ZitatDer empörte Kommentar einer deutschen Touristin in unserem Quartier, deren Versuche einer erotischen Selbstbeweihräucherung in einer derartigen Pleite endete, lautete: "Das ist eine Unverschämtheit! Ich mache hier Urlaub, ich will meinen Spaß haben! Ich trage schließlich mein gutes Geld hierher!"
Soviel zum Thema Toleranz, wenn es um Kleidersitten in anderen Ländern geht. Denn das ist leider kein Einzelfall, sondern beschämend häufig!
Ja, mit Geld in der Tasche fühlt sich mancher dann wie ein kleiner König.
Solche Urlaube kenne ich überhaupt nicht. Ich habe noch nie in einem Hotel Urlaub gemacht und die typischen Urlaubsinseln kenne ich nur aus Erzählungen.
Über lange Jahre habe ich Pfadfindergruppen geleitet und da gab es halt nur 'LAGER', Jugendherbergen oder Häuser der Diözese. Ich hätte gerne mal ein Jamboree (internationales Treffen der Pfadfinder) mitgemacht aber Australien war zu teuer und dann war ich einfach in die Jahre gekommen und hab die Leitung jüngeren überlassen. So ist es üblich.
Danach kamen unsere Urlaube in Ghana und wenn das Geld dafür nicht reichte dann fuhren wir halt zur Nordsee.
Reich an Erfahrungen aus Pfadizeiten habe ich meinen Mann vor der ersten Ghanareise gelöchert mit Fragen, was darf man und was darf man überhaupt nicht ............... na ja, halt alles was ich nicht wußte.
Sein Kommentar war immer, flieg hin, guck selbst und mach dir dein Bild.
Es ist dann auch nix schlimmes passiert und mein Verhältnis zu meiner Familie dort ist ausgesprochen herzlich und gut. Einmal war ich ganz allein dort, ich habe den 100sten Geburtstag unseres Opas dort gefeiert .............. mit allen Angehörigen und dem ganzen Dorf. Was ich nicht wußte: Alle Geschenke die wir dem alten Mann gemacht haben waren eigentlich Gaben (im Voraus) für sein Totenfest. Mein Mann hatte mir DAS nicht erklärt. In Ghana feiert nämlich niemand Geburtstag, solche Tage sind unwichtig und die alten Leute wissen sowieso nur annähernd ihr Geburtsjahr und nicht Tag und Stunde. Alles in allem hatte uns meine Reise ca. 8.000,00 DM gekostet. Der alte Mann war glücklich und er hat mir immer wieder versichert, dass es zum ersten Mal in seinem Leben passiert ist, dass ihn jemand aus Europa so geehrt hat.
Später bekam ich dann einen Brief von ihm (er konnte nicht schreiben, nur diktieren). Er hat sich bedankt und mir mitgeteilt, dass ich, wenn er stirbt, nicht kommen muss, dass ich alles getan habe für ihn was überhaupt möglich war und er hat mich offiziell von jeder weiteren Verantwortung freigesprochen. Er nannte mich seine geliebte Schwiegertochter .............. diesen Titel konnte ich für mich allein in Anspruch nehmen und meinem Mann hat das gehörig imponiert. Er wußte ja nicht so recht, was überhaupt im Dorf passiert war und wie ich das alles hinter mich gebracht hatte.
Nach meinem Besuch dort stand zu Hause das Telefon nicht still. Angehörige meines Mannes aus Europa, USA, Asien haben sich bei mir bedankt für das was ich gemacht habe. Ich war ziemlich verblüfft, ich habe meine Reise dorthin ganz anders gesehen als die Familie. Für mich war es nur ein bisschen Abenteuer und Zuneigung zu dem alten Mann.
Über die Jahre habe ich vieles aus der Kultur meines Mannes kennen gelernt und ich hatte nie mehr das Gefühl, dass ich als Deutsche außen vor bleibe. Dafür bin ich auch zu herzlich aufgenommen worden und mit gegenseitiger Liebe und Respekt funktioniert es immer.
Nächstes Jahr werde ich nach Ghana fliegen um die Familie zu besuchen, ich hab wirklich so etwas wie Heimweh obwohl mir die Hitze auf den Keks geht und die Moskitos mir wieder den Schlaf rauben werden.
Aber wofür war man mal Pfadfinder?????
Liebe Grüße
Gabi