Die Bibel als ein in sich geschlossenes Buch gibt es ja nicht. Wie ich bereits gesagt hat, handelt es sich dabei um eine ganze Bibliothek mit ganz unterschiedlichen Texten, die innerhalb eines großen Zeitraums geschrieben wurden.
Im Alten Testament wird die Geschichte Israels mit seinem Gott beschrieben (also quasi Geschichtsbücher), es gibt die jüdischen Gesetze, es gibt prophetische Bücher aber auch Lieder und Lyrik ...
Im Neuen Testament schreiben vier verschiedene Menschen über Jesus (Evangelien) und bei einem Vergleich (z.B. mit Hilfe einer Synopse) sieht man schon auf dem ersten Blick, dass natürlich jeder "Autor" vor seinem persönlichen Hintergrund und für seine "Zielgruppe" (z.B. Judenchristen, Heidenchristen) die Jesusworte schon etwas interpretiert hat. Dennoch lässt sich bei allem noch der historische Jesus, sein Wirken und seine Predigten und natürlich auch sein Sterben gut erkennen und ist noch hochaktuell.
In der Apostelgeschichte beginnt dann die Geschichte der "Kirche", d.h. das Leben und Wirken der ersten Christen, die Mission (d.h. das Weitererzählen von Jesus und seiner frohen Botschaft) aber auch die Organisation des Zusammenlebens in der Gemeinde (z.B. Versorgung der Armen) In den verschiedenen Briefen liest man dann, was für Probleme und Fragen in den einzelnen Gemeinden auftauchten und wie diese mit Hilfe des Wortes Jesu gelöst werden können.
Und den Schluss macht dann das einzige prophetische Buch im Neuen Testament, die Offenbarung des Johannes.
Ich möchte hier keinen Bibel-Schnellkurs erteilen, aber ich wollte einfach mal klarstellen, dass man die Geschichte von Adam und Eva und die ägyptischen Plagen nicht mit der Bergpredigt in einen Topf werfen kann. Das ergibt einen Einheitsbrei, über den man nicht diskutieren kann.
Insofern ist auch die Gefahr an der Bibel offensichtlich. Man kann sich leicht bestimmte Zitate herauspicken (meist wird auch wahllos altes und neues Testament durcheinandergeschmissen) und diese zur Untermauerung seiner eigenen Meinung und sicher auch Machtausübung heranziehen. Da hilft dann wirklich nur die Frage danach, wie Jesus dazu Stellung bezogen hätte, wie er gehandelt hätte. Und das macht für mich den Reiz ung den Sinn der Bibel aus: Jesus auf die Spur zu kommen, seine "Lehre" seinem Leben auch in meinem Leben einen Platz einräumen.
(Mit einer solchen Fragestellung entbehrte natürlich die gewaltsame "Missionierung " jeder biblischen Grundlagen, die entsprach in keinster Weise der Jesustradition. Insofern kann da ja nun die Bibel nichts dafür, sie wurde zum Machtgewinn instrumentalisiert)
Ui, ich muss zur Arbeit.
Dieser Thread hat für mich insofern ein Gutes, dass ich wieder große Lust am Bibellesen bekommen habe. Ein Dankeschön an alle hier dafür.
grüße von missmarple