Das Wasser so kalt - Anja Jonuleit

  • Kurzbeschreibung
    Nomen ist nicht immer Omen. Das zumindest weiß Marie Glücklich sicher. Frisch verlassen, stellen- und mittellos, kehrt sie in ihre schwäbische Heimat zurück. Als eine alte Schulfreundin ihr einen Job vermittelt, lässt sie sich auf die Sache ein: Das Institut für Demoskopie in Allensbach sucht für eine Studie über den »Einfluss des Internet auf die Partnersuche« alleinstehende Männer und Frauen, die in einer Kontaktbörse im Internet ein Inserat aufgeben. Als Marie wenig später anonyme Anrufe erhält und in der Nähe ihres Hauses am Seeufer die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ist sie allerdings nicht mehr sicher, ob es die richtige Entscheidung war.


    Über die Autorin
    Anja Jonuleit, 1965 in Bonn geboren, ist Übersetzerin und Dolmetscherin. Sie lebte und arbeitete in New York, Bonn, Rom, Damaskus und München. 1994 kehrte sie mit ihrer Familie an den Bodensee zurück. Sie ist Mutter von vier Kindern.


    Meine Meinung
    Von ihrem Mann wegen einer anderen verlassen, kehrt die Malerin Marie Glücklich München den Rücken zu und zieht zurück an den Ort, an dem sie ihre Kindheit verbrachte, nach Friedrichshafen am Bodensee. Während Marie versucht, sich in ihrem neuen Leben ohne Mann und Job einzurichten, bearbeiten Kommissar Sommerkorn und seine Kollegin Barbara Stern von der Kripo Friedrichshafen den Fund einer Wasserleiche, die im Eriskircher Ried angespült und allem Anschein nach erwürgt wurde. Die Ermittlungen stecken noch in den Kinderschuhen, als eine zweite Frauenleiche aufgefunden wird. Beide Opfer tragen den gleichen Goldring mit Gravur: eine liegende „8“, das Symbol für die Unendlichkeit und die Worte „rosa Wolken“, beide Frauen waren via Internet auf Partnersuche. Marie erforscht inzwischen den „Einfluss des Internets auf die Partnersuche“ für das Institut für Demoskopie in Allensbach. Ein Job, den ihr ihre alte Freundin Paula vermittelt hat. Nach einigen Blind-Dates zu Studienzwecken erhält Marie beunruhigende, anonyme Anrufe …


    Mit „Das Wasser so kalt“ ist Anja Jonuleit ein wirklich spannender und stimmiger Regionalkrimi gelungen, der besonders durch die stimmungsvollen Beschreibungen des „Schwäbischen Meers“ und verschiedener Örtlichkeiten dort überzeugt. Wenn Frau Jonuleit z.B. die Karlstraße in Friedrichshafen beschreibt, tut sie das so anschaulich und exakt, dass selbst ich als Ortskundige nichts zu meckern habe. Herrlich spitzfindig und treffend auch die Ausführungen über das Café Central in Ravensburg :grin
    Die Autorin bringt die Dinge auf den Punkt, ohne um den heißen Brei zu reden, was ich als sehr angenehm empfunden habe.


    Die Perspektive wechselt zwischen den von Sommerkorn geleiteten Ermittlungen, den Erlebnissen Maries und in kurzen Sequenzen auch den Gedankengängen des Mörders, der selbstverständlich bis zum Ende gesichtslos bleibt (wobei ich eine Ahnung hatte, die sich dann auch bewahrheitet hat). Diese Perspektivwechsel sorgen für Schwung und halten die Spannung auf einem permanent hohen Level. Auch die Idee, den Mörder mit einer lyrischen Ader auszustatten, hat mir sehr gefallen, wenngleich leider nichts über den Ursprung dieser Leidenschaft erwähnt wird. Ein in diesem Zusammenhang kleines Manko liegt in der etwas stiefmütterlichen Behandlung, die der Tätermotivation zukommt. Ich genieße einfach gerne tiefe Einblicke in den Kopf des Mörders, in dessen Beweggründe und Persönlichkeit. Die wurden mir hier verwehrt und somit bleiben am Ende leider ein paar offene Fragen. Worüber ich auch noch meckern muss, ist die Namensgebung. Sicherlich kein elementarer Aspekt eines Krimis, dennoch waren mir die Namen teils zu aufgesetzt (Marie Glücklich, Andreas Sommerkorn) und teils zu sehr auf schwäbisch gebügelt …
    Trotz dieser kleinen Schwächen hat mich „Das Wasser so kalt“ gefesselt und überzeugt und obwohl ich eigentlich kein großer Fan von Regionalkrimis bin, hoffe ich, dass es bald einen weiteren Bodensee-Krimi von Frau Jonuleit geben wird.

  • Danke für die Rezi, klingt aufjedenfall nicht schlecht. Werd mal sehen ob ich es
    auftreiben kann :-)

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Zitat

    Original von Hoffis
    ... und werd es bestimmt auch bald lesen....


    Na so ganz bald wohl nicht, wenn man sich die Liste der fünf Bücher, die Du als nächstes lesen willst, genau anschaut ;-)
    Auch wenn's noch dauert, bin gespannt, was Du dazu meinst ...

  • Zitat

    Original von Seestern


    Na so ganz bald wohl nicht, wenn man sich die Liste der fünf Bücher, die Du als nächstes lesen willst, genau anschaut ;-)
    Auch wenn's noch dauert, bin gespannt, was Du dazu meinst ...


    Die Bücher hab ich auf dem Regl hinterm Bett, aber zum RUB ist es nicht weit, und da weiss ich, wo es liegt.


    Ich schiebe immer wieder mal eins zwischen rein....

    Gruss Hoffis :taenzchen
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    :lesend Der fünfte Tag - Jake Woodhouse
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  • Eigentlich hat mir das Buch von Anfang bis kurz vor Schluss gut gefallen.
    Es war jetzt kein super spannender Krimi aber er war auf alle Fälle lesenswert. Mich hat natürlich die Umgebung sehr gut gefallen, da ich am Bodensee aufgewachsen bin.


    Der Schluss hat mich irgendwie verwirrt:


    Von mir gibts gute 6 Punkte!

  • Jasmin,


    ich habe den Straßenmaler Paul Kubin nicht als überflüssige Figur wahrgenommen.