Kopftuch

  • Zitat

    Original von Iris
    Fein. Dann kläre mich mal jemand darüber auf, was eine 100% weltanschaulich neutrale Bekleidung ist.


    Bleibt da noch was außer dem Adamskostüm? :lache


    Keine Kleidung, fürchte ich, wird wohl etwas zu kalt bei Euch sein. :-)


    What about Jeans und T-shirt mit Turnschuhen? Das trägt ja wohl jeder in jeder Zivilisation.


    Im Ernst - so etwas darfst Du mich niemals fragen, sonst komme ich mit Titis grosser Fibel der kommenden Tendenzen für Frühjahr/Sommer 2005 und da finde ich sicherlich etwas, was jedem vorteilhaft steht und seine positiven Seiten unterstreicht.

  • Zitat

    Original von Oryx
    What about Jeans und T-shirt mit Turnschuhen? Das trägt ja wohl jeder in jeder Zivilisation.


    Ach wirklich? Das bezweifle ich ganz entschieden. Es transportiert eindeutig eine ganz bestimmte Weltanschauung. Sollen wir die jetzt Nonnen ebenso aufs Auge drücken wie Brokern?


    Mir ist schon klar, woher die rigide Einstellung zu religiöser Bekleidung in einigen lateinamerikanischen Staaten kommt -- immerhin ist die katholische Kirche mitschuldig an jahrhundertelanger Unterdrückung und Völkermord, und das rächt sich.
    Dennoch halte ich solche Einschränkungen für ebenso diskriminierend wie kurzsichtig. Man drängt die Anhänger anderer Vorstellungen geradezu in den Untergrund, radikalisiert sie durch staatlich verordnete Ablehnung und schürt damit genau das Problem, das man zu beseitigen wähnt.
    Das hat sich in der Geschichte vielfach erwiesen, denn Kleiderordnungen sind schon oft zur Anwendeung gekommen und wurden immer wieder Anlaß (nicht Ursache) zu blutigen weltanschaulichen Auseinandersetzungen.

  • Wenn ich sehe, wie schlecht Bill Gates angezogen ist, dann wären Jeans und T-shirt ein Schritt nach vorne.


    Natürlich transportiert ein T-shirt oder eine Jeans von Von Dutch eine andere Botschaft wie eines von Armani Exchange oder von Levis, aber wenn Du Dich umsiehst, siehst Du Puma oder Adidas an fast allen Jugendlichen weltweit und sei es in China, Japan, USA, Chile, Italien, Südafrika, Australien. Es ist die Uniform eines globalen Dorfes, vielleicht nicht chic, aber immerhin ein Schritt zur gemeinsamen Kommunikation.


    Sicherlich kann man Menschen nicht zwingen, ihre althergebrachte Kleidung von heute auf morgen abzulegen, aber es wäre sicherlich einfacher, wenn Menschen sich unisex kleiden würden, weil dann Gegensätze verschwimmen würden, die uns gesellschaftlich, sozial oder nach Stämmen oder Völkern trennen.
    Ist illusorisch, ich weiss.


    Ich bin nunmal in einer bikulturellen Familie aufgewachsen und wünsche mir eben, dass die Menschen eher das Gemeinsame unterstreichen als das Trennende.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Ich bin nunmal in einer bikulturellen Familie aufgewachsen und wünsche mir eben, dass die Menschen eher das Gemeinsame unterstreichen als das Trennende.


    Das Individualität oder kulturelle Identität etwas Trennendes sein soll, ist ein Gedanke, der mir als Altertumswissenschaftlerin total fremd ist. Ich dachte, die westliche (christlich/humanistische) Kultur pflegt Individualität und die Würde des Individuums -- statt dessen Gleichmacherei, wohin man auch schaut: "Es mögen bittschön alle Klamotten tragen, an denen 'man' keinen Antstoß nehmen kann, was sie innerhalb ihrer vier Wände tun, wo ich nicht hinsehen muß, ist mir egal."


    Wo endet denn diese Totalnivellierung auf dem kleinsten -- nein: niedrigsten gemeinsamen Nenner? Hat alles, was sich im global circus nicht als Vergnügungsveranstaltung nutzen läßt (auch -- nein: vor allem ökonomisch!) wie z.B. das chinesische Neujahrsfest, der jüdische Jom Kippur-Tag, deutscher Karneval und deutsche Weihnacht, dann gefälligst heimlich (= von damit von der Allgemeinheit abgelehnt => verachtet) in der Abgeschiedenheit der Hütten stattzufindet?


    Ich fürchte viel mehr, was die zur Gleichmacherei Genötigten in ihren vier Wänden treiben und in ihren Köpfen heranzüchten würden.


    Die Attentäter des 11.9.01 wirkten äußerlich völlig angepaßt.


    Sorry, bitte nicht böse sein, aber ich halte diese Einstellung für ebenso naiv wie selbstherrlich ... :wow


  • Oryx, wenn du diesen Gedanken weiter spinnst ............ dann lassen wir die, die sich keine Marken-Einheitskleidung leisten können im Mao Tse Tung- Einheitsdress herum laufen ........... oder wir vertrauen weiterhin darauf, dass unsere Markeneinheitskleidung über Kleidersammlungen auch noch im letzten afrikanischen Dorf ankommt und wenn es auch zerschlissene und löcherige Teile sind .......... macht nix ......... das sind dann landestypische Verhältnisse.


    Hinter landes- oder stammestypischer Kleidung steckt doch nicht der Wunsch nach Absonderung. Du müsstest wissen, dass Stoffe in jeder Kultur eine große Bedeutung haben. Sie zeugen von großer handwerklicher Kunst und werden auch heute noch traditionell hergestellt. Stoffe können viel über den/die Träger/in verraten. In Westafrika hat jeder Stoff einen Namen und eine spezielle Bedeutung. Ein Kentestoff, handgewebt hat immer noch einen sehr hohen Wert und zeichnet sich aus durch exakte Muster. Stimmen die Muster nicht 100%ig ist der ganze Stoff nichts wert.


    In der Türkei und islamischen Ländern werden Stoffe wie aus 1001 Nacht gewebt und verarbeitet. Die Farben mögen nicht unseren Geschmack treffen aber diese Stoffe gehören zur Kultur.


    Und auch hier in Europa will nicht jeder uniformiert herum laufen, ich persönlich lehne Markenkleidung ab, falle daher rein kleidungstechnisch in deinen Augen voll aus dem Rahmen ........... und ich bin doch nur eine ganz normale deutsche Frau. Zu bestimmten Anlässen habe ich mich auch in der traditionellen Kleidung der Ashantis sehr wohl gefühlt und ich habe genau damit mehr überwunden als manch anderer. Ich habe meinen Respekt vor der Kultur meines Mannes gezeigt, so wie er es hier auch gehalten hat.


    Jedes Ding hat seine Zeit .......... und vielleicht auch seine Kleidung. Würde mich jemand in ein Marken-T-Shirt zwingen wollen, ich würde schreiend wegrennen. Du bist übrigens nicht der einzige, der über den Tellerrand geschaut hat und bikulturell .............. da kann ich mithalten. Trotzdem ist unsere Familie nie zu einem Einheitsbrei geworden. Wir schätzen das, was jeder einzubringen hat.


    Gabi

  • Gabi & Iris: Was aber, wenn aber die eigene Tracht immer einen Graben zu den anderen bedeutet hat? Ich werde völlig anders behandelt - je nachdem wie ich mich kleide und habe schonin früher Kindheit gelernt, dass man bei einer gewissen Anpassung im öffentlichen Raum schneller akzeptiert wird, als wenn man nach seinen alten Regeln lebt.


    Es hat nichts damit zu tun, dass ich edle Stoffe verachte - ganz im Gegenteil, ich finde solche Dinge wunderschön, nur kann man eben nicht in einem Labor damit herumlaufen oder in einem Geschäftsmeeting (es sei denn man sitzt an der UNO und will seine Souveränität (sp?) unterstreichen), weil es eben unpraktisch und unpassend sein kann. Bei Galaempfängen bin ich manchmal durchaus geneigt, meine Tracht (bis zu einem gewissen Grad) zu tragen, aber ein Smoking gibt einem doch mehr Bewegungsfreiheit.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Gabi & Iris: Was aber, wenn aber die eigene Tracht immer einen Graben zu den anderen bedeutet hat?


    Das ist deine Interpretation. Andere sehen das völlig anders. Ich z.B.
    Selbstverständlich gibt es bequemere und unbequemere Kleidungsstücke und auch Kleidungsstücke, die einen Menschen stigmatisieren -- das ist im Einzelfall zu hinterfragen.


    Ich dachte immer in der freien Welt ginge es um Vielfalt -- aber zunehmend mache ich die Erfahrung, daß es darum geht, alles gleichzuschalten, alle zu verblöden und zu sedieren.
    Ohne mich! :grin

  • Iris : Jeder wird von seinen Erfahrungen geprägt und ich habe eben eine andere Erfahrung gemacht. Und die waren nicht besonders angenehm während meiner Schulzeit. Ich bin heute dankbar für die Schuluniform.


    Wenn ich mich äusserlich anpasse, dann werde ich zunächst erstmal akzeptiert, weil ich einen Schritt auf die anderen zu gemacht habe, es fällt ihnen dann auch leichter, einem zuzuhören, die Gedankengänge zu verstehen, mit Verlust der Individualität hat das wenig zu tun.


    Kleider machen Leute und je nachdem mit wieviel Respekt für die Mehrheit man sich kleidet, desto eher wird man auch respektiert.

  • Zitat

    Original von Oryx
    Kleider machen Leute und je nachdem mit wieviel Respekt für die Mehrheit man sich kleidet, desto eher wird man auch respektiert.


    Nein, man geht unter, man hört auf, ein Individuum zu sein, ein Selbst. Wer sich vollkommen anpaßt, wird sicher toleriert, vermutlich auch akzeptiert, aber niemals respektiert. :grin

  • Historikus : Wie soll das Tragen einer Jeans Verrat an einem selbst sein, eh?


    Iris : Man wird respektiert für seinen Charakter. Ich bin nicht liebenswert weil ich in meiner Tracht herumlaufe, sondern möglicherweise weil ich gerne Leute zu mir einlade, weil man mit mir viel Spass haben kann, weil ich vielleicht recht gut koche, weil ich hilfsbereit bin, halbwegs gebildet, freundlich bis lustig, ich viel (manchmal zu viel) rede, gerne tanze, etc.


    Ich wll mich in erster Linie als Cosmopoliten wahrnehmen, nicht so sehr als Mitglied eines bestimmten Volkes oder einer bestimmten Kultur und ich gebe es zu, ich mag Robbie Williams Lieder mehr als Volksmusik und ich spiele gerne Gamecube, sehe viel zu viel fern, gehe zu gerne ins Kino, etc.

  • @ Iris, bei den Pfadfindern hat die Uniform unter anderem auch die "Aufgabe" soziale, finanzielle und gesellschaftliche Unterschiede zwischen den Kindern zu "verwischen". Dort wo alle gleich sind, kann sich niemand minderwertig fühlen ( und niemand sich als etwas Besseres halten). So gesehen, ist die Idee ja nicht so abwegig.

  • Pädagogisch gesehen nicht, aber irgendwann endet die Pädagogik schließlich. Spätestens dann sollte man sich individuell entfalten dürfen, sonst artet das in Uniformität aus -- Uniformität der Kelidung ebenso wie des Denkens. (Wir Deutschen haben eine lange Erfahrung mit so was!)


    Und die Jeans T-Shirt-Uniformität lehne ich ebenso ab wie die Tschador-Kaftan-Uniformität und jede andere. Weil ich Uniformität ablehne.

  • Ein Kopftuch oder eine bestimmte Kleidungsart in einer fremden Umgebung signalisiert: "Ich bin anders, ich will anders wahrgenommen werden." Wenn ich beispielsweise in meiner Tracht herumlaufen würde, würden sich die Menschen vielleicht die Augen reiben, aber wahrscheinlich wären sie kaum daran interessiert, einen Kaffee im Starbucks mit mir zu trinken. Für Halloween mag das Kleidungsstück gut genug sein, aber zum täglichen Bedarf ist es unangebracht.

  • Ich muß dich eigentlich enttäuschen.
    In meiner kleinen UNiversitätsstadt studieren sehr viele Asiaten und Afrikaner. Einige der Afrikaner tragen auch ihre (leicht europäisierte) traditionelle Kleidung. Und die jungen "Negerprinzen" sind immer der Renner bei den jungen Studentinnen, denn kaum jemand bewegt sich mit solcher Würde und Anmut -- da sehen die Burschen in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen schlichtweg alt aus.


    Und keine Bange: Ich habe es oft genug erlebt, in diesen Fällen ging es nicht primär um das, was unterm Gewand ist.

  • Hallo Oryx,


    Zitat

    Original von Oryx
    Wenn ich beispielsweise in meiner Tracht herumlaufen würde, würden sich...


    Darf man fragen, was denn Deine "Tracht" ist?


    *Morgana guckt neugierig*

    "Nicht wer Zeit hat, liest Bücher, sondern wer Lust hat, Bücher zu lesen, der liest, ob er viel Zeit hat oder wenig."

    - Ernst Reinhold Hauschka

    Zitat

  • Gala oder daily outfit?


    Bei der ersteren brauche ich gut eine Stunde bis ich wirklich alles dort habe, wo es hingehört und bin auf fremde Hilfe angewiesen. Da gibt es Brustpanzer, Ringe, Reifen, etc und schliesslich einen hellen sandfarbenen Umhang mit Kapuze (gegen den Sand).
    Sie gibt über Stand, Geschlecht (Familie), Geburtsrangfolge, etc. Auskunft.


    Nee, da lobe ich mir doch mein heutiges schwarzes ärmellose T-shirt zu meinen hellblauen Sportpants und meinen schwarzen Turnschuhen. Ungleich bequemer. Ich gehe nämlich nacher ins Gym.


    Abends laufe ich schon formaler durch die Gegend.