ich bin mir ganz sicher, aber ich habe den Eindruck, daß Du Dich ein bißchen verheddert hast.
Es geht hier nicht um den Gegensatz Quelle-Sekundärliteratur.
Sekundärliteratur ist doch das, was über eine Quelle kommentierend geschrieben wurde. Oder was ist für Dich Sekundärliteratur?
Es geht hier um den unterschiedlichen Wert von Quellentexten.
Wenn man weiß, daß Shakespeare eine Geschichte, aus der dann 'Romeo und Julia' wurde, nicht auf italienisch, sondern in einer englischen Fassung gelesen hat, ist natürlich die englische Fassung 'Quelle'. Für den Shakespeare-Text.
Daneben gibt es aber noch die 'Geschichte', die Shakespeares Quelle zugrundeliegt. Die italienische Fassung. Die ist die Quelle der Quelle.
Sie allerdings kann durchaus noch eine ältere spanische oder sogar eine altgriechische Fassung haben. Das ist dann die Quelle der Quelle der Quelle der Quelle für Shakespeare.
Wenn es um die Wirkungsmacht eines Textes in der Kultur geht, dann ist auf jeden Fall die Sprache, in der der Text vorliegt von Bedeutung.
Aber bei der Bibel tritt noch dazu ein weiteres Problem zutage: es gibt mehrere Übersetzungen, die gleichberechtigt nebeneinander stehen.
Du hast neben Luther noch andere deutsche Übersetzungen. Daran können Deutungen und auch künstlerische Auslegungen hängen.
Mein Hinweis darauf, daß Du eine Übersetzung liest, ging allein auf den strengen Quellenbegriff zurück, den Du einführtest. Weil ich ja meinte, daß man sich Informationen problemlos auch aus dem Lexikon holen kann.
z.B. um die Deutungsprobleme alle auf einmal vorgeführt zu bekommen.
Wenn Du Dich bei der Lektüre der Bibel für die Luther-Übersetzung entscheidest (ein Beispiel), dann darfst Du nie vergessen, daß Du nicht nur die Bibel, sondern zugleich Luther liest.
Das kann in bestimmten Fällen zu Schwierigkeiten in der Auslegung oder im Verständnis führen.
Ja, die Luther-Übersetzung ist eine Quelle.
Aber bitte die Folie drumrum nicht vergessen!
magali