Titel: Pornographie
OT: Pornographia (Erschienen 1960)
Autor: Witold Gombrowicz
Übersetzt von: Walter Thiel und Renate Schmidgall
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Erschienen: August 2005
Seitenzahl: 218
ISBN-10: 3596164362
ISBN-13: 978-3596164363
Preis: 8.90 EUR
Zum Inhalt bemerkt der Klappentext:
Polen 1943. Witold und Friedrich, zwei Intellektuelle in bestem Alter, sind der Hauptstadt Warschau überdrüssig und kommen auf das Landgut des Freundes und Adligen Hippolyt. Der hat eine junge Tochter, Henia. Die beiden Städter inszenieren einen frivolen Schwank. Unter ihrer Regie verlässt Henia ihren Verlobten um sich in die Arme des unschuldigen Karol zu werfen.
Der Autor:
Gombrowicz wurde 1904 als Sohn eines Landadligen in Polen geboren. 1915 übersiedelte die Familie nach Warschau wo Gombrowicz nach Abschluss der Schule Jura studierte. 1939 vom Ausbruch des Krieges während einer Schiffsreise überrascht, emigrierte Gombrowicz nach Argentinien wo er 24 Jahre blieb. Er starb 1969 in Vence wohin er 1963 zurückgekehrt war.
Meine Meinung:
Wer dieses Buch wegen seines Titels kauft und eine pornographischen Roman erwartet, der sollte das Geld lieber sparen, denn seine Erwartungen würden enttäuscht werden. Bei dem Buch von Witold Gombrowicz handelt es sich um keinen pornographischen Roman, es vielmehr der Roman einer Verführung, vielleicht auch ein philosophische Traktat, eingebettet in eine Kriminalhandlung. Gombrowicz beschreibt an keiner Stelle dieses Buches irgendwelche sexuellen Handlungen. Das wäre ihm wahrscheinlich auch zu platt gewesen. Vielmehr geht er – was häufiger beim Gombrowicz vorkommt – mit einem zynischen Realismus an die handelnden Personen heran. Manchmal kann man als Leser sogar das Gefühl haben, der Autor verachte seine Protagonisten. Ihm geht es darum jemanden in Versuchung zu führen und hat er es geschafft, so lässt sein Interesse schlagartig nach. Auch in diesem Buch lebt Gombrowicz seine literarische Exzentrik. Genaugenommen war er immer ein literarischer Außenseiter, der nie müde wurde, die sogenannte „große“ Literatur polemisch abzufertigen. Ihm ging es um die „kleine“ Literatur, die nicht im „Klassikerjackett sondern im Adamskostüm daherkommt“ wie anderenorts kolportiert wurde. Und genau diesen Weg geht Gombrowicz auch mit seinem Buch „Pornographie“. Er lebt auch hier seine literarische Radikalität und es scheint ihm völlig egal zu sein, wie sein Buch bei den Leserinnen und Lesern ankommt. Er hat etwas zu sagen und sagt es, wobei es ihm scheinbar egal ist ob überhaupt jemand zuhört. Gombrowicz, dieser große polnische Autor, kann mit jedem seiner Bücher neu entdeckt werden. In diesem Buch simuliert er, wenn überhaupt die Pornographie, gibt ihr aber auf über 218 keine Bühnenzeit, auch wenn sie vielleicht in den Köpfen der Leserschaft auf jeder Seite allgegenwärtig ist.
Ein lesenswertes Buch – aber manchmal schon etwas verwirrend und ich bin mir nicht sicher ob ich Gombrowicz in diesem Buch wirklich verstanden habe.