Mathias Nolte - Roula Rouge

  • Inhalt:


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    Jonathan Schotter, um die fünfzig, hat seinen Job an einen jüngeren Kollegen und seine Frau an einen argentinischen Dichter und Polospieler verloren. Wie ein einsamer Wolf streift er durch Berlin - bis er eines Tages in der U-Bahn auf eine junge Frau triff t, die ihn sofort fasziniert. Als sie beim Aussteigen ihren Laptop im Abteil vergisst, greift Jonathan zu: Er knackt die Codes des Computers, liest die Mails der Fremden, die sich Roula Rouge nennt, und dringt immer tiefer in ihre Welt ein. Eines Tages gelingt es ihm tatsächlich, sie kennenzulernen. Er verliebt sich insie und lebt fortan in ständiger Angst, er könnte auffliegen. Doch auch Roula Rouge hütet ein Geheimnis, das Jonathan Stück für Stück enthüllt ...



    Meine Meinung:


    Jonathan Schotter, der Hauptprotagonist und ich – Erzähler von Mathias Noltes Roman „Roula Rouge“, ist geschieden, arbeitslos und daraufhin von München nach Berlin umgezogen, um dort ein neues Leben zu beginnen. Durch Zufall dringt er dort in das Leben von Roula Rouge ein.
    Von Anfang an war ich in Mathias Noltes Roman gefangen. Die Sprache und die Handlung wirken sehr real und authentisch, so dass es ein wahres Lesevergnügen für mich war, dieses tolle Buch zu lesen.
    Jonathan Schotter und sein exquisiter Geschmack für exklusive Marken waren zunächst etwas gewöhnungsbedürftig. Mit der Zeit ist er mir aber sehr ans Herz gewachsen, genau wie alles andere.
    Die Wahl Berlin als Schauplatz zu nehmen fand ich ganz hervorragend, genau wie dessen Umsetzung. Durch die detaillierte Beschreibung bekommt das Ganze nochmals eine eigene, persönlichere Atmosphäre und man glaubt, dass man sich selbst an diesem Ort befindet. Man fühlt sich als ein Teil der Geschichte.
    Dennoch gab es einige Ansätze und Andeutungen in der Geschichte um Jonathan Schotter und Roula Rouge, die nicht mehr wirklich aufgegriffen wurden, obwohl sie doch ausbaufähig gewesen wären. Auch ging für mich persönlich zum Ende hin zu schnell und einige interessante Aspekte und Fragen wurden nicht mehr genau geklärt. Einerseits finde ich das sehr schade, andererseits aber auch gut, da man so seine eigenen Schlüsse ziehen kann.
    Ich bin sehr froh, dass ich dieses unbeschreiblich großartige Buch gelesen habe. Ich kann zu Recht sagen, dass ich alles an diesem Buch liebe! Die Charaktere, die Idee, die Sprache und die Atmosphäre. Ich wurde so in den Bann von „Roula Rouge“ und dem „Roula Rouge – Land“ gezogen, dass ich mir beim Lesen gewünscht habe, dass dieses Buch nie endet. Leider war das nicht möglich, aber dafür kann ich es umso öfter lesen.
    Dieses Buch ist eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe und dafür danke ich dem Autor Mathias Nolte!
    Dieses wunderbare Buch werde ich niemals vergessen!


    5 von 5 Sternen!

  • Zum Inhalt


    Der 47jährige Jonathan Schotter hat keine leichte Zeit hinter sich: Dem erfolgreichen Werbetexter wurde aufgrund seines Alters gekündigt, seine Frau Susanne tauschte ihn mit einem feurigen Argentinier aus und zu allem Überfluss musste sich der frisch Geschiedene auch noch einer Herzklappen-OP unterziehen.


    Um noch mal neu anzufangen, zieht Schotter von München nach Berlin, wo er trotz oder gerade wegen seines Vermögens von nun an das Leben eines Stadtstreichers führt. Er macht ausgiebige Spaziergänge durch Berlin, tingelt von einem Café zum nächsten und fährt kreuz und quer mit der U-Bahn. Auf einer dieser Fahrten sitzt er zwei Mädchen gegenüber, von denen eine beim überhasteten Ausstieg ihren Rucksack vergisst. Darin befindet sich neben Kleinkram auch ein ibook.


    Von der Neugier getrieben knackt Schotter das Passwort und schnüffelt sich Datei für Datei durch das Leben der jungen Frau. Roula Rouge heißt sie, ist 23 Jahre alt und äußerst mysteriös.
    Als sich die beiden nicht ganz zufällig wiedersehen, ist Jonathan endgültig fasziniert von der toughen Friseurin und auch Roula scheint nicht abgeneigt zu sein. Zwischen den beiden entspinnt sich eine leidenschaftliche Romanze, die Schotters Leben einen neuen Sinn gibt, allerdings weiß Roula nicht, dass ausgerechnet Schotter ihr heißgeliebtes ibook gestohlen hat…


    Zur Umsetzung


    „Roula Rouge“ habe ich mit Vergnügen gelesen! Zwar hat der Unterhaltungsroman hier und da kleine Längen, doch im Ganzen liest sich das Geschriebene durchaus spannend:


    Der wohlhabende und modebewusste Jonathan Schotter tingelt nach seinem Umzug ziellos durch Berlin. Dabei erzählt er einerseits etwas teilnahmslos von seinen Eindrücken, andererseits begegnet er bereits auf den ersten Seiten Menschen, die ziemlich skurril wirken. Diese Nebenfiguren tragen zwar nicht direkt zur Handlung bei, helfen aber, den Leser bei Laune zu halten, bis die eigentliche Geschichte ins Rollen kommt.


    Ab dem Zeitpunkt, an dem Roula Rouge in Schotters Leben tritt, ändert sich seine Ziellosigkeit schlagartig. Wie besessen durchsucht er ihr ibook, folgt ihren Spuren im Netz und rätselt, was es mit der geheimnisvollen Frau auf sich hat. Dabei saugt er begierig jede Information auf, die er bekommen kann, bis die beiden sich endlich gegenüberstehen.
    Roula ist – anders als Schotter – eine sehr lebhafte Person. Sie sagt, was sie denkt, ist politisch aktiv und scheint niemanden an sich ranzulassen. Immer wenn Schotter einen Schritt auf sie zugeht, geht Roula einen von ihm weg. Doch der Werbetexter lässt sich nicht beirren…


    Noltes Roman beinhaltet gleich drei Geschichten auf einmal:
    Auf der einen Seite gilt es, Roulas Geheimnis zu lüften. Die Dateien in ihrem Computer werfen mehr als nur ein Rätsel auf und Schotter versucht wie ein Detektiv das Puzzle zusammenzusetzen.


    Auf der anderen Seite wird eine Großstadtromanze zwischen zwei scheinbar gegensätzlichen Menschen erzählt. Schotter ist im mittleren Alter, war schon mal verheiratet und braucht sich um Geld keine Gedanken zu machen. Roula hingegen ist jung, lebt in den Tag hinein und verdient ihren Unterhalt als Friseurin auf Rädern. Trotz dieser Unterschiede scheinen die beiden wie füreinander gemacht, auch wenn Roulas Geheimnis unterschwellig immer zwischen den beiden steht.


    Die dritte Geschichte des Buches dreht sich um Roulas Familie. Zu DDR-Zeiten lebte sie mit ihren Eltern im Osten Deutschlands und verlor beide Elternteile, als sie noch klein war. Ihr Vater flüchtete über die Grenze und ihre Mutter wollte ohne ihn nicht mehr leben. Seitdem verfolgt Roula jede Spur, die auf den Verbleib ihres Vaters hindeutet.


    Jede dieser Geschichten vermag einen zu fesseln, bis die einzelnen Stränge schließlich zusammenführen. Das Ende wirkt zwar ein bisschen zu glatt, doch ich fand es durchaus passend, weil die Figuren in meinen Augen genau diesen Ausgang der Geschichte verdient haben.


    Fazit


    Alles in allem hat mich „Roula Rouge“ also bestens unterhalten.
    Vor dem Lesen befürchtete ich zwar, dass es sich um einen mit Klischees vollgestopften Berlinroman handelt, doch im Nachhinein war ich positiv überrascht! Die Stadt bildet zwar den Rahmen der Handlung, spielt jedoch im Grunde keine tragende Rolle. Vielmehr geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, Geheimnisse und ein persönliches Schicksal, das mit der deutschen Geschichte zu tun hat.
    Die Figuren wirken authentisch und der Schreibstil ist angenehm locker mit einem stetigen Hauch Spannung, sodass ich das Buch selten länger als einen halben Tag beiseite gelegt habe.
    Wer also auf gute Unterhaltung mit einer Mischung aus Liebesgeschichte und Spannung steht, ist bei Nolte bestens aufgehoben!

  • Mir hat´s auch überraschend gut gefallen, vom Cover her war ich ja eher unsicher, ob das eine Geschichte für mich ist.
    Nolte erzählt voller Verve und mit viel Atmosphäre, zwischendurch leider auch immer wieder etwas langatmig, in Summe aber ansprechend und unterhaltsam.
    Mir ging es gegen Ende auch einen Tick zu schnell, was aber nichts daran ändert, daß ich der ungewöhnlichen Liebesgeschichte von Jonathan und Roula gerne gefolgt bin.