Ein anderes Leben – Per Olov Enquist

  • Verlag: AUDIOBUCH, 6 CDs
    Aus dem Schwedischen übersetzt von Wolfgang Butt
    Gekürzte Lesung.
    Laufzeit ca. 450 Minuten.
    Vorgelesen von Walter Kreye
    2009 erschienen


    Kurzbeschreibung:
    Kurzbeschreibung
    Von einem, der als Sohn einer strenggläubigen Volksschullehrerin in einem Dorf in Schweden aufwuchs und zu einem der angesehensten europäischen Schriftsteller wurde. Per Olov Enquist erzählt seine Lebensgeschichte, als ob es die eines anderen wäre: Er studierte in Uppsala, erlebte die RAF-Zeit in West-Berlin, schrieb in München als Journalist über die Olympiade und debütierte mit seinem ersten Theaterstück am Broadway in New York. "Wenn alles so gut ging, wie konnte es dann so schlimm werden?" - steht als Leitfrage über Enquists Biografie, die auch tief in die Alkoholabhängigkeit und an den Rand des Todes führte. Ein außergewöhnliches Buch, das sich liest wie ein zeitgenössischer Roman.


    Über den Autor:
    Per Olov Enquist, 1934 in einem Dorf im Norden Schwedens geboren, lebt in Stockholm. Er arbeitete als Theater und Literaturkritiker und zählt zu den bedeutendsten Autoren Schwedens


    Über den Sprecher:
    Walter Kreye begann seine Karriere mit Erfolgen an den großen Theatern in Hamburg und Berlin. Der außerordentliche Schauspieler ist durch zahllose Hauptrollenrollen auch bei einem großen Fernsehpublikum sehr beliebt. Seit März 2007 ist er der Hauptkommissar in der ZDF-Serie "Der Alte".


    Meine Meinung:
    Ein anderes Leben war ein großer Kritikererfolg, auch in bin ziemlich angetan von Enquist Autobiographie. Ob es auch ein Verkaufserfolg war, kann ich nicht einschätzen, vermute aber, dass das breite Publikum nicht erreicht wird, da Enquist zwar ein erfolgreicher Schriftsteller, aber kein Star ist.


    Sein Leben erzählt er in der dritten Person. Eine gute Entscheidung. Es klingt für mich so, als ob der Erzähler seine Figur, die er selbst ist, bei aller Offenheit etwas beschützen möchte und benötigt dazu ein wenig Distanz. Dadurch bringt er die Person Per Olov Enquist dem Zuhörer nahe. Man hat das Gefühl, ihn richtig kennen gelernt zu haben.

    Das Buch teilt sich praktisch in drei Abschnitte auf, die Übergänge sind aber fließend und kaum wahrnehmbar.
    Es beginnt mit der Kindheit in Nordschweden, erste Erfolge als Schriftsteller und dann seine Abstürze in die Alkoholsucht. Es endet mit dem Schreiben des Buches Kapitän Nemos Bibliothek, die danach folgenden Bücher werden nur kurz aufgezählt.


    Das Hörbuch ist von Walter Kreye gut gesprochen, auch wohltuend zurückhaltend. Nur so wirkt es angemessen.


    Man kann dieses andere Leben auch hören (oder lesen), wenn man das Werk von Per Olov Enquist (noch) nicht kennt. Auf die Romane wird nur relativ wenig eingegangen, dafür ist die Kindheit in dem abgelegenen Dorf Västerbotten in Nordschweden bei einer hochreligiösen Mutter durchaus bewegend, die Laufbahn als Romancier und Dramaturg sehr interessant und das Alkoholportrait von einer erschütternden Ehrlichkeit.


    Doch einige romanbezogene Passagen gibt es doch, so werden Hintergründe zu einigen Theaterstücken gegeben, ebenso zu Romanen wie Der fünfte Winter des Magnetiseurs, Der Sekundant, Auszug der Musikanten u.a. Der Schwerpunkt liegt dabei allerdings nicht auf die Identifizierung autobiographischer Bezüge in seinem Werk, da diese auch schon vorher und ohne Autobiographie offensichtlich waren. Das autobiographische Element gehörte schon immer mit zu seiner Form.


    Da das Hörbuch gekürzt ist, dürfte es sich lohnen, zusätzlich auch noch einen Blick in die Buchausgabe zu werfen.