Diese Kurzgeschichte musste ich ebenfalls für die Uni lesen :-). In dem unten aufgeführten Buch umfasst sie knapp 18 Seiten.
Zur Autorin:
Charlotte Perkins Gilman wurde am 3. Juli 1860 in Hartford, Connecticut als Tochter des Schriftstellers Frederic Beecher Perkins geboren. Sie war eine prominente US-amerikanische feministische Autorin.
Charlotte Perkins Gilman war in ihrem Leben zweimal verheiratet. Das erste Mal von 1884 bis 1894 mit dem Künstler Charles Walter Stetson, den sie jedoch schon 1888 verließ. Mit Stetson hatte sie ihr erstes Kind Katherine Beecher Stetson. Während dieser Zeit litt sie unter Depressionen, was sie zum Schreiben brachte. Ihre zweite Ehe schloß sie mit ihrem Cousin George Gilman, einem Rechtsanwalt in New York. Diese Ehe währte von 1902 bis zu seinem Tod 1934.
Ihr erstes Werk "In This Our World" wurde 1890 veröffentlicht. Im Jahr 1899 erschien ihr berühmtestes Werk "The Yellow Wallpaper". Von 1902 bis 1922 wurde sie durch ihre Vorträge und Artikel berühmt, von denen einige in ihrer Monatszeitschrift, dem Forerunner (1909-1916) erschienen. 1915 erschien ihr berühmter Roman Herland. Im Jahre 1922 zog sie von New York nach Norwich, Connecticut wo sie Her Religion and Hers schrieb. Zehn Jahre später wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert. Nach dem Tod ihres Mannes (1934) zog sie nach Kalifornien, um näher bei ihrer Tochter zu sein. Am 17. August 1935 verübte sie Selbstmord, indem sie Chloroform inhalierte.
Zum Inhalt:
Die Kurzgeschichte "The Yellow Wallpaper" ist aus der Sicht einer Frau geschrieben, die von ihrem Mann, der gleichzeitig Arzt ist, eine Ruhekur auferlegt bekommt. Die Protagonistin und ihr Mann John verlassen ihr Zuhause und verbringen drei Monate auf einem Anwesen aus der Kolonialzeit, wo die Protagonistin sich von ihrer inneren Unruhe und Nervosität erholen soll. Dabei gleitet sie langsam in den Wahnsinn ab.
Die Protagonistin verbringt die meiste Zeit ihres Aufenthalts in einem Zimmer mit einer in ihren Augen hässlichen gelben Tapete. Abgeschottet von Außenkontakten und kreativer Arbeit, konfrontiert sie sich mit ihrem eingesperrtem Ich und versucht, hinter das Geheimnis zu kommen, das sie hinter der Tapete vermutet. Sie folgt dem wirren Muster, welches sie an Gitterstäbe erinnert, mit den Augen und glaubt, jeden Tag etwas klarer zu sehen. Kurz vor ihrer Abreise sieht sie eine kriechende Frau hinter den Gitterstäben auf der Tapete. Die Protagonistin beschließt, der Frau zu helfen und die Tapete abzureißen, wenn ihr Mann in der Stadt Besorgungen macht. Dazu schließt sie sich in dem Zimmer mit der gelben Tapete ein und versteckt den Schlüssel. Als ihr Mann vor der Tür steht, sagt sie ihm, wo er den Schlüssel findet. Als er das Zimmer betritt, findet er seine Frau, die mittlerweile die Tapete abgerissen hat, auf dem Boden kriechend vor.
Meine Meinung:
Diese Kurzgeschichte hat mir von denen, die ich für die Uni lesen musste, mit am besten gefallen. Zwar wird in recht langen Passagen auf die genaue Beschaffenheit der Tapete eingegangen, was ich mitunter etwas langweilig fand, aber die Tapete ist schließlich die Namensgeberin für die Geschichte.
Der Schreibstil der Autorin hat mir sehr gut gefallen; im Gegensatz zu "Young Goodman Brown" war mir bei "The Yellow Wallpaper" immer klar, was real ist und was der Einbildung der Ich-Erzählerin zuzuschreiben ist.
Die Aussage der Kurzgeschichte habe ich so verstanden, dass die Ich-Erzählerin ihr wahres Ich als kriechende Frau hinter der gelben Tapete wahrnimmt. Der Wahnsinn wird für sie Befreiung und Emanzipation von gesellschaftlichen Zwängen und Zugang zu sich selbst. Würde ich jetzt mal so sehen :gruebel.