Kopftuch

  • Hessen verbietet allen Beamtinnen das Kopftuch


    Alle hessischen Beamtinnen dürfen im Dienst kein islamisches Kopftuch mehr tragen. Ein entsprechendes Gesetz verabschiedete der Landtag in Wiesbaden am Donnerstag mit der absoluten Mehrheit der CDU. SPD, Grüne und FDP halten das Gesetz für verfassungswidrig.



    "Im Sinne der abendländischen Tradition"
    Das hessische Gesetz geht weit über die Regelungen anderer Bundesländer hinaus, da es das Verbot nicht auf Lehrerinnen beschränkt. Es untersagt Beamten im Dienst das Tragen von Kleidungsstücken, "die objektiv geeignet sind, das Vertrauen in die Neutralität ihrer Amtsführung zu beeinträchtigen oder den politischen, religiösen oder weltanschaulichen Frieden zu gefährden". Ob ein solcher Fall vorliegt, ist jeweils im Lichte "der christlich und humanistisch geprägten abendländischen Tradition des Landes Hessen" zu prüfen - ein christliches Kreuz wäre also nicht betroffen.



    CDU: Verstoß gegen die Grundrechte
    Das islamische Kopftuch stehe "nicht im Einklang mit den Grundrechten", begründete der hessische CDU-Fraktionschef Franz Josef Jung das Paragraphenwerk. Das Tuch sei nicht Ausdruck des eigenen Glaubens, es symbolisiere vielmehr Unterdrückung und Unfreiheit und stehe für den fundamentalistischen Gottesstaat. "Der Zwang zur Verhüllung, dem muslimische Frauen ausgesetzt sind, das Züchtigungsrecht des Mannes und die Scharia sind mit unserer Verfassung unter keinen Umständen vereinbar", erklärte Jung. Beamtinnen hätten jedoch eine besondere Treuepflicht zum Staat und zur Verfassung.



    "Alle religiösen Symbole verbieten oder keins"
    SPD und Liberale befürworteten zwar das Kopftuchverbot für Lehrerinnen im Unterricht, die Ausweitung des Verbots auf alle Beamtinnen im öffentlichen Dienst verstößt in ihren Augen aber gegen die Verfassung. Auch unter Juristen ist das Gesetz umstritten: Der Staat sei zur strikten Gleichbehandlung der Religionen verpflichtet, erklärte die Frankfurter Verfassungsrechtlerin Ute Sacksofsky. "Wenn es politisch gewollt wäre, könnte man höchstens alle religiösen Symbole verbieten, also auch das christliche Kreuz" - etwa wie es Berlin plant. Auch die Expertin hat vor allem Bedenken dagegen, dass das Verbot für den gesamten öffentlichen Dienst gilt.




    Karlsruhe: Verbot nur bei gesetzlicher Grundlage
    Hessen ist nach Niedersachsen, Baden-Württemberg und dem Saarland das vierte Bundesland, das nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts eine gesetzliche Regelung schafft. Karlsruhe hatte im Fall einer muslimischen Lehrerin in Baden-Württemberg im September 2003 entschieden, dass moslemischen Lehrerinnen nur bei einer klaren gesetzlichen Grundlage das Tragen eines Kopftuchs untersagt werden darf. Daraufhin entschlossen sich mehrere Länder, ihr Schulgesetz zu ändern.



    Berlin will alle religiösen Symbole untersagen
    Erst am Dienstag hatte der Berliner Senat ein so genanntes Neutralitätsgesetz auf den Weg gebracht, das noch weiter reicht als die Hessische Regelung: Demnach sollen in der Hauptstadt ab 2005 alle sichtbaren religiösen Symbole - darunter das muslimische Kopftuch, das christliche Kreuz und die jüdische Kippa - aus dem öffentlichen Dienst verschwinden. Das Abgeordnetenhaus muss noch zustimmen.


    Hier noch die Quelle: Link




    Es ist zwar nicht lebenswichtig, aber mich würde einfach mal interessieren, was Ihr dazu sagt.





    LG
    Baumbart







    .

  • Zitat

    Es untersagt Beamten im Dienst das Tragen von Kleidungsstücken, "die objektiv geeignet sind, das Vertrauen in die Neutralität ihrer Amtsführung zu beeinträchtigen oder den politischen, religiösen oder weltanschaulichen Frieden zu gefährden". Ob ein solcher Fall vorliegt, ist jeweils im Lichte "der christlich und humanistisch geprägten abendländischen Tradition des Landes Hessen" zu prüfen - ein christliches Kreuz wäre also nicht betroffen.


    :gruebel


    *nachschlag im Fremdwörter-Duden*


    objektiv


    1. ausserhalb des subjektiven Bewusstseins bestehend
    2. sachlich, nicht von Gefühlen und Vorurteilen bestimmt; unvoreingenommen, unparteiisch


    lg Iris

  • Zu diesem Thema kochen die Emotionen allenthalben hoch. Erst jüngst hat Paris das Kopftuchverbot in den Schulen durchgesetzt, mit allen unschönen Problemen. Dabei ist in Frankreich die absolute Trennung von Staat und Kirche seit der Revolution historisch gewachsen.
    In Deutschland sieht das wieder ganz anders aus. Seit Karl der Große seinen Gottesstaat einführen wollte, finden wir in unserer gesamten Kultur die Spuren. Sogar im Rechtswesen hat die christliche Religion ihren Niederschlag gefunden. Man kann sagen, unser Staat existiert eigentlich als Folge dieser Religion. Man denke nur an die vielen kirchlichen Feiertage, an die Sprachgewohnheiten und und und.
    Zu allen Zeiten gab es Zuwanderungen von Menschen aus fremden Kulturen, die vielfach befruchtend auf die hier vorherrschende einwirkten. Diese Veränderungen fanden aber langsam statt und waren auch nur möglich, weil die Zuwanderer sich in ihrer neuen Umgebung einem Anpassungsprozess unterzogen, der unterschwellige Ängste gar nicht erst aufkommen ließ. Man denke nur mal an die vielen Gastarbeiter aus Italien, die hier blieben und zu wertvollen Mitgliedern in den Gemeinden wurden. Sicher spielte dabei auch eine Rolle, daß es gemeinsame Wurzeln und nicht zuletzt in der Religion gab.
    Wesentlich schlimmer wird die Zuwanderung von Islamisten gesehen. In aller Regel schotten sich Moslems von der vorherrschenden Kultur ab und ziehen sich in eigene Viertel zurück. Es kommt zur Ghettoisierung. Diese Abkapselung aber schürt Ängste und weckt Resentiments. Da der Islam in seinen Denkstrukturen und Gebräuchen teilweise völlig konträr zur christlichen Tradition unseres Landes bildet, kommt es zu einem Crashpunkt, der mit Toleranz und der garantierten Religionsfreiheit des Grundgesetzes nicht mehr zu übertünchen ist. Die früher geübte unmerkliche Assimilation ist nicht möglich, schon durch das unnahbare Verhalten der Zuzügler. Die Gefahr eines Unterganges der eigenen Kultur durch den Import einer absolut fremden ist derzeit durchaus denkbar und somit auch die daraus resultierende Angst der vorhandenen Bevölkerung. Hinzu kommt noch, daß die Zuwanderer ihr "Anderssein" durch ihre Kleidung zur Schau tragen. Das früher in ländlichen Gegenden so beliebte Kopftuch mutierte damit zu einem Symbol des "Fremdseins".
    Tatsächlich bildet das Kreuz in einem Gerichtssaal keinerlei Problem für den Alteingesessenen, da die von Kind auf vorhandene Gewohnheit darin kaum noch ein Symbol erkennt, sondern einen als natürlich vorhandenen Gegenstand sieht. Anders ist es mit dem Kopftuch. Es wird als fremd und unnatürlich empfunden, als unterschwellige Bedrohung der eigenen Kultur und Ansichten.
    Ich kann die Resentiments der Bevölkerung gegenüber den Islamisten durchaus nachempfinden. Eine Assimilation fremder Kulturgüter sollte nur langsam erfolgen, damit sich die Menschen damit auseinandersetzen und gewöhnen können. Reifungsprozesse, die über lange Zeitdistanzen entstehen, kann niemand in einem so kurzen Zeitraum erwarten, wie es gerade mit der Zuwanderung der Moslems in Deutschland bestellt ist. Eine Integration dieser Menschen ist nur dann wirklich möglich, wenn diese ihr starres Festhalten an der eigenen Kultur aufgeben und sich weitgehend der vorhandenen Kultur anpassen. Erst dann wird es möglich sein, auch das Kopftuch irgendwann zu akzeptieren.
    Um aber die ursprüngliche Nachricht nicht zu vergessen: Behörden sind in der Tat gehalten, objektiv zu sein, auch durch das Äußere. Ein Kopftuch als modisches Kleidungsstück ist sicher problemlos - als Symbol einer Religion hat es in der Tat in den Amtsstuben nichts verloren.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Also ich find die Kopftuch - Problematik ein bisschen übertrieben.
    Wenn wir uns in andere Länder begeben, müssen wir uns doch auch den Begebenheiten anpassen.


    Das Kopftuch ist in der Türkei doch auch im Staatsdienst verboten!


    In England sind doch auch Schuluniformen vorgeschrieben, und halten an ihrem linksfahren, sowie ihren asbachen Maßsystemen fest, wider aller Vernunft!


    Die Liste an Maßregelungen anderer Länder lässt sich bestimmt fortsetzen!

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Also ich persönlich warte ja darauf, daß die erste meiner Kolleginnen im Kopftuch zur Uniform kommt.


    Ich persönlich hab da an und für sich nichts gegen, frage mich aber, wie wohl das Volk reagieren würde..... ich geh mal von nicht positiv aus.....


    Allerdings bin ich auch der Meinung, daß man sich anpassen sollte, wenn man irgendwohin geht, fährt oder hinzieht.
    In manchen streng muslimischen Ländern muß man sich ja sogar als nicht Muslimin verschleiern und es ist unter Strafe verboten es nicht zu tun...... da bleibt auch kein Spielraum für mich wenn ich dorthin fahre, oder seh ich das falsch?

  • Gerade Deutschland ist eines der liberalsten Länder. In meinen Augen sogar zu liberal. Ich denke, als "Gastgeber" können wir schon erwarten, daß Zuzügler sich unseren Sitten und Gebräuchen anpassen. Gerade mit der Integration tut sich aber unsere Politik besonders schwer.
    Es ist wirklich nicht zuviel verlangt, wenn von Ausländern, die hierbleiben und arbeiten wollen, verlangt wird, daß sie sowohl die Sprache, die Gesetze und die hier herrschenden Sitten kennen und respektieren. Dazu gehört auch das unauffällige Ausübung der Religion.
    Sicher, man könnte jetzt das Glockenläuten als auffällig bezeichnen. Aber gerade das ist ein Bestandteil der Kultur und kann somit nicht als besonders herausragend bezeichnet werden. Kopftuchtragen hingegen ist in dem von Moslems gewollten Sinne schon eine auffällige Art der Religionsausübung.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ganz ehrlich, die Merkel würde mir in der Ghurka, (Gurke - Gurka, Gurki?) besser gefallen, dann könnte man auch mehr auf das achten, was sie sagt. Aber was solls, Wunschdenken, das zum Steine werfen verführt. Also, zeigt, wer ihr seid, Lachen könne wir dann immer noch.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Zitat

    Original von Demosthenes


    Sicher, man könnte jetzt das Glockenläuten als auffällig bezeichnen. Aber gerade das ist ein Bestandteil der Kultur und kann somit nicht als besonders herausragend bezeichnet werden. Kopftuchtragen hingegen ist in dem von Moslems gewollten Sinne schon eine auffällige Art der Religionsausübung.


    Da kann ich nur zustimmen. Wenn ein Moslem bei uns leben möchte, muss er einfach akzeptieren, dass christliche Symbole wie Glockenläuten, Kreuz etc. Bestandteil unserer Kultur und daher akzeptabel sind. Er kann nicht erwarten, dass dem Islam, der für uns doch eher fremd ist, dieselbe Bedeutung eingeräumt wird.
    Wenn ich in ein Land auswandere, in dem der Islam die vorherrschende Religion ist, muss mir auch klar sein, dass ich auf meine heißgeliebte Kirchenmusik verzichten und mich auch sonst anpassen muss, so schwer es mir auch fallen mag.


    Gruß


    Hundefreund


  • Ich schreibe ja auch dem Vorbeter auf dem Minarett nicht vor, was er da zu schreien hat! :lache

    Gruss Hoffis :taenzchen
    ----------------------
    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Eine aufgeklärte und gebildete Muslima würde auch nicht mit dem Kopftuch herumlaufen, daher ist es tatsächlich ein Symbol der Unterdrückung des weiblichen Geschlechts.


    Ursprünglich kommt die Verhüllung daher, so hat es mir eine persische Bekannte erzählt, dass sich die Frauen vor Vergewaltigung und Entführung schützen wollten, da dies bei nomadisierenden Völkern auf der arabischen Halbinsel durchaus "Standard procedure" war. Sie stahlen die schonsten und jüngsten Frauen. Mit der Verhüllung konnten sie nicht erkennen, ob jung oder alt, etc.
    Später wurde dieser Brauch religiös verbrämt.


    Genauso bin ich gegen das Perücketragen von orthodoxen Jüdinnen.


    Wir werden uns doch auch wehren, wenn von uns verlangt werden würde eine traditionelle Kleiderordnung, ausserhalb von besonderen traditionellen Tagen, einzuhalten. Quasi alle verheirateten Frauen wieder unter die Haube, die Bauern und Handwerker zurück zu ihrer Tracht, etc.


    Das ist genau, was die Fundamentalisten wollen. Möglichst mit Höchstgeschwindigkeit ins Mittelalter oder gar in die Nomadenzelte zurück mitsammt Auge um Auge und Zahn um Zahn-Mentalität.


    Ohne Assimilation gelingt keine Integration.
    Wer lieber nach seiner Facon glücklich werden will, ohne das Staatsgebilde eines Rechtsstaates zu beachten und gar gegen ihn zu handeln und das mit Religiosität zu verteidigen, wo gar nicht gegeben, sollte besser in seine Heimat zurückkehren.

  • Hallo,


    wenn ich Eure bisherigen Beiträge so durchlese, denke ich, wir scheinen uns wohl alle einig darüber zu sein, daß eine Minderheit sich immer der Mehrheit anpassen sollte....egal wo.


    Allerdings scheint mir doch die Problematik eher in einer Verletzung der Verfassungskonformität zu liegen.


    Auszug aus unserem Grundgesetz:


    Artikel 3
    [Gleichheit vor dem Gesetz; Gleichberechtigung von Männern und Frauen; Diskriminierungsverbote]
    (1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.


    (2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.



    (3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.




    Artikel 4
    [Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit]
    (1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.


    ......hm.....:gruebel


    Ich würde gerne mal mehr über den Islam lesen und lernen. Außer dem Roman "Nicht ohne meine Tochter" oder dem schon ewig zu schwehlen scheinenden Streit über die Trinität...der ja auch in Jörg Kastners Roman nochmal deutlich wurde....und sich ja auch bei dem Kirchentag wieder gezeigt hat...kenne und weiß ich noch nicht all zu viel darüber.


    Danke trotzdem allen, die sich an dieser Diskussion beteiligen...:-)


    LG
    Baumbart

  • Baumbart


    Ich glaube nciht daß die Glaubensfreiheit oder ein anderes Grundgesetz durch das Verbot von Kopftüchern in öffentlichen Schreibstuben tangiert wird.
    Niemand wird dadurch benachteiligt und jeder kann trotzdem seinen Glauben weiterhin verfolgen, lediglich das Symbol des Glaubens, eben das Kopftuch ist nicht gerne gesehen.


    Außerdem überlege ich gerade wo es hinführen könnte, würde man es tatsächlich dulden.
    Die ein oder andere Muslima trägt ihr Kopftuch ja sehr schick und modern und da hat ja auch keiner was gegen, wenn es eben nicht direkt als muslimisches Symbol ins Auge fällt. Dann gibt es aber auch verschiedene Varianten dieser Kopftücher (ich bin leider nicht so fit in den richtigen Bezeichnungen). Zum einen gibt es das Tuch, was eben lediglich die Haare verdeckt, dann gibt es diese Mäntel, die dann auch noch die Figur formlos erscheinen lassen sollen, und dann gibt es die Ganzkörper Tücher bei denen auch das Gesicht verhüllt ist und man überhaupt nciht mehr sieht mit wem man gerade redet. Man stelle sich vor, man geht zum einwohnermeldeamt und sitzt dort einer solchen komplett verhüllten Dame gegenüber und will seinen Ausweis beantragen. Tschuldigung, aber das kann ich einfach nicht richtig finden.


    Btw: Letzlich habe ich eine solche Dame kontrolliert (sie hatte lediglich freie Schlitze für die Augen und auf ihrem Iranischen (??) Führerschein war ein Foto von ihr in kompletter Verhüllung auch nur mit freien Augen, ja Tschuldigung, aber wie soll ich da feststellen, ob es sich wirklich um die Dame handelt? soll ich die Tücher miteinander vergleichen? Oder was?

  • Mal dumm daher gefragt (weil ich mich in der Kultur und dem Glauben nicht so auskenne) - aber einer Frau darf eine verschleierte Muslime doch ihr Gesicht zeigen, oder? Ging es nicht nur um die Männerblicke???


    Bitte Info!

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Aus dem Koran:


    Sure 33, Vers 60


    „O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Töchtern und zu den Frauen der Gläubigen, sie sollen ihre Tücher tief über sich ziehen. Das ist besser, damit sie erkannt und nicht belästigt werden. Und Allah ist allverzeihend, barmherzig.“


    Sure 24, Vers 32


    „Und sprich zu den gläubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen, und dass sie ihre Reize nicht zur Schau tragen, bis auf das, was davon sichtbar sein muss, und dass sie ihre Tücher über ihren Busen ziehen sollen und ihre Reize vor niemandem enthüllen als vor ihren Gatten, oder ihren Vätern, oder den Vätern ihrer Gatten, oder ihren Brüdern, oder den Söhnen ihrer Gatten, oder ihren Brüdern, oder den Söhnen ihrer Brüder, oder den Söhnen ihrer Schwestern, oder ihren Frauen, oder denen, die ihre Rechte besitzen, oder solche von ihren männlichen Dienern, die keinen Geschlechtstrieb haben, und den Kindern, die von der Blöße der Frauen nichts wissen. Und sie sollen ihre Füße nicht zusammenschlagen, so dass bekannt wird, was sie von ihrem Zierrat verbergen. Und bekehrt euch zu Allah allesamt, o ihr Gläubigen, auf dass ihr erfolgreich seid.“


    Sure 24, Vers 61


    „[Was nun] die älteren Frauen [betrifft], die nicht mehr auf Heirat hoffen können, so trifft sie kein Vorwurf, wenn sie ihre Tücher ablegen, ohne ihre Zierde zur Schau zu stellen. Dass sie sich dessen enthalten, ist [aber] besser für sie. Und Allah ist allhörend, allwissend.“


    Bis heute ist allerdings nicht klar, was genau mit „Tüchern“ gemeint ist. Der Schleier, der nur die Augen freilässt oder die Ganzkörperverhüllung, wie man sie zum Beispiel in Afghanistan Vorschrift war oder früher im Iran (ist jetzt auch schon freier geworden), ist wohl eher eine Interpretation der jeweiligen Regierung.


    Ich tue mich allerdings schwer damit, dass mein Vertrauen in die Neutralität ihrer Amtsführung dadurch beeinträchtigt werden soll, dass eine Frau ein Kopftuch trägt. Ehrlich gesagt möchte ich nicht von mir selbst sagen müssen, dass ich die Vertrauenswürdigkeit einer Person allein durch ein Stück Stoff festlege und nicht durch ihr Verhalten und ihre Leistung.


    Also, wenn einem in einer Behörde mal eine Beamtin mit Kopftuch begegnet, kann man ja auch erst mal einen Vertrauensvorschuss geben, statt gleich das Schlimmste anzunehmen und erstmal schauen, wie sie ihren Job macht.


    lg Iris


    PS: Ach so, und Männer werden übrigens auch aufgefordert,


    „dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren sollen“. [Denn] „das ist reiner für sie.“ (Sure 24, Vers 31)

  • Weder aus dem Koran noch aus dem Grundgesetz läßt sich irgendetwas ableiten. Beide Texte sind einfach eine Sache der Interpretation und die ist jeweils eine Sache des individuellen Verständnisses.
    Ich habe großes Verständnis für Frauen, die aus ihrer Überzeugung heraus das Kopftuch tragen wollen. Dennoch ist es eine andere Sache, wenn es um Behörden geht. In den meisten Dienststellen gibt eine (meist) ungeschriebene Kleiderordnung. Nicht jede modische Tollerei wird dort akzeptiert. Und das auch zurecht, denn es geht doch in erster Linie um einen Dienst am Bürger und weniger um eine Selbstdarstellung. Eine gewisse Seriösität ist einfach eine psychologische Voraussetzung für Vertrauensbildung. Ich weiß noch genau, welche Probleme ich mit Vorgesetzten hatte, als ich im Hochsommer in einem leichten Khaki-Anzug am Kassenschalter stand.
    Vor diesem Hintergrund ist es nur natürlich, wenn hier gewisse Einschränkungen auch auf der Zurschaustellung religiöser Überzeugung zum Tragen kommen. Das hat nichts mit der Recht auf freie Religionsausübung zu tun.
    Übrigens, obwohl Kirchenglocken zu dulden sind, kann das Rufen eines Muezzins verboten werden, weil es eben nicht durch die Tradition geschützt ist. Es gibt wenige Ausnahmen, eine davon in Wiesbaden (falls mich meine Erinnerung nicht trügt), also in Städten, in denen schon seit mehr als 60 Jahren eine Moschee steht. Dort kann durchaus eine Tradition in Anspruch genommen werden.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Marlowe :
    Das Teil, was du meinst heisst Burka :grin


    Ich habe eine muslemische Frau gesprochen, die meinte: Nur das Kopftuch und die verhüllende Kleidung gäbe ihr die Freiheit! Auf meine Frage, was sie damit meinte, antwortete sie: "Nur mit dem Kopftuch werde ich nicht auf mein Aussehen reduziert, sondern erhalte die Wertschätzung die mir mit meiner Persönlichkeit zusteht. Ihr deutschen Frauen habt es doch echt schwer - immer hübsch auszusehen, immer schminken, modern kleiden, Schönheits-OPs...alles nur um den Männern zu gefallen. Wir muslimischen Frauen habe soetwas nicht nötig."
    Auf meine weitere Nachfrage, bzgl. ihrer "Gleichstellung" mit dem Mann, antwortete sie: "muslimische Frauen haben in ihrer Familie das Sagen..." -
    na ich weiss ja nicht. Mir erscheint es, als machten sich die Frauen, die diese Argumente anführen, selbst etwas vor.
    Ich persönlich lehne die Kopftücher ab - es ist m. M. nach kein Ausdruck von Stärke, sondern das Gegenteil. Diese Frauen verhüllen sich, damit sie nicht als "unehrbare" Frauen einhergehen, und als leichte Beute für die Männerwelt erscheinen. Solange in den Köpfen dieser Männer noch keine Wandlung ihrer vor 1.600 Jahren gefassten Meinung vor sich geht, werden die Burkas und Kopftücher auch nicht verschwinden.


    Ich kann auch nicht erkennen, wo das Kopftuch ein Symbol für religiösen Fundamentalismus ist, wie behauptet wird. Wieso tragen denn nur die Frauen ein Symbol? Nicht aber die Männer? Das ist ein Widerspruch, oder?


    Ich bin für das Verbieten der Kopftücher - genauso wie ich gegen eine neuerliche Einführung einer Kennzeichnung ala "Judenstern" bin. Denn alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich...usw. usw. - wie das GG es schon sagt.

  • Soweit ich das verstanden habe, geht es nur um das Kopftuchtragen im Staatsdienst, oder?
    Im Staatsdienst gehört m. E. nach jedes religiöse Symbol verboten bzw. soviel gesunder Menschenverstand des Beamten/Angestellten dazu, durch den Verzicht auf solche, etwaige Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen. Staat und Kirche (sprich Religion) gehören getrennt.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Soweit ich das verstanden habe, geht es nur um das Kopftuchtragen im Staatsdienst, oder?
    Im Staatsdienst gehört m. E. nach jedes religiöse Symbol verboten bzw. soviel gesunder Menschenverstand des Beamten/Angestellten dazu, durch den Verzicht auf solche, etwaige Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen. Staat und Kirche (sprich Religion) gehören getrennt.


    :write unterschreib :write

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Ich verstehe, was Du, Doc und Du, Demosthenes ausdrücken wollen und sehe das auch fast genauso...nur EINE Frage habe ich dann noch:


    WARUM dann ein Gesetz, wenn das Untenstehende schon so ist?... :wow


    Zitat

    Im Staatsdienst gehört m. E. nach jedes religiöse Symbol verboten bzw. soviel gesunder Menschenverstand des Beamten/Angestellten dazu, durch den Verzicht auf solche, etwaige Konflikte erst gar nicht aufkommen zu lassen.

  • Aber Baumbart, das ist doch so einfach zu erklären. :lache Weil es nun mal auf dieser Welt eine Menge Leute gibt, denen der gesunde Menschenverstand nie vergönnt war oder doch irgendwann abhanden kam. Wäre dem nicht so, bräuchten wir auch keine Gesetze.

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.