begleitet von einer kursiv gesetzten Episode aus der Filmgeschichte, bevor weiter von Lily erzählt wird.
Lily, deren Schicksal ebenso verknüpft ist mit Ereignissen der deutschen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wie mit den Menschen, denen sie im Lauf des Lebens begegnet. Es ist ein wechselvolles Schicksal, das auf die kleine Lily ab ihrer Geburt zwischen den zwei Jahrhunderten wartet, und trotzdem ist es nie unglaubwürdig, wie auch die Charaktere lebensecht gezeichnet sind, mit allen Stärken und Schwächen und Abgründen.
Besonders gut gefiel mir, dass die Autorin an manchen Stellen abschwiff, um die weitere Geschichte eines Gegenstandes, einer Zufallsbegegnung Lilys zu zeichnen, wie im Zeitraffer, in nur wenigen Sätzen, um dann auf die eigentliche Zeitebene zurückzukehren.
Überhaupt hat es mir Colins Stil angetan: schlicht und klar und äußerst präzise - und dennoch vermag sie, Zeitgeist und Atmosphäre der Schauplätze nachfühlbar zum Leben zu erwecken.
Das gesamte Buch ist fein durchkomponiert und ausbalanciert, bis hin zum Schluss, der mit einer Überraschung aufwartet und der schön-düsteren, melancholischen Grundstimmung des Buches treu bleibt.
Eines der absoluten Highlights meines Lesejahres - von dem ich hoffe, dass es möglichst bald auch auf Deutsch erscheint.