Almudena Grandes: Das gefrorene Herz

  • Almudena Grandes ist mit „Das gefrorene Herz“ ein Schlüsselroman für die in Spanien zunehmend breit geführte Auseinandersetzung um die Folgen der Franco-Diktatur gelungen


    Alvaro Carrion Gonzalez lebt mit seiner Freundin in Madrid. Als sein Vater, ein reicher Immobilienhai, das zeitliche segnet, erscheint bei der Beerdigung eine fremde Frau. Er begegnet ihr erneut, als ihr bei der Testamentseröffnung überraschend eine Wohnung zugesprochen wird. Wer ist die Geheimnisvolle? Und was bedeuten all die alten Briefe und Fotos von nie erwähnten Menschen, die Alvaro in einer fest verschlossenen Metallkiste seines Vaters entdeckt?


    Er findet zunächst nur heraus, dass Raquel Fernandez Perea die Geliebte seines Vaters war. Doch bald wird ihm klar, dass ihr Verhältnis viel komplizierter gewesen sein muss, denn ihre und seine Familie kennen sich schon seit langer Zeit, und sie standen politisch immer auf verschiedenen Seiten.


    Alvaro verliebt sich in Raquel und gemeinsam kommen sie der Geschichte ihrer Familien auf die Spur, die sie mit all ihren persönlichen Verstrickungen und politischen Auseinandersetzungen von der spanischen Republik über den Putsch Francos, den blutigen Bürgerkrieg und den Zweiten Weltkrieg bis hin zum Tod des Diktators und die nach-Franco-Ära im modernen Spanien führt.


    Mein Fazit:


    Almudena Grandes ist mit „Das gefrorene Herz“ ein Schlüsselroman für die in Spanien zunehmend breit geführte Auseinandersetzung um die Folgen der Franco-Diktatur gelungen, die noch immer Familien und Ortschaften spaltet und in einer politisch stark polarisierten Gesellschaft bis heute nachwirkt. Die vergeblichen Kämpfe zehntausender europäischer Demokraten in den „Internationalen Brigaden“ gegen Francos Truppen, die fatale Einmischung aller Großmächte in den Konflikt, die klare Parteilichkeit der katholischen Kirche zugunsten des Diktators und die bleierne, kulturell wie wirtschaftlich katastrophale Unbeweglichkeit seines erst 1977 beendeten Regimes – dies und noch viel mehr zeigt Grandes anhand des fiktiven Schicksals zweier Familien.


    Ein wichtiges Buch über Spanien und seine jüngere Geschichte, aber auch ein Buch über Leidenschaft, Familie, Trauer und Freude.


    ASIN/ISBN: 3499247674

  • :danke für die schöne Rezension,Sisch.


    Auch dieses Buch landet auf meiner WL - ich hatte es gestern in der Buchhandlung schon in der Hand.


    :wave

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf

  • So - ich habe es heute beendet und es hat mir insgesamt gut gefallen.


    Der Roman bietet einen guten Einblick in die spanische Geschichte, dies war interessant zu lesen - die vielen Rückblicke und die vielen Personen (zum Teil mit gleichen Vornamen) erfordern aber ein wenig Konzentration.
    Zum Glück gibt es aber zwei Familien-Stammbäume und ein Personenverzeichnis - ohne das wäre ich vielleicht durcheinandergekommen.


    Sprachlich ist das Buch gut und leicht zu lesen.
    Stellenweise war mir der Roman aber zu ausführlich, zu ausschweifend. Vor allem die Beschreibungen der Liebesgeschichten (z.B. Ignacio-Anita) waren mir zu ausgedehnt - da hätte eine Kürzung sicher gut getan.


    Alles in allem aber ein interessanter und lesenswerter Roman, der mich auch zum googeln über die spanische Geschichte verführt hat.


    8/10 Punkten

    Jeder trägt die Vergangenheit in sich eingeschlossen wie die Seiten eines Buches, das er auswendig kennt und von dem seine Freunde nur den Titel lesen können.
    Virginia Woolf