Norwegen Anfang des 9. Jahrhunderts nach Christi Geburt. Unter den Männern von Jarl Hakon ist kein Platz für Schwächlinge. Auf seinen Raubzügen fordert der Jarl Mut, Tapferkeit und Treue bis in den Tod – und zu Wasser und zu Land bedingungslosen Gehorsam. Nicht umsonst sind die Nordmänner in ihren Drachenbooten weithin gefürchtet. Gierig nach Kampf und Beute, nach Sieg, Ruhm und Ehre wollen sie Odin und ihren anderen erbarmungslosen Göttern beweisen, dass sie dereinst würdig sind, als furchtlose Helden im Kampf gefallen nach Walhall gebracht zu werden, um dort mit den Göttern zu speisen. Das Schwache hat dabei keine Existenzberechtigung, nicht im eigenen Volk und schon gar nicht bei den Besiegten und Ausgeraubten. Keine Gnade für Skrälinge!
Nach dem plötzlichen Tod seines Vaters wird der junge Leif Svensson aus seiner bisher behüteten Welt gerissen. Hakon, der Bruder seines verstorbenen Vaters, ruft ihn in seine Gefolgschaft. Aus jeder Familie muss ein Mann dem Jarl auf seinen Wikingfahrten dienen. Fasziniert von Abenteuer, Kampf und Ruhm zögert Leif keinen Augenblick, und folgt dem Jarl gegen den Willen seiner Mutter in dessen Siedlung. Dort erwarten ihn neue Freundschaften, aber auch harte Ausbildung, schmerzhafte Demütigungen und grausame Intrigen. Fest entschlossen, kein Skräling zu sein, sondern selbst ein ruhmreicher Krieger zu werden, kann ihn nichts von seinem Ziel abbringen. Doch noch ahnt Leif weder etwas von dem dunklen Geheimnis, das sein Leben umgibt, noch von der lebensverändernden Aufgabe, die ihn erwartet. Seine erste Wikingfahrt nach England wird zur Schicksalsstunde: Nicht länger Odin und Thor werden seine Zukunft als erbarmungslosen Krieger bestimmen. Ein ganz neues Licht wird in Leif entfacht. Welchen Weg wird er wählen?
In „Der weiße Rabe“ erzählt Heidrun Hurst die Geschichte des jungen Wikingers Leif Svensson, der durch schwere Schicksalsschläge hindurch zum Mann wird, aber doch ganz anders, als er selbst gedacht hätte. Der Autorin gelingt dabei nicht nur eine fesselnde Wikinger-Saga, sondern zugleich eine bildgewaltige Darstellung des Lebens in Norwegen um das Jahr 800 nach Christus, das sie nach eigenen Aussagen eingängig recherchiert hat, um möglichst historisch genau zu erzählen. Bemerkenswert unaufdringlich und doch nachdrücklich und einfühlsam vermittelt Heidrun Hurst dabei den Leserinnen und Lesern wichtige christliche Glaubensaussagen. Wer sich also für die Zeit der Wikinger interessiert, wird das Buch ganz sicher fasziniert lesen, und als vielleicht Neueinsteiger in Sachen Wikinger-Zeit in den angefügten Begriffserklärungen eine gute Verständnishilfe finden. Mehr als eine bloße historische Erzählung aber kann das Buch auch wie ein Same sein, um die Botschaft von Gnade und Frieden aufgehen zu lassen, wenn es auf fruchtbaren Boden fällt.