Der Winter des Commissario Ricciardi - Maurizio de Giovanni

  • Klappentext:


    Neapel, Anfang der dreißiger Jahre. Commissario Ricciardi, ein intelligenter, melancholischer Einzelgänger aus reichem Elternhaus, besitzt eine Gabe, die sein Schicksal bestimmt: Er hört die letzten Gedanken von Ermordeten, sieht sie gefangen im Augenblick ihres Todes. So auch, als Arnaldo Vezzi, der Star der Opernszene, der Lieblingstenor des Duce, ermordet aufgefunden wird ...


    - Erster Teil einer Serie um den charismatischen Commissario Ricciardi - Für Leser von Michael Dibdin, Donna Leon und Nicolas Remin - Neapel in den dreißiger Jahren


    Über den Autor:


    Maurizio de Giovanni wurde 1958 in Neapel geboren, wo er bis heute lebt.


    Eigene Meinung:


    Erstmal die Story: Ein berühmter Opernstar wird in seiner Garderobe ermordet. Wie sich herausstellt, war der Kerl zwar ein großartiger Sänger, besser noch als Caruso, aber außerhalb der Bühne wurde er zum absoluten Ekel. Ein Motiv, ihn umzubringen, hätten wohl viele gehabt. Gleichzeitig aber profitierten die meisten auch von ihm ... Commissario Ricciardi hat es also nicht leicht.
    Der Commissario hat es aber auch mal abgesehen von diesem Mordfall nicht leicht: Er sieht nämlich Geister. Diese ihm eigene Gabe tritt dann ein, wenn jemand brutal aus dem Leben gerissen wurde. Die Toten sprechen zu ihm, verraten ihm ihren letzten Gedanken. Dies, könnte man meinen, sollte recht hilfreich bei einer Morduntersuchung sein. Ist es aber natürlich nicht, sonst wäre die Geschichte nach drei Seiten zu Ende. Der tote Opernsänger sind Ricciardi also was von Blut und Zorn und Liebe und Hass vor, und Ricciardi muss einen opernverrückten Priester bemühen, um einen Einblick in die Theaterwelt zu bekommen. Der Fall gewinnt im übrigen an Brisanz, da der Verblichene der Lieblingssänger des Duce war. Rom will Resultate, und zwar plötzlich.
    Über Ricciardi, der noch drei Bücher vor sich hat, ist außerdem zu sagen, dass er um die dreißig ist, mehr so der in sich gekehrte Einzelgänger, und dazu noch aus reichem, adeligem Haus, so dass er es eigentlich gar nicht nötig hätte, etwas zu arbeiten.


    Wirklich viel Fleisch ist nicht dran an der Krimihandlung. Wer also einen verzwickten Plot mit vielen Wendungen sucht - der sucht bitte anderswo weiter. Dafür sind die einzelnen Figuren sehr ausführlich und intensiv vorgestellt, Neapel wird sehr atmosphärisch beschrieben ... In diesen Stellen findet sich auch die eigentliche Stärke des Autors. Sobald es an den Krimiplot und die Dialoge geht, lässt er stark nach. Ich war seitenweise sehr fasziniert von dem Buch, dann wieder so richtig genervt, weil die Figuren, die erst so liebevoll eingeführt wurden, im nächsten Moment sehr albern gezeigt wurden.


    Leider nicht so ganz meins. Trotz wirklich toller Passagen.

  • Hallo Zoe,


    danke für deine Rezi. Ich werde das Buch dennoch auf meine Wunschliste setzen und bei Gelegenheit lesen und danach mein Urteil abgeben. :wave

    Wenn du ein Gärtchen hast und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen. "
    Marcus Tullius Cicero

  • "Ich sehe tote Menschen." Dieser Satz, der immer in der Vorschau für einen Horrorfilm vorkommt, passt auch auf Commissario Ricciardi. Dahinter verbarg sich für mich gleich zu Beginn die erste herbe Enttäuschung rund um diesen Krimi. Für einen Krimi erscheint mir diese Gabe eher kontraproduktiv. Zu oft wird auch darauf angespielt, im Grunde die Figur Ricciardis darauf aufgebaut.
    ABER nach nur wenigen Seiten entwickelt der Krimi abseits von diesem Problem einen unglaublichen Drive. Es ist zwar ein ruhiger Krimi, der nicht von Actionszenen sondern den Ermittlungen Ricciardis geprägt ist, aber es entstand bei mir schnell ein unglaublicher Sog. Ich konnte das Buch bald kaum noch weglegen.
    Und das obwohl immer wieder Elemente auftauchten, die mir die Freude an Krimis gewöhnlich verleiden. Vor allem der Fall hatte für mich deutliche Schwächen. Hier wird zu oft auf die besondere Gabe Ricciardis angespielt - auch wenn dadurch der Fall natürlich nicht gelöst wird. Dabei entstehen aber einige Momente, in denen die Handlung äußerst konstruiert wirkt.
    Zudem wiederholen sich einige Szenen zu oft, teilweise sogar mit dem gleichen Einleitungssatz. So kommen die grünen Augen des Commissarios, in denen sich sooooviel Schmerz zeigt, doch das eine oder andere Mal zu oft vor.


    Obwohl sich der Kommentar so liest, als hätte mir das Buch gar nicht gefallen, fühlte ich mich trotzdem hervorragend unterhalten. Da das letztlich mehr zählt ein solider Krimi, für den ich 8 Punkte vergebe.

  • Ich habe das Buch gelesen aber kann nicht wirklich was gutes dazu sagen.
    Der einzige Grund warum ich es überhaupt zuende gelesen habe ist das ich
    wissen wollte wie es ausgeht. Die Charaktere konnten mich nicht überzeugen
    die Handlung wurde irgendwie zu sehr in die Länge gezogen und auch
    die Schreibweise war nicht so nach meinem Geschmack.

    :lesend
    Rachel Aaron - The Spirit Rebellion
    Patrick Rothfuss - Der Name des Windes
    Stefan Zweig - Sternstunden der Menschheit

  • Athmosphärisch trifft es, ich konnte mir Neapel bei Kälte extrem gut vorstellen.


    Ob mir das Buch wirklich gut gefallen hat kann ich gar nicht mal sagen, ich fand es auf jeden Fall nicht schlecht und ich würde gerne noch ein zweites Buch lesen, nur um zu kucken, wie es mit der Person Ricciardi weiter geht.


    Aus der Gabe hätte man mehr machen können, so ist es eher ein wenig lästig. Allerdings haben mich manche Beschreibungen ganz am Anfang, als die Tode von Kindern beschrieben wurden, komplett aus der Spur geworfen. Das war irgendwie zuviel für mich.


    Von mir 6 von 10 Punkten