'Die Königin der Quelle' - Seiten 284 - Ende

  • Ausgelesen. Was für ein Buch! Mir schwirrt noch der Kopf, aber ich bin rundum zufrieden. :-] Sobald ich meine Gedanken sortiert habe, folgt mehr Substantielles.


    Einstweilen nur so viel: ein ungemein beeindruckender Epilog beendet das Buch. :anbet

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Das heißt, Du bist wirder zurück in Innsbruck? Da sollte das Buch erhältlich bzw. über Nacht besorgbar sein. Es lohnt sich (auch wenn ich mir nicht ganz sicher bin, ob Deine Ansprüche an den "Metzelfaktor" erfüllt werden). Vermutlich wird es Dir auf jeden Fall mehr zusagen als "Der verbotene Turrm". :wave




    Hier als Edit zum Inhalt des letzten Abschnittes:


    Also, an diesen Stellen habe ich Einstecker im Buch:



    Es ist immer wieder deprimierend, wenn die Protagonisten mehr wissen als ich. Beispielsweise auf Seite 302f, Jemren bei Quyon. Jemren ist eindeutig von schnellerem Begriff als ich. (Aber im Krimi errate ich den Mörder auch nie.)



    Seite 315ff, das Zusammentreffen in den Tunneln mit der Gruppe um Harat. Das war einfach schön, ein Ruhepunkt in all dem Chaos und Terror. :-)



    Seite 377: “Jetzt habe ich alles gesehen, was ich sehen wollte, und alles getan, was mir wichtig erschien“, sagte er. „Letztlich kommt es nur darauf an.“
    An der Stelle ist mir fast das Herz stehengeblieben, weil Jemren damit mit dem Leben abschloß. Und ich überhaupt nicht sicher war, ob er nicht richtig lag. Davon abgesehen eine bemerkenswerte Aussage.



    Der Gang unserer Helden durch den Feenpalast bis hin zum See, die Reliefs und alles: großartig.



    Seite 382. “Alles endet, wie es begann.“ Der Kreis schließt sich, das Ende gibt dem Anfang die Hand, und alles beginnt von Neuem. Irgendwo in undefinierbaren Tiefen. (Wie am Beginn des „Rheingolds“, dessen Vorspiel mit den Bässen in „undefinierbaren Tiefen“ beginnt, aus dem sich langsam der Es-Dur Dreiklang aufbaut.)



    Sie Szene auf der Insel mit Antiles hat mir gut gefallen (S. 393ff). Die werde ich vermutlich nochmals lesen; vielleicht dann noch was dazu.



    Danach ging mir alles etwas zu schnell.


    Nach der Rückkehr aus der Höhle löst sich die Spannung, die Prophezeiung ist erfüllt, wenn man so will ein Zeitalter zu Ende gegangen. Es muß jedoch irgendwie weitergehen. Das wird angedeutet; für meine Begriffe halt nur angedeutet. Ich hätte mir da so zehn bis zwanzig Seiten mehr gewünscht. So scheint es so glatt und reibungslos zu verlaufen, wenngleich durchaus logisch und folgerichtig. Aber ich hätte selbst noch etwas Zeit zum Anspannung abbauen und mich auf den Abschied vorbereiten gebraucht.


    So, wie Xora sich benommen hatte, hätte ich mir auch zu ihr mehr als nur den Halbsatz „sie hat abgedankt“ gewünscht. Denn einfach ging das mit Sicherheit nicht vonstatten.


    Daß Gorun etwas für Amra empfindet, hatte ich inzwischen durchaus mitbekommen. Daß das auf Gegenseitigkeit beruhte, war mir über weite Strecken nicht so klar.


    Harat und Khani; die passen sicher gut zusammen. Auch das war irgendwie "plötzlich da". Entweder habe ich die Anzeichen überlesen (dann sollte ich halt doch nicht so schnell bzw. viel auf einmal lesen wie an diesem Wochenende), oder es gab sie nicht.


    Das sind allerdings meine einzigen wirklichen Kritikpunkte. Wobei das mit den „fehlenden Seiten“ teilweise auch auf einige Kampfbeschreibungen zutrifft (vor allem in Anaxi). Ich mußte über Strecken sehr konzentriert lesen, um alles mitzubekommen. Ich habe den Stil als sehr kompakt empfunden - viel Inhalt in wenigen Sätzen. Allerdings bin ich eher der Typ, der etwas, was man in einem Satz sagen kann, lieber in dreien sagt (bzw. liest). Insofern mag das mein persönliches Problem sein.



    Sehr beeindruckend fand ich das letzte Kapitel mit der Nraurn-Überschrift, das für mich einen Epilog darstellt. Das ist wirklich einfach nur großartig. :anbet


    Ich habe übrigens im (leider nur schwach frequentierten) deutschen Forum der Joseph Campbell Foundation (hier sowie weiter unten) auf die Trilogie hingewiesen, weil es thematisch paßt (ob man das immer ohne Registrierung sehen kann, weiß ich allerdings nicht).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

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  • Zunaechast mal: Danke fuer diese schoenen Kommentare zum Abschluss! Ich freue mich natuerlich ungemein, wenn meine Planung aufgegangen ist und ich die Spannung und die Emotionen bis zum Schluss hochhalten konnte.


    SiCollier, du hast ein paarmal angesprochen, dass alles so rasant geschieht. Ich denke, dass liegt auch daran, dass ich unheimlich viele Handlungsfaeden durch das Nadeloehr "Schluss" faedeln musste. Schliesslich habe ich eingangs eine ganze Welt in Bewegung gesetzt. Diese vielen Aspekte der Insel (Goetter, Menschen, Nraurn, Enzelschicksale, die Insel selbst) tragen vielleicht zu diesem Eindruck bei. Ich denke, die Buecher funktionieren wirklich nur als Trilogie, weil man vieles erst vom Ende her verstehen kann. Zumindest war das meine Intention.


    Danke schon mal fuers aufmerksame Lesen und fuer viele Postings! Ich melde mich wieder, sobald die anderen Teilnehmer aufgeholt haben! Bis dahin ganz herzliche Gruesse in die Runde!


    :wave

  • Zitat

    Original von Heide-Solveig
    Ich denke, die Buecher funktionieren wirklich nur als Trilogie, weil man vieles erst vom Ende her verstehen kann. Zumindest war das meine Intention.


    Genau so sehe ich das auch. Ich habe die Trilogie innerhalb von neun Tagen durchgelesen. Die Bücher funktionieren in der Tat am besten bzw. nur im Zusammenhang, dann aber ganz hervorragend. Zumindest für mich kann ich sagen, daß Deine Intention voll aufgegangen ist.


    Später, wenn noch mehr durch sind, melde ich mich hier nochmals mit ein paar Grundsatzfragen zur Konzeption.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Damit ich es nicht vergesse, jetzt doch der Versuch, meine grundsätzlichen Fragen zu den „Göttern“ zu formulieren. So habe ich die Geschichte (Historie) verstanden:


    Einst lebten auf der Insel nur das Wilde Volk. Dann kamen die Feen, die selbige „zähmen“ konnten. Danach die Nraurn (oder waren die schon da?). Später kamen die Menschen mit Schiffen als Schiffbrüchige. Es gab Streit unter den Feen, ob man die aufnehmen sollte oder nicht. Diese Feen wurden zu den Göttern der Menschen, sind aber dennoch nicht ewig (auch wenn die Menschen sie so bezeichnen). Die Menschen beten also eigentlich zu den Feen. Letztere haben (warum auch immer) kein Taú. In den Großen Kriegen wurde die Statue Lillias zerschlagen und getrennt, damit auch die Insel. Antiles (= der Tod) wurde verbannt. Das Bestreben ist es (bzw. die Prophezeiung besagt), daß Antiles zurückkehren und die Statue Lillias wieder „geheilt“ werden muß. Gleichzeitig gehören Lillia (als „Symbol“ für den Anfang) und Antiles (als solches für das Ende) untrennbar als Einheit zusammen. Erst wenn diese Einheit wieder hergestellt ist, ist der Kreis vollständig und das „Leben“ kann wieder fließen.


    Ist das, verkürzt dargestellt, so richtig von mir verstanden?


    Noch Probleme habe ich mit den „Ewigen“, die sich als gar nicht so ewig herausgestellt haben. Das Konzept hinter den Göttern (Feen) habe ich nicht so ganz verstanden. Ein paar erläuternde Worte wären hilfreich.


    Da ich einerseits noch ein paar Tage Abstand bis zum nächsten Roman brauche, andererseits in einem anderen Forum die letzten Tage öfters das Thema „Inanna“ vorkam, habe ich in dem hier mit verlinkten Buch diesen Abschnitt gelesen. Dabei sind mir in der kulturgeschichtlichen Deutung recht deutliche Parallelen zur Gesellschaft auf der Insel der Stürme aufgefallen. Gehe ich recht in der Annahme, daß das kein Zufall (also beabsichtigt) ist?
    .

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    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe das Buch gerade beendet und bin noch etwas sprachlos. Es ist wirklich sehr viel, was am Ende aufgelöst wird, aber alles ist logisch, passend und vor allem positiv, ganz nach meinem Geschmack.


    Mit dem Feenvolk habe ich nur ein paar Probleme. Sie sagen einerseits von sich selber, dass sie keine Götter sind, und auch keine Macht haben wie Götter.
    Antiles, der auch aus dem Feenvolk stammt, scheint aber mehr Macht zu haben. Er kennt alle Beweggründe von Amra, und scheint alles über die Menschen zu wissen. Während der Geschichte hat er sie auch immer wieder beeinflusst, dass sie nach seinem Willen gehandelt haben.


    Ich habe mich auch gefragt, was anders gewesen wäre, hätte Kajlyn-Gua Lillia in den Tempel geführt. Sie hätte von Antiles wahrscheinlich ebensowenig Macht bekommen wie Amra und Gorun. Lillia hätte auch entscheiden können, dass alles wieder von vorne anfängt. Vielleicht hätte sich nicht so viel geändert.


    Nesyn ist Hüter der Geheimnisse geworden und erzählt Menschen und Nraun die Geschichte der Insel. Dieses Endkapitel ist ausgesprochen gelungen und passend zu einer wirklich faszinierenden Trilogie.

  • So, fertig geworden :-]


    Heide-Solveig, :anbet danke, für dieses wunderschöne buch!!! :anbet



    @ SiCollier


    mir kam an einem punkt gar nicht mehr so vor, als sei es ein irdisches Sardinien, sondern eine welt für sich, eine paralellwelt. Dass die wilden elementargeister die ersten waren, die dann von den feen/göttern so geordnet wurden, dass andere lebewesen auf der insel leben konnten, seh ich auch so. Dass dann in gestalt der Nraurn ein 'primitiveres' (was als vorurteil betreff der kunst-sinnigen, schöpferischen Nraurn gar nicht stimmt) tiervolk, und dann erst die menschen.


    Mit dem feenvolk und ihrem hintergrund habe ich keine probleme. Ich seh sie irgendwie wie engel/dämonen /Tolkiens Valar&Maia. Dass hier keine urschöpferische gottheit angedeutet wird, sondern die beiden personifizierten urgegensätze, und die ältesten von ihnen Lillia und Antilles zu sein scheinen, und einfach irgendwie aus dem nichts auftauchen, eventuell aus dem willen der welt/des lebens zur selbstorganisation entspringen ist eine spannende abwechslung.


    Feen sind laut geschichte sehr alt, und ich kann mir denken, dass sie menschen besser verstehen, weil sie sich sehr lange mit ihnen und auch ihrem tau beschäftigt haben, das ja etwas ist, das sie selbst nicht besitzen, weil sie auf einer anderen ebene existieren - wie etwa auch die engel/dämonen des uns bekannten mythos, die keine seelen haben, und - vielleicht deshalb - um unsere kämpfen.

    Und wenn man auf einer mythologischen ebene das tau mit lebenskraft/treibenden willen/seele übersetzt, ist einem studierenden desselben rasch nichts allzumenschliches mehr fremd. Menschen sind in ihren beweggründen nicht halb so kompliziert, wie sie es von sich glauben möchten.
    Die feen, die auf einer geistigen und nicht unmittelbar physischen ebene existieren, sondern sich in jede beliebige 'materie' hineinversetzen können, haben damit auch direkten zugang zu den physischen beweggründen/seelen der menschen: liebe, verlangen, gier, eifersucht, trauer, abneigung, haß, willen zu macht und vernichtung der gegner sind physische manifestationen, die jeder, der sie versteht auch für seine zwecke benutzen kann, sobald er weiss 'wie' jemand tickt.


    Die anderen 'feen' sind in ihren vorlieben selektiv, Any hat sich in der schönheit und dem wasser sprudelnder quellen verloren, andere ihrer artgenossen haben andere 'elemente', 'tätigkeiten' wie auch 'seinszustände' als ihr liebstes beobachtungsfeld ausgewählt, und sie perfektioniert.
    Die menschen, denen diese feeischen fähigkeiten unheimlich sind, haben begonnen sie wegen ihrer fähigkeiten zu verehren und sie schnell zu göttern erklärt, was mir auch aus dem hintergrund heraus glaubwürdig erscheint. Jemand der nur bei sonnenschein/nacht/beim geldzählen/auf der jagd/bei kampfspielen auftaucht, wird - so wie menschen für gewöhnlich ticken - rasch mit seiner vorliebe verbunden, zu ihrem verursacher und damit zu einem magischen wesen und später mit ausweitung des um ihn veranstalteten kults zu einem gott erklärt (kein wunder, dass sich die meissten götter von den menschen zurückgezogen haben, sie boten ihnen nur wenig interessantes)


    Antiles, der als Lillias gefährte das tau wohl am genauesten studiert hat, weil er lange zeit direkt neben dem lebensquell der insel saß, und als blinder - nach seiner verbannung und dem zerbrechen der bande zu Lillia der insel auch blind wütender - gott nicht so sehr auf austauschbare äussere erscheinungen, sondern auf den kern/das wesen der dinge selbst achtet, kann andere, die aus der tau-quelle stammen auch am besten von allen 'göttern' manipulieren. Er kann jede beliebige form annehmen, kennt das ganze spektrum, was ihn den anderen göttern unheimlich machte.


    Ich muss sagen, es ist eine sehr gelungene mythen'schaffung'. Es ist eine perspektiven-umkehrung des Hades&Kore-mythos, ist aber genauso gültig, macht sogar mehr sinn. Es passt perfekt, so wie es verknüpft ist.
    Der herr des todes sitzt am rand des lebensquells, die hüterin des lebensquells ist seine gefährtin. Das irdische leben entspringt dem verborgenen reich der unterwelt. Und wenn die fröhliche hüterin des lebensquells weg ist, erstarrt alles zu eis, und der dunkle könig zürnt, wenn er von ihr getrennt wird.


    Ich hatte beim lesen immer den honigsüßen zeus der unterwelt im kopf, den geber der gaben und reichtümer, und aus irgendeinem grund sah ich, sobald Any mit schlangenkopf auftauchte, die schlangengöttin der quelle neben ihm sitzen, wie auf dem relief von... hm... von... mein gedächtnis ist ein sieb, ich glaub das götterpaar ist auf einer metope - nö edit: ist ein Pinax aus Lokroi, obwohl die landesgöttin in diesem fall kein mädchen mehr ist, sondern eine ausgewachsene frau, und [EDIT: wie ich seh die schlange nur in meinem gedächtnis dabei hat, den hier ist es ein anderes echsentier: ein hahn, die aufgerollte schlange gehört zu einer anderen figur aus der chaotischen wüstung meines gedächtnissen.] - was [retour im gliedsatz: in dem fall das alter der abgebildeten gottheit] allerdings im fall von geistigen wesen völlig egal ist, denn sie haben kein wirkliches aussehen, sondern haben immer die gestalt, die man ihnen andenkt, und ob die muttergöttin jetzt kind, mutter oder greisin ist, ihr gefährte ein jüngling, vater oder greis ist im ewigen spiel des wandels grad wurscht.


    Die feenwesen/götter diverser mythologien werden ja aus dem geist geboren, und sind nicht in körperlichen familienverbänden organisiert, ausser sie gesellen sich zu leuten die ihnen ähnlich/oder ihr gegenteil sind.
    Die feenwesen hier passen irgendwie ihrer natur nach wunderbar zu den valar und maiar des Silmarilions;
    - der zweite vergleich, der sich mir aufdrängte, sobald ich mit den sterblichen auserwählten die kristallene götterstadt am berg sah. Und hier muss ich noch ein kompliment an Heide-Solveig loswerden: ich konnte mit der kuriosen christlichen halbierung von Mandos und Morgoth in Tolkiens werk nie etwas anfangen, Morgoth zerstört nur, und Mandos bewahrt nur seelen auf, die der menschen sogar statisch und für immer - wie urfad: Hier haben wir Antiles, der beides gleichzeitig ist, was wesentlich mehr sinn macht, durch das zerstören bringt er neues tau in Lillias quelle, sie kann neu fliessen, das spiel des wandels geht in eine neue runde.


    Wo ich kurz im verständnis auslassen hab, war, wie Kaylin-Gua dazu kam Lillia zu entführen - Lillia muss ihr das selbst eingeredet haben, denn sie wollte vermutlich ihre insel-rundreise machen, sie hat nicht gerade unwillig das land der götter verlassen, weil diese götter sie ihres gefährten und gesellschafters beraubt haben. Ob das ihre oder Antiles idee war lass ich dahingestellt. Kaylin-Gua wollte Antiles ja erpressen, und war am schluss nur Lillias werkzeug, um endlich die rundreise, die ihr bestimmt war, auszuführen.
    Zu einer gelungenen entführung gehören zwei... und grad die unschuldigsten kinder sind auch die grössten und manipulativsten biester, wenn es darum geht, ihren willen zu haben... zum mitgehen hat es gereicht, und auch dazu andere quer über die insel anzuführen, und kreige zu verursachen, alles nur, weil sie heim zu ihrem freund wollte, und ihren freund, den die anderen götter verbannt hatten, wieder an ihrer quelle haben wollte.


    Aber es ist eine reise-mythologie, eine lebensweg-geschichte und als solche ist es egal, ob hinter der reise ein tieferer sinn oder ein ziel steht; wir alle stolpern mehr oder weniger ziellos durch das leben, und was wir eigentlich tun sollten, ist das was Lillia tut: die welt anschauen, bevor wir am ende wieder beim herrn des todes am quell rasten.
    Lillia hat die welt unvoreingenommen betrachtet, und daraus abgeleitet, dass es eigentlich interessant und überwiegend schön war, und hat die nächste runde eingeläutet.


    Dass Lillia und Antiles sich alle elementargeister unterworfen haben - alle vier elemente tragen das dach des quelltempels, in dem sie wohnen - sind sie aus menschlich-mythologischer warte - die mächtigsten der götter und als hüter von leben und tod zu den ältesten der götter, da um tot gelten zu können, etwas zuerst gelebt haben muss, ist Lillia die ältere von beiden, und der blinde greis, den sie anführt, der jüngere. Die beiden führen für die sie beobachtenden sterblichen gewissermassen ein schauspiel auf...
    Amra will, dass für ihren gott, der behauptet hat, sie zu lieben, gut gesorgt wird, da sie ihn - ihre alte vorstellung von ihm - verlassen hat, und Lillia lässt sie sehen, was sie sehen will...


    :gruebelHm... bei der relektüre dessen, was grad aus meinen fingern getropft ist, erkenn ich wieder mal: MagMa macht schon wieder einmal keinen durchgehenden sinn... hm, ich überlass es euch, hier hände und füsse und sonstige bruchstücke zu finden... ich hoff, sie sind nur von zwei götterstatuen, und nicht von hunderten :grin

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Weil wir so schön damit angefangen haben, bücher und musik zu einem gesamtbild zu verknüpfen - ich dachte bei der lektüre des öfteren - nicht an die musik, die bestenfalls zu kampfszenen passt - sondern an den plattentitel von Celtic Frost: 'parched with thirst am I and dying', das angeblich aus einem orpischen gebet stammt, (aber nicht sehr erleuchtend weiter-googelt/yahoot) und laut verschütt gegangenem album-cover so ähnlich weiter geht wie: 'nay drink of me, for I am the fountain of your eternal life'...


    ... vielleicht kommt die seelen-schlange, die mir im Pinax von Lokroi im leserunden thread fehlte aus dem orphischen zusammenhang... Sie passt irgendwie zur natur der quellwächterin, wie die schale zur Äskulapnatter - und gäbe aus dieser blickrichtung eine ganz andere mythologische/philosophische interpretation her, zu der die geschichte genauso passte. Aber ich bin schon wieder mythologisch wirr, und verbreite wirrheiten anstelle von denkanstössen... also lassen wir das.

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

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  • Diese mythologisch-philosophisch-sinnliche Verquickung gefällt mir! :freude


    Es gibt tatsächlich eine Mythologie der Insel, die sich z.T. aus Überlieferungen aus Nordamerika speist. Bei den Hopi oder Laguna (Südwesten der USA) heißt es z.B., das Land sei eines Tages aus dem Urmeer aufgetaucht. Aus den Elementen werden von den Göttern die ersten Wesen geformt...


    Deshalb sind die Elemente-Geister auf der Insel die wildesten und unbeherrschbaren Wesen; sie sind die Ur-Kräfte, die das Land bewohnen.
    Anrynans Volk verfügt über stärkere magische Kräfte als die Menschen, weshalb sie zu den "Bezähmern" der Elemente-Geister wurden - aus Sicht der Menschen zu einer Art Götter, unter denen sich jeder einer anderen Aufgabe widment. Anfang und Ende, Tod und Leben sind natürlich die machtvollsten Positionen und deshalb mit ganz speziellen Figuren besetzt.


    Die Nraurn und schließlich die Menschen sind also die jüngsten Bewohner der Insel, hitzköpfig, naiv und in ihre Konflikte verstrickt. SiCollier hat das perfekt zusammengefasst:


    Zitat

    Original von SiCollier
    So habe ich die Geschichte (Historie) verstanden:


    Einst lebten auf der Insel nur das Wilde Volk. Dann kamen die Feen, die selbige „zähmen“ konnten. Danach die Nraurn (oder waren die schon da?). Später kamen die Menschen mit Schiffen als Schiffbrüchige. Es gab Streit unter den Feen, ob man die aufnehmen sollte oder nicht. Diese Feen wurden zu den Göttern der Menschen, sind aber dennoch nicht ewig (auch wenn die Menschen sie so bezeichnen). Die Menschen beten also eigentlich zu den Feen. Letztere haben (warum auch immer) kein Taú. In den Großen Kriegen wurde die Statue Lillias zerschlagen und getrennt, damit auch die Insel. Antiles (= der Tod) wurde verbannt. Das Bestreben ist es (bzw. die Prophezeiung besagt), daß Antiles zurückkehren und die Statue Lillias wieder „geheilt“ werden muß. Gleichzeitig gehören Lillia (als „Symbol“ für den Anfang) und Antiles (als solches für das Ende) untrennbar als Einheit zusammen. Erst wenn diese Einheit wieder hergestellt ist, ist der Kreis vollständig und das „Leben“ kann wieder fließen.


    Dass Anrynans Volk "Götter" sein sollen, ist eine Interpretation (!) der Menschen. Man hätte sie eben genausogut "Feen", "Magier" "Hexer oder sonstwie nennen können - nur um deutlich zu machen, dass sie magische Kräfte (oder im Gegensatz zu den anderen Wesen stärkere magische Kräfte) besitzen.


    Sie haben ein Tau und zwar was für eins! Es ist Lillia bzw. der See, den sie hütet. Das ist eine Art kollektives Tau, anders als bei den Menschen. Lillia (bzw. ihre Quelle, ihr See) verkörpert die Seele der Insel, analog zu den Brunnen in den Städten. Nun wird vielleicht auch noch einmal deutlich, in welcher Gefahr diese Welt schwebte, der die Seele geraubt wurde.


    Das man Antiles von der Insel verbannte, war schlichtweg verrückt, genau wie Lillia aus der Runde der Götter zu entfernen und mit üblen Prophezeiungen zu belegen. Eine Zeitlang haben die Menschen ihre eigene Natur verdrängt und verbannt, nämlich die Tatsache, dass alle geboren werden und sterben müssen. Wenn man das vergisst, ist es natürlich leicht, Krieg zu führen, weil der Tod (und das Leben) dann keine Bedeutung haben.


    Kaylin-Gua träumt nur davon, dass Antiles - d.h., dass der Tod bzw. das Töten ihr Macht verleiht. Welcher Kriegsherr oder Warlord träumt nicht davon?


    SiCollier: Dass es durchaus Parallelen zu den Theorien meiner Mutter gibt, ist keineswegs unbeabsichtigt, wobei die Trilogie aber definitiv kein Matriarchats-Roman ist! Ich habe mich von vielen Einflüssen inspirieren lassen: von der Mythologie aus Nordamerika, dem Alten Griechenland und Asien, von Parzival, König Artus und anderen Heldenepen sowie von eine Menge Fantasy-Literatur, die sich (bes. in den 70er und 80er Jahren) durchaus mit Utopien beschäftigt hat.


    Allen, die auf den Geschmack gekommen sind, sei eine meiner Lieblings-Autorinnen empfohlen: C.J. Cherryh hat nicht nur den Morgane-Zyklus sehr originell bearbeitet, sondern sich in der Reihe "Sterbende Sonnen" bei den Tuareg bedient und im Atevi-Zyklus die Samurai-Zeit anklingen lässt.
    Daher mein Faible für Fantasy im ungewöhnlichen Gewand!

  • Zitat

    Original von MagnaMater
    Hm... bei der relektüre dessen, was grad aus meinen fingern getropft ist, erkenn ich wieder mal: MagMa macht schon wieder einmal keinen durchgehenden sinn...


    Doch, doch, das macht schon Sinn! :-)




    Zitat

    Original von Heide-Solveig
    Es gibt tatsächlich eine Mythologie der Insel, die sich z.T. aus Überlieferungen aus Nordamerika speist. Bei den Hopi oder Laguna (Südwesten der USA) heißt es z.B., das Land sei eines Tages aus dem Urmeer aufgetaucht.


    Dann muß ich mal auf die Suche nach deren Schöpfungsmythos gehen. Ich kenne einige, u. a. von den Cheyenne, die sind etwas anders. Allerdings bei genauerer Betrachtung doch zumindest ähnlich dem der Hopi.



    Zitat

    Original von Heide-Solveig
    SiCollier: Dass es durchaus Parallelen zu den Theorien meiner Mutter gibt, ist keineswegs unbeabsichtigt, wobei die Trilogie aber definitiv kein Matriarchats-Roman ist!


    Letzteres wollte ich nicht behaupten; mir waren nur die Ähnlichkeiten im Weltbild aufgefallen. In „Die Träume der Libussa“ kommt übrigens eine ähnliche Gesellschaftsform zum Tragen. Ich wollte bei der Autorin in der Leserunde schon nachfragen, doch im Nachwort des Buches findet sich der Hinweis, daß sie von ... Heide Göttner-Abendroth sich hat beeinflussen lassen. Womit das für jenes Buch auch geklärt ist.



    Zitat

    Original von Heide-Solveig
    Ich habe mich von vielen Einflüssen inspirieren lassen: von der Mythologie aus Nordamerika, (...)


    Ohne das jetzt Heraussuchen zu wollen: ich meine mich zu entsinnen, daß wir darüber schon in der Leserunde zum ersten Band gesprochen (bzw. geschrieben) haben.



    Danke für die Literaturhinweise. Und vor allem danke für die prima Trilogie und Begleitung der Leserunde. :anbet



    (Ähm, im Fragenthread ist noch die Frage nach Deinem nächsten Buchprojekt aufgetaucht; ich hoffe doch sehr, daß da in absehbarer Zeit wieder etwas zu erwarten ist?)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    (Ähm, im Fragenthread ist noch die Frage nach Deinem nächsten Buchprojekt aufgetaucht; ich hoffe doch sehr, daß da in absehbarer Zeit wieder etwas zu erwarten ist?)


    ähem, ja, wir wolln ja nciht drängeln... nee, das is unsre absicht nicht... :grin

    DC :lesend


    Heinrich August Winkler: Geschichte des Westens I


    ...Darum Wandrer zieh doch weiter, denn Verwesung stimmt nicht heiter.
    (Grabinschrift F. Sauter )

  • Na, drängelt ruhig, das motiviert ja bekanntlich. :grin


    Natürlich habe ich noch weitere Bücher in der Art wie "Insel der Stürme" geplant und entsprechend skizziert. Allerdings wird es ein bisschen dauern, bis es so weit ist, denn dazwischen gibt es noch einige andere Projekte, die ich gerne realisieren würde. Unter anderem sind das Jugend- und Kinderbücher und Texte, die nicht in einer Fantasy-Welt spielen.


    Also, ich hoffe, ihr habt noch ein bisschen Geduld und bleibt mir treu? :lesend


    An dieser Stelle bedanke ich mich jedenfalls ganz herzlich für die lebhafte Teilnahme und die spannenden Diskussionen in dieser Leserunde! Hat richtig Spaß gemacht, und ich hoffe, euch ging es genauso!

  • Zitat

    Original von Heide-Solveig
    Also, ich hoffe, ihr habt noch ein bisschen Geduld und bleibt mir treu? :lesend


    Ja<, auf jeden Fall. Beides. :-)


    Die Leserunde hat riesig Spaß gemacht, und tut es weiterhin (bis alle durch sind). Das Buch hat solches Potential, daß ich froh bin, daß die LR so lange läuft. :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Treu bleiben werden wir Dir sicherlich alle, denn Du hast auch mit dem Abschluß dieses Bandes bewiesen, wie gut Du bist.


    Zu der Auflösung aller Handlungsstränge, die Stadt in den Wolken, bzw. in den Bergen, die nur von Auserwählten gesehen werden kann, hat mich auch stark an den Olymp erinnert, ebenso wie die Verteilung der "Jobs" unter den Götterfiguren, wobei das Wort Gott ja nicht wirklich richtig und treffend ist.


    Das "Göttliche Volk" verstehe ich als höhere Rasse, mit quasi mehr abilities, die trotzdem nach Regeln schalten und walten müssen, was sich mir nicht wirklich erschließt, ist die Abhängigkeit der Symbolwirkung der Figuren, also ihre Abbildungen.
    Gewinnen sie ihre Kraft also aus dem Glauben und der Verehrung der Menschen und können ohne sie nicht existieren. Gehen sie also mit dem Vergessen der Generationen einem verfrühten Tod entgegen, obwohl sie unsterblich sein sollten? :gruebel


    Die Tatsache, dass das eine Kind zusammen mit Antiles auf der ewigen Insel lebt und Hand in Hand geht, kam mir wie das Werden und Vergehen des Lebens vor, der Anfag und das Ende, allerdings hat sich mir nicht genau erschlossen, warum die Begleiter des einen Kindes nun doch mit heiler Haut davonkamen.
    (Nicht, dass es mich enttäuscht hätte, im Gegenteil, ich habe mich über das Happy End gefreut)


    Das abschließende Ende hat mir gefallen, macht es doch deutlich, wie sehr die Reise der Gefährten und die Zusammenführung den Einen Kindes mit Antiles den Lauf der Geschichte geprägt und zum guten verändert haben, kurz nach der Ankunft der Gefähten vor den Toren der Stadt, schien alles auf Konfrontation und dem endgültigen totalen Krieg zu deuten, doch das Ruder konnte herumgerissen werden.


    Assoziieren konnte ich einige Wesen und Legenden, zum genannten Tolkien oder der griechischen/römischen Mythologie, allerdings habe ich mir gleichwohl die Frage gestellt, ob man das zwangsläufig auch tun sollte..
    Ich habe mich sehr konzentriert und nicht wie magna rechts und links geschaut um eben nicht von den Werken und Ideen anderer Schriftsteller abgelenkt zu werden, ich fand, dass Heides Werk für sich alleine stehen kann und auch soll, denn die Qualität hat es auf jeden Fall!



    Vielen Dank, für diesen gelungen Abschluß einer überaus spannenden Saga!

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • Zitat

    Original von Elbereth
    Das "Göttliche Volk" verstehe ich als höhere Rasse, mit quasi mehr abilities, die trotzdem nach Regeln schalten und walten müssen, was sich mir nicht wirklich erschließt, ist die Abhängigkeit der Symbolwirkung der Figuren, also ihre Abbildungen.
    Gewinnen sie ihre Kraft also aus dem Glauben und der Verehrung der Menschen und können ohne sie nicht existieren. Gehen sie also mit dem Vergessen der Generationen einem verfrühten Tod entgegen, obwohl sie unsterblich sein sollten? :gruebel


    (Sorry, Elbereth, hat ein bisschen gedauert mit der Antwort... :schaem)


    Auch da habe ich mich an verschiedene Mythologien gehalten. Dort ist die Symbolwirkung einer Figur gleichbedeutend mit ihrer schöpferischen Kraft, d.h. der Sonnengott ist zugleich auch die Sonne; Anrynan ist die Quelle und Antiles der Tod.
    Um noch mal auf die bereits erwähnte Schöpfungsgeschichte der Insel zu kommen: Die Geister entsprechen den Elementen. Sie bilden also die Welt in einer Art Urzustand ab und der ist - wie die Figuren erfahren - nicht gerade lebensfreundlich. (Siehe dazu z.B. Jemrens Abstieg in den Scye im zweiten Band!)
    Das Erscheinen der "Götter" in der Welt bedeutet eine Art Ausdifferenzierung der Schöpfung in Flora, Fauna usw. Dadurch erst wird die Welt für die Menschen (und die Nraurn) bewohnbar.
    Also liegt das Problem mit dem Vergessen nicht bei Lillias Volk, sondern bei den Menschen. Sie vergessen sozusagen den Grund, warum sie überhaupt auf der Insel leben können, sie vergessen, wie die Welt beschaffen ist, die sie umgibt. Und dadurch verlieren natürlich sie die Lebensgrundlage. Wer die Brunnen nicht mehr achtet (und deshalb pflegt), hat über kurz oder lang kein Wasser mehr.
    Tipp an alle, die es genau wissen wollen: Lest noch mal nach, was passiert, als während der Schlacht um Defágos die Statue der Göttin Amatha gestürzt wird. Der Zustand der Insel im dritten Buch ist eine direkte Folge davon.


    Zitat

    Original von Elbereth
    Die Tatsache, dass das eine Kind zusammen mit Antiles auf der ewigen Insel lebt und Hand in Hand geht, kam mir wie das Werden und Vergehen des Lebens vor, der Anfag und das Ende, allerdings hat sich mir nicht genau erschlossen, warum die Begleiter des einen Kindes nun doch mit heiler Haut davonkamen.


    Anfang und Ende - deine Beobachtung und auch deine Assoziationen zur antiken Götterwelt stimmen genau!


    Vielleicht noch ein Wort zu den Figuren: Ich finde nicht, das sie mit heiler Haut davonkommen. Zwischen der ersten Begegnung auf den Sternfelsen und dem letzten Schritt auf Lillias magische Insel wurde das Leben von allen Dreien völlig auf den Kopf gestellt. Keiner kann in den alten Trott zurückkehren - und das ist auch so etwas wie eine Todeserfahrung.
    Denn es bedeutet, dass man das alte Ich sterben lassen muss: Gorun den aufbrausenden, überheblichen Krieger, Jemren seine Identität als Blindschütze und Amra ihre Rolle als Dienerin des Todes.
    Ich habe eingangs gesagt, dass die Protagonisten Stellvertreter ihrer Kulturen sind: Nicht nur die Individuen, sondern auch die einzelnen Gruppen und sogar die Götter müssen ihre Rolle neu überdenken. Nur dadurch ist die Spaltung der Insel zu überwinden. Das zeigt auch eine Episode am Rande: Vrarras' Sohn wird später als Erwachsener keinen Kriegsgott sondern den Gott des Handels als Begleiter haben.


    Insofern "sterben" die Figuren eben doch: Ihr altes Selbst stirbt. Erst wenn sie diese Verwandlung anerkennen, erfolgt die Rückkehr aus der Unterwelt. Für Gorun bedeutet das, dass er endlich die starren Tabus seiner Welt vergessen kann und Amra lieben darf. Für sie gilt dasselbe, sie wendet sich gegen Ende den Menschen zu. Und Jemren wird schließlich das Leben führen, nach dem er sich immer gesehnt hat. Er wollte von Anfang an kein Blindschütze sein. Der Frieden auf der Insel ist ein Luxus, den er sich endlich leisten kann.

  • Zitat

    Original von Heide-Solveig
    Also liegt das Problem mit dem Vergessen nicht bei Lillias Volk, sondern bei den Menschen. Sie vergessen sozusagen den Grund, warum sie überhaupt auf der Insel leben können, sie vergessen, wie die Welt beschaffen ist, die sie umgibt. Und dadurch verlieren natürlich sie die Lebensgrundlage. Wer die Brunnen nicht mehr achtet (und deshalb pflegt), hat über kurz oder lang kein Wasser mehr.


    Danke, daß Du das nochmals so deutlich ausformuliert hast. Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen: das ist eine Entwicklung, die mir sehr bekannt vorkommt. Leider.



    Zitat

    Original von Heide-Solveig
    Auch da habe ich mich an verschiedene Mythologien gehalten. Dort ist die Symbolwirkung einer Figur gleichbedeutend mit ihrer schöpferischen Kraft, d.h. der Sonnengott ist zugleich auch die Sonne; Anrynan ist die Quelle und Antiles der Tod.
    (...)
    Insofern "sterben" die Figuren eben doch: Ihr altes Selbst stirbt. Erst wenn sie diese Verwandlung anerkennen, erfolgt die Rückkehr aus der Unterwelt.


    Dieses mehrmalige Aufgreifen alter Mythen und Mythologien (nicht nur an den zitierten Stellen) hat mir besonders gut an der ganzen Trilogie gefallen. Ich weiß, ich wiederhole mich, doch ich würde gerne mehr Bücher in dieser Art lesen. *Zaunpfahl* :-]

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Vielen Dank Heide, dass Du das nochmal deutlich gemacht hast.


    Die Wandlung im Leben und Sein der Gefährten war mir zwar bewusst, aber war ich so auf deren physischen Tod eingestellt, dass ich doch überrascht war, dass sie weiterleben durften.
    Wobei Deine Erklärung mit dem Sterben eines Teils von jedem natürlich völlig in sich schlüssig ist.
    (und ich Dir im Übrigen auch sehr dankbar bin, dass Du keine der Gefährten Antiles überlassen hast :grin)


    Ich schließe mich im übrigen Si an und werfe hinter dem Zaunpfahl gleich mal den ganzen Zaun her :grin

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson