Kurzbeschreibung
Es ist der Tag des Königs. Der Tag, an dem der Herrscher mit dem Schlüssel aufgezogen wird, um für ein weiteres Jahr regieren zu können. Da geschieht das Unfassbare: Vor den Augen des versammelten Volks stürzt ein dunkler Vogel vom Himmel herab und stiehlt den Königsschlüssel. Fortan steht der König still. Als man den Schlüsselbauer für die Tat verantwortlich macht und ihn in den Kerker wirft, macht sich seine Tochter auf, den wahren Schuldigen zu finden. Es wird eine Reise, die das Mädchen und ihr Land für immer verändern wird.
«Monster und Jungen waren anstrengend, fand Vela, schüttelte den Kopf und ging zurück an die Arbeit.» (Seite 278)
Rezension
Seit vielen Jahrhunderten herrscht der Mechanische König über die Stadt Marinth und die umliegenden Ländereien. Niemand weiß, wo er herkommt oder wie er funktioniert, aber da er der friedlichste und netteste König ist, den man sich vorstellen kann, wird er von seinem Volk verehrt und jedes Jahr bei einer feierlichen Zeremonie mithilfe des Königsschlüssels wieder aufgezogen, um ein weiteres Jahr regieren zu können.
Dieses Jahr allerdings soll es anders kommen. Während der Zeremonie taucht plötzlich ein riesiger schwarzer Vogel auf und stiehlt den Schlüssel, noch bevor der König aufgezogen wurde. Fortan steht er still und der Königsmechaniker, der für den Verlust des Schlüssels verantwortlich gemacht wird, wird in den Kerker geworfen. Sehr zum Leidwesen seiner Tochter Vela, denn sollte der König nicht innerhalb eines Jahres wieder zum Leben erwachen und ihren Vater begnadigen, droht diesem die Hinrichtung.
Zwar werden die vier besten Ritter des Landes beauftragt, den Schlüssel zurückzugewinnen, doch die ach so tapferen Männer kehren lieber in die nächstbeste Schankstube ein, um dort mit ihren vermeintlichen Heldentaten zu prahlen. Und so kommt es, dass Vela sich selbst auf den Weg macht, den Schlüssel zurückzuerobern – mit nichts als ihrem Hammer bewaffnet sowie in Begleitung eines flapsigen Waisenjungen und eines sprechenden Bären…
Obwohl das Buch als All-Age-Fantasy beworben wird und es auch entsprechend aufgemacht ist, wird schnell klar, dass es doch eher etwas für jüngere Leser ist. Die Geschichte wird sehr gradlinig erzählt, Konflikte bleiben recht oberflächlich und die Auflösung, weshalb der Schlüssel letztendlich gestohlen wurde, ist kaum herausgearbeitet und wirkt daher konstruiert und wenig nachvollziehbar. Ebenso wird nicht erklärt, was es mit dem Mechanischen König auf sich hat, sondern seine besondere Daseinsform wird einfach als gegeben vorausgesetzt.
Sieht man über diese Punkte hinweg und liest das Buch als Kinderbuch, so kann man dennoch sein Vergnügen daran finden.
Die Charaktere sind lebhaft und liebenswert beschrieben und vor allem ihr Verhältnis untereinander durchläuft eine schöne Entwicklung. Besonders gefiel mir, dass sie ganz normale Heranwachsende sind, die manches Mal erst über ihren Schatten springen müssen, um ihren Mut zu beweisen und dem anderen trotz schlotternder Knie beizustehen.
Auf ihrer - für Kinder sicherlich spannenden - Reise treffen die ungleichen Gefährten außerdem auf etliche interessante, teils sehr skurrile Figuren, wie etwa einen pummeligen Elf, Hexen, von denen man nicht weiß, ob sie nun gut oder böse sind, und vor allem die ulkigen, sonnenbrandgeplagten Nacktkühe, die mich ordentlich schmunzeln ließen.
Obgleich auf dem Buch nur Boris Koch als Autor genannt ist, erfährt man im Anhang, dass «Der Königsschlüssel» in Zusammenarbeit mit Kathleen Weise entstanden ist. Dem Schreibstil merkt man dies jedoch nicht an. Er ist durchweg homogen, flüssig und in einem märchenhaften Ton gehalten.
Positiv zu erwähnen ist auch die außergewöhnliche Aufmachung des Buches. Trotz des verhältnismäßig geringen Preises liegt es in gebundener Form vor und ist mit einer Karte sowie einer Handvoll bizarrer, aber ansehnlicher Illustrationen ausgestattet.
FAZIT: Für Kinder auf jeden Fall empfehlenswert, für Erwachsene aber kein Muss.
Bewertung: 4/5