Hochzeit der Möwen – Merih Günay

  • Verlag Picus, Wien
    2009 erschienen


    Originaltitel: Martlarn Duunu
    Aus dem Türkischen von Hülya Engin


    Kurzbeschreibung:
    :»Ein Schriftsteller, der was auf sich hält, muss ein Hungerleider sein, ein Habenichts.« Nur zu schnell wird ein junger, ambitionierter Autor von seinen flapsigen Worten eingeholt. Innerhalb kürzester Zeit wird ihm durch ein Unglück alles genommen, was er besitzt. Ohne Geld, Nahrung oder Kleidung verwahrlost er in einer mittlerweile leer gepfändeten Wohnung und verliert darüber fast den Verstand. Seine Frau hat ihn verlassen, sein Vater ist gestorben, seine Tochter kennt ihn kaum mehr. Bis sich eines Tages seine Nachbarin, die junge taubstumme Talin, seiner annimmt. Dankbar geht er auf das stillschweigende Angebot der einsamen Frau ein, die ihn vergöttert. Er hingegen verliebt sich unsterblich in deren Schwester Natali, was ihn vor folgenschwere Entscheidungen stellt. ?
    In seinem türkischen Schelmenroman lässt Merih Günay seinen unbekümmerten und respektlosen Helden eine Berg- und Talfahrt der
    Emotionen durchleben. Mit pragmatischem Fürwitz gewappnet, gelingt es ihm schließlich, sich nicht mit seinem Schicksal abzufinden,
    sondern diesem gewieft ein Schnippchen zu schlagen.
    Ein fantastischer Schelmenroman über das Schicksal, die Liebe und das Glück


    Über den Autor:
    Merih Günay, geboren 1969 in Istanbul, lebt in seiner Geburtsstadt. Er publiziert seit 2001 in Zeitschriften und Auswahlbänden, außerdem erschienen die Romane »Pabuçlarmn Yazar« (Der Dichter meiner Schuhe, 2004), »Martlarn Duunu« (Hochzeit der Möwen, 2007) »H€« (NICHTS, 2008), fur die er zahlreiche Auszeichnungen erhielt.


    Meine Meinung:
    Ein Roman aus der Türkei der aus dem Rahmen des üblichen fällt.


    Die vom Verlag im Klappentext angebotene Etikettierung Schelmenroman trifft es nicht schlecht, da in einem unbeschwerten, fast heiteren Ton erzählt wird, mit einem Protagonisten der zu Anfang und gegen Ende jeweils aus der Bahn geworfen wird. Anlass sind jeweils Bombenattentate in der Türkei, die für den Ich-Erzähler auch den finanziellen Ruin als Nebenwirkung zu Folge haben. Er lebte in der Nähe der Bombenexplosion, schreibt nebenbei und führte einen Souvenirladen, der danach natürlich schlecht läuft. Touristen bleiben aus und er geht Konkurs. Er wird mittellos, seine Frau verlässt ihn mit den Kindern, sein Vater stirbt. Also ein berufliches wie privates Desaster. Erst als er eine Frau kennerlernt, die sich um ihn kümmert und sich schließlich in deren Schwester verliebt gelingt ein Neuanfang. Doch bald hört er wieder die Hochzeit der Möwen.


    Mit nur 106 Seiten ist Hochzeit der Möwen ein schmales Buch, stilistisch eine Litanei der ironischen Art vor einem bitteren Hintergrund!