Salzwassersommer - Sharon Dogar [14 J.]

  • Versinken im Meer der Worte


    Wie jeden Sommer verbringen Hal und seine Familie ihre Ferien in Cornwall. Gemeinsam genießen sie das Gefühl der Freiheit und Erholung - das Meeresrauschen, die sanfte Brise, das Gefühl von warmem Sand unter den Füßen. Was könnte erholsamer sein? Doch plötzlich wendet sich das Blatt und nichts ist mehr wie zuvor. Charley, Hals ältere Schwester, stirbt fast beim nächtlichen Surfen. Er ist es, der sie am Morgen darauf findet. Seit dem liegt Charley im Koma, ist nicht mehr als sie selbst zu erkennen und auch Hal scheint ein Stück von sich selbst verloren zu haben. Die Bindung zwischen Charley und Hal war immer sehr stark. Trotz alledem macht sich die Familie auch im nächsten Sommer auf den Weg nach Cornwall und plötzlich erinnert sich Hal an immer mehr Ungewöhnliches aus dem vergangenen Jahr. Wer war es, der damals Charley beim Surfen beobachtete. Ist es tatsächlich nur ein Unfall gewesen?


    "Salzwassersommer" ist ein ausgesprochen emotionales und tiefgründiges Buch. Die ganze Geschichte läuft wie ein Film vor dem inneren Auge ab. Man sieht die Küste und wie sich die Wellen brechen, spürt den Sand unter den Füßen und meint einen leicht salzigen Geruch in der Luft zu vernehmen. Jeder, der schon mal am Meer war, wird sich sofort dorthin zurückversetzt fühlen.


    Das Gefühl des Schmerzes und der Trauer der Familie überwältigt einen förmlich - es ist so real - nichts daran wirkt kitschig oder gar aufgesetzt. Als Leser wird man von ihren Emotionen gleich einer Welle, die über einen hinwegrollt, getroffen. Besonders authentisch sind die unterschiedlichen Umgehensweisen der Familienmitglieder mit dieser tragischen Situation. Während die Mutter ständig den Tränen nahe ist, neigt der Vater schneller zu Wutausbrüchen. Hal hingegen zieht sich mehr in sich selbst zurück und ist abwechselnd sauer auf sich und dann wieder auf Charley. Zudem hat er das Gefühl, dass sich alles nur noch um Charley dreht und nicht mehr um ihn und seine jüngere Schwester Sara.


    Besonders berührend sind die Ausschnitte des Buches, in denen aus Charleys Sicht geschrieben wird. Sie liegt zwar im Koma und von außen ist keine Regung zu erkennen, doch sie kann hören, wie an ihrem Bett erzählt wird, spürt wie alle weiterleben und nur sie in einer Art dunklem Schrank eingesperrt ist, aus dem sie einfach nicht herauskommt. Wie grausam muss es sein, alles mitzubekommen und sich doch nicht äußern zu können? Nur Hal scheint ihre innere Unruhe zu spüren. Er spürt, dass es irgendetwas gibt, das er herausfinden muss - etwas, das ihm Charley mitteilen möchte.
    Auch eine leicht mystische Komponente fehlt diesem Buch folglich nicht. Diese fügt sich aber so perfekt in die Geschichte ein, dass sie niemals unwirklich erscheint.


    Als Leser muss man einfach mit den Figuren mitfühlen. Besonders Hal und seine erste Liebe Jacky sind unglaublich sympathisch. Sie haben ihre kleinen Macken und sind so echt - mal humorvoll, mal nachdenklich - dass man sie nur mögen kann. Diese Liebesgeschichte gibt "Salzwassersommer" auch die nötige ausgelassene und hoffnungsvolle Komponente. Hier holt die Autorin den Leser langsam aus den bedrückenden und bedrohlichen Stimmung heraus und zeigt klar auf, dass das Leben doch weitergeht.


    Sharon Dogar versteht es gekonnt, die Geschichte durch Rückblenden und Sichtweisenwechsel noch spannender zu machen. Anders als bei den meisten anderen Büchern, wird dadurch jedoch der Lesefluss absolut nicht gestört. Ein Abschnitt fügt sich immer perfekt an den nächsten. das liegt nicht zuletzt an dem hervorragenden Sprachstil, der die Geschichte sanft dahin fließen lässt. Die Übersetzung ist ausnehmend gut gelungen.


    "Salzwassersommer" ist so ein Buch, bei dem man nach dem Lesen erstmal dasitzt und nachdenkt. Was soll man als nächstes lesen, wenn man doch mit den Gedanken noch in diesem außergewöhnlichen Buch gefangen ist? Kein anderes Buch scheint diesem Gefühl der vollkommenen Versunkenheit in der Geschichte danach gerecht werden zu können.



    Kurzbeschreibung
    Was ist im letzten Sommer mit Charley passiert? Hal ist entschlossen, die Wahrheit herauszufinden. Und obwohl seine Schwester im Koma liegt, scheint sie an seiner Seite zu sein; scheint ihn aufzufordern, sich für sie zu erinnern. Und Hal erfüllt ihren Wunsch. Stück für Stück kommt er dem dunklen Geheimnis des letzten Sommers näher - dem Geheimnis um eine große, tragische Liebe.


    Über den Autor
    Sharon Dogar wurde von Philip Pullmann in Englisch unterrichtet. Noch heute stehen sie in Kontakt. Ihr Debütroman Salzwassersommer spielt in Cornwall. Sie würde gerne so wunderbar surfen können wie Charley. Sharon arbeitet als Sozialarbeiterin mit Jugendlichen.

  • Hallo Daniliesing,


    kann es sein, dass du bei deiner Kurzbeschreibung des Buches einen Absatz aus Versehen zweimal eingefügt hast? :wave Ansonsten: Danke für die schöne Rezi!

    "Es gibt einen Fluch, der lautet: Mögest du in interessanten Zeiten leben!" [Echt zauberhaft - Terry Pratchett]

  • Das Buch ust echt super und ich hatte es echt schnell durch! :lesend ich finde es gut, dass hal und charley abwechselnd erzählen. das ende kam für mich unerwartet, ich hatte gehofft, dass es anderest ausgeht!

    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit. ...aber beim Universum bin ich mir nicht ganz sicher!
    (Albert Einstein)

  • Auch ich kann das Buch nur weiter empfehlen! Wirklich lesenswert.. :) Den Schluss hätte ich mir allerdings ein bisschen anders vorgestellt, aber er passte. (sehr traurig!!)
    Ich habe allerdings eine andere Ausgabe des Buches. Die gefällt mir um einiges besser..
    :-)