Heaven. Stadt der Feen - Christoph Marzi

  • Kurzbeschreibung


    London - das ist seine Stadt. Und über den Dächern von London - dort hat David Pettyfer sein zweites Zuhause gefunden. Hier oben kann er den Schatten der Vergangenheit entfliehen. Bis er eines Tages auf ein Mädchen trifft, das alles in auf den Kopf stellt, an das er bisher geglaubt hat. Ihr Name ist Heaven. Sie ist wunderschön. Und sie behauptet, kein Herz mehr zu haben. Ehe David begreifen kann, worauf er sich einlässt, sind sie gemeinsam auf der Flucht. Und sie werden nur überleben, wenn sie Heavens Geheimnis lüften…


    «Ihre Pfade hatten sich gekreuzt, und wenn seltsame Zufälle wie dieser etwas zu bedeuten hatten, dann musste man die Gelegenheiten, die sich einem so boten, einfach festhalten.» (S. 87)


    Rezension


    In einer kalten, mondlosen Nacht stiehlt ein gewisser Mr Drood, der sich auch Mr Scrooge oder Mr Heep nennt, dem Mädchen Heaven das Herz. Doch statt zu sterben, rappelt sich sein Opfer wieder auf und läuft davon.
    Auf ihrer Flucht über die Dächer Londons trifft sie auf David, der zunächst nicht glauben kann, was er da vor sich sieht. Und doch nimmt er sich Heaven an, hilft ihr bei der Suche nach ihrem Herzen und verliert dabei sein eigenes…


    Mit «Heaven. Stadt der Feen» hat Christoph Marzi mir mal wieder eine schlaflose Nacht beschert. Bereits nach den ersten Sätzen spürte ich schon wieder diesen typischen Zauber, den seine Bücher auf mich ausüben.
    Der Autor hat einfach einen unverwechselbaren, eigenen Schreibstil, einen ganz besonders klingenden Sprachrhythmus. Kurze, knackige Sätze wechseln sich ab mit poetischen, traumhaft schönen Beschreibungen und erwecken ein düsteres, pulsierendes London zum Leben. Eine Stadt, über der ein Stück Himmel fehlt.


    Gemeinsam mit Heaven und David versucht man, dem Rätsel auf die Spur zu kommen, einen Zusammenhang zu Heavens Schicksal zu erkennen. Man erlebt gnadenlose Verfolgungsjagden durch die Straßen Londons, die U-Bahn-Stationen, über die Friedhöfe und Dächer der Stadt. Ruhe findet man lediglich in den Räumen eines kleinen, heimeligen Buchladens mit dem entzückenden Namen «The Owl and the Pussycat» und in den wenigen, kurzen Momenten, in denen man das zarte Band zwischen dem Jungen und dem Mädchen wachsen sehen kann.
    Die meiste Zeit jedoch rast man in unglaublichem Tempo durch die Kapitel und Zwischenspiele, fürchtet sich vor Mr Drood und seinem Lakaien und erlebt schließlich ein Finale, dessen Kulisse nicht atemberaubender gewählt sein könnte.


    Neben Sprache, Setting und Spannungsbogen ist Christoph Marzi auch die Charakterzeichnung ausgezeichnet gelungen. Die Bösen sind richtig schön fies und die beiden Hauptfiguren unglaublich lebendig. Beide haben sie ihre eigene, sie prägende Geschichte, die sich nach und nach entfaltet und ihnen Tiefe und Authentizität verleiht. Am Ende ist man richtig traurig, dass Davids und Heavens Geschichte nun erzählt ist und man die beiden zurück lassen muss.


    So ist «Heaven» wahrlich ein außergewöhnliches Leseerlebnis. Einerseits will man sich Zeit lassen, jeden einzelnen Satz genießen. Andererseits will man unbedingt schneller lesen, um zu erfahren, wie es weitergeht.
    Begleitet wird dabei man von unzähligen musikalischen und literarischen Anspielungen, die eine ganz spezielle, dichte Atmosphäre schaffen. In Zukunft werde ich bei vielen Liedern, die ich im Radio hören werde, unausweichlich an dieses Buch zurückdenken müssen.


    FAZIT: Spannend, rätselhaft, fantastisch, gruselig, mitreißend, wundervoll… Bisher mein Lesehighlight 2oo9.


    Wertung: 5/5

  • Danke für die schöne Rezi :wave
    Das Buch werd ich mir nach dem fasten als erstes kaufen :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Über den Autor
    Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermendig nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Frau Tamara und seinen drei Töchtern im Saarland.


    Kurzbeschreibung
    Seit vor 18 Jahren ein Komet den Himmel über London gestreift hat, fehlt ein großes Stück des nächtlichen Firmaments. Als Heaven Mirrlees eines Nachts über die Dächer streift, um sich die verbliebenen Sterne anzusehen, wird sie von zwei Männern überfallen, die ihr das Herz stehlen. Doch Heaven überlebt diese Tat und kann fliehen. Auf ihrer Flucht stolpert sie im wahrsten Sinne des Wortes über David, einen Jungen, der aus Cardiff nach London geflohen ist. Gemeinsam machen sie sich auf die abenteuerliche Suche nach Heavens Herz und kommen dem Verschwinden des Himmels auf die Spur.


    Meine Meinung
    Allein das wunderschöne, liebevoll gestaltete Cover macht dieses Buch zu etwas Besonderem. Mit „Heaven – Stadt der Feen“ ist Christoph Marzi ein Meisterwerk der Fantasyliteratur gelungen. Nur wenige Sätze, und der Leser ist im Bann der Geschichte um Heaven und David gefangen und kann sich nur schwer wieder daraus befreien. Wundervoll poetisch und detailgetreu beschreibt Marzi das London ohne Himmel, die Atmosphäre und die einzelnen Charaktere. David, Heaven, Mr. Merryweather und Miss Trodwood wachsen einem sofort ans Herz, andere Figuren verabscheut man jedoch vom ersten Augenblick an. Es ist, als würden einem diese Gestalten wirklich begegnen, so sehr kann man sich in die Geschichte hineinfallen lassen.


    Die Story ist vom ersten Moment an spannend und fesselnd, jedoch an keiner Stelle vorhersehbar. Man bekommt zwar irgendwann den Hauch einer Ahnung davon, was vor 18 Jahren in London passiert ist und wie diese Ereignisse mit Heaven zusammenhängen, jedoch klärt sich die ganze Geschichte erst zum Schluss auf, so dass die Spannung dem Leser bis zum letzten Kapitel erhalten bleibt.


    Marzi gelingt es, seine Geschichte perfekt im heutigen, realen London zu platzieren. Jeder Leser, der in Zukunft London besucht, wird bei einer Fahrt mit der Circle Line, einem Besuch in Kensington oder einer Runde im London Eye unweigerlich an dieses Buch denken müssen. Urban Fantasy vom Feinsten!

  • Zitat

    Original von Suzann
    Wieviele Seiten hat Heaven?
    Ist das so ein Schmöker in der Dicke von Lycidas?


    Nee! Typische Jugendbuch-Größe, die bei Amazon angegebenen 358, die sich wie im Flug lesen lassen :-].

  • Zitat

    Original von Steena


    Nee! Typische Jugendbuch-Größe, die bei Amazon angegebenen 358, die sich wie im Flug lesen lassen :-].


    Gut zu wissen dann freu ich mich noch mehr drauf :-]

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Eigentlich bin ja schon sehr neugierig drauf, allerdings konnte ich mit Malfuria überhaupt nicht anfreunden :gruebel
    Mags jemand vielleicht wandern lassen? :grin

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)

  • Zitat

    Original von Steena


    Nee! Typische Jugendbuch-Größe, die bei Amazon angegebenen 358, die sich wie im Flug lesen lassen :-].


    Schöner Vergleich :-) Mit Christoph Marzis Büchern kann man gut fliegen. :-]

  • Zitat

    Original von Ikarus
    Schöner Vergleich :-) Mit Christoph Marzis Büchern kann man gut fliegen. :-]


    Und hier - das wurde ja schon erwähnt - ganz besonders gut, über die Dächer und Friedhöfe Londons :grin. "Heaven" ist definitiv mal wieder ein Buch zum Abschalten und Abtauchen in die Geschichte - Urlaub vom Alltag, wenn man es so will.

  • Kann mir jemand sagen in welcher Reihenfolge man die Bücher von Marzi lesen sollte? Oder sind die alle voneinander unabhängig?

    Nenne dich nicht arm, weil deine Träume nicht in Erfüllung gegangen sind; wirklich arm ist nur, der nie geträumt hat. - Marie von Ebner-Eschenbach

  • Zitat

    Original von Lili_Morinstal
    Kann mir jemand sagen in welcher Reihenfolge man die Bücher von Marzi lesen sollte? Oder sind die alle voneinander unabhängig?


    Bei der Uralten Metropole solltest du die folgende Reihenfolge einhalten:
    Lycidas
    Lilith
    Lumen
    Somnia
    Alles andere macht nicht so viel Sinn und schmälert das Lese-Erlebnis - Somina kann man auch für sich lesen, aber irgendwie fehlt dann trotzdem die Vorgeschichte. Somnia ist in einer anderen Stadt angelegt als die anderen Bände und es wird noch mal viel Einleitendes geschrieben.


    Die übrigen Titel sind Einzelbände, die unabhängig voneinander gelesen werden können. Der bald erscheinende "Lyra" steht allerdings in Verbindung mit "Fabula" ... ob man Fabula dafür gelesen haben sollte, wird sich bald zeigen.


    Heaven ist eine in sich abgeschlossene Geschichte mit Figuren, die noch in keinem anderen Roman von Christoph Marzi vorkamen.


  • Und die Malfuria-Trilogie sollte man vielleicht auch in der richtigen Reihenfolge lesen :chen


    Malfuria - (Das Geheimnis der singenden Stadt)
    Malfuria - Die Hüterin der Nebelsteine
    Malfuria - Die Königin der Schattenstadt


    und ergänzend zu Uralten Metropole:
    Die Kurzgeschichte "Scarlet" gehört chronologisch zwischen Lumen und Somnia.

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)

  • Zitat

    Original von Tess
    Und die Malfuria-Trilogie sollte man vielleicht auch in der richtigen Reihenfolge lesen :chen


    (Wie konnte ich dieses mie..., äh nette Werk der Literaturgeschichte bloß vergessen - ich vermute, Verdrängung war Schuld!)


    Ja, natürlich sollte man auch bei Malfuria die Reihenfolge einhalten ... oder man liest die einfach gar nicht.

  • Zitat

    Original von Steena


    (Wie konnte ich dieses mie..., äh nette Werk der Literaturgeschichte bloß vergessen - ich vermute, Verdrängung war Schuld!)


    Ja, natürlich sollte man auch bei Malfuria die Reihenfolge einhalten ... oder man liest die einfach gar nicht.


    Ich mochte die Malfuria-Reihe gern :-)

  • Zitat

    Original von Steena


    (Wie konnte ich dieses mie..., äh nette Werk der Literaturgeschichte bloß vergessen - ich vermute, Verdrängung war Schuld!)


    Ja, natürlich sollte man auch bei Malfuria die Reihenfolge einhalten ... oder man liest die einfach gar nicht.


    Steena, du wirst mir immer sympatischer :kumpel
    Ich habs mit den Büchern versucht, ich habs mit den Hörbüchern versucht, aber selbst Andreas Fröhlich konnte mich für die Geschichte nicht begeistern ;-(
    Deswegen bin ich bei Heaven ein wenig skeptisch, weil es ja schon eher Jugendbuch sein soll...
    andererseits, wenn es dir ähnlich geht, ist Heaven vielleicht doch lesenswert :gruebel

    "Man sagt, wenn man die Liebe seine Lebens trifft bleibt die Zeit stehen - und das stimmt. Aber was niemand sagt, ist, dass sie danach viel schneller vergeht - um die verlorene Zeit wieder aufzuholen." (Tim Burtons Big Fish)