Marcus C. Schulte von Drach - Der fremde Wille/ Der Parasit (Tb)

  • Marcus C. Schulte von Drach
    Der fremde Wille
    Kiepenheuer & Witsch, 498 S.


    Klappentext:
    Eine Münchner Sonderkommission ermittelt in einer beunruhigenden Mordserie. Es mangelt nicht an Spuren, aber nichts bringt sie auch nur in die Nähe eines Verdachtes. Es folgen weitere brutale Überfälle. Doch diesmal schlägt der Täter an den unterschiedlichsten Orten auf der ganzen Welt zu. Die Suche nach dem Täter wird zu einem Wettrennen, das die Ermittler an ihre Grenzen führt: Etwas lässt sich nicht mehr aufhalten.
    Hauptkommissar Hans Bauer arbeitet an einer Mordserie im Englischen Garten. Bisher ermittelt seine Soko ohne sichtbaren Erfolg. Die Frauen wurden scheinbar zufällig zu Opfern. Ihr Umfeld ist unverdächtig. Das Vorgehen des Täters ist immer gleich. Auch die Spuren am Tatort sind eindeutig: Der Mörder hat jede Menge DNA und Fingerabdrücke hinterlassen. Sonderkommission, Gerichtsmedizin, modernste Kriminalistik - doch kein brauchbarer Hinweis, nicht der leiseste Verdacht.
    Dann werden weitere brutale Überfälle aus Hawaii, Schottland und Boston gemeldet. Fieberhaft arbeiten die Experten von FBI, Scotland Yard und BKA an einem Profil. Sie sind sich ihrer Vorgehensweise so sicher, dass sie beinahe die wichtigste Spur übersehen: die Morde selbst.
    In einer Welt, in der klassische Untersuchungsmethoden altmodisch geworden sind, wo sich neuste wissenschaftliche Erkenntnisse durchsetzen, sucht Bauer einen rätselhaften Mörder. Wie ein Schatten überfällt der Mörder seine Opfer, wie ein Schatten bewegt er sich durch das Netz der Ermittlungsmaßnahmen. Nichts kann ihn stoppen.


    Der Autor
    Jahrgang 1965, promovierter Biologe, arbeitet als Wissenschaftsredakteur, 2005 erschien sein erster Thriller „Furor“.


    Meine Meinung:
    Der Einstieg in den Roman ist zunächst mal ganz spannend, eine Expeditionsgruppe ist in einem abgelegenen Tal im Kongo unterwegs, als unerklärliche Angriffe erfolgen und mehrere Expeditionsteilnehmer sterben. Danach Szenenwechsel, wir befinden uns in München, wo mehrere Morde an Frauen geschehen, die Überfälle sind brutal und blutig, die Frauen werden vergewaltigt, und wenn es mal einen Zeugen gibt, sieht der nur einen dunklen Schatten. Die Polizei beginnt mit ihrer Ermittlungsarbeit, und dann geschehen auch in anderen Teilen der Welt vergleichbare Morde, und die Frage ist, wer ist der Täter?
    So weit so gut.
    Es gibt auch einige interessante Charaktere, die ihre eigenen, ganz interessanten Hintergrundgeschichten haben, wie Hauptkommissar Hans Bauer, sein Mitarbeiter Thomas Born, oder die englische Psychologin Cynthia Collins.
    Das Buch ist offenbar auch ganz gut recherchiert, etwa was Polizeiarbeit angeht oder diverse andere Dinge, abgesehen davon ist der Autor ja Biologe und Wissenschaftsredakteur, ich denke das kommt durch. Leider auch nicht nur in positivem Sinne, denn es gibt so einige Passagen, wo derartige Rechercheergebnisse viel zu ausführlich eingeflochten werden, und die ich am Ende einfach nur überblättert habe. Auch die Polizeiarbeit, bzw Organisation wird teilweise viel zu ausführlich geschildert, dabei noch mit Abkürzungen um sich geworfen, die danach ausführlich erklärt werden.
    Dazu kommt als Kritikpunkt noch, dass dieses Buch als Thriller verkauft wird, tatsächlich aber sollte man es viel eher als Krimi mit Thrillerelementen betrachten. Denn über einen Großteil des Buches hinweg verläuft das ganze eher wie bei einem Krimi, in dem sich Ermittler seitenlang darüber austauschen, wie das nun mit den Spuren und dem Täterprofil ist – und das ist nicht gerade das, was ich in einem spannenden Thriller erwarte. Aber wer gerne Krimis liest, ist damit ja vielleicht ganz gut bedient.
    Den eigentlichen Fall, also worum es geht, finde ich an sich ganz spannend und interessant – allerdings ist die Aufklärung des Falles doch eher schleppend, da sie Ewigkeiten brauchen bis sie mal irgendwelche Fortschritte in ihrer Ermittlungsarbeit machen, bis sie dann gegen Ende so mehr Knall auf Fall doch auf die richtige Spur kommen, was man als Leser denn auch schon viel früher sich denken konnte.


    Insgesamt betrachte ich das Buch also mit sehr gemischten Gefühlen, es ist für mich kein großer Wurf, - obwohl es vielleicht das Potential dazu gehabt hätte - aber dazu hätte man es noch zweimal umschreiben müssen. Allerdings ist es eindeutig um Längen besser als das Erstlingswerk des Autors.

  • Die gebundene Ausgabe erschien 2009 bei Kiepenheuer & Witsch unter dem Titel „Der fremde Wille“


    Diese Ausgabe: Knaur Taschenbuch 2010, 589 S.


    Über den Inhalt:
    München wird von einem Serienmörder heimgesucht, wie ihn die Ermittler um Hauptkommissar Hans Bauer noch nie erlebt haben: Der Täter taucht aus dem Nichts auf, beißt seine Opfer tot und verschwindet wieder. Jedes Mal hinterlässt er DNA und Fingerabdrücke, doch trotz modernster Methoden ergibt sich kein brauchbarer Hinweis nichts. Und es kommt noch schlimmer. Aus Hawaii, Schottland und Boston werden identische Morde gemeldet. Reist hier ein Wahnsinniger um die Welt? Gemeinsam erstellen die Experten von BKA, FBI und Scotland Yard, allen voran die britische Psychologin Cynthia Collins, ein Profil des Killers. Doch die Wahrheit liegt weit jenseits ihrer kühnsten Vorstellungen. Der Täter selbst hat keine Wahl. Er muss zuschlagen, wieder und wieder.


    Über den Autor:
    Markus Chr. Schulte von Drach, Jahrgang 1965, ist promovierter Biologe. Er arbeitet als Wissenschaftsredakteur bei sueddeutsche.de. Zuvor Journalist u. a. für die 'Süddeutsche Zeitung', die 'Berliner Zeitung', 'Neue Zürcher Zeitung', 'Die Welt'. Seit 2005 schreibt er auch Thriller.


    Meine Meinung:
    Der Anfang könnte einem Preston/Child-Roman entstammen. Die Teilnehmer einer Expedition im Kongo werden auf geheimnisvolle Weise getötet. Mit dem Schauplatzwechsel nach München und sobald die dortige Kriminalpolizei ins Spiel kommt, wird die Geschichte streckenweise sehr langatmig. Diese Mischung aus Horror-, Polizei- und Wissenschaftsthriller mit psychologischen und philosophischen Einsprengseln ist nur teilweise geglückt. Der Autor deckt den Leser mit einer gewaltigen Menge an Fachwissen ein. Eine Kürzung um 150 Seiten hätte dem Buch gut getan.


    Die Protagonisten gewinnen im Laufe der Geschichte an Kontur und Format. Sehr glaubwürdig fand ich, wie die Arbeit ihr Privatleben in hohem Maße beeinflusst. Übertrieben dagegen, dass der Autor vielen seiner Figuren eine schmerzvolle Vergangenheit angedichtet hat.


    Nach schwachem Beginn steigert sich das Buch und ab der Mitte fand ich es richtig gut. Die Handlung entwickelt sich schlüssig und zunehmend spannend, es braucht allerdings einige Zeit, bis die Ermittler auf die richtige Spur geraten. Die Auflösung ist stimmig, wenn auch nicht unbedingt überraschend.
    Keine leichte Thrillerkost, sondern eher ein anspruchsvoller Roman mit durchaus nachdenklich machenden Passagen.

  • Zitat

    Original von JaneDoe


    Diese Mischung aus Horror-, Polizei- und Wissenschaftsthriller mit psychologischen und philosophischen Einsprengseln ist nur teilweise geglückt. Der Autor deckt den Leser mit einer gewaltigen Menge an Fachwissen ein. Eine Kürzung um 150 Seiten hätte dem Buch gut getan.


    Das Buch habe ich gerade beendet und war sehr angetan.
    Und ich muß gestehen, daß es bei mir genau Dein Kritikpunkt war, der mir so richtig gefallen hat :grin


    Gerade dieses geballte psychologische Fachwissen hat mich sehr interessiert und den Fall für mich so interessant gemacht.
    Aber da liegt bei mir daran, daß mich derartige Themen immer faszinieren. Gerade die neuropsychologischen Erklärungen gefielen mir besonders und ich habe einen Hang dazu.
    (Ok, war ja auch meins meiner Lieblingsfächer, da mag das nicht verwundern :chen )


    Am Anfang des Buches - vom Übergang des Kongo nach München und der Veränderung der Handlung mußte ich auch erst einmal wieder neu hineinkommen, da ich auch anfangs erwartet hatte, daß die Handlung ähnlich der des Urwalds bleibt.
    So ein büschen mehr Horror hatte ich erst auch erwartet.


    Als ich dann aber sozusagen richtig in München angekommen war, hat mich das Buch nicht mehr losgelassen.
    Und wie schon gesagt, gerade die Erklärungen die die Psychologin Cynthia macht, fesselten mich am meisten.


    Es dauert zwar sehr lange, bis sich die ersten Fortschritte ergeben, da die Ermittler lange im Dunklen tappen und sie gar nicht voranzukommen scheinen, dann aber langsm beginnt sich alles so langsam zu lüften.
    Eben auch mit einer (für mich) interessanten Lösung.


    Eine Sache gefiel mir nicht soo gut, das liegt dann aber eher an meinem Harmoniebedürfnis - verraten kann ich es hier auch nicht, da es zuviel vorab nehmen würde :grin


    Fazit:
    Für mich ein sehr gelungener Thriller - wenn man es so nennen mag, aber eben auch eine hochinteressante psycholöogische Abhandlung über menschliche Motive und neuropsychologische Phänomene.

  • Eigentlich fällt mir zu diesem Buch nur ein Wort ein: Langweilig.


    Und das ist wirklich schade. Denn die Idee ist gut. Der Anfang ist recht spannend, aber dann springt nach wenigen Seiten die Handlung von Afrika nach München zu den Morden und das große Schnarchen beginnt. Ich hab wirklich selten einen so langweilig geschriebenen und unspannenden Roman gelesen. Dabei fand ich die Passagen über den freien Willen und die biologischen Einlagen sogar recht interessant. Aber als Geschichte oder gar als Krimi taugt das Buch gar nicht. Null Spannung, Cliffhanger schon mal gar nicht, kein Hineinziehen in die Handlung, nichts. Es war mir eigentlich schnurz, ob es einen neuen Mord gab oder ob die Polizisten in ihren Ermittlungen weiterkamen, es war einfach nur uninteressant geschrieben.


    Die Polizeiarbeit tröpfelt so unspektakulär vor sich, das ich immer richtig froh war, wenn Cynthia Collins auftauchte und ein bißchen fachsimpelte. Diese Passagen waren das Beste für mich und vielleicht sollte der Autor einfach über sein Fachgebiet schreiben und nicht versuchen, es in einen Krimi einzubauen. Das kann er nämlich anscheinend nicht so gut.


    Vielleicht lag es aber auch am Titel:

    “Wer kleine Kinder und Hunde nicht mag, kann kein schlechter Mensch sein



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  • Ich habe Heute eine Empfehlung von amazon für dieses Buch bekommen.
    Aber nach den Rezis wird es wohl doch nichts werden..... :-(

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Zitat

    Original von Hoffis
    Ich habe Heute eine Empfehlung von amazon für dieses Buch bekommen.
    Aber nach den Rezis wird es wohl doch nichts werden..... :-(


    Einfach mal "Augen zu" und durch - obwohl, mit "Augen zu" kann man wohl nicht so toll lesen..... :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.