Heaven. Stadt der Feen - Christoph Marzi

  • Inhalt
    Zum ersten Mal treffen sich David und Heaven hoch über den Dächern von London. David kann es kaum glauben, als das zauberhafte Mädchen ihm erklärt, dass ihr Herz kurz zuvor von zwei bösen Männern gestohlen wurde. Doch wie kann jemand ohne Herz überleben? Der Teenager hilft der rätselhaften Heaven und gerät so in einen Strudel aus Gefahr und dunklen Geheimnissen...


    Meine Meinung
    "Heaven: Stadt der Feen" ist mein erstes Buch von Christoph Marzi und wurde mir empfohlen, weshalb meine Erwartungshaltung recht groß war. Dieser Fantasyroman erzählt die Geschichte der geheimnisvollen Heaven, beginnt im November und dauert ca. 10 Tage lang. Als Schauplatz hat der Autor die britische Hauptstadt London gewählt.


    Die unterschiedlichen Hauptpersonen David und Heaven lernen sich zufällig über den Dächern kennen, als Heaven das Herz von 2 bösen Männern herausgeschnitten wird. Während der 17-jährige David Pettyfer, der immer rote Chucks trägt, sein Geld als Gehilfe in einem Buchladen arbeitet und dort auch wohnt, musste die gleichaltrige, übernatürlich schöne Heaven, die eigentlich Freema Mirrless heißt, schon früh ohne Eltern zurechtkommen und lebt nun bei ihrem Vormund Mr. Mickey. Und natürlich stellt sich allen die Frage, warum Heaven trotz des geraubten Herzes noch lebt und wer die Angreifer sind... Leider bleiben die Protagonisten farblos und hölzern, es fehlt den Charakteren auch an Tiefe und Vielschichtigkeit.


    Von der Grundidee gefällt mir dieser Jugend-Fantasyroman sehr gut, nur finde ich die Flucht vor Heavens Verfolgern nicht außergewöhnlich oder besonders spannend, das Ganze zieht sich auch sehr in die Länge. Außerdem nimmt der Untertitel "Stadt der Feen" schon zu viel vorweg, da erst ziemlich spät davon die Rede ist und man unterschwellig immer auf das Auftauchen der Feen wartet... Erzählt werden die turbulenten Geschehnisse aus der personalen Erzählperspektive hauptsächlich von David, aber auch Heaven und andere Nebenpersonen beschreiben die Begebenheiten aus ihrer Sicht. Trotz etlicher Längen und überaus detaillierten Schilderungen lässt sich der Roman angesichts des flüssigen Schreibstils sowie der bildhaften Beschreibungen rasch lesen.


    Fazit
    Eigentlich hätte ich mir von "Heaven: Stadt der Feen" mehr erwartet, doch die Geschichte von Heaven und David wartet neben einer netten Story (inkl. einer Bonusgeschichte) und einem schönen Schreibstil leider auch mit etlichen unnötigen Passagen auf. Dafür kann ich nur 6 Punkte vergeben.

  • Als David eines Nachts auf den Dächern Londons unterwegs ist um einem Kunden des Buchladens, in dem er arbeitet, ein lang erwartetes Buch zu übergeben, stolpert er dabei über ein Mädchen. Sie hat große Angst und erzählt ihm eine Geschichte, die unglaublicher wohl gar nicht sein könnte: Ein böser Mann hat ihr das Herz gestohlen! Und das meint sie nicht im übertragenden Sinn.


    David glaubt ihr zunächst nicht, ist jedoch auf irgendeine Art von ihr fasziniert und möchte ihr helfen. Zunächst will er sie nur sicher nach Hause bringen, wo sich schon jemand um sie kümmern wird, hält es dann aber doch für besser, sie ins Krankenhaus zu bringen. So langsam beginnt er ihrer Geschichte Glauben zu schenken, obwohl er das alles für unmöglich hält. Denn welcher Mensch ist noch am Leben und in der Lage zu laufen, wenn man ihm sein Herz heraus geschnitten hat?


    Im Krankenhaus überschlagen sich dann die Ereignisse: Heaven verliert das Bewusstsein und wird schließlich von Ärzten untersucht, die offenbar keinen Herzschlag finden können. Der Arzt greift daraufhin zum Telefon, während die Krankenschwester David erzählt, dass vor kurzer Zeit zwei böse Männer im Krankenhaus aufgetaucht sind, die nach einem Mädchen gesucht haben, das behauptet, kein Herz mehr zu haben. Als der Arzt sich immer verdächtiger benimmt, beschließt David den Feueralarm auszulösen um mit Heaven zu fliehen. Wieder an der frischen Luft geht es dieser schlagartig besser und sie zur Tür blickt entdeckt sie schließlich sogar den Mann, der ihr das alles angetan hat.


    Auch David findet ihn äußerst bedrohlich und beide beginnen ihre Flucht durch London, wobei sie von dem Mann und seinem Gehilfen verfolgt werden. Durch einen Trick gelingt es ihnen am Ende ihm fürs erste zu entkommen und David nimmt Heaven mit in den Buchladen, in dem er nicht nur arbeitet, sondern auch wohnt.


    Am nächsten Tag trifft David erneut auf den gefährlichen Mann, als er eine Nachricht zu Davids Haus bringen sollte. Er will unbedingt wissen, wo Heaven sich aufhält. Dabei drängt sich natürlich die Frage auf, was er noch von ihr will, ihr Herz hat er ihr schließlich schon genommen ...



    Heaven ist ein sehr spannendes und faszinierendes Buch, das mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt hat.


    Die Handlung und die Geschichte von Heaven klingen zwar im ersten Moment absolut unglaublich, ziehen den Leser jedoch trotzdem in ihren Bann. Je mehr man sich auf die Geschichte einlässt, desto tiefer versinkt man in ihr, wobei man mehr und mehr beginnt das Geschehene auch tatsächlich zu glauben. Gerade zum Ende hin wird die Handlung so spannend, dass man es nur äußerst ungern, am liebsten gar nicht, aus der Hand legen will. Das Ende an sich ist außerdem nicht nur spannend, sondern wartet noch mit einigen Überraschungen auf.


    Die Schauplätze und Stadtteile von London sind häufig sehr detailliert beschrieben, wodurch man sich die Szenen gut vorstellen kann. An einigen Stellen sind sie so schön geschildert, dass man am liebsten selbst dorthin fahren möchte um sich alles mit eigenen Augen anzusehen.


    Die Hauptfiguren David und Heaven sind beide sehr sympathisch und man kann sich als Leser auch mit ihnen identifizieren.
    Heaven wirkt, trotz der Sache mit dem Herzen, sehr authentisch und überzeugt vor allem zu Anfang mit ihren schnippischen Bemerkungen.
    David ist ein so liebenswerter Charakter, wie man ihn nur selten erlebt. Trotz allem was Heaven ihm über diese erste Nacht erzählt, hält er sie nicht für verrückt, sondern will ihr ernsthaft helfen. Bereits nach kurzer Zeit glaubt er ihr sogar, obwohl alles vollkommen unmöglich erscheint. Seine Sorge und seine Gefühle für Heaven machen in dann nur noch sympathischer.


    Der Schreibstil von Christoph Marzi ist fließend und sehr angenehm zu lesen. Er nutzt zwar ab und an auch Jugendsprache, versteht es jedoch sie richtig einzusetzen. Er wählt dazu immer die passenden Momente und geht sparsam mit Ausdrücken oder Schimpfwörtern um, sodass man nicht ständig mit ihnen konfrontiert wird, was einen ungestörten Lesefluss ermöglicht.


    Obwohl es nichts mit dem Inhalt des Buches zu tun hat, möchte ich auch das wunderschön gestaltete Cover noch hervorheben, das unter anderem die Skyline von London bei Nacht zeigt.



    FAZIT
    Heaven hat mich einfach begeistert und ich kann es nur jedem empfehlen. Die Geschichte ist ein Art modernes Märchen, das zwar unglaublich erscheint, einen aber trotzdem überzeugt, sodass man das Buch einfach lieben muss.

  • Ich bin seit Lycidas ein großer Fan von Christoph Marzi; Heaven allerdings hat mich enttäuscht. Ich fand das Buch nicht besonders schlecht, allerdings auch nicht besonders gut, und das wiegt umso schwerer, da ich nach Büchern vom Kaliber eines Lycidas eigentlich viel mehr erwartet hätte.
    Aber hier meine Einschätzung im Detail:



    Heaven - Stadt der Feen beginnt mit einem Jungen, der über die Dächer des nächtlichen London läuft, um seltene Bücher an Kunden seiner Arbeitgeberin, einer schrulligen Buchladenbesitzerin auszuliefern, und mit einem Mädchen, der von einem bösen Mann namens Mr. Scrooge und seinem Zombie-Helfer das Herz aus der Brust geschnitten wird, die aber trotzdem weiterlebt.
    Der Junge, David, stolpert über Heaven, das Mädchen, die vor Mr. Scrooge und seinem gekrümmten Messer flieht. David hilft Heaven und nimmt sie mit sich. Zuerst glaubt er ihr nicht, dass sie kein Herz mehr hat, denn ohne Herz kann man doch nicht weiterleben? Aber als er sein Ohr an ihre Brust schlägt, kann er ihren Herzschlag nicht hören. Und Mr. Scrooge gibt seine Jagd auch Heaven nicht auf, denn sein unbekannter Auftraggeber will nun das Mädchen, das ohne Herz noch fliehen konnte. David und Heaven müssen nun unbedingt herausfinden, was es mit dem Geheimnis von Heavens fehlendem Herzen auf sich hat, bevor Scrooge sie mit seiner blitzenden Klinge erwischen kann.


    Das erste, was mich beim Lesen einfängt, ist Christoph Marzis wunderbare, poetische Erzählweise, die schon Lycidas und die Nachfolgebände so unverwechselbar machte. Die düster-märchenhafte Atmosphäre eines selbst in der heutigen Zeit noch viktorianisch anmutenden Londons weiß sofort wieder zu verzaubern.
    Doch dann entrollt sich eine sehr geradlinige, sehr einfache, oft vorhersehbare Geschichte, die das Versprechen des Anfangs für mein Gefühl nicht erfüllt. Es mangelt mir darin an Höhepunkten. David und Heaven laufen vor Scrooge davon, entgehen seiner Klinge zweimal um Haaresbreite, und in den Pausen dazwischen recherchieren sie ein bisschen im Internet und sprechen mit einem Geist und einem Bücherliebhaber, und das ist dann auch schon (fast) alles, um das Rätsel zu lösen. Den Rest erledigt der demaskierte Bösewicht selbst.
    Die Auflösung könnte zauberhaft sein, doch ich habe das Gefühl, dass dem Zauber die Zeit fehlt, sich zu entfalten. Mehr Zeit hätte der Geschichte gut getan. So wie sie nun da steht, wirkt sie auf mich wie ein abgemagerter Schatten ihrer selbst. Die Protagonisten wirken seltsam distanziert auf mich (vielleicht auch durch die gelegentlichen, bemüht wirkenden Einschübe von cool gemeinten sprachlichen Ausbrüchen, die wohl der Jugendlichkeit dienen sollten, aber in der umgebenden Sprachpoesie deplaziert sind). Ich kann mich in ihre Leben nicht einfühlen. Heaven erscheint hilflos und zickig, ein häufiges Problem in Büchern, die für jugendliches Lesepublikum geschrieben werden. David ist zwar sympathisch, kommt aber selten übers Bemühen hinaus. Seine fortgesetzte Unterlegenheit vor Mr. Scrooge mag zwar realistisch sein, aber irgendwann wünscht man sich als Leser wenigstens ein bisschen Heldentum. Doch aus den brenzligen Situationen entkommt er fast immer nur durch Zufälle oder fremde Hilfe.
    Die Nebenfiguren geben sich blass, auch das geschuldet der mangelnden Zeit. Der doppelte Buchumfang hätte der Geschichte gut getan.
    Also - wirklich kein schlechtes Buch, aber weit entfernt vom Zauber und der Komplexität der 'Uralte Metropole' - Bücher. Wer Ähnliches von 'Heaven' erwartet, dürfte wohl enttäuscht werden.
    Für alle anderen, die erwartungsfrei an das Buch herangehen, kann es wohl durchaus ein locker-leichtes Lesevergnügen bieten, denn die Sprachschönheit, die typisch für den Autor ist, ist auch hier zu finden. Und es gibt durchaus ein paar spannende Momente.

    Ich hab' mich verirrt.
    Ich bin dann mal weg, um nach mir zu suchen.
    Sollte ich zurückkommen, bevor ich wieder da bin, sagt mir bitte, ich soll hier warten!

  • Seit dem ich Marzis "Uralte Metropole" kennen und lieben gelernt habe, komme ich an keinem Buch mehr vorbei, welches seiner Feder entsprungen ist. Da es sich bei "Heaven ~ Stadt der Feen" ja nur um einen Einzelband handelt, bin ich schon von Beginn an davon ausgegangen, dass mich hier (leider) keine besonders tiefschürfende und verschachtelte Story erwarten würde.
    Und so war ich letztendlich auch nicht enttäuscht, dass ich mit meinen Erwartungen richtig lag.


    Spaß gemacht hat es mir allemal, zusammen mit David und Heaven über die Dächer Londons zu laufen, manchmal diese verrückte und pulsierende Stadt auch nur "ganz normal" zu durchqueren und dank Christoph Marzis gewohnt detaillierten örtlichen Beschreibungen fast zu glauben, mich wirklich dort zu befinden.


    Die Story enthält nicht nur schöne Elemente der sog. Urban-Fantasy, sonder phasenweise auch etwas, was ich mehr Richtung Thriller einordnen würde. Zwar deutlich an Jugendliche adressiert, aber dennoch spannend und Blut fließt auch nicht zu knapp ;-)


    Einzig das Ende hat mich etwas enttäuscht zurück gelassen. Es fiel mir schlicht weg zu flach konstruiert aus, doch das geht mir bei sehr vielen Büchern so, quer durch alle Genre. *seufz*


    Fazit: Nettes Buch, nicht nur für Jugendliche und eingefleischte Marzi-Fans. Man muss es zwar nicht unbedingt gelesen haben, würde sich aber definitiv um eine schöne Geschichte bringen, wenn man es nicht liest. Lediglich dem dünnen Ende ist mein Punktabzug geschuldet und so vergebe ich 7 von 10 Punkten.