Miss Sara Sampson - Gotthold Ephraim Lessing

  • Zum Buch:


    Titel: Miss Sara Sampson. Ein bürgerliches Trauerspiel in fünf Aufzügen.
    Autor: Gotthold Ephraim Lessing
    Verlag: Reclam
    Erscheinungsjahr: 2003
    Seiten: 111 (davon umfasst das eigentliche Stück 106 Seiten)
    Erstveröffentlichung: 1755


    Zum Autor:


    Gotthold Ephraim Lessing wurde 1729 als drittes Kind des Archidiakons Johann Gottfried Lessing in Kamenz in der Lausitz geboren. Sein Vater unterrichtete ihn zunächst selbst. Von 1737 bis 1741 besuchte Lessing dann die Lateinschule seiner Heimatstad, die seit 1737 von Johann Gottfried Heinitz geleitet wurde.


    Mit einem Stipendium ausgestattet wechselte Lessing im Jahre 1741 auf die Fürstenschule St. Afra in Meißen. 1746 wurde Lessing wegen seiner ausgezeichneten Leistungen vorzeitig entlassen und ging zum Studium an die Universität Leipzig. Lessing studierte in Leipzig auf Wunsch seines Vaters zunächst Theologie. 1748 wechselte er zum Medizinstudium und wechselte noch im selben Jahr an die Universität Wittenberg. Noch im November desselben Jahres zog Lessing nach Berlin. Hier rezensierte er die Berlinerische Privilegierte Zeitung, wurde 1750 Mitarbeiter bei den Critischen Nachrichten aus dem Reiche der Gelehrsamkeit und begegnete unter anderem 1750 Voltaire.


    Ab 1751 konzentrierte sich Lessing weiter auf sein Studium in Wittenberg. Neben seinem Medizinstudium verfolgte er außerdem ein Studium an der philosophischen Fakultät. Am 29. April 1752 absolvierte Lessing die Promotion in den Septem Artes Liberales.


    Im November 1752 kehrte Lessing Berlin zurück. Dort wohnte er zusammen mit C.N. Naumann. Im Oktober 1755 kehrte er nach Leipzig zurück. Im folgenden Jahr begann er eine auf mehrere Jahre angelegte Bildungsreise durch die Niederlande, England und Frankreich als Begleiter von Johann Gottfried Winkler, die er jedoch wegen des Siebenjährigen Krieges abbrechen musste. 1758 zog Lessing erneut nach Berlin, wo er mit Friedrich Nicolai und Moses Mendelssohn zusammen die Briefe, die neuste Literatur betreffend veröffentlichte.


    Von 1760 bis 1765 war er in Breslau als Sekretär beim General Tauentzien beschäftigt. 1765 kehrte er zurück nach Berlin, um dann 1767 als Dramaturg und Berater an das Hamburger Nationaltheater zu gehen, wo auch sein Stück Minna von Marnhelm aufgeführt wurde.


    1770 wurde Lessing Bibliothekar der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel. 1771 verlobte er sich mit der Witwe Eva König. 1775 wurde seine Arbeit in der Bibliothek unterbrochen durch mehrere Reisen zu Eva Königs jeweiligem Aufenthaltsort, nach Wien über Leipzig, Berlin, Dresden und Prag und einer Audienz bei Kaiser Joseph II. Als Begleiter des Braunschweiger Prinzen Leopold reiste er nach Italien mit Aufenthalten in Mailand, Venedig, Florenz, Genua, Turin, Rom, Neapel und auf Korsika.
    Am 8. Oktober 1776 heirateten er und Eva König.. Am Weihnachtsabend 1777 gebar sie den Sohn Traugott, der aber am folgenden Tag starb. Am 10. Januar 1778 starb auch Eva Lessing an Kindbettfieber.


    Lessing selbst verstarb 1781 in Braunschweig an Brustwassersucht. Er gilt als wichtigster Dichter der deutschen Aufklärung.


    Zum Inhalt:


    Das bürgerliche Trauerspiel „Miss Sara Sampson“ von Gotthold Ephraim Lessing spielt an einem Gasthof in England. Hierher sind die bürgerliche Sara Sampson und ihr adeliger Geliebter Mellefont vor Saras Vater Sir William Sampson geflohen, der gegen ihre Verbindung war. Sara wird von ihrem schlechten Gewissen gequält und will Mellefont so schnell wie möglich heiraten, um ihre Tugend nicht zu gefährden. Mellefont zögert die Trauung jedoch hinaus, da er, um sein Erbe zu erhalten, eine Frau heiraten müsste die er hasst. Da seine Verlobte ihn ebenfalls nicht ausstehen kann, haben die beiden sich aber auf einen Vergleich geeinigt.


    Dann erhält Mellefont einen Brief von seiner ehemaligen Geliebten Marwood, mit der er auch die Tochter Arabella hat. Marwood hat Mellefont ausfindig gemacht und möchte ihn aus einem verletzten Ehrgefühl heraus zurückgewinnen. Als er sie in ihrer Wohnung aufsucht, versucht sie ihn zu becircen, was auch zunächst gelingt. Außerdem benutzt sie Arabella als Druckmittel, indem sie sie vor ihrem Vater auf die Knie fallen lässt, um ihn zum bleiben zu bewegen. Sie erzählt, dass sie William Sampson Saras Aufenthaltsort preisgegeben hat, sodass dieser sie wieder nach Hause holen kann. Mellefont verlässt Marwood mit dem Vorsatz, sich von Sara zu trennen. Dann merkt er jedoch, dass er sich von Marwood hat einwickeln lassen und kommt zurück, um Marwood zu sagen, dass er Sara liebt und sie nie verlassen wird. Marwood wird zornig und attakiert Mellefont mit einem Dolch, welchen er ihr abnehmen kann. Marwood schafft es jedoch, Mellefont die Erlaubnis abzutrotzen, Sara unter falschem Namen gegenübertreten zu dürfen.


    Unterdessen verfasst Sir William Sampson einen Brief an Sara, in dem er ihr verzeiht und ihr versichert, dass er auch Mellefont als seinen Sohn annehmen würde. Als Sampsons Diener Sara den Brief bringt, will sie ihn zunächst nicht lesen, da sie nicht möchte, dass ihr Vater seinen Gram herunterschluckt, um sie glücklich zu machen. Aber als der Diener zu bedenken gibt, dass das Verzeihen für ein gütiges Herz wie das ihres Vaters ein Vergnügen sei, liest Sara den Brief doch. Sie ist glücklich und erleichtert und zeigt den Brief sofort Mellefont.


    Neben Mellefont ist auch Marwood, die sich als Lady Solmes vorstellt, im Raum. Mellefont freut sich mit Sara, und Marwood stellt fest, dass sie sich mit ihrer Auskunft an Saras Vater ins eigene Fleisch geschnitten hat. Als Mellefont allein ist, wird jedoch deutlich, dass er der Hochzeit mit Sara eher skeptisch gegenübersteht und seine Freiheit eigentlich nicht aufgeben möchte.


    Als Norton Mellefont mitteilt, dass am Tor ein Bote warte, der ihn in einer wichtigen Angelesenheit zu sprechen verlange, vermutet Mellefont, dass es um den Vergleich geht. Er verlässt den Raum un lässt Sara mit Marwood allein. Marwood versucht nun, Sara an Mellefonts Liebe zweifeln zu lassen und erzählt ihr, immer noch in der Rolle der Lady Solmes, von diversen Liebschaften Mellefonts. Als Sara nicht von ihrem Glauben an Mellefonts Gefühle abweicht, offenbahrt Marwood sich und Sara fällt in Ohnmacht.


    Als Sara wieder erwacht, fühlt sie sich schlecht und Marwood ist verschwunden. Es stellt sich heraus, dass Marwood die Medizin, die die Zofe Sara einflößen wollte, gegen Gift ausgetauscht hat. Mellefont schickt nach Ärzten, doch es ist zu spät. Sir William Sampson findet sich in Saras Zimmer ein und versichert ihr ein letztes Mal, dass er ihr verziehen hat und dass er sie liebt. Saras letzter Wunsch ist, dass ihr Vater Mellefont und seine Tochter Arabella als seine Kinder aufnimmt. Sie vergibt auch Marwood, dass sie sie vergiftet hat. Nachdem Sara gestorben ist, stößt sich Mellefont Marwoods Dolch ins Herz. William Sampson will sich dennoch im Sinne seiner Tochter um Arabella kümmern.


    Meine Meinung:


    Lessings Werk „Miss Sara Sampson“, welches 1755 verfasst und uraufgeführt wurde, ist das erste bürgerliche Trauerspiel überhaupt. Deshalb war es auch angesichts des theatergeschichtlichen Hintergrundes sehr interessant zulesen. Ungeachtet dessen ist es aber auch so spannend, stellenweise witzig und man erkennt einige Elemente aus der modernen Seifenoper wieder :grin.


    Nur eins hat ziemlich genervt: Sara Sampsons Schuldgefühle. Es ist ja verständlich, dass sie ein schlechtes Gewissen ihrem Vater gegenüber hat, aber auf was für eine abgedrehte Argumentation diese Frau teilweise kommt, um sich an irgendwas die Schuld geben zu können…puh. Das war teilweise schon sehr verquer und an den Haaren herbeigezogen. Aber lustig ;-).


    Lessing gehört mittlerweile zu meinen Lieblingsautoren / Lieblingsreclamautoren, da ich finde, dass man seine Stücke man ohne jegliche Verständnisschwierigkeiten lesen kann. Schon von Emilia Galotti war ich begeistert. Ob mir „Miss Sara Sampson“ besser gefällt, kann ich gar nicht genau sagen :gruebel; die beiden liegen so ziemlich gleichauf :-].

    Mir fällt leider kein guter Spruch für eine Signatur ein, aber wenn ich keine habe, stehen die Verlinkungen zu Amazon immer zu dicht unter der letzten Zeile meines Beitrages :rofl.

  • Zitat

    Original von Eddie Poe
    Meine Meinung:


    Lessings Werk „Miss Sara Sampson“, welches 1755 verfasst und uraufgeführt wurde, ist das erste bürgerliche Trauerspiel überhaupt. Deshalb war es auch angesichts des theatergeschichtlichen Hintergrundes sehr interessant zulesen. Ungeachtet dessen ist es aber auch so spannend, stellenweise witzig und man erkennt einige Elemente aus der modernen Seifenoper wieder :grin.


    Nur eins hat ziemlich genervt: Sara Sampsons Schuldgefühle. Es ist ja verständlich, dass sie ein schlechtes Gewissen ihrem Vater gegenüber hat, aber auf was für eine abgedrehte Argumentation diese Frau teilweise kommt, um sich an irgendwas die Schuld geben zu können…puh. Das war teilweise schon sehr verquer und an den Haaren herbeigezogen. Aber lustig ;-).


    Da kann ich dir nur zustimmen. Ich finde es ebenfalls gut, dass sich Lessing so leicht lesen lässt und fand das Stück durchaus unterhaltsam. Auch die Parallelen zwischen Schillers Lady Milford und Lessings Marwood fand ich interessant.
    Das Stück gehört zwar nicht zu meinen Lieblingsstücken Lessings, ist es aber meiner Meinung nach aber wert, dass man mal einen Blick drauf wirft. :)