Die Lehrjahre des Duddy Kravitz - Mordecai Richler

  • Inhalt: (amazon)

    Zitat


    Im jüdischen Viertel von Montreal wächst Duddy Kravitz heran. Als ihm sein Großvater den Floh ins Ohr setzt, ein Mann ohne Grundbesitz sei ein Niemand, unternimmt er alles, um diesem Schicksal zu entgehen. Hinterlistig und gewitzt, aber auch skrupellos, stürzt Duddy sich in eine Reihe von Abenteuern. Doch er muss lernen, dass manche Träume besser unerfüllt bleiben.


    Meinung: Duddy Kravitz ist der Sohn eines Taxifahrers in Montreal und schon früh muss er hinter seinem älteren Bruder Lennie zurückstecken, der dank der Förderung seines Onkels ein Medizin-Studium begonnen hat.
    Duddy hingegen ist von Kindes an ein Unruhestifter, der in der Schule seine Lehrer zum Wahnsinn treibt. Als sein Großvater ihm eingibt, dass man ohne Land ein "niemand" ist, stößt er damit bei Duddy auf offene Ohren. Als dieser ein -wie er meint- geeignetes Grundstück entdeckt, setzt er es sich in den Kopf das Land aufzukaufen ... und beginnt bereits als Jugendlicher auf die verschiedensten Weisen Geld zusammenzuklauben - doch nicht alle Versuche sind von Erfolg gekrönt.


    Irgendwie hat mich das Buch ein wenig zwiegespalten zurückgelassen. Einerseits lässt es sich wirklich gut lesen, ich hatte es innerhalb einer paar Stunden durch, weil man einfach wissen möchte, wie es weitergeht. Gleichzeitig sind ein paar Fragen von Duddys Charakter offen geblieben, da es mir manchmal vorkam, als wäre er 2 Personen statt einer - mal rücksichtslos, mal Rückhalt bietend bei familiären Problemen. Aber insgesamt überwiegt für mich das Positive, würde dem Buch 8 von 10 Punkten geben.


    Bemerkung: Der Autor selbst hat in Kanada (genauer gesagt Montreal) gelebt und anscheinend einige seiner Eindrücke und Meinungen über das Leben in der Stadt in dem Buch verarbeitet.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Gerne doch - ich hoffe mal, ihr seid dann nicht enttäuscht :wave


    Das Buch wurde übrigens im Original bereits 1959 veröffentlicht, spielt dem entsprechend auch nicht in der heutigen Zeit.

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Titel: Die Lehrjahre des Duddy Kravitz
    OT: The Apprenticeship of Duddy Kravitz
    Autor: Moredecai Richler
    Übersetzt aus dem Englischen von: Silvia Morawetz
    Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
    Erschienen: März 2009
    Seitenzahl: 431
    ISBN-10: 3596180740
    ISBN-13: 978-3596180745
    Preis: 9.95 EUR


    „Ein Mann ohne Grundbesitz ist kein Mann, er ist ein Niemand!“ Das wird dem jungen Duddy Kravitz von seinem Großvater mit auf den Weg gegeben. Diesen Satz hat der Junge völlig verinnerlicht und versucht alles um Grundbesitz zu erwerben. Nicht immer geht dabei ehrlich vor. Er schmuggelt, er betrügt Freunde und Skrupel kennt er kaum. Immer hat er sein Ziel vor Augen. Um an dieses Ziel zu gelangen ist es ihm auch relativ egal, mit wem er dabei Geschäfte macht. Bis er endlich am Ziel ist, muss er zudem auch einige durchaus schmerzhafte Erfahrungen machen. Aber hinter seinem erklärten Ziel muss alles zurückstehen.


    Mordecai Richler wurde 1931 als Sohn jüdischer Einwanderer in Montreal geboren wo er 2001 auch starb. Zwischenzeitlich lebte er auch einige Zeit in Paris. Richler kann in einem Atemzug mit Saul Bellow oder auch mit Philip Roth genannt werden und ist für Kanada sicher auch das, was diese beiden Autoren für die USA sind. Er ist ein wahrer Vollbluterzähler. Seine Beschreibung des Lebens im jüdischen Viertel von Montreal ist ihm wirklich ausgezeichnet gelungen.


    Sicher ist dieses Buch ein Highlight der kanadischen Literatur. Hohe Erzählkunst. Man hat als Leser den Eindruck als hätte Richler durchaus Freude daran diese fulminante Geschichte zu erzählen. Seine handelnden Personen „leben“, ihre Konturen sind klar gezeichnet, auf Klischees wird fast völlig verzichtet. Manche Kritiker bezeichneten dieses Buch als „….unglaublich komisch“ (Süddeutsche Zeitung). Wobei sich hier die Frage stellt, welches Buch der Kritiker wohl gelesen haben mag. Denn „komisch“ ist weder das Buch noch die erzählte Geschichte. Naja – auch professionelle Kritiker sind nur Menschen und können somit auch einfach mal voll neben der Spur liegen, so wie in diesem Fall die Süddeutsche Zeitung.


    Ein sehr lesenswertes Buch, eine Geschichte von einem Vollbluterzähler aufgeschrieben.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.