Yemma - Meine Mutter, mein Kind – Tahar Ben Jelloun

  • Verlag: Der Audio Verlag
    3 CDs, 3 Stunden 56 Minuten
    gesprochen von Bernt Hahn
    Aus dem Französischen von Christiane Kayser


    Kurzbeschreibung:
    Yemma - Meine Mutter, mein Kind" ist Ben Jellouns bewegende Erzählung von der Alzheimererkrankung seiner Mutter. "Ich habe meiner Mutter zu essen gegeben. Meiner Mutter, meinem Kind. Einen Löffel Milch mit Käse. Wie einem Kind, das mit geschlossenen Augen isst, und meine Hand zittert vor Rührung." Der hier seine an Alzheimer erkrankte Mutter füttert, ist Tahar Ben Jelloun. Und das Kind ist Lalla Fatma, seine alte Mutter, die mit einer Pflegerin zurückgezogen in ihrem Haus in Tanger lebt. Mal verwechselt sie ihn mit ihrem vor dreißig Jahren gestorbenen jüngeren Bruder. Dann mit ihrem ältesten Sohn Mustafa aus ihrer ersten Ehe mit fünfzehn. Oder sie sieht in ihm nur den kleinen kranken Tahar, den sie in Fes hätschelte. Oder beklagt sich, dass er sie seit seiner (!) Beerdigung nicht besucht hat. Dazwischen Momente von großer Klarsichtigkeit: Von ihrem Bett aus erinnert sie sich an ihre Jugend, ihre Ehen, die Hochzeitsfeste, die Vorbereitungen im Hamman. Eines Morgens bestellt sie Handwerker, die ihr Haus für die Beerdigung schmücken sollen. Dann wieder lacht sie und schminkt sich für ihre drei (verstorbenen) Ehemänner, die sie zum Essen erwartet. Lalla Fatma bevölkert ihr Haus mit Fantomen, Erinnerungen und Halluzinationen. Doch eines Tages bleiben auch die aus.


    Über den Autor:
    Tahar Ben Jelloun wurde 1944 in Fes, Marokko, geboren, lebt in Paris. Er gilt als bedeutendster Vertreter der französischsprachigen Literatur des Maghreb, wurde 1987 mit dem Prix Goncourt für seinen Roman "Die Nacht der Unschuld" ausgezeichnet.
    Im Berlin-Verlag erschien 2001 der Roman Das Schweigen des Lichts, für den ihm der internationale IMPACT-Literaturpreis zugesprochen wurde, und 2002 „Papa, was ist der Islam? Gespräch mit meinen Kindern“.


    Über den Sprecher:
    Bernt Hahn geb. 1945, lebt in Köln. Nach über dreißig Jahren mit Engagements an diversen Theatern, u. a. Schauspiel Köln, Düsseldorfer Schauspielhaus, Schauspiel Frankfurt, Bochumer Schauspielhaus arbeitet Bernt Hahn seit einigen Jahren als freiberuflicher Schauspieler und Sprecher bei allen deutschen Rundfunkanstalten und mit eigenen literarischen Programmen. Legendär ist die vollständige öffentliche Lesung des Romans "Auf der Suche der verlorenen Zeit" von Marcel Proust zusammen mit Peter Lieck (als Live-Mitschnitt gesendet von WDR, SFB und dem Saarländischen Rundfunk). Bernt Hahn wirkte an der Produktion zahlreicher Hörbücher mit.


    Meine Meinung:
    Yemma ist offensichtliche eine autobiographische Geschichte.
    Eine traurige Geschichte, aber kein trauriges Buch. Der Grund liegt in Tahar Ben Jellouns empathischen Stil und die Sympathie und Liebe, die er auch der kranken Mutter noch entgegenbrachte.
    Neben dem Schicksal seiner Mutter erfährt der Zuhörer/Leser auch viel über Fez und Tanger in Marokko in verschiedenen Zeiten, der Politik, dem Islam.
    In Rückblicken erzählt der Autor, wie seine Mutter einst verheiratet wurde, mit einem Mann den sie nicht kannte. Der ist dann auch schnell gestorben, erst die dritte Ehe wurde langjährig (nicht immer ohne Streit, aber doch zufrieden stellend) und Tahar Ben Jelloun wurde geboren.
    Erst in den von der Alzheimer-Erkrankung hoch geholten alten Erinnerungen erzählt seine Mutter, wie schwer die Ehe war, es herrschte eine Distanz zwischen den Eheleuten.


    Mit der Zeit setzt der geistige Verfall immer mehr ein, die Krankheit Alzheimer vernichtet den heiteren Mensch, wie Tahar Ben Jelloun seine elegante Mutter immer in Erinnerung hatte.
    Dieser unvermeidliche Krankheitsverlauf wird vom Autor unsentimental beschrieben und man bekommt einen bedrückenden Eindruck, was diese Erkrankung an schweren Belastungen für die Angehörigen und die Pflegerin bedeutet.


    Das Buch ist gut gesprochen, mit einer Ruhe, die zu dem Text des Autors hervorragend passt.


    ASIN/ISBN: 3898136760

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    Eine traurige Geschichte, aber kein trauriges Buch. Der Grund liegt in Tahar Ben Jellouns empathischen Stil und die Sympathie und Liebe, die er auch der kranken Mutter noch entgegenbrachte.


    Ich lese gerade das Buch und kann dem nur zustimmen. Mich hat die Zärtlichkeit überrascht, mit der Tahar Ben Jelloun über seine Mutter spricht. Und mit dieser messerscharfen Kritik an westlichem Gebaren, mit Demenzkranken oder überhaupt Alten umzugehen, spricht er mir aus der Seele (im Buch Seiten 44, 45).