Chuck Palahniuk: Snuff

  • Der letzte Gangbang


    Die alternde Pornodarstellerin Cassie Wright will es noch einmal wissen: Im größten Gangbang der Sexfilm-Geschichte soll sie von nicht weniger als 600 Männern nacheinander begattet werden. Während die ehemals sehr populäre Diva im Studio bereitliegt, stehen die zusammengecasteten Bettpartner in einem stinkenden Warteraum herum, in Unterhosen, und jeder trägt eine Nummer auf dem Oberarm. "Snuff" erzählt aus der Sicht der Nummern 72, 173 und 600 von der Wartezeit - an deren Ende vermutlich der Tod der Protagonistin stehen wird, denn 600 einminütige Sexszenen nacheinander überlebt man einfach nicht. Daher auch der Name des Buches: "Snuff"-Videos sind solche von echten Sterbeszenen, wobei der Zweck des Sterbens darin besteht, aufgezeichnet zu werden.


    Nummer 72 glaubt von sich, der legendäre, seinerzeit zur Adoption freigegebene Sohn der Diva zu sein, Produkt eines Pornodrehs. 173 ist ein kürzlich geschasster Serienstar, die sich auf diese Art vom Vorwurf der latenten Homosexualität befreien und rehabilitieren will. Und Nummer 600 ist jener - inzwischen auch in die Jahre gekommene - Pornodarsteller, mit dem Cassie Wright viele Filme gedreht (und möglicherweise Nummer 72 gezeugt) hat. Ihm soll die Ehre zukommen, als letzter ins Studio zu gehen. Ganz egal, ob Wright zu diesem Zeitpunkt noch lebt oder schon nicht mehr.


    Wer Palahniuk kennt, weiß, was er zu erwarten hat. Der kultige Autor geht schonungslos, amüsant und kenntnisreich zur Sache. Er erzählt lakonisch, originell und knallhart über diese seltsame Branche und ihre Eigenarten, über jene schmerzhaften Tricks, die auch bekannte Hollywoodstars angewendet haben, um das eigene Alter zu kaschieren und vor der Kamera schön und begehrenswert zu wirken. "Snuff" ist nicht nur ein Buch über die Pornoindustrie, sondern über die gesamte Illusionsmaschine Film, von der sie ein Teil ist.


    Das ist kein Buch für zarte Gemüter. Die Story um das verloren geglaubte Kind der Porno-Queen hält es locker zusammen, aber dieser wilde, amüsante und auch erschreckende Roman zeichnet ein Bild von einer Tabuzone der Unterhaltungsindustrie, die verblüffend exemplarisch für das Ganze steht. Kurzweilig, knochentrocken, brutal, brillant.

  • Vielen Dank für die Rezension, Tom!
    ich habe mir den Titel notiert, zwar muss ich nicht prinzipiell alles von Palahniuk lesen, aber die Titel die ich bis jetzt gelesen habe, haben mir gefallen.


    Fight club war eines meiner Highlights! :-]



    notierende Grüße von Elbereth :wave

    “In my opinion, we don't devote nearly enough scientific research to finding a cure for jerks.”

    ― Bill Watterson

  • @ tom


    Du hast Sheila vergessen, aus ihrer Sicht wird auch erzählt. Ebenfalls eine tragende Rolle, die Dame.



    Und stimmt, das Buch ist nichts für zarte Gemüter.... Aber wer Palahniuk mag, wird seinen Spaß mit haben... :-)

  • @ Tom:


    Hm... Wie du meinst.
    Aber dann bitte wenigstens noch "die" in "der" ändern... (Auch wenn ich ansonsten nicht kleinlich bin.) :wave


    Zitat

    Original von Tom
    173 ist ein kürzlich geschasster Serienstar, diesich auf diese Art vom Vorwurf der latenten Homosexualität befreien und rehabilitieren will.

  • Eine alternde Pornodiva, ein vermeintlicher Sohn, ein Pornoveteran, die Assistentin und der Ex-Serienstar.
    Sie alle sind Teil dieser Massenorgie.
    Schonungslos erzählt Palahniuk über die Pornoszene, über die Menschen die mitwirken.
    Das eine oder andere Schicksal wird zum Thema, aber eigentlich dreht sich alles um das verlorene Kind der ehemaligen Pornqueen.


    Schonungslos, echt und rasant erzählt!


    10 Punkte!


    Edit: Pornoslang kann ich jetzt auch...

  • Ich weiß gar nicht was ich von dem Buch halten soll. Die Geschichte ist wirklich rasant erzählt, brutal offen und ehrlich und wahrhaftig für zarte Gemüter nicht wirklich etwas.
    Leider ist der Schreibstil wohl nicht meiner. Mir war er zu rasant. Hätte mir mehr "Tiefe" gewünscht und damit meine ich nicht die tiefen Einsichten in die weibliche Anatomie. :grin


    Punkte werde ich diesmal wohl keine vergeben, da ich das Buch nicht einordnen kann. Weder ob es gut ist, noch ob es schlecht ist. Es ist halt anders.

  • Die alternde Pornoqueen Cassie Wright scharrt im Rahmen eines Gangbang-Weltrekordversuchs 600 Protagonisten um sich herum, denen jeweils eine Minute zur Verfügung steht, um Cassie - wo auch immer - zu penetrieren und im Idealfall nach Ablauf der Minute auch abzuspritzen. Vermutlich wird sie diesen Weltrekordversuch nicht überleben. Erzählt wird die Story aus Sicht dreier Teilnehmer, die in einem miefigen und versifften Warteraum die Zeit überbrücken müssen, bis sie endlich an der Reihe sind. Nummer 72 ist ein junger Mann, der sich für Cassie Wrights nach der Geburt zur Adoption freigegebenen Sohn hält; die Nummer 137 trägt ein auf dem Abstellgleis geparkter ehemaliger US-Serienstar; mit der Nummer 600 geht ein in die Jahre gekommener Pornostar, der viele Filme mit Cassie gedreht hat und möglicherweise an der Zeugung von Nummer 72 beteiligt war, ins Rennen. Des Weiteren meldet sich Sheila, die als Cassies persönliche Assistentin fungiert, kapitelweise zu Wort.


    Durch seine offene, ehrliche und schonungslose Schreibe fordert Palahniuk dem Leser wieder einiges ab, bietet im Gegenzug jedoch ein unvergleichbares Lesevergnügen, da auch "Snuff" durch Einfälle brilliert, die man so einfach nur von einem Palahniuk vorgesetzt bekommt. Zudem weiß Palahniuk erneut durch seine Recherchearbeit zu überzeugen. So erfährt der Leser, um nur zwei Beispiele zu nennen, dass es Schauspieler gab, die zerkleinerte Eierschalen schluckten, um somit zu einer männlicheren Stimme zu gelangen, und Marilyn Monroe stets einen ihrer Schuhabsätze kürzen ließ, um besser mit dem Hintern wackeln zu können.


    Ich persönlich kann "Snuff" absolut jedem empfehlen, der dazu bereit ist, sich auf dieses doch recht derbe Buch einzulassen, denn, wie gesagt, Palahniuk belohnt diesen Mut mit einem wirklich außergewöhnlichen Leseerlebnis.

  • Mir hat das Buch nicht so gefallen. Irgendwie bin ich ständig durcheinander gekommen, welche Geschichten/Gedanken nun zu welcher Person gehören.
    Ich glaube Nummern statt Namen liegen mir nicht so besonders. ?(

  • Grr....jetzt darf ich nochmal schreiben, weil meine Sitzung im Internetcafé unterbrochen wurde. :bonk


    Ich mach's kurz...also, ich fand das Buch etwas eigenartig und wurde leicht verwirrt zurückgelassen. Nicht wegen der Thematik, da bin ich jetzt keineswegs zart besaitet, aber der Stil hat mich etwas verstört, wenn ich das so sagen darf. Keine Ahnung, die Figuren erschienen mir immer so weit weg, da hat mir eine gewisse Bindung gefehlt. Dafür fand ich den Schluss aber richtig "amüsant", wow. :lache


    8 von 10 Punkten. Oder 7,5...

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  • Habe das Buch gestern Abend beendet, und ich fand es wirklich ganz... okay :grin


    Die Geschichte an sich fand ich gut, auch dass der Autor aus verschiedenen Perspektiven erzählt fand ich super. Hatte keine Schwierigkeiten die Charaktere auseinander zu halten, im Gegenteil, mir waren die ständigen wiederholten Erläuterungen fast zuviel.


    Der Humor ist klasse, habe Stellenweise richtig schmunzeln müssen.


    Abzug für den Schreibstil, der hat es mir manchmal nicht leicht gemacht. Dialoge ohne Anführungsstriche, manchmal doch, manchmal nicht, manchmal mittendrin.
    Als ich endlich richtig "drin" war, war das Buch schon fast ausgelesen.


    Ein wenig schade dass nicht aus der Sicht von Cassie geschrieben wurde.



    Eine nette Geschichte für nebenbei, zu zart besaitet sollte man allerdings nicht sein, aber das wurde ja schon erwähnt. Weder schlecht, noch bahnbrechend.



    6/10 Punkten.

    Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen...



    :lesend
    Auferstehung // Brian Keene

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von FrauMaus ()

  • Ich muss sagen, ich mag bei Palahniuk gerade den Stil. Aber ich kann seine Bücher immer nur in kleinen Dosen genießen (so ca. alle halbe Jahre eins), sonst wären sie mir wahrscheinlich doch zu viel bzw. zu verstörend...


    Snuff mochte ich auf jeden Fall.

  • Zitat

    Original von amoeba
    Ich muss sagen, ich mag bei Palahniuk gerade den Stil. Aber ich kann seine Bücher immer nur in kleinen Dosen genießen (so ca. alle halbe Jahre eins), sonst wären sie mir wahrscheinlich doch zu viel bzw. zu verstörend...


    Snuff mochte ich auf jeden Fall.


    "Verstörend" trifft es gut. Aber für mich persönlich eben, was den Stil angeht, nicht die Geschichte. "Snuff" war mein erstes Buch von ihm, welche könnt ihr denn so empfehlen?

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  • Zitat

    Original von buzzaldrin
    @Gummi
    Das einzige, was ich gerne von ihm gelesen habe, war "Fight Club", nach dem ich mir den Film angeschaut hatte. Hat mir ganz gut gefallen :wave


    Hm, danke. Ich mag den Film sehr, weiß nur nicht, ob ich mit dem Buch - wenn ich es jetzt nach dem Film lese - wirklich was anfangen kann. Aber es steht auf meiner Wunschliste.

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    "Verstörend" trifft es gut. Aber für mich persönlich eben, was den Stil angeht, nicht die Geschichte. "Snuff" war mein erstes Buch von ihm, welche könnt ihr denn so empfehlen?


    Eigentlich alle, bis auf "Bonsai", da bei dem der Schreibstil zu anstrengend ist.


    Besonders gut sind aber "Der Simulant" und "Flug 2039", die kann ich dir sehr, sehr empfehlen. :wave

  • Ich habe versucht, dieses Buch zu lesen. "Fight Club" finde ich grandios, auch den Film. Um es kurz zu machen- ich schaffe das einfach nicht. Für diese Thematik bin ich definitif zu zart besaitet, es gibt Dinge, von denen möchte ich nichts wissen. Das weiß ich jetzt. Nix für mich, sei es vermeintlich noch so brilliant geschrieben. Abgebrochen.

    Ailton nicht dick, Ailton schießt Tor. Wenn Ailton Tor, dann dick egal.



    Grüße, Das Rienchen ;-)

  • Ich habe es auch seinerzeit abgebrochen, aber nicht, weil mir die Thematik nicht lag. Es liegt eher an diesen ständig wechselnden Perspektiven, aus der die Geschichte heraus erzählt wird. Nachdem ich den Schluss gelesen habe ist mir klar, dass ich nichts verpasst habe.