Nelly Arcan - Hörig

  • Titel: Hörig
    Originaltitel: Folle
    Autorin: Nelly Arcan
    Übersetzerin: Brigitte Große
    Verlag: List Taschenbuch
    Erschienen: Januar 2007
    Seitenzahl: 214
    ISBN-10: 3548606970
    ISBN-13: 978-3548606972
    Preis: 7.95 EUR


    Am besten fällt man einfach mal mit der Tür ins Haus. „Hörig“ von Nelly Arcan ist ein schwaches Buch, es ist ein Buch welches man nicht gelesen haben muss. Es ist genaugenommen ein echter Langweiler. Auf jeder Seite ergibt sich für den Leser die Chance ein lautes Gähnen in die Welt zu lassen.


    Erzählt wird von der Liebe der ehemaligen Prostituierten Nelly zu einem Mann, der ein ausgewiesener Egozentriker ist. Dazu ist er ein Frauenheld und Liebhaber von Computersex. Doch die Liebe geht sehr schnell den Bach runter. Nelly versucht die Liebe festzuhalten doch entfernt sich immer weiter von ihr.


    Und von dieser Liebe erzählt Nelly auf 214 Seiten. Kaum einmal ändert sie den Tonfall, kaum einmal schafft sie es ihre Emotionen deutlich zu machen. Alles plätschert mehr oder weniger dahin, eine zähflüssige Buchstabensoße.


    Durch dieses Buch habe ich mich regelrecht durchgequält. Es ist ein Buch das ich reinen Gewissens nicht weiterempfehlen kann. Schwach, langweilig – schade um die Papiervorräte die dafür bluten mussten. Manchmal aber da kommt die Autorin so richtig aus sich heraus, da schreibt sie doch tatsächlich solche Vokabeln wie „ficken“, „wichsen“ und Schwanz – wie verrucht! Aber sie schafft es eben auch bei diesen Wörtern, dass sie einem lediglich zu einem herzhaften Gähnen hinreißen.


    Ein sehr schwaches Stück Literatur. Auch so etwas muss es geben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Hörig – Nelly Arcan


    Meine Meinung:
    Nachdem ihr erster Roman, der ein großer Erfolg war, als Litanei literarisch gut funktionierte und zusätzlich noch ein Spiel mit Realität und Fiktion bot, gehen diese Elemente bei Nelly Arcans zweiten Roman völlig ins Leere. Es handelt sich praktisch um eine Fortsetzung ihrer Autobiographie einige Jahre nach ihrem Erfolg als Schriftstellerin und schildert eine Beziehung zu einem Mann, bei dem die Abhängigkeit über die Liebe dominiert. Der Mann wird nur aus der Sicht der Protagonistin beschrieben, demzufolge rein subjektiv. So bleibt er auch mit dem Leser auf Distanz.


    Die Wut des ersten Buches fehlt, was bleibt, ist nur noch Verzweiflung und (leider) Resignation.
    Bei Erscheinen des Romans war die permanente Selbstmordandrohung der Protagonistin im Buch noch als harmloses iterarischer Spiel zu verstehen. Vermutlich ist daraus wirklich ein Suizid geworden, denn die Autorin wurde im September dieses Jahres tot in ihrer Wohnung aufgefunden. Und wenn es dann wirklich nur noch autobiographisches Schreiben war, fehlt diesem Buch letztlich literarische Bedeutung, so traurig das auch ist.


    Was bleibt sind einige Pasagen, in der die Autorin den Verlauf der Beziehung beschreibt. Diese sind teilweise wirklich gut gemacht und zwar immer da, wo der Text eine suggestive Wirkung entfaltet. Dass diese Liebe zum Scheitern verurteilt war, merkt der Leser sofort, die Erzählerin weiß es auch, doch anfangs kann sie es sich nicht eingestehen. Deswegen steht im Vordergrund die Körperlichkeit, die die Autorin auch ausführlich und teils drastisch beschreibt. Da ist sie der Verlockung erlegen, die Punlikumserwartungen zu erfüllen und des fast verlangten Skandalösen und in nachfolge vieler französsicher Autorinnen wie Catherine Millet zu folgen. Diese Art der Provokation ist inzwischen langweilig geworden.


    Hörig ist leider ein schwaches Buch, man kann es nicht anders sagen!