Ergebnisse der Umfrage „Zufriedenheit mit Romanen“

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Hallo alle miteinander,


    ja, ich halte mein Versprechen!! :wave - wenngleich es ein Jahr gedauert hat :bonk


    Hier endlich die Ergebnisse der Umfrage "Zufriedenheit mit Romanen", bei der auch sehr viele Büchereulen teilgenommen haben.




    Buch verkauft – Leser zufrieden?


    Ergebnisse der Online-Umfrage „Zufriedenheit mit Romanen“


    Wie zufrieden sind Leser mit den aktuellen Romanen wirklich? Spiegeln die glanzvollen Auszeichnungen und Werbeworte wie „Star-Autor“, „spannend“ und „originell“ die Begeisterung der Leser wider?


    Befragt wurden 445 Leser und Leserinnen aus rund 30 Schreib- und Leserforen. 72 % der Befragten waren weiblich, 86 % der Leser und Leserinnen zwischen 14 und 44 Jahre alt, 67 % hatten zum Zeitpunkt der Studie das Abitur oder einen höheren Abschluss oder machten ihn gerade.


    Und das waren die Ergebnisse:


    Im Schnitt bewerten Leser nur 3 von 5 Büchern als wirklich gut. 44 % der 445 befragten Leser vermissen etwas in Romanen, trotzdem kaufen sie fast genauso viele Romane wie zufriedene Leser, meist in der traditionellen Buchhandlung zum Vollpreis.


    Zu wenig Bemühungen kann man den unzufriedenen Lesern allerdings nicht vorwerfen: Bei der Suche nach einem guten Buch sind sie sogar etwas engagierter als die Leser, die nichts vermissen.


    Am meisten vermissen Leser in Büchern glaubwürdige und gut ausgearbeitete Figuren. Mit Abstand die meisten Fehlkäufe gehen auf den Klappentext zurück. 46,3 % fühlen sich besonders von den positiven Klappentexten enttäuscht, dabei sind Klappentexte die wichtigste Information beim Romankauf für die befragten Leser. Darüber hinaus gehen einige Romankäufe lediglich auf eine „zweite Wahl“ zurück: Wenn die Leser in der Buchhandlung kein Buch finden, das ihnen wirklich gut gefällt, nehmen 24,5 % in einem solchen Fall das „nochbeste“ Buch, also einen Roman „zweiter Klasse“. Beim Online-Kauf tun dies immerhin noch 14 %.


    Von Werbung und Bestsellerbehauptungen lassen sich die hier befragten, sehr literaturbewussten und intensiven Lesern allerdings kaum täuschen. Ebenfalls ist die überwältigende Mehrheit der Leser überzeugt (79,2 %), dass der Erfolg von vielen Büchern zum Großteil von Werbung abhängt und viele unbekannte Romane mit dem entsprechenden Werbeaufwand auch Bestseller wären.


    Wirkt sich die Unzufriedenheit der Leser auf die Verkäufe in der Buchhandlung aus? Ja. 45 % der Gründe, nicht immer in der Buchhandlung zu kaufen, hängen mit der Qualität und Auswahl dort zusammen.


    In neuen Autoren sehen die Leser allerdings nur teilweise eine Lösung. Der Aussage „Die bekannten Autoren langweilen mich. Ich suche nach neuen Autoren“ stimmen viele Leser nur leicht zu.


    Wenn die Leser aber mehr gute Romane finden würden, wären 72,6 % bereit, sie auch zum Vollpreis zu kaufen. Für ein wirklich gutes Buch würden die meisten Leser recht übliche Buchpreise von 11 bis 20 Euro bezahlen, 30 % sogar mehr. Allerdings: Tendenziell ist den Lesern ein niedriger Preis wichtiger als eine geringe Suchzeit.


    Vollkommen begeistert von einem Buch sind nur 35 % der Leser sehr oft, auf der anderen Seite sind aber auch besonders schlechte Leserlebnisse nicht so stark verbreitet. Was überwiegt, sind mäßig-gute Leseerlebnisse: Das Buch ist „nur im Vergleich zu anderen Büchern gut“, es ist „weder gut noch schlecht, Durchschnitt eben“. Fazit: Negative Lesererlebnisse halten sich in Grenzen, die Begeisterung allerdings auch.


    Mit zunehmender Leseerfahrung steigen aber die Ansprüche an ein gutes Buch. 76 % erwarten zunehmend ein höheres Niveau und bessere Qualität, was Sprache, Handlung, sachliche Korrektheit und Charaktere betrifft.


    Hier der Link zur ganzen Studie:


    Ganze Studie "Zufriedenheit mit Romamen"


    Viele Grüße
    Annorra

  • Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob ich da auch dran teil genommen habe... *grübel*
    Naja, egal... ich find es aber wirklich nett, dass du uns die Ergebnisse präsentierst. Und es ist ja nicht schlimm, dass es etwas gedauert hat... besser spät als nie :-)

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Zitat

    Original von Elbereth
    Vielen Dank, ich hatte auch teilgenommen und finde es klasse, dass Du Dein Versprechen gehalten hast :-]



    zufriedene Grüße von Elbereth :wave


    Dem kann ich mich nur anschliessen. Herzlichen Dank. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von Dany-Maus1986
    Ich kann mich gar nicht mehr erinnern, ob ich da auch dran teil genommen habe... *grübel*
    Naja, egal... ich find es aber wirklich nett, dass du uns die Ergebnisse präsentierst. Und es ist ja nicht schlimm, dass es etwas gedauert hat... besser spät als nie :-)


    Ich kann mich auch nicht mehr daran erinnern, aber trotzdem Danke für die Auswertung :wave

    :oha Lg Bellamissimo
    ~~~~~~~~~~~~~~
    Habent sua fata libelli- Bücher haben ihre Schicksale:pferd
    :lesend Der Fluch der Hebamme- Sabine Ebert
    Mit offenen Karten- Agatha Christie

  • So, jetzt nehme ich mir mal die Studie vor und schreibe, was mir so auffällt:


    1. Immerhin über 40 % vermissen regelmäßig etwas an Romanen - ziemlich viel, finde ich. Zumal
    2. Die wenigsten ein Buch abbrechen, selbst wenn sie es nicht so toll finden.
    3. Die Zahl derer, die ein Buch weglegen, weil es zu anspruchvoll ist, ist genauso groß wie die Zahl der Leser, die aufhören weil es zu anspruchlos ist. Allerdings kommen zu den Abbrecherbüchern noch die Argumente "langweilige Handlung", "vorhersehbare Charaktere" - ich würde mal so arrogant sein, zu behaupten, das beides eher ein Problem ist bei typischer Unterhaltungsliteratur als bei zeitgenössischer anspruchsvoller Literatur.
    4. Wirklich überrascht bin ich davon, wie wenig Rezensionen, Empfehlungen, reinlesen und Autor eine Rolle für den Buchkauf spielen (zusammen ca. 50%). Der Rest ist Cover, Klappentext, Titel und ähnlich aussagelose Kriterien.
    5. Zu den Bestsellern, die die Teilnehmer der Studie skeptisch betrachten, frage ich mich, ob sie die Bestseller trotzdem kaufen? Oder werden die Bestseller nur von den Weniglesern gekauft?
    6. Was mich sehr wundert, ist die Rolle, die der Preis eines Buches spielt. Verzichtet Ihr auf ein Buch, dass Ihr wirklich lesen wollt, weil es zu teuer ist? Ich meine nicht warten bis zum TB, das ist ja nur eine Frage der Zeit.


    Was mich am meisten irritiert, wie viele Bücher nur mittelmäßig sind und trotzdem gelesen werden. S. 45 fand ich auch sehr interessant - immerhin fast 10 % finden es schön, möglichst schnell viele Seiten runterzulesen, über 40 % der Leser haben häufiger die Situation, dass sie in der Hoffnung, dass noch etwas besseres komme, lesen. (Also an der gerade gelesenen Szene weniger Freude haben, aber auf Besseres hoffen.)


    Größtes Problem ist natürlich die Frage, was ein "gutes" Buch ist. Aber wie man das einigermaßen seriös über eine Umfrage herausfinden will, weiß ich auch nicht.


    Jedenfalls vielen Dank, Annorra, das hat bestimmt einen Haufen Arbeit gemacht. :wave

  • Hallo alle miteinander,


    erstmals danke für die positiven Rückmeldungen und danke fürs Danken :-)



    Vulkan :
    Toll, dass du aufgeschrieben hast, was dir so auffällt. Deine Meinung, dass es doch ziemlich viele sind, die etwas vermissen usw. finde ich interessant. Genau so haben einige von einer "Literaturinstitution" auch reagiert, als ich ihnen spontan davon erzählt und einige Zahlen genannt habe.


    Bei dem Aspekt, dass "langweilige Handlung" und "vorhersehbare Charaktere" eher ein Problemi typischer Unterhaltungsliteratur als zeitgenössischer anspruchsvoller Literatur sind, würde ich dir aus einer bestimmten Perspektive betrachtet schon Recht geben. Allerdings, wenn man so an jüngere Leser denkt, die sehen es vielleicht umgekehrt, als gäbe es nichts Langweiligeres als Goethe und Schiller, während so ein Buch über Weltraumgeballer total toll finden. Bei dem Aspekt Sprache ist da ähnlich. Es gibt Leser, denen ist eine kunstvolle, anspruchsvolle Sprache, in der wirklich "Grips" steckt, zu blumig, schwulstig oder sonstwie kompliziert und es gibt Leser, die einen Stil a la "Er öffnete die Tür, dahinter war es dunkel, ein Schrei gellte heraus" viel zu einfach, weil die Sprache eben nicht beeindruckt und klingt, als könnte so was fast jeder schreiben.



    Zitat

    Wirklich überrascht bin ich davon, wie wenig Rezensionen, Empfehlungen, reinlesen und Autor eine Rolle für den Buchkauf spielen (zusammen ca. 50%). Der Rest ist Cover, Klappentext, Titel und ähnlich aussagelose Kriterien.


    Ich finde 50 % hierbei nicht so wenig. Aber konkret die Ergebnisse zu dieser Frage sind auch sehr konstruiert und theoretisch. Ich denke, es ist für den Einzelnen auch schwer, sich selbst genau zu erforschen, welche all dieser Informationen tatsächlich wie viel zum Kauf beigetragen hat und was das Ausschlaggebende war. Einige Leser könnten dies wirklich sehr genau wissen, weil es bei ihnen sehr eindeutig ist, nach welchen Kriterien sie Romane aussuchen, aber die meisten werden da wohl Phi mal Daumen nach Gefühl entschieden haben, wie das ungefähr hinkommt. Das war eine schwierige Frage gewesen. Da könnte man eigene Umfragen und Experimente nur zu diesem Aspekt machen, um da mehr herauszufinden.


    Du bringst mich aber auf die Idee, dass ich nachschauen könnte, wie groß die Anzahl an Lesern ist, die bei Rezensionen/Empfehlungen und allen weiteren aussagevolleren Kriterien mindestens 51 % oder besser noch 60 % angegeben hat. Bin gerade selbst neugierig auf das Ergebnis, werde da vielleicht Ergänzungen machen. Sonst ist ja konkret bei dieser Frage vieles ein Produkt dessen, dass einige 100 % und dann einige 0 % für ein Kriterium angeben haben.



    Zitat

    5. Zu den Bestsellern, die die Teilnehmer der Studie skeptisch betrachten, frage ich mich, ob sie die Bestseller trotzdem kaufen? Oder werden die Bestseller nur von den Weniglesern gekauft?


    Interessiert mich auch. Bestseller müssen ja nicht immer schlecht sein, es sind aber eben auch nicht alle gut. Ich persönlich würde vermuten, dass gerade Wenigleser Bestseller kaufen und ich glaube, das wird auch so sein. Leider habe ich in meinem Fragebogen keine Frage, ob die Leser viele Bestseller kaufen (und wohl auch keine indirekten Fragen hierzu), so dass ich das mit den jetzigen Daten leider nicht ermitteln kann.



    Zitat

    6. Was mich sehr wundert, ist die Rolle, die der Preis eines Buches spielt. Verzichtet Ihr auf ein Buch, dass Ihr wirklich lesen wollt, weil es zu teuer ist? Ich meine nicht warten bis zum TB, das ist ja nur eine Frage der Zeit.


    Das hat mich persönlich auch gewundert.


    Zitat

    Was mich am meisten irritiert, wie viele Bücher nur mittelmäßig sind und trotzdem gelesen werden.


    Der Drang nach Lesen ist wohl groß ... mich hat es nicht so überrascht, da ich selbst auch dazugehöre ; - )



    Zitat

    Größtes Problem ist natürlich die Frage, was ein "gutes" Buch ist. Aber wie man das einigermaßen seriös über eine Umfrage herausfinden will, weiß ich auch nicht.


    Kann man auch nicht, zumindest nicht in all den Feinheiten. War auch nicht die Absicht, das herauszufinden. Die Geschmäcker sind auch extrem verschieden. Wenn in der Umfrage von einem "guten" Buch die Rede ist, wird wohl jeder Leser etwas anderes im Sinn haben. Man könnte zwar ein bisschen fragen, was die Leser unter einem guten Buch verstehen, aber selbst dann ließe sich aus den Antworten kein Erfolgsrezept für ein gutes Buch ableiten.


    Schöne Grüße
    Annorra

  • Hallo bewurlf,


    du schriebst:


    Zitat

    Man solle auch solch eine Veröffentlichung lektorieren. Seite eiins 455 Leser, Seite sechs 436 Leser, ansonsten vielen Dank für die Ergebnisse.


    Also, ich habe ja gemerkt, dass da einige kleine Schnitzer drin sind, was das Layout der Diagramme betrifft (da ist einiges verrutscht), aber bitte: Wenn du schon einen Korrekturvorschlag machen möchtest, dann einer Benennung des Fehlers. Und auf Seite eins steht weder die Zahl "455" noch steht auf Seite 6 die Zahl "436" in meiner Auswertung. Ich sehe nur die Zahl 445 auf Seite 1 und auf Seite 6 tauchen irgendwo auf der Seite die Zahlen 434 und 439 auf.


    Zweitens glaube ich, du empfindest etwas als Fehler, dass ein völlig normales Phänomen in solchen Umfragen ist: Es ist normal, dass nicht alle Teilnehmer bei jeder Frage eine Antwort gegeben haben. Von den insgesamt 445 Teilnehmern habe Frage x z. B. nur 435 Personen beantwortet und Farge y nur 430 Personen. Daher wechselt die Zahl bei N in den jeweiligen Diagrammen. Teilnehmer lassen einige Fragen nun einmal unbeantwortet und in vielen Studien werden diese "fehlenden Fälle" in der Auswertung ignoriert, wenn nicht gerade besonderes Interesse an der Erforschung dieser (meist wenigen) fehlenden Fälle besteht, was in dieser Studie nicht der Fall war.


    Ansonsten bin ich für echte Korrekturanmerkungen natürlich offen.


    Erklärende Grüße
    Annorra

  • Vielen Dank Annorra für die Ergebnisse und wie ich auch schon anderweitig bemerkt habe, bin ich sehr überrascht über die Ausgeglichenheit der positiven und negativen Leseerlebnisse. Da dachte ich schon, dass sie eher positiv ausfallen würden. :wave

  • Annette Scholonek studierte Germanistik und Soziologie, seit 8 Jahren schreibt sie (bisher unveröffentlichte) Romane im Bereich Science-Fantasy. Jetzt hat sie eine umfangreiche, sehr interessante Leserumfrage zum Thema "Zufriedenheit mit Romanen" veröffentlicht, die ich euch nicht vorenthalten möchte.


    Die Ergebnisse der von ihr durchgeführten Online-Umfrage unter 445 Lesern aus rund 30 Schreib- und Leseforen haben gezeigt, dass 44 % der Leser etwas in Romanen vermissen. Im Schnitt bewerten die Leser nur 3 von 5 Romanen als wirklich gut, also 60 %. "Vollkommen begeistert" von einem Buch sind nur 35 % der Leser sehr oft. Was überwiegt, sind mäßig gute Leseerlebnisse wie: "Das Buch ist weder gut noch schlecht, Durchschnitt eben".


    79,2 % der befragten Leser sind überzeugt, dass der Erfolg vieler Bücher zum Großteil auf Werbung beruht und viele unbekannte Romane mit dem entsprechenden Werbeaufwand auch Bestseller wären.


    Die gesamte Studie findet ihr hier: http://0101.netclime.net/1_5/0…t%20Romanen%2C%202009.pdf


    Gruß,


    Miriam


    PS: Sollte diese Studie schon irgendwo im Forum besprochen worden sein, seht es mir bitte nach. Ich habe danach gesucht, aber nichts gefunden.