Am 10.07.09 gab es eine Aufführung des Dramas in Buchen.
Kurzbeschreibung des Buches:
Das Thema könnte brisanter gar nicht sein: Es heißt: sttrukturelle Arbeitslosigkeit - es ist das Dilemma der westlichen Industrie- und Wohlstandsgesellschaft. Doch anders als sonst wird das Thema ganz vom Kopf her aufgezäumt. Nicht um underdogs geht es, sondern um Top Dogs. Um Spitzenmanager also, die im Zuge global bedingter Umstrukturierung entlassen wurden und die sich jetzt, zwecks Schockabfederung, Enttäuschungsverarbeitung und späterer beruflicher Reintegration, in einem Zürcher Outplacement-Büro zusammengefunden haben. Wichtig ist der Perspektivenwechsel. Präsentiert wird ein Königsdrama der Wirtschaft, nicht ein Kleine-Leute-Stück. Das bugsiert das Spiel aus den Grauzonen der üblichen Sozialreportage heraus, sichert ihm überraschende Einsichten- und Witz: Ein klein wenig Schadenfreude, natürlich, ist auch dabei - schon tröstlich zu wissen, daß es auch "die da oben" jederzeit treffen kann. Lachend, bestens unterhalten, aber immer wiedre auch in Beklommenheit begreifen wir:Da ist etwas faul, nicht nur im Staate Helvetia; da bahnt sich weltweit ein ziemlich wölfischer Kapitalismus seinen Weg - in seiner Inhumanität notdürftig getarnt hinter den phraseologischen Fassaden eines dynamischen Neoliberalismus; da wird der Mensch, falls er nicht gerade als Verbraucher bnenötigt wird, zunehmend überflüssig; da müssen Manager nicht nur ihre Untergebenen, sondern am Schluß auch sich selbst entlassen - das ist die groteske Logik der Ökonomie. Die Globalosierung frißt ihre Kinder. (Aus Gerhard Jörders Preisrede auf Top Dogs beim Berliner Theatertreffen 1997)
Über den Autor:
Urs Widmer, geboren 1938 in Basel, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. 1966 promovierte er mit einer Arbeit über die deutsche Nachkriegsprosa. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. Heute lebt und arbeitet Urs Widmer als Schriftsteller in Zürich. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. 2007 erhielt Urs Widmer den Friedrich-Hölderlin-Preis der deutschen Stadt Bad Homburg.
Mein Eindruck von der Aufführung:
Urs Widmer ist ein interessanter Autor und dieses Buch von ihm kannte ich noch nicht. Daher war ich besonders auf diese Theateraufführung im schönen Beginenklösterle gespannt. Es war sehr gut gefüllt, dennoch fanden einige Schauspieler noch Platz im kleinen Kloster.
(Es war auch schon bei der Veranstaltung vorher gut gefüllt, aber der Poetry Slam-Künstler Jörg Hartmann war einfach nicht erschienen. Unprofessionell).
Von Beginn schaffte das Stück und die Inszenierung es, den Zuschauer in den Bann zu ziehen.
Fast entsteht ein beklemmendes Gefühl, wenn man in diesen Zeiten arbeitslose Topmanager sieht, die in Rollenspielen im Outplace-Center mit der Zeit immer mehr ihr wahres Gesicht zeigen. Es kommt zu Seelenentblößungen, gerade auch bei dem Rollentausch, den die Top Dogs immer wieder durchführen.
Mimik und Gesten der Schauspieler schafften dies durchgängig gut zu zeigen.
Dann passte es auch, wenn die Anzüge manchen Schauspieler nicht recht zu passen schien, zeigte es umso mehr den Uniformcharakter dieser „Arbeitskleidung“.
Der Ablauf der Handlung ist präzise und in schnellen Akten umgesetzt.
Die Handlung ist zynisch, aber auch nicht ohne Komik und nach dem Schluss der gelungen Theateraufführung bleibt die Lust, einen Urs Widmer-Roman zu lesen.