Achtung: Die Inhaltsangabe sowie „meine Meinung“ enthalten teilweise starke Spoiler für die vorhergehende Serie „Lonesome Dove“!
Can’t worry about what might be, we’ve to deal with what is* (Clara)
Originaltitel: Return to Lonesome Dove
Regisseur: Mike Robe
Darsteller: Jon Voight, Barbara Hershey, Rick Schroder, Louis Gossett jr., William Petersen, Dennis Haysbert, Reese Witherspoon, Oliver Reed, u. v. a.
Sprache: Englisch (Stereo), keine Untertitel
Laufzeit: ca. 331 Minuten
Bonusmaterial: Trivia „Wild West“, Biographien der Hauptdarsteller
FSK: UK-Freigabe ab 15
Erschienen: Film (TV): 1993 / DVD: 2002
Amazon-Nr.: B00006JY3D
EAN: 5036193092398 (Firma: Acorn Media UK)
Weitere Angaben im Internet:
- < Klick > - die Seite bei imdb.com (mit komplettem Cast & Credit, in englischer Sprache)
- < Klick > - die Seite bei Prisma-Online
- < Klick > - die deutsche Wikipedia-Seite über Larry McMurtry
- < Klick > - die Seite im englischen Wikipedia (mit Inhaltsangabe!)
Die Lonesome Dove - Filme, chronologisch:
- Dead Man’s Walk - Der tödliche Weg nach Westen (>Filmthread<)
- Comanche Moon (>Filmthread<)
- Lonesome Dove - Weg in die Wildnis (>Filmthread<)
- Return to Lonesome Dove - Wildes Land
- Streets of Laredo - Der letzte Ritt (>Filmthread<)
Kurzinhalt (Klappentext + Eigene Angabe)
Nachdem Woodrow den Leichnam von Gus in Lonesome Dove begraben hat, startet er zurück nach Montana. Mit einer Herde wilder Pferde geht es erneut über 2.500 Meilen quer durch den Kontinent. Daß dies nicht reibungslos vonstatten geht, versteht sich von selbst. Es ist jedoch nicht die Wiederholung des Viehtrecks aus Lonesome Dove, sondern von den „Horsemen“ bis hin zu den Widrigkeiten eine ganz eigene Unternehmung. Parallel dazu erleben wir den Aufbau der Hat Creek Ranch in Montana bis hin zu den menschlichen Problemen, die die verschlossene Art von Capt. Call mit sich bringt.
Dabei begegnen wir bekannten Gestalten, wie beispielsweise Clara und ihren Kindern wie auch neuen, beispielsweise Gus McCraes Tochter.
Meine Meinung
Diese Miniserie beginnt dort, wo die letzte aufhörte: right in the middle of nowhere. Ein Fluß. Ein Grab. Ein paar Schüsse - und das Grabkreuz existiert nicht mehr. Wir sind in der Nähe von Lonesome Dove, jedem verschlafenen Nest in Südtexas, nahe der mexikanischen Grenze, zu dem Captain Woodrow Call 2.500 Meilen quer durch das Land gereist ist, um seinen Freund Augustus McCrae zu begraben. Dort treffen wir ihn - und manche andere - wieder. Allerdings ohne literarische Vorlage. Will heißen, dieses Sequel zur Miniserie „Lonesome Dove“ basiert nicht auf einem Roman Larry McMurtrys und er hat auch nicht an der Produktion mitgewirkt. Vielleicht müssen die DVDs deswegen auch ohne jegliches substantielle Bonusmaterial auskommen.
Die Folge „Visions“ setzt so ungefähr eineinhalb Jahre nach dem Ende des letzten Filmes ein (ca. 1878). Zwischen Comanche Moon und Lonesome Dove lagen etwa 9 - 10 Jahre. Die Veränderung der Schauspieler war also „verkraftbar“, hier jedoch empfand ich das etwas problematisch. Aus Lonesome Dove sind zwar etliche Schauspieler wieder dabei. Jedoch werden Cpt. Call und Clara durch andere Darsteller gespielt. Vor allem bei Clara (Barabara Hershey) fiel das unangenehm auf. Nicht, daß ich Barabara Hershey nicht mag, im Gegenteil. Aber Anjelica Huston als Clara war halt ein ganz anderer Typ, so daß hier der Kontrast sehr stark ist, in Aussehen wie in der Sprache. Außerdem, doch das ist mein persönliches Problem, erinnert mich Barbara Hershey immer an die Rolle von Prof. Lilian D. Sloan in dem zwei Jahre später entstandenen „Last of The Dogmen“. Call, der hier von Jon Voight gespielt wird, sieht zwar (logischerweise) auch anders aus, aber der Gegensatz nicht nicht so groß wie eben bei Clara. Ich habe mich während der vier Teile an ihn gewöhnt, zumal er die Rolle mit Bravour verkörpert und sich durchaus mit Tommy Lee Jones messen kann. Einschließlich des öfters auftauchenden Wunsches nach einem Fußtritt; denn solche „verdient“ er sich mehr als ein Mal.
Durch die veränderten Gesichter und das oft eher undeutliche Aussprechen von Namen war ich mir bei manchen Dingen nicht so ganz sicher, wie ich die einordnen soll. Das betrifft „offene Rechnungen“ (aus den früheren Teilen), die jetzt beglichen werden wie auch Personen, die auftauchen. Na ja, ein Grund, die ganzen Folgen bald wieder anzusehen.
Trotz der Länge von rund sechs Stunden empfiehlt sich konzentriertes Zuschauen. Die Handlung splittet sich über weite Strecken in drei parallel ablaufende, voneinander unabhängige Stränge auf. Wenn es von einem zum anderen wechselt, gilt es den Überblick und alles im Hinterkopf zu behalten.
Das bei Lonesome Dove erwähnte häufige Gräbergraben kommt auch hier wieder mehr als genug vor. Es ist besser, sich nicht zu sehr mit den Figuren anzufreunden. Man weiß nie, wer am Ende des vierten Teiles noch am Leben ist (außer von Cpt. Call, der in den Streets of Laredo noch seinen letzten Kampf bestehen muß). Allerdings ist es beruhigend, daß nicht alle Protagonisten während der knapp sechs Stunden Laufzeit das Zeitliche segnen. Etliche dürfen überleben, andere verlassen uns auf „natürliche Weise“, indem sie ihren Weg weiter woanders hin gehen. Dennoch sollte man sich nie sicher sein, was das Schicksal mit den Einzelnen vorhat. Das ist nämlich nicht immer erfreulich. Wobei ich mich dabei erwischt habe, beim Ableben eines Akteurs „na endlich“ ausgerufen zu haben.
Captain Woodrow Call ist nach wie vor ein Held mit vielen Ecken und Kanten, ein Rauhbein, der sein Inneres in aller Regel erfolgreich vor seinen Mitmenschen verbirgt - und vor sich selbst auch. Manchmal möchte man ihn schütten, ihm einen Tritt in den Hintern verpassen, wenn er sich wieder mal selbst im Weg steht. Eigentlich müßte er einem mehr als unsympathisch sein, und dennoch fiebert man immer wieder mit ihm. Ich kann mich nicht erinnern, je einen Film mit einem Helden, der so viele abstoßende Eigenschaften und Eigenheiten hat wie Woodrow Call, gesehen - und gemocht zu haben. Vielleicht gerade deswegen gehört das Filmepos inzwischen zu meinem Favoriten im Genre.
Return to Lonesome Dove ist, obwohl es keine Buchvorlage gibt, eine würdige Fortführung der Saga und ein Bindeglied zum letzten Teil, den Streets of Laredo. Was diese Filme m. E. von vielen anderen des Genres unterscheidet, ist der Realismus. Es war ein hartes Leben, das harte Menschen erforderte, die ein hartes Schicksal zu meistern hatten. Wer lange genug lebte, hatte eine Menge Weggefährten begraben. Drum sollte man sich einer Sache gewahr sein:
If romance is, what you were hoping for, I left it behind.** (Clara)
Kurzfassung:
Wieder geht es von Texas nach Montana, dieses Mal mit Pferden. Parallel dazu der Aufbau der Ranch. Keine Wiederholung von Bekanntem (wenngleich manche Motive fast "zwangsweise" wieder auftauchen), sondern eine würdige Fortführung der Saga mit dem sperrigen Helden. Auf mich hat Lonesome Dove inzwischen einen gewissen Suchtfaktor.
Same world, different times.***
* * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * * *
Sinngemäße Übersetzungen:
* = Wir können uns nicht damit aufhalten, was sein könnte, sondern müssen mit dem zurecht kommen, was ist.
** = Wenn Du auf Romantik (eine Romanze) gehofft hast: die (das) habe ich hinter mir gelassen.
*** = Die gleiche Welt, verschiedene Zeiten.
Edits. Eine Übersetzung präzisiert, Links ergänzt
.