The Various Flavours of Coffee / Kaffee oder das Aroma der Liebe - Anthony Capella

  • Der Dandy Robert Willis faulenzt sich auf Kosten seines Vaters durch sein noch junges Leben. Dichter nennt er sich, aber es fehlt ihm an Talent und Fleiß. Der Vater droht, langsam den Unterhalt zu sperren, wenn er denn nicht endlich selber Geld verdienen würde. Durch eine zufällige Bemerkung über einen faden Kaffee macht er die Bekanntschaft des Kaffeehändlers Samuel Pinker. Dieser möchte einen Guide herausgeben zur Bestimmung der verschiedenen Geschmackssorten von Kaffee. Ohne es recht zu wollen, rutscht Robert in diesen Job. Am meisten begeistert ihn dabei Pinkers Tochter Emily. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte. Doch bevor Robert sie heiraten darf und somit in die immer wohlhabender werdende Familie aufgenommen wird, schickt Pinker ihn nach Afrika, wo er eine Kaffeeplantage aufbauen soll. 5 Jahre soll diese Unternehmungen dauern. Zuerst voller Zuversicht, dass ihre Liebe diese Zeit überstehen wird, zeigt sich doch schon bald, das die veränderten Lebensumstände auch sie selber verändern. Robert erlebt einiges in Afrika, das ihm zu denken gibt. Und er verliebt sich in eine Sklavin. Emily dagegen setzt sich für das Frauenwahlrecht ein und freundet sich mit einem jungen Politiker an. Doch wieder zeigt sich, dass nicht immer alles so kommt, wie man es sich erhofft hat.


    Anthony Capellas Buch „Kaffee oder Das Aroma der Liebe“ macht selbst mir, die nicht viel Kaffee trinkt, Lust auf eine duftende Tasse Kaffee. Es dreht sich viel um Kaffee, den Duft, die Sorten, die Aromen, den Anbau. Aber der Autor baut noch viel mehr hinein. Die entstehende Börse, der Kaffeehandel weltweit, die Suffragettenbewegung, ein wenig Kolonialgeschichte, ein bisschen fin-de-siècle, ein wenig Liebe. Bei so vielen Themen ist es immer schwierig, allem gerecht zu werden. Da kommt das ein oder andere ein wenig zu kurz. Aber insgesamt gelingt es dem Autorr mit leichter Hand, aus diesem Themenmix eine angenehm fließende und interessante Geschichte zu machen. Erzählt wird rückblickend von Robert, der für sich selbst als junger Mann nicht mehr sehr viel Sympathie hat. Schon nach ca einem Drittel des Buches, wenn man sich schon fragt, was denn noch auf den vielen Seiten geschehen wird, reist Robert nach Afrika, und eine völlig neue Geschichte beginnt. Später, als er zurückkehrt, geläutert und gereifter, werden die gesellschaftlichen Umbrüche, die durch das angestrebte Frauenwahlrecht in England, zum Mittelpunkt. Gelegentlich wird ein Kapitel aus der Sicht einer anderen Person erzählt. Auch verliert man Emily während Roberts Afrikaaufenthalts, nie aus den Augen.


    Ich bin den Personen gerne gefolgt, auch mit einer gewissen Spannung. Trotz des deutschen Titels, dreht es sich nicht hauptsächlich um Liebe. Zwar ist sie bei Robert eine große Antriebsfeder, die Liebesgeschichte ist zwar das Zentrum, aber nicht der Hauptstrang der Handlung. Der englische Orignaltitel „The Various Flavours of Coffee“ passt da viel besser. Denn um Kaffee in jeder Form dreht es sich immer.
    Ich habe das Buch gerne gelesen. Die Sprache ist angenehm und Robert ein amüsanter Erzähler. Die vielen Themen sind fein verwoben und machen dieses Buch vielschichtiger, als es auf den ersten Blick scheint.