'Der Name der Rose' - Zweiter Tag

  • lol... ich kann mir eine bessere art vorstellen zu sterben als mich kopfüber in einen top schweineblut zu stürzen.
    ausserdem finde ich schon das beide fälle nach mord anhören.
    da schon mal die erste leiche nicht da gefunden wurde wo sie hätte liegen müssen wenn sie allein, von selbst aus dem fenster gesprungen wäre. welches zu war. wenn ich mich richtig errinnere.


    der alte mit seinen sieben posaunen kommt mir schon mal verdächtig vor. obwohl ich auch sagen muss das ich die meisten nahmen durcheinander bringe und oft nicht weis wer da jetzt wer ist. aber zum glück gibt es vorne im buch die tabelle. auch mit den zeiten muss ich oft nachsehen.

  • Zitat

    Original von RATTENTOD
    lol... ich kann mir eine bessere art vorstellen zu sterben als mich kopfüber in einen top schweineblut zu stürzen.

    Ja stimmt..da fällt mir spontan was ein :-]


    Aber er war wohl schon tot als man ihn in den Bottich geschmissen hat...

  • Hi zusammen!


    Der Disput zwischen William und Jorge gefällt mir und ich sehe ein, das Latein gibt dem Ganzen erst die gehoben komische Würze. Sonst wär's ein bisschen allzu simpel und vor allem ohne die altertümlich lateinische Sprachkulisse wenig glaubhaft.


    In der heutigen Zeit wär ein solches Gespräch ja undenkbar oder zumindest irgendwie sektiererisch verschroben. Doch viele wissen auch heute nicht und das finde ich sehr wichtig, dass der biblische Gott durchaus Humor besitzt.


    Eco bzw. William nennt auf Seite 179 (dtv) einige ironische Sätze von Jesus, kann ich nur zustimmen. Ich denke aber vielmehr an den Turm zu Babel, wo Gott wieder mal nachguckt, was die Menschlein so treiben. Oder dann das irrewitzige Buch Jona, köstlich, wie Gott dem ewigjammernden Jona den Wurm schickt, um ihm eine klitzekleine Lektion in Sachen Geduld zu erteilen. Und zuguterletzt hat Gott auch noch Erbarmen mit den Heiden, wo doch Jona diese am liebsten zum T... jagen will. :lache


    Ich les mal weiter, nächstes Thema: die klösterlichen Begierden. :kiss


    Tschüss, Ivy

  • Imponierend finde ich, daß Eco die Epoche strikt einhält. Die ganzen theologischen Diskussionen könnten tatsächlich damals so stattgefunden haben. Daß die Bettelorden vom Papst nicht gern gesehen waren, ist sogar logisch. Denn ein Bettelorden kann nur überleben, wenn dessen Umfeld über einen gewissen Reichtum verfügt. So wie der Sozialismus nur überleben konnte, weil der Kapitalismus die Nahrungsmittel lieferte. :lache
    Lediglich mit den vielen Ketzern resp. denen, die für Ketzer gehalten wurden, kommt man leicht ins Trudeln. Ist ja auch nicht einfach. Da haben ja auch die Inquisitoren schon mal den Überblick verloren - zumindest laut William. :grin

    Demosthenes :write
    Aus dem Klang eines Gefäßes kann man entnehmen, ob es einen Riß hat oder nicht. Genauso erweist sich aus den Reden der Menschen, ob sie weise oder dumm sind.

  • Hallo wiedermal :-]


    Zwei Sätze, welche mir gefallen:


    Zitat

    Hast du jemals einen Ort gefunden, in dem sich Gott rundum wohlfühlen könnte?
    Umberto Eco/Der Name der Rose dtv Seite 207


    Zitat

    Doch ich glaube, er hat uns einen Wink gegeben, wie man ins Aedificium gelangt.
    Umberto Eco/Der Name der Rose dtv S.212


    William wird ja auch sehr karikiert. Nachdem ihm der Alte lang und breit erklärt, wie man ins Aedificium gelangt (dtv Seite 210), ist sich William nur gerade bewusst, zu glauben, einen Tipp erhalten zu haben. :lache
    "Watson" hat seine stereotype Hinterfragerei ja auch schon vorher gründlich ad absurdum geführt. :grin


    Maliziös, Ivy

  • Das mit Adson's Hinterfragerei kommt leider noch schlimmer. Aber die Dispute, die William mit den verschiedenen Mönchen und dem Abt führt, sind wirklich hoch interessant.
    Ich stimme Demosthenes zu, Eco hat wirklich eine riesen Arbeit mit den Recherechen geleistet und hält sich sehr gut daran. Ich habe wirklich das Gefühl, ich befinde mich mit 14. Jahrhundert.

    Mit lieben Grüssen aus der Schweiz
    Nachteule mit drei Pseudo-Stubentigern namens Müsli, Nero und Sandy


  • So, ich hab den zweiten Tag jetzt auch durch und haue die Personen immer noch durcheinander. Das ständige Hin- und Herblättern zwecks Personenidentifizierung bzw. Lateinübersetzung nervt schon ein bisschen. Aber ansonsten gefällt es mir sehr gut.


    Ich habe das Buch zwar vor Jahren schon mal gelesen und den Film auch gesehen, muss aber jetzt feststellen, dass ich mich fast an nichts mehr erinnern kann. Nicht mal wer der Mörder ist, weiß ich noch genau. So wird das Lesen wenigstens nicht langweilig.

  • Ich werfe auch ständig die Namen durcheinander, und bei meiner Ausgabe ( Hanser, gebunden) ist leider kein Namensverzeichnis, Mist !! :cry :cry
    Ausserdem ist das Buch echt nichts für " Nebenbei" lesen, ich brauche absolute Ruhe damit ich nicht anfange alles zu überlesen ohne es zu kapieren...

  • Zitat

    Original von anne_jette


    Ausserdem ist das Buch echt nichts für " Nebenbei" lesen, ich brauche absolute Ruhe damit ich nicht anfange alles zu überlesen ohne es zu kapieren...


    Ja, ich hab bei dem Buch auch ein echtes Konzentrationsproblem. Zum Glück ist jetzt Wochenende, und ich komme doch etwas schneller voran. :-)

  • Und noch 'ne Leiche ... Ich frage mich, warum Annaud im Film die symbolisch wichtige Haltung der Beine des Toten nicht übernommen hat. Überhaupt wird mir der Film immer fremder -- viel zu viel Annaud anstelle von Eco: Die übertriebene Häßlichkeit, der Hang zum Grotesken, die Lust daran, Menschen als tumbe, tierhafte Wesen darzustellen ... der Einfluß von Ariane Mnouchkines Theatre du Soleil ist mir zu stark (die hat mir auch die griechische Tragödie zu eigenmächtig usurpiert mit ihren bizarren Spielchen) ... Naja, Geschmackssache.


    Die präzisen, umfangreichen Beschreibungen geben nicht nur Einblick in die Bauweise einer mittelalterlichen Abtei und in das Leben darin. Der Roman bechreibt ja auch eine soziokulturelle und politische Zeitenwende, den wachsenden Einfluß der Städte, der das mehr bürgerlich geprägte Spätmittelalter ausmacht, die Verlagerung von Bildung und Wissenschaft von den Klöstern in die Universitäten als Zentren der Ausbildung für die klerikale Führungsschicht und die städtischen Priester. Zugleich die keineswegs nur religiös motivierten Reformbewegungen in der Kirche, allen voran die der Büßer und Minoriten, deren Erfolg auch Revolutionären und marodierenden Räuberbanden neue Slogans und Rechtfertigungen verschaffte.
    Außerdem geht es um gedankliche Zensur, um die Steuerung von Informationen und die daraus erfolgende Manipulation: Der blinde und engstirnige Greis Jorge beherrscht den Bibliothekar Malachias und ist dadurch imstande zu kontrollieren, was die Mönche lesen, lernen und damit denken. Die Hysterie im Kloster, die durch das regelwidrige Verhalten einiger neugieriger junger Mönche und dessen verheerende Folgen verursacht wird, ist Ergebnis seiner geistigen Tyrannei.
    Ich sehe schon: Je öfter ich das Buch lese und je mehr Zeit ich mir lasse, desto mehr entdecke ich darin ... und desto größer wird meine Bewunderung. :anbet


    Himmel, bin ich froh, daß an diesem Manuskiript nicht herumgestrichen wurde, um den plot mehr herauszustellen, denn der ist doch sowieso nur Vehikel, wenn auch perfekt konstruiert und wunderbar mit die gesamten Erzählung verwoben ...

  • Mal abgesehen davon, dass mich die teilweise nicht übersetzten lateinischen Passagen tierisch nerven, habe ich mich mittlerweile ganz gut eingelesen. Ok, mit den Namen merken tu ich mir auch ein wenig schwer.


    Dass Lachen zu dieser Zeit oder in diesem Kloster so etwas untugendhaftes gewesen ist, kann man sich gar nicht vorstellen. Wenn die damals gewusst hätten, dass es im 20./21. Jahrhundert sogar Lachkurse und Lachclubs gibt, wären die wahrscheinlich ausgeflippt.


    Wenn ich heutzutage ein schönes Hardcoverbuch in der Hand halte, dann bin ich immer ganz stolz. Aber was muss das früher für ein Gefühl gewesen sein, ein Buch herzustellen? Wie lange die dafür gebraucht haben und was für eine Arbeit das war.


    Kann mir jemand sagen, ob es sich um negromantische Zeichen oder um nekromantische Zeichen handelt? Und was genau das ist?


    So jetzt muss ich weiterlesen. :wave

  • Zitat

    Original von Patricia_k34
    Dass Lachen zu dieser Zeit oder in diesem Kloster so etwas untugendhaftes gewesen ist, kann man sich gar nicht vorstellen.


    Bitte nicht auf "das Mittelalter" verallgemeinern! Das war auch damals eine extreme Auffassung! Albertus Magnus und Thomas von Aquin (genannt der gelehrte Ochse, weil er so dick war, daß man in sein Katheter eine Ausbuchtung sägen mußte), deren Lehren europaweiten Einfluß hatten, waren berühmt für ihre witzigen Vorlesungen und Diskussionsseminare und nutzten auch in ihren Schriften einen gelegentlich skurillen Humor zur Verdeutlichung ihrer Argumentationen -- deshalb zitiert William ja den Thomas dauernd. :grin


    Die humorlose Auslegung des Christentums kommt aus der fleißigen Lektüre der stoischen Schriften (Seneca!), in denen Emotionen und Gefühle grundsätzlich als Übel bezeichnet werden; ausgerechnet aus diesen Schulen speisten sich die erfolgreichen Reformatoren des 15./16.Jhs. Damals war die Zeit wohl reif für fundamentalistische Positionen. Als die Reformation sich dann verbreiterte, beruhigte sich diese Haltung allmählich wieder. Offenbar kann man den Menschen den Humor nicht einmal unter Androhung schlimmster Höllenqualen austreiben. :grin


    Zitat

    Wenn ich heutzutage ein schönes Hardcoverbuch in der Hand halte, dann bin ich immer ganz stolz. Aber was muss das früher für ein Gefühl gewesen sein, ein Buch herzustellen? Wie lange die dafür gebraucht haben und was für eine Arbeit das war.


    Kleiner Tip: Fahr mal nach Mainz und besuche das Gutenberg-Museum. Die haben neben einer umfangreichen Ausstellung über die Geschichte des Buchdrucks und der Buchherstellung auch einiges zu den handgeschriebenen Codizes zu bieten.


    Zitat

    Kann mir jemand sagen, ob es sich um negromantische Zeichen oder um nekromantische Zeichen handelt? Und was genau das ist?


    Negromantik ist der alte Ausdruck für Kryptographie, also Verschlüsselungskunde (Chiffrierung, Dechiffrierung). Die Zeichen sind die aus dem arabischen übernommenen astronomischen Symbole für die Himmelskörper (Erde, Sonne, Mond, Planeten) und die Sternzeichen, wie sie auch heute noch verwendet werden.