Anne und Paul – Arnold Thünker

  • Inhalt (Klappentext)
    Mit seiner jüngeren Schwester Vera fährt Paul zur Lieblingstante – im Interzonenzug, über die deutsch-deutsche Grenze, zum ersten Mal ohne die Eltern. Während die Tante dem sozialistischen Alltag trotzt, trifft Paul auf Anne, das Mädchen mit den sprechenden Augen.


    Autor (Klappentext)
    Arnold Thünker, geboren 1959, machte nach dem Studium die Buchhändlerprüfung und reiste im Auftrag niederländischer Kolonisten-Witwen nach Bali und Java. Anschließend Aufenthalt in New York, wo er im Antiquariat von "Strand" Nachlässe deutscher Emigrantenfamilien katalogisierte. Gemeinsam mit Daniel Bruckner leitete er den Bruckner & Thünker Verlag, Basel/Köln, und lebt seit mehreren Jahren in München.


    Meine Meinung
    Tja, was halte ich von diesem Buch? Ich schwanke zwischen "großartig" und "häh?"


    Die Geschichte beginnt im Prolog mit dem erwachsenen Paul und einem wichtigen Brief, welcher das Ende ein bisschen vorweg nimmt. Dann folgt ein Schnitt und es geht weiter mit Pauls und Veras Zugfahrt in die DDR; die Geschichte spannt sich die nächsten rd. 150 Seiten über die zwei Wochen Sommerferien.


    Hier hat mir alles gut an der Geschichte gefallen; es ist eine Aneinanderreihung von Episoden (die SZ nennt es "kunstvoll filmische Schnitte") mit liebevoll geschriebenen Figuren und Begebenheiten. Ich bin jetzt kein Kind der DDR, aber dies las sich für mich alles sehr authentisch und interessant. Keine trockenen Quellen in Geschichtsbüchern, sondern erzählt durch die Augen von Paul (der mal altklug ist, mal Kind, mal kurz vorm Mann, mal unsicher, mal erwachsen). Viel ist vage erzählt, ich denke, die Geschichte spielt in den 50ern, ich schätze Vera auf ca. 6 und Paul auf irgendwo im Teenager-Alter.


    Die Geschichte des jungen Paul endet mit den Sommerferien, greift aber den erwachsenen Paul rd. 40 Jahre später noch mal auf: nach der Wende fährt er zur Beerdigung der Tante, sucht im Ort nach Spuren des Sommers und nach Anne. Das Ende greift dann den o.g. Brief wieder auf.


    Es ist leicht warm zu werden mit Paul und seiner Verwandtschaft, mit der Tante und dem Onkel, und es gibt noch einen Opa und einen Frisör und verschiedene andere "Typen".


    Lediglich mit Anne wurde ich nicht warm. Paul schätzt Anne auf 21, sie sitzt im Rollstuhl und bringt noch ein paar andere Probleme mit sich. Sie ist aber nichtsdestotrotz lebensfroh und beginnt mit Paul eine ungewöhnliche Freundschaft und eine diesen Sommer währende Liebesbeziehung.


    Letztendlich ist ihr Anteil an der Geschichte der Grund, weswegen ich nicht uneingeschränkt in Jubel verfalle und keine 10 Punkte gebe.
    Mir hätten noch ein paar Seiten mehr gefallen, die mir Anne näher bringen und die auch die Lücke zwischen Paul in den Sommerferien und dem Jetzt-Zeit-Paul schließen. 50 Seiten mehr und es wäre vielleicht eine rundere gefälligere Geschichte geworden. Zumindest für mich :zwinker Denn schön schreiben kann Herr Thünker schon...