Dichter und andere Gesellen - Christoph Meckel

  • Kurzbeschreibung:
    Die hier versammelten Porträts - u.a. von Günter Eich, Antonio Tabucchi, Johannes Bobrowski - gehen von privaten, unspektakulären Begegnungen aus. Meckels subjektive Auswahl läßt ganz beiläufig eine kleine Literaturgeschichte der Nachkriegszeit entstehen, die den Leser dazu verführt, Autoren und Künstler neu zu entdecken.


    Über den Autor:
    Christoph Meckel wurde 1935 in Berlin geboren. Nach zahlreichen Reisen durch Deutschland, Europa, Afrika und Amerika studierte er Grafik an der Kunstakademie in Freiburg und München. Er veröffentlichte verschiedene Radierzyklen sowie zahlreiche Prosa- und Gedichtbücher. Heute ist er Mitglied des PEN Zentrums in Deutschland und der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt. Sein Werk wurde unter anderem mit dem Rainer-Maria-Rilke-Preis für Lyrik und dem Georg-Trakl-Preis ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    In diesem Essayband von 1998, in dem Artikel des Schriftstellers Christoph Meckel gesammelt sind, stehen Dichter der unterschiedlichsten Art im Mittelpunkt.


    Einige Essays sind Erstdrucke, andere sind in verschiedenen Zeitungen oder Zeitschriften erschienen.
    Manches sind Reden über Dichter oder Berichte über Besuche bei ihnen. Meckel kennt viele der Großen persönlich. Günter Eich, Ilse Aichinger, Nicholas Born, Oscar Pastior, Antonio Tabbuchi, Schnurre u.v.a.
    Der Autor schafft es, die Dichter gut zu portraitieren, zum Beispiel Günter Eich, dessen lyrische Stimme er mit der von Peter Huchel vergleicht.


    Die Portraits sind sehr unterschiedlich. Oft beginnt Meckel mit dem Eindruck der äußeren Erscheinung des Dichters und dringt dann zu dessen Persönlichkeit durch.


    Meckels Essays sind durchgängig auf gutem Niveau geschrieben, relativ ungekünstelt, doch immer wieder ist eine lyrische Note zu spüren.


    Dabei ist aber auch zum Beispiel ein bewegender Text über seinen Vater, und das Buch Suchbild, dass er über ihn geschrieben hat. Erst spät hat er über dessen ideologisches Mitläufertum im dritten Reich erfahren.


    Eindrucksvoll ein Besuch bei Marie Luise Kaschnitz. Er schrieb auch ein eigenständiges Buch über sie: WOHL DENEN DIE GELEBT, Erinnerung an Marie Luise Kaschnitz


    Ernst Meister besucht ihn in Frankreich und spricht von seinen Todesgedanken.


    Besonders spannend ist die kurze Begegnung Meckels mit Pasolini, dessen Mehrfachbegabung er betont und ihn als Zeichner herausstellt oder der Abschnitt über seinem Freund Antonio Tabbuchi, der bekannte italienische Autor, der so gut über Portugal schreibt,


    Humorvoll der Brief an Robert Louis Stevenson, hundert Jahre nach dessen Tod!


    Nicht jeder der Artikel ist besonders interessant, aber doch sehr viele und selbst wenn das Thema oder die behandelte Person dem Leser nicht so liegen sollte, ist Meckels Art über Künstler zu schreiben feinfühlig, teilweise eher trocken als überschwänglich und auf jeden Fall unantastbar.


    Zum reinlesen empfehle ich folgende Kapitel:
    Erinnerung an Johannes Bobrowski Nachträge
    Bericht zu dem Buch Suchbild / Über meinen Vater
    Geschichte einer Widmung