Doris Lessing: "Das fünfte Kind"

  • Die Literatur-Nobelpreisträgerin hat sich hier an ein sehr schwieriges Thema gewagt und sicher viel Stoff zum Nachdenken und Diskutieren gegeben. Es ist ein sehr schön geschriebener Roman mit aufrüttelndem Inhalt.
    Auf nur 219 Seiten zeichnet die Autorin das Bild eines Paares, das sich den Traum von einer großen Familie erfüllt und dessen Traum nach vier wunderbaren Kindern durch das fünfte Kind zerbricht.
    Beim Lesen schwankte ich zwischen Verständnis für die geplagte Mutter, die sich - am Ende ihrer seelischen und körperlichen Kräfte - um den Zusammenhalt der Familie bemüht und Unverständnis für ihre Handlungen. Am meisten hat mich der Gedanke an die anderen vier Kinder beschäftigt, deren Kindheit zum Trauma wurde.


    Wie weit darf eine Mutter gehen?
    Muss sie alle ihre Kinder lieben und sie um jeden Preis beschützen?
    Haben alle Kinder einer Familie das Recht auf Glück?
    Darf man das Wohlergehen eines einzelnen vernachlässigen, wenn dafür viele andere glücklich werden können?
    Gibt es wirklich Kinder, die als Ungeheuer geboren werden?


    Ich habe das Buch vor sehr langer Zeit gelesen und wage mich jetzt erneut dran. Ich bin schon gespannt, ob ich es nach dem Wieder-Lesen anders empfinde...

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde