Sometimes it seems, that graves digging is all we do round here. *
Originaltitel: Lonesome Dove
Regisseur: Simon Wincer
Darsteller: Robert Duvall, Tommy Lee Jones, Danny Glover, Diane Lane, Anjelica Huston, Robert Urich, Glenn Headley u. v. a.
Sprache: Englisch (Mono), keine Untertitel
Laufzeit: ca. 357 Minuten (Angabe auf DVD + tatsächliche Laufzeit, die Angabe bei Amazon ist falsch)
Bonusmaterial: Interview mit der ausführenden Produzentin, Interview mit Larry McMurtry, Informationen zur Produktion sowie über den historischen „Wilden Westen“ (alles in englischer Sprache)
FSK: UK-Freigabe ab 12
Erschienen: Film (TV): 1989 / DVD: 2008
Amazon-Nr.: B0010VEDDS
EAN: 5036193096501 (Firma: Acorn Media UK)
Weitere Angaben im Internet:
- < Klick > - die Seite bei imdb.com (mit komplettem Cast & Credit, in englischer Sprache)
- < Klick > - die Seite bei Prisma-Online
- < Klick > - die deutsche Wikipedia-Seite über Larry McMurtry
- < Klick > - die Seite beim englischen Wikipedia (mit kompletter Inhaltsangabe!)
Die Lonesome Dove - Filme, chronologisch:
- Dead Man’s Walk - Der tödliche Weg nach Westen (>Filmthread<)
- Comanche Moon (>Filmthread<)
- Lonesome Dove - Weg in die Wildnis
- Return to Lonesome Dove - Wildes Land (>Filmthread<)
- Streets of Laredo - Der letzte Ritt (>Filmthread<)
Kurzinhalt (Eigene Angabe)
Die ehemaligen Texas-Ranger Woodrow Call und Augustus McCrae führen ein geruhsames Leben in Lonesome Dove. Da taucht Jake Spoon wieder auf und schwärmt von einem Leben als Rancher in Montana. Mit einer überwiegend zusammengestohlenen Herde von Kühen und Pferden machen sie sich zusammen mit etlichen anderen Cowboys auf den weiten Weg. Daß ein solcher 2.500 Meilen langer Treck nicht langweilig wird, kann man sich vorstellen. Geländeschwierigkeiten, Indianer, Banditen, offene Rechnungen (etwa aus „Comanche Moon“) machen aus dem Unternehmen ein solches mit ungewissem und für manche tödlichen Ausgang. Spannend von der ersten bis zur letzten Minute.
Was sich hier in wenigen Sätzen liest, sind rund sechs Stunden zum Leben erwachter Wilder Westen. Nicht, wie ihn Hollywood verklärte, sondern wie er vermutlich war. (Man vergleiche mit dem Bonusmaterial.)
Meine Meinung
Es werden in der Tat eine Menge Gräber gegraben in diesem Teil der Saga. Dabei haben nicht alle das „Glück“, begraben zu werden. Manche bleiben zur Abschreckung an den Bäumen hängen, andere erschossen (von Pistolenkugeln oder Indianerpfeilen) dort liegen, wo das Schicksal sie ereilt hat. Etliche machen sich auf ins gelobte Land Montana, doch nicht alle kommen dort an.
Und trotzdem: „It ain’t dyin’, it’s livin’ I’m talking about.“**
Dies ist quasi das Herzstück der Saga, die Verfilmung des preisgekrönten Buches Lonesome Dove. Dieser Vierteiler oder Miniserie, wie man heute sagt, ist als erster von den insgesamt fünf Teilen (s. o.) entstanden. Dennoch lohnt es sich, alles in der chronologischen Reihenfolge anzusehen, und nicht damit zu beginnen. Wenngleich dies der bisher beste Teil ist. Leider ist Comanche Moon in Europa derzeit nicht erschienen und kann nur von denen, die einen Region-1-tauglichen Player haben, gesehen werden. Leider darum, weil oft und immer wieder auf die Ereignisse dort Bezug genommen wird. Vieles, was hier nur in Nebensätzen auftaucht (beispielsweise das Verhältnis von Captain Call zu Maggie), war dort Thema und wird eigentlich als bekannt vorausgesetzt.
Für das Fernsehen gedreht, wurde dennoch sichtlich ein Aufwand wie für einen Kinofilm getrieben. Daß die Trickaufnahmen (Sandsturm) dabei nicht auf heutigem Stand sind, mag nicht verwundern. Schließlich ist Lonesome Dove bereits 1988 entstanden. CGI war zwar schon erfunden, aber noch längst nicht so ausgereift bzw. verbreitet wie heute.
Habe ich beim ersten Teil „Dead Man’s Walk“ noch von aneinandergereihten Szenen gesprochen, so ist das hier nicht der Fall. Es sind vier Teile, die nahtlos ineinander übergehen und am besten direkt hintereinander gesehen werden (oder nur mit kurzen Abständen dazwischen). Das Ende des einen Teils ist der Beginn des nächsten. Einzig die verstrichene Zeit ist etwas schwer auszumachen. „Die sind vor ein paar Wochen hier durchgekommen“. Solche Bemerkungen sind es, die zeigen, daß zwischen zwei Szenen eine längere Zeit liegt.
Mein einziger wirklicher Kritikpunkt ist, daß es zu Comanche Moon mit dem zeitlichen Abstand nicht so ganz hinhaut. Einmal heißt es, Maggie sei seit neun Jahren tot. Das würde einen Abstand zwischen dem Ende von Comanche Moon und dem Beginn von Lonesome Dove von eben neun Jahren bedingen. Auf Newt, Maggies Sohn, trifft das auch zu. Aber Woodrow Call und Gus McCrae oder auch Clara sind deutlich mehr als nur neun Jahre älter. Das könnten gut zwanzig sein, wenngleich es mit Claras Kindern wieder paßt. Man muß das einfach so hinnehmen, weil dieses eben die erste entstandene Miniserie ist, und Comanche Moon passend mit anderen Schauspielern als sog. Prequel gedreht wurde. So gesehen wurden jedoch die Schauspieler für Comanche Moon gut gecastet. Woodrow wie auch Gus könnten sich in der Zwischenzeit durchaus zu den hier zu sehenden Typen entwickelt haben.
Übrigens hatte man auch für die, ähm, Nebendarsteller ein glückliches Händchen. Ich sage nur: die beiden Schweinchen.
Ein Treck ist kein Zuckerschlecken. Und es gibt im Westen keine wirklich sauberen „Helden“. Selten ist das so gut herübergekommen wie gerade hier. Gerade in Bezug auf Woodrow Call gilt das. Eine Gestalt mit vielen Kanten und Ecken. Rauhbeinig, hart, verschlossen, immer für eine Überraschung gut. Und ein Einzelgänger, der nur schwer mit anderen Menschen auskommen kann. Wenn John Wayne im Schlußbild des „Schwarzen Falken“ einsam in die Landschaft geht, so ist er nicht so einsam wie Woodrow hier in diesen Filmen.
Die Filme sind übrigens aus der Sicht von Woodrow und Gus gedreht; manche Nebenfiguren bekommen nur so viel Tiefe, wie sie brauchen, um zu „funktionieren“. Die Indianer bleiben Schatten ihrer selbst (allerdings hatte ich nie das Gefühl, hier „böse Indianer“ anzutreffen). Sie handeln so, wie sie es wohl taten, ohne daß das groß erklärt oder hinterfragt wird. Das fand ich in diesem Zusammenhang in Ordnung.
Bekannt oder gar legendär sind die beiden ehemaligen Texas-Ranger trotz ihrer vielen Ruhmestaten auch nicht geworden, eher vergessen. “We never got killed, that’s why they forgot us.“*** So wird das in einer Szene treffend auf den Punkt gebracht.
Die Miniserie kam kürzlich auf Tele5, die DVD hat nur eine englische Tonspur und keine Untertitel. Ich gebe zu, beim ersten Sehen jetzt nur rund die Hälfte verstanden zu haben, so undeutlich bzw. so starker Slang wurde gesprochen. Manche Ausdrücke wollte ich aber vermutlich auch gar nicht so genau verstehen (weil ich die gar nicht in meinem aktiven Wortschatz haben möchte). Der Rest war mehr als ausreichend, um der Handlung einwandfrei folgen zu können. In den ruhigeren bzw. besinnlicheren Momenten wird eh langsamer gesprochen, so daß dann alles gut zu verstehen ist. (Wenngleich ich Lonesome Dove nicht unbedingt als ersten Film, der in englischer Sprache gesehen wird, empfehlen würde.)
Wie erwähnt, der „Wilde Westen“, das harte Leben des Cowboys kommt gut wie selten durch. Und vielleicht gerade deshalb haben mich diese vier Filme mehr „getroffen“ als mancher andere.
(Achtung: massiver Spoiler!)
Dieses Herzstück der sehenswerten Saga, die Keimzelle, beginnt und endet dort in jenem kleinen Nest, jener Ansammlung von ein paar halbverfallenen Häusern, right in the middle of nowhere, die dem ganzen den Namen gab: in Lonesome Dove.
Kurzfassung:
Das Epos kommt im namengebenden Ort an. Klasse Schauspieler, ein runder Plot und eine überzeugende Umsetzung lassen den alten Westen lebendig werden. Großes Kino im Fernsehen. Nicht die „gute alte Zeit“, sondern die „harte alte Zeit“. Wohlverdient mit Emmy und Golden Globe ausgezeichnet. Absolut sehenswert.
It’s been quite a party, ain’t it?
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Sinngemäße Überserzungen:
* = Manchmal scheint es, als ob Gräber graben das Einzige ist, was wir hier tun.
** = Es ist nicht das Sterben, es ist das Leben, worüber ich rede.
*** = Wir wurden nie getötet, deshalb haben sie uns vergessen.
Edits. Links ergänzt
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