Gerhard Loibelsberger - Die Naschmarkt-Morde

  • Titel: Die Naschmarkt-Morde
    Autor: Gerhard Loibelsberger
    Erschienen: Juli 2009
    Verlag: Gmeiner-Verlag
    Seitenzahl: 274
    ISBN-10: 3839210062
    ISBN-13: 978-3839210062
    Preis: 12.90 EUR


    Dieser Krimi spielt im Wien des Jahres 1903. Ein Krimi geschrieben von Gerhard Loibelsberger. Loibelsberger wurde 1957 geboren und hat sich einen Namen als Autor von Sach- und Gourmetbüchern gemacht. Aber mit diesem Krimi wird er sich unter Garantie auch einen Namen als Krimiautor machen.


    Auf dem Naschmarkt in Wien wird die junge Gräfin Hermine von Hainisch-Hinterberg ermordet. Der Wiener Polizeiinspektor Joseph Maria Nechyba steht vor einem Rätsel. Und während er noch rätselt geschieht ein weiterer Mord. Nechyba ist ein echter Genussmensch, ein Mensch dem die sinnlichen Genüsse der Küche Wiens absolut nicht fremd sind. Ein Mensch der mit beiden Beinen im Wien des Jahres 1903 steht.


    Gerade das macht den Reiz dieser Geschichte aus. Loibelsberger schafft es das Wien des Jahres 1903 wirklich zum Leben zu erwecken. Seine Schilderung des damaligen Lebens wirkt sehr realistisch, man könnte denken, er sei dabei gewesen. Dem Leser wird die Lebensart des damaligen Wiener Lebens wirklich sehr nahe gebracht. Die von Loibelsberger erzählte Geschichte wirkt authentisch, es erscheint, als hätte sich alles wirklich so zugetragen. Aber Loibelsberger ist nicht bierernst, ein leichtes Augenzwinkern macht den besonderen Charme dieser Geschichte aus. Er würzt seinen Roman mit dem berühmten „Wiener Schmäh“ – und er schafft es mühelos, den Leser wirklich bei der Stange zu halten.


    Mit diesem Roman gibt Noibelsberger sein Debüt als Krimiautor. Man kann nur hoffen, dass da bald weitere historische Krimis folgen werden. Es wäre wirklich schade, wenn der Autor diesem mehr als gelungenen Debüt keine weiteren Krimis folgen lassen würde; gern auch mit der Hauptperson Joseph Maria Nechyba. Mit diesem Polizeiinspektor hat Loibelsberger einen wirklich charismatischen Ermittler geschaffen, der es verdient hätte, in weiteren Romanen die Hauptrolle zu spielen.


    „Die Naschmarkt-Morde“ sind wunderbare Krimiunterhaltung. Ein wirklich kurzweiliges Lesevergnügen. Schade, das nach 274 Seiten dieses Vergnügen schon beendet war.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Vielen Dank Voltaire :-]


    für die ausführliche Rezi, sie klingt sehr vielversprechend und ich habe das Buch gleich auf meine Liste gesetzt. Werde es mir aber zuerst aus der Bücherei holen, dort wird es sicher bald aufliegen. :wave

  • Ich war am Mittwoch, dem 13.8. bei einer Lesung von Gerhard Loibelsberger aus „Die Naschmarkt-Morde“ in einer Thalia-Buchhandlung in Wien.


    Es war eine sehr schöne, gemütliche Lesung. Herr Loibelsberger hat aus verschiedenen Abschnitten gelesen, sozusagen die wichtigsten Personen vorgestellt, damit man mit ihnen vertraut wird und vor allem die Szene um den Naschmarkt im alten Wien um 1903 erläutert. Es war sehr interessant und bei einigen Szenen musste man herzlich lachen. Außerdem werden im Buch auch Rezepte aus alten Kochbüchern erwähnt. Er hat alles sehr gut recherchiert und da ich ja Wienerin bin, war es für mich doppelt interessant.


    Ich habe ihn auch gefragt, ob es noch weitere Bücher geben wird. Er schreibt auf jeden Fall noch drei Bücher bis zu Beginn des Krieges, das nächste spielt 1908 und ich glaube er sagte es heißt „Der Todesengel“, es ist schon beim Lektor und kommt voraussichtlich im Juni 2010 heraus. Am dritten Buch schreibt er bereits, es spielt 1911 und danach kommt noch eines im Jahr 1913. Es ist jedenfalls eine Serie mit Inspector Nechyba.


    Die Lesung hat mir sehr gut gefallen und ich habe mir natürlich gleich ein signiertes Buch mitgenommen, worauf ich mich schon sehr freue. Es ist auf jeden Fall eine etwas andere Art von Krimi. :wave

  • Danke für deine Rezension Voltaire :wave
    Sie hat mich unglaublich neugierig auf das Buch gemacht, sodaß ich es gleich haben und lesen mußte.
    Ich habe mich in diesem Buch, im schönen Wien 1903 sehr wohl gefühlt. Dank meiner österreichischen Freundin waren mir viele, jedoch nicht alle (gut das es das Glossar gab) der verwendeten Begriffe geläufig, sodaß ich dieses Buch flüssig lesen konnte. Wiens Zauber hat mich eingefangen! Mit seinem Inspector ist dem Autor ein toller Charakter gelungen, welchen ich nur einmal kurz geschüttelt hätte ( die Szene mit dem Mädchen und dem Fleischergesellen). Vom Krimi her war mir relativ bald klar wer der "Naschmarktmörder" ist, jedoch tat das meinem Lesevergnügen keinen Abbruch.
    Fazit: Tolle Charaktere, tolles Flair, von diesem Autor will ich mehr!!
    @ Helga
    Danke für deine Eindrücke von der Lesung und v.a. für die Infos. Ich freue mich sehr das es eine Serie mit dem sympathischen Inspector wird!

  • 271 Seiten



    1.Fall, Inspector Nechybar



    Meine Meinung:
    Als die Gräfin Hermine von Hainisch-Hinterberg am Naschmarkt brutal ermordet wurde, macht nur die Presse, der Journalist Leo Goldblatt, etwas Lärm, der Inspector Joseph Maria Nechyba hingegen lässt es gemütlich angehen. Erst nachdem auch ein zweiter Mord geschieht, muss er sich doch intensiver damit beschäftigen.


    Inspector Nechyba ist ein gemütlicher, etwas korpulenter Mann, der sich hauptsächlich genußvoll dem Essen widmet und eine Vorliebe für die Köchin Aurelia Litzelsberger hat. Dementsprechend ist auch der Krimi in einer ruhigen Art geschrieben, in der auch der Humor nicht fehlt und vor allem die Ermittlungen eher gemütlich vorangehen.


    Die einzelnen Personen sind alle ganz eigene Typen, eben der damaligen Zeit angepasst und haben mir ausgezeichnet gefallen. Sehr gut recherchiert und beschrieben wird der Naschmark und seine Umgebeung im Jahr 1903. Obwohl man ziemlich rasch den Mörder vermutet, ist die Geschichte doch sehr gut aufgebaut, bis am Ende der Täter entlarvt wird.


    Da die gutsituierten Familien alle Köchinnen hatten, spielte sich viel in den Küchen ab und es werden daher zwischendurch immer wieder Rezepte aus alten wiener Kochbüchern erwähnt. Ein Verzeichnis der historischen Personen, Fußnoten, sowie das anschließende Glossar, helfen bei manchen wienerischen Ausdrücken und runden die ganze Geschichte ab.


    Ein schöner Wien-Krimi um den Naschmarkt im Jahr 1903, der mir als Wienerin besonders gut gefallen hat. Es ist ein Debüt und ich freue mich, dass eine Serie daraus wird. Habe bei einer Lesung erfahren, dass der zweite Fall mit Inspector Nechyba, der 1908 spielt, voraussichtlich im Juni 2010 erscheinen wird.

  • Zitat

    Original von Helga
    Habe bei einer Lesung erfahren, dass der zweite Fall mit Inspector Nechyba, der 1908 spielt, voraussichtlich im Juni 2010 erscheinen wird.


    dann habe ich den thread ja gerade zur rechten zeit wiederbelebt.
    ich habe das buch nämlich vor kurzem mit genuss gelesen und wollte eben eine rezension schreiben, als ich ihn entdeckte.


    ich teile eure positive einschätzung und kann das buch nur empfehlen.
    es hat mir großen spaß gemacht, die vielen geschickt ausgelegten spuren gedanklich zu verfolgen und man meint, hautnah dabeigewesen zu sein, so gut wird die atmosphäre vermittelt.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain