Verlag: Beltz
Gebundene Ausgabe: 267 Seiten
2009
Kurzbeschreibung:
Kordon, der meisterhafte Chronist deutscher Geschichte, erzählt den zweiten Teil einer bewegenden Lebensgeschichte:
Das »Krokodil im Nacken« ist besiegt: Lenz, das Alter ego von Klaus Kordon, lebt nun, nach der Ausreise aus der DDR, im Westen. Wie das Leben auf der Sonnenseite aussieht, erzählt Kordon in vielen Episoden - mit großer Authentizität und viel Gespür für historische Momente.
Darauf haben Manfred Lenz und seine Frau Hannah sehnsüchtig gewartet: Endlich dürfen ihre beiden Kinder in den Westen ausreisen. Nach Stasi-Haft und Kinderheim ist die Familie wieder vereint.
Wie ein Fotoalbum aus Worten erzählt dieser Roman vom Neuanfang im westdeutschen Wirtschaftswunderland. Von glücklichen Tagen und von Lenz Reisen als Exportkaufmann durch Osteuropa und später als Schriftsteller nach Australien und Südamerika. Aber ist er wirklich »auf der Sonnenseite« oder verwechselt man im Westen Demokratie mit Gewinnstreben? Die Zeit des Terrorismus in der BRD verfolgt er mit gemischten Gefühlen, ebenso die Er eignisse des Jahres 1989, die zum Untergang seines ehemaligen Staates führen.
Nach dem packenden Zeitpanorama »Krokodil im Nacken« (1943-1973) setzt Kordon mit »Auf der Sonnenseite« (1973-1989) seine bewegende Lebensgeschichte fort - vierzig Jahre unterschiedliches Leben, Denken und Fühlen in Ost und West sind nicht so leicht zu überwinden.
Über den Autor:
Klaus Kordon, geb. 1943 in Berlin, war Transport- und Lagerarbeiter. Er studierte Volkswirtschaft und unternahm als Exportkaufmann Reisen nach Afrika und Asien, insbesondere nach Indien. Klaus Kordon ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder und lebt heute als freischaffender Schriftsteller in Berlin. Zahlreiche seiner Veröffentlichungen wurden in verschiedene Sprachen übersetzt und mit nationalen und internationalen Preisen ausgezeichnet. Für sein Gesamtwerk erhielt er den Alex-Wedding-Preis der Akademie der Künste zu Berlin und Brandenburg.
Meine Meinung:
Auf der Sonnenseite geht genau da weiter, wo Krokodil im Nacken aufhörte, im vergleichbaren Stil und selben hohen Niveau.
Doch Lenz und Hannah befinden sich anfangs keineswegs auf der Sonnenseite des Lebens, im Westen müssen sie erst einmal klar kommen, Arbeit und Wohnung finden.
Dazu sind sie noch getrennt von den Kindern, die noch nicht von der DDR herausgegeben worden. Erst einige Zeit nach der Familienwiedervereinigung geht es langsam bergauf, die Familie fasst Fuss und Lenz beginnt seiner Schriftstellerlaufbahn, die später sehr erfolgreich sein wird und viele Reisen folgen. Dabei gibt es auch Treffen mit anderen Deutschen in anderen Ländern, auch eine Jüdin, die überlebte und mit der Lenz die deutsche Vergangenheit diskutiert.
Die Schwäche des Romans ist, dass Klaus Kordon zu oft abschweift, dem Leser praktisch die ganze deutsche Geschichte ab den frühen Siebziger Jahren erzählt. Dazu gehören die RAF, Kohl, und am Schluss der Fall der Mauer.
Das ist informativ, vor allem auch für Jugendliche, aber literarisch bringt es das Buch nicht weiter.
Die besten Stellen sind die, wo Lenz direkt an seinem persönlichen Leben bleibt. Da wird es intensiv und spannend.
Der Reiz dieses Buches liegt darin, was schon in Krokodil im Nacken eine Stärke war. Die autobiographische Note in einem leicht ironischen Ton enthalten und das gut erzählt. Und manchmal beißt das Krokodil im Nacken noch zu, doch schon sanfter als zu alten DDR-Zeiten.