Frau Ella - Florian Beckerhoff

  • Frau Ella - Florian Beckerhoff


    Ob Melissengeist, Wein oder Bier - eins geht noch, Prost!
    oder
    Was alt und jung voneinander lernen können.


    Klappentext/Kurzbeschreibung:
    Der dreißigjährige Sascha ist wenig begeistert, als er nach einer Augen-OP kurzfristig sein Krankenzimmer mit einer schnarchenden Oma teilen muss: Frau Ella. Als die aber gegen ihren Willen operiert werden soll, bringt Sascha sie bei Nacht und Nebel in seine Wohnung. Saschas Freunde Klaus und Ute sind von dessen neuer Mitbewohnerin begeis-tert: Total schräg, so eine WG! Tatsächlich wird der lethargische Sascha die lebendige, aber einsame Frau Ella so schnell nicht wieder los. Klaus und Sascha nehmen sich der alten Dame an, kleiden sie neu ein, führen sie zum Essen aus und machen Ausflüge in die Sommerfrische. Alles läuft bestens bis Saschas Freundin Lina braungebrannt aus Spanien zurückkehrt. Ein humorvoller und warmherziger Roman über eine ungewöhnliche Freundschaft.


    Meine Zusammenfassung:
    Frau Ella Freitag und Sascha Hanke lernen sich im Krankenhaus kennen. Beide sind dort wegen einer Augengeschichte (er hat sich den Brillenbügel beim Radfahren hinein gestoßen (autsch!) und sie hat eine Entzündung) und landen, als Frau Ellas Zimmer wegen eines Wasserschadens geräumt werden muss, gemeinsam in einem Raum.
    Zuerst ist der 30jährige Sascha verstimmt über die ungewollte Gesellschaft der 87jährigen Frau Ella, aber als die Ärzte sie dann "unter Drogen" setzen, um ihr die Unterschrift für eine von ihr nicht gewollte OP mit Vorllnarkose zu bekommen, entführt er sie kurzerhand aus der Klinik und quartiert sie bei sich zuhause ein.
    Eigentlich soll sie nur eine Nacht bleiben, aber es kommt eben immer anders, als man es plant.
    Aus einer Nacht werden mehrere und als dann auch noch Saschas Freunde auftauchen ist das Chaos perfekt. Da wird Asiatisch gegessen, was für Frau Ella ganz neu ist, da wird erzählt, getrunken (was immer auch gerade da ist, Frau Ella erweist sich als äußerst resistent) und sich gekabbelt.
    Aber nach und nach erkennen die beiden, was die unterschiedlichen Generationen doch aneinander haben, obwohl sie oberflächlich so unterschiedliche Lebensauffassungen haben.
    Durch Frau Ellas Geschichten über den Krieg und die Vergangenheit, lernt Sascha etwas über das Leben.
    Durch Sascha lernt Frau Ella was ein "Kaffee mit Macchiato" ist und das die althergebrachte Art nicht immer die beste sein muss.
    Als dann Saschas (Ex?-)Freundin Lina auftaucht, da zeigt sich, ob er der alte geblieben ist, oder ob Frau Ellas Besuch/Einzug bei ihm ihn verändert hat...


    Meine Meinung:
    Eine wirklich schöne Idee, sozusagen ein Plädoyer für den Zusammenhalt der Generationen in Buchform.
    Die Aussage "Jeder kann von jedem etwas lernen, ob jung oder alt" wird in diesem Buch gut vermittelt.
    Frau Ella, die alte, rüstige Dame, seit 20 Jahren Witwe und in der Vergangenheit lebend und der junge, nachdenklich, traurig anmutende Sascha sind zwei Figuren, die einem ans Herz wachsen.
    Sie sind gut gezeichnet, etwas überspitzt, aber diese Klischees unterstützen die Geschichte gut und wirken so nicht lächerlich.
    Der Stil ist locker und leicht runterzulesen, ich habe für das Buch knapp 4 Stunden gebraucht. Die Handlung ist relativ dicht, es bleiben kaum Längen und das ganze Buch wirkt frisch und lustig.


    Kritik:
    Ich bin allerdings der Meinung, aus der Grundidee hätte man mehr machen können.
    Sie zieht bei ihm ein, schön und gut, sie amüsieren sich mit Saschas Freunden, hören den ein oder anderen Schwank aus Frau Ellas Leben... aber mehr auch nicht.
    Allzu tiefgängig ist das Buch da nicht. Eher locker, flockig und relativ oberflächlich.
    Von einer "generationenübergreifenden WG" hätte ich mir tiefgründigeres erhofft. Wenn ich daran denke, was für Themen alt und jung trennen und vielleicht doch verbinden, dann kommen mir Kaffee und die Art des Eierkochens doch etwas banal vor.
    Natürlich steckt eine Portion Weisheit in dem Buch, aber alles in allem fand ich die Geschichte vergleichsweise flach.
    Besonders genervt hat mich an dem Buch auch Saschas Freund Klaus, der einfach nicht normal reden kann. Zwar scheint er auf die anderen Personen im Buch fröhlich und lustig zu wirken, aber mich hat sein ständiges Von-Sich-Werfen von Anglizismen, Fachbegriffen und seine Sprache einfach nur gestört.
    Wenn der Mensch in meiner Wohnung gewesen wäre, hätte ich ihn aus dem Fenster gestoßen ;-)
    Auch der (vergleichsweise) häufige Alkoholkonsum der Personen fand ich war etwas zu viel. Das wurde ja fast zur Orgie! In der Handlung hatte es seine Begründung und auch seinen Sinn, aber es wäre auch ohne gegangen! Natürlich wurden ernsthafte Themen (Liebe, Krieg, Familie...) angeschnitten, aber warum muss Frau Ella ihren neuen Lebensspaß nach dem Tod ihres Mannes denn auch unbedingt in Bier und Wein und Champagner finden?
    Und der Spitzname Linas für Sascha "Satschi"... öhm ja... komisch. Diese Frau war mir leider auch unsympathisch und so konnte ich mich mit der Handlungsweise der anderen ihr gegenüber nicht wirklich identifizieren. Und dann auch, dass die Augenwunden, die ja eigentlich doch vergleichsweise dramatisch waren (Krankenhaus, Brille im Auge, OP mit Vollnarkose...) spielen ab der Flucht eigentlich keine große Rolle mehr. Die heilen und, pardon, eitern so vor sich hin... hm, davon mag man halten was man will.


    Pluspunkte bekommt das Buch von mir durch die schöne Aufmachung. Die Bindungsart (Flexcover sag ich mal) mit rundem Rücken fand ich sehr angenehm und das Cover gefiel mir sehr! Da kann man sich Frau Ella doch gleich sehr gut vorstellen!


    Trotzdem ein unterhaltsames, kurzweiliges Buch, dem ich insgesamt 7 von 10 Punkten gebe.

    "Show me a girl with her feet planted firmly on the ground and I'll show you a girl who can't put her pants on." (Annik Marchand)

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  • Freundschaft über Altersgrenzen hinweg


    Zum Inhalt:


    Anfangs ist Sascha gar nicht begeistert, als er sich das Krankenhauszimmer mit einer fast 90jährigen schnarchenden, mitunter ungewollt furzenden Frau teilen soll. Beide sind wegen einer Augenoperation in der Klinik; Sascha hat seine bereits hinter sich, Frau Ella jedoch ist entsetzt über die Erklärung, die sie über die ungewollte Vollnarkose aufklärt und nun von ihr unterschrieben werden soll. Als Sascha Frau Ellas Verzweiflung und das nicht gerade einfühlsame Verhalten des Klinikpersonals wahrnimmt, "entführt" er sie kurzerhand aus dem Spital und nimmt sie mit zu sich nach Hause. Mittlerweile ist das Eis zwischen den beiden gebrochen, auch wenn es immer wieder kleine Meinungsverschiedenheiten gibt. Saschas Freundin Ute und vor allem sein Freund Klaus sind begeistert von der rüstigen Seniorin und es vergehen ein paar wunderbare, ereignisreiche Tage, in denen Frau Ella viel Schwung in das Leben des oftmals traurig wirkenden Sascha bringt. Doch dann taucht wie aus dem Nichts seine Exfreundin auf und die generationenübergreifende Idylle scheint mit einem Schlag gefährdet.


    Meine Meinung:


    Ein sehr interessantes, warmherziges Buch mit einem Schuß Humor, das zeigt, was das Überwinden von Vorurteilen für schöne Folgen haben kann. Die Geschichte lebt von der durch und durch sympathischen Figur Frau Ella. Man freut sich mit ihr über ihr erstes asiatisches Essen, noch dazu in Gesellschaft junger Menschen, nachdem sie seit dem Tode ihres Mannes so lange einsam war. Sie begeistert sich für den ersten Schluck Bier seit zwanzig Jahren und blüht dank ihrer jugendlichen neuen Freunde und der Begeisterung von Klaus richtiggehend auf. Frau Ella ist trotz ihres hohen Alters offen für Neues und läßt sich voller Neugierde unter anderem auf alternative Kaffeezubereitungsmethoden ein. Dies alles läßt sich mit großem Vergnügen und einem guten Gefühl lesen.


    Negativ empfunden habe ich vor allem anfangs die Ausdrucksweise von Klaus, da hat es der Autor mit dem Versuch, originelle Figuren zu erschaffen, ein wenig übertrieben. Zwar ist Klaus aufgrund seines wohlwollenden und zwanglosen Umgangs mit Frau Ella zwar durchaus sympathisch, doch diese pseudohippe Sprache stört in dem sprachlich ansonsten soliden Buch doch enorm. Auch hätte ich mir gewünscht, wenn die stille, besonnen wirkende Ute ein wenig mehr Raum eingenommen hätte; von ihr erfährt man so gut wie gar nichts, wodurch sie zur Randfigur degradiert wird.


    Das Ende fand ich ganz gelungen, es wird weder zu dick aufgetragen noch unnötigerweise ein dramatischer Schlußpunkt gesetzt. Insgesamt ein charmantes, warmherziges Buch mit einigen kleineren Schwächen, über die man aber getrost hinwegsehen kann. Wer grundsätzlich gerne unaufgeregte, sprachlich passend einfache (aber nicht seichte) und ganz einfach nette Bücher liest, dem kann man "Frau Ella" guten Gewissens ans Herz legen.

  • Frau Ella und Sascha landen, nur "provisorisch", im Krankenhaus in einem Zimmer.
    Dies ist der Beginn einer ungewöhnlichen Freundschaft. Sascha "rettet" Frau Ella vor der "Krankenhausmafia" und nimmt sie mit in seine Wohnung, nur für einen Tag ( denkt er :grin ).


    Was die beiden dann in den nächsten Tagen zusammen und getrennt erleben, wird in diesem Buch sehr kurzweilig geschildert.
    Saschas Freunde und seine ( Ex ) Freundin tauchen auf und sorgen für allerlei Verwirrung, Abenteuer und emotionale Momente.


    Frau Ella ist für ihr Alter noch sehr fit und lässt sich auf alles "Moderne" ein -sei es die neue Art des Kaffee trinkens ( mit Macchiato :grin ), Worte, die sie nicht versteht, fremdes Essen usw.
    Ebenso passend eingefügt werden Erinnerungen an früher sowie quasi eine Reise in die Vergangenheit.
    Dies alles geschieht durchaus glaubhaft ( wenn mir auch zumindest in den ersten 2/3 des Buches Klaus in seinem Verhalten zu übertrieben dargestellt erschien ) und wird in einer leicht zu lesenden und unterhaltsamen Sprache erzählt.


    Und auch der Schluß fügt sich gut in die Geschichte ein.


    Schön wäre es, wenn es solche "Alt-Jung-Beziehungen" verstärkt in der Realität geben würde...........und nicht nur im Roman.
    Denn eines wird schnell klar: Jede Generation kann von der anderen lernen.


    Die Gestaltung des Buches finde ich überaus gelungen: tolles Cover, tolles Rot in den Innenseiten, handliches und griffiges Format. :anbet


    Frau Ella bekommt von mir 8 von 10 Punkten.

  • Inhalt :
    Der dreissigjährige Sascha trifft im Krankenhaus auf eine schnarchende Oma, die ihn beim onanieren stört : Frau Ella. Beide haben ein Augenproblem.Weil sie gegen ihren Willen in Vollnarkose operiert werden soll, entführt sie Sascha kurzerhand in seine Wohnung. Frau Ella, im Sauber machen von Wohnungen bestens bewandert, mit Darmproblemen geschlagen, die nicht immer lautlos enden, staunt über Saschas Lebensgewohnheit. Filterkaffe trifft Latte macchiato. Frau Ella trifft aber auch auf einen unsichern, liebeskranken, modernen Mann, der mit seiner Umwelt eigentlich nichts anzufangen weiss. Dessen Heimat, dass irgendwie, irgendwo, irgendwann ist. Ellas Einfachheit fasziniert ihn. Zusammen mit seinem vermögenden Freund Klaus bereisen sie Frau Ellas Vergangenheit auf dem Lande. Alles könnte in Ordnung kommen, wenn Sascha seine Ex-Freundin wiederbekommen könnte, vermutet Frau Ella. Ihr Wunsch ist Lina, Saschas Ex-Freundin, Befehl, sie taucht aus Spanien auf. Alsbald findet sich Ella überflüssig und marschiert lotterhaft bekleidet in den Stadtpark ! Kapitelweise wird einmal aus Sicht von Frau Ella, dann aus Sicht von Sascha erzählt.


    Meinung :
    Frau Ella ist ein Buch der leisen Töne, auch wenn manchmal laut gefurzt wird, findet sich kein brachialer Klamauk, sondern ein feinsinniger, geistreicher Humor. Die Ausgangslage, den Generationskonflikt hat grosses Potential. In der Form habe ich darüber noch kein Buch gelesen. Überraschend, dass Florian Beckerhoff, die Kapitel, die aus Frauensicht geschrieben sind besser gelungen sind, als die Sascha Kapitel. Ich fand die Ella Kapitel streckenweise sehr amüsant zu lesen. Endlich mal wieder ein Autor mit einer Botschaft, warmherzig und kritisch, was den Egoismus der städtischen Freigeister angeht. Hervorragende Philosophische Textstellen finden sich ebenso, wie tragische Momente, wenn man Ellas Vergangenheit denkt. Mir hat das Buch wirklich imponiert. Es ist schlicht strukturiert und bezieht seine Spannung einzig und allein aus der Frage, ob Sascha mit Ella wahnsinnig wird, oder den Wert des Lebens kennen lernt, der bis dahin hauptsächlich aus Linas prachtvollen Titten bestand. Ganz löst der Roman die Frage nicht auf. Sasche hätte eine Spur überspitzer dargestellt werden müssen. Bei seinem Freund Klaus dagegen wird bei der Dialogen manchmal grotesk überzeichnet. Schwer zu verstehen, worum es in seinen Aussagen im eizelnen geht. Eine weitere Schwäche ist die Schlussphase, der Park, die letzte Szene, die Geschichte hätte einen knalligeres Ende verdient gehabt. Insgesamt ein gelungener, sehr unterhaltsamer Roman mit einem etwas besseren Ende hätte es ein Sternchen mehr gegeben.

  • Kurzbeschreibung
    Sascha Hanke ist vom Pech verfolgt: übler Job, Freundin weg und nach einem Sturz vom Fahrrad, bei dem sich ein Brillenbügel in sein Auge bohrte, landet er im Krankenhaus. Dort begegnet er der 87jährigen Ella Freitag, die nach einem Wasserschaden auf Saschas Zimmer verlegt wird. Als Frau Ella gegen ihren Willen unter Vollnarkose operiert werden soll, flieht er mit ihr aus dem Krankenhaus und nimmt sie in seiner Wohnung auf. Es dauert nicht lange, bis Saschas Leben völlig auf den Kopf gestellt wird…


    Meine Meinung
    Florian Beckerhoffs Buch bietet und einen Einblick in eine doch eher ungewöhnliche Freundschaft zwischen einer alten Dame und Menschen in der Generation ihrer Enkel. Die Idee hinter der Geschichte ist neu und vom Autor gut umgesetzt. Er überzeugt durch seinen Schreibstil, durch den sich das Buch flüssig und kurzweilig lesen lässt. Die Figuren sind sehr sympathisch, man fühlt sich in der „WG“ direkt wohl und kann sich gut in die Geschichte einfinden. Lediglich Klaus´ Ausschweifungen zu diversen Themen sind hin und wieder langatmig.


    Das Ende kommt leider sehr abrupt und ist meiner Meinung nach etwas aus dem Zusammenhang gerissen. Ich hätte auch gerne erfahren, was aus Frau Ella wird.


    Alles in Allem hat mir „Frau Ella“ ein paar schöne Stunden Lesevergnügen bereitet, aber auch zum Nachdenken über das Zusammenleben der Generationen angeregt.


    Das Buch bekommt 8 von 10 Punkten.

  • Zitat

    Original von evalotta
    Die Idee hinter der Geschichte ist neu und vom Autor gut umgesetzt.


    So neu ist die Grundidee von einer Freundschaft zwischen einer alten Dame und einem jungen Mann nach meinem Wissen eigentlich nicht. Ich denke in diesem Zusammenhang an den Roman "Harold and Maude" von Colin Higgins.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Wenn ich mich nicht irre haben in Harold und Maude die beiden doch eine Beziehung miteinander, bzw. verlieben sich oder? Das ist bei "Frau Ella" nicht so, von daher finde ich schon, dass das etwas anderes ist.

  • Hier auch noch etwas von mir. :-)


    Wenn’s vorne zwickt und hinten reißt - trink … Melissengeist - Es zwickt und reißt tatsächlich bei den beiden Protagonisten in diesem Buch - Beide haben Probleme mit ihren Augen. Der eine ist bereits operiert worden, die andere muss erst noch ihre Unterschrift unter ein mysteriöses Papier setzen...


    Ungewöhnlicherweise hat man hier im deutschen Krankenhausalltag eine eiserne Regel gebrochen, die besagt, dass eher die Klinik von einem Kometen getroffen wird, als dass ein männlicher Patient zusammen mit einer weiblichen Patientin in einem Zimmer untergebracht werden darf. Es ist also passiert und man versteht die Zurückhaltung von Sascha, als er eine schnarchende und furzende ältere Dame im Nachbarbett vorfindet, die sich ihm als sie erwacht ist, als Ella vorstellt. Es dauert nicht lange und Ella und er stoßen mit zwei Fingerbreit Klosterfrau auf das Du an. Als Ella dann ihre Sorgen wegen der Operation der Schwester mitteilt, wird sie nicht ernst genommen und später sogar unter Drogen gesetzt, um ihre Unterschrift für die Einwilligung zur OP zu leisten.


    Spontan handelt Sascha und entführt Frau Ella zu sich nach Hause, wo eine ungewöhnliche Freundschaft entsteht. Frau Ella, die viel in der Vergangenheit gelebt hat, und Sascha lernen voneinander. Auch die Freunde von Sascha akzeptieren diese ungewöhnliche Freundschaft schnell.


    Sehr gefallen hat mir der Schreibstil dieses Buches. Es ist, als sitzen die Erzähler dem Leser direkt gegenüber und berichten, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. (Wenn auch Saschas Freund Klaus das etwas zu aufgesetzt tut). Insgesamt ergibt sich ein lebendig erzählter Plot. Trotzdem fehlt mir etwas an der ganzen Geschichte. Die könnte nämlich tiefgründiger sein, oder, wie es der schräge Beginn der Handlung versprach, humorvoller, spritziger. Es steckt meiner Meinung nach noch viel mehr an Potential in der Idee, als herausgearbeitet wird - An den Klassiker „Harold und Maude“ kann Florian Becker leider nicht anknüpfen, dazu sind seine Figuren zu oberflächlich skizziert, fehlt ihnen der Biss, doch ihm ist trotz allem eine warmherzige Geschichte über eine Generationenübergreifende Freundschaft gelungen, die sich gut und angenehm liest, bei mir allerdings keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat...

  • Das hätte sich Frau Ella wohl niemals träumen lassen, welch schwungvolle Wende ihr Leben nehmen wird. Die rüstige 87-Jährige hat in nahezu neun Jahrzehnten nun wirklich eine Menge durchgemacht – an Höhepunkten und an schweren Zeiten. Dass sie sich in Ihrem Alter nun einer Augenoperation unterziehen soll, will ihr einfach nicht in den Kopf. Nur ausgesprochen widerwillig lässt sie sich daher von Ihrem Hausarzt in die Klinik einweisen.
    Dumm gelaufen für Sascha! Nicht nur, dass ihm ein Brillenbügel beim Sturz sein Auge schwer verletzt. Nicht nur, dass ihn seine Freundin Lina hat sitzen lassen, um die Sonne Spaniens zu genießen. Nicht nur, dass sein Leben das reinste Chaos ist. Nein, jetzt auch noch diese alte schnarchende Schachtel in seinem Krankenzimmer. Womit hat er das eigentlich verdient?
    Frau Ella und Sascha – zwei Welten prallen aufeinander!
    Jung trifft Alt, Chaos-Man meets Ordnungs-Queen, die Vergangenheit reicht der Gegenwart die Hand – und alles wird anders. Denn statt der geplanten Operation, flüchtet Sascha mit Frau Ella aus dem Krankenhaus. Die gute Dame hat nämlich Angst vor der Narkose. Und Sascha ist ihre einzige Rettung. Dass aus der übereilten Hilfsaktion eine ungewohnt-ungeplante WG werden wird, können beide ja nicht ahnen.
    Saschas Freunde Klaus und Ute jedenfalls finden die alte Dame richtig prächtig. Neue Kleider für Frau Ella und einige Lektionen in „So lebt man heute“ sind erst der Anfang, um das Leben der beiden Augenkranken so richtig umzukrempeln. Der rüstigen Dame jedenfalls scheint der neue Schwung viel Spaß zu machen und auch Sascha findet neues Glück – bis für beide die Vergangenheit unerwartet an die Tür klopft …


    Dieser wunderbare Roman ist im wahrsten Sinn des Wortes eine Hommage an das Leben.
    Leichthin und humorvoll schwebt die Handlung von Zeile zu Zeile, singt von der guten alten Zeit ebenso wie vom Reichtum der Moderne und rührt das Herz an.
    Florian Beckerhoff bringt zwei Menschen zusammen, die ungleicher kaum sein könnten. Und doch ahnt man bereits das Lebensglück, das in dieser Begegnung liegt, leidet man mit, wenn es sich auch immer wieder zu verflüchtigen scheint, und bleibt man der Frage auf der Spur: Was können Alt und Jung voneinander lernen?
    Eine warmherzige und fröhliche Sprache lässt Beckerhoffs Geschichte zu einem leichten und zugleich tiefsinnigen Lesevergnügen werden. Leider ist es für mich am Ende dann aber der übereilte Schluss, der Beckerhoffs Romandebüt der Krone beraubt. Ein wenig schade doch für ein sonst so wunderbares Buch!

  • "Frau Ella" fängt schon unheimlich komisch an. Ein junger Mann und eine alte Dame teilen sich im Krankenhaus ein Zimmer. Zunächst einmal kommt es, wie es kommen muss: die junge Generation fühlt sich unheimlich gestört und auch ohne weitere Worte belehrt, weiß sie doch, dass die alte Generation viel mehr Lebenserfahrung besitzt als sie selbst. Schnell jedoch freunden sich Sascha und Frau Ella an und als es hart auf hart kommt hilft Sascha Frau Ella sogar und nimmt sie mit in seine Wohnung. Dort wird es dann nochmal kompliziert, als noch mehr Freunde von Sascha dazu kommen und die Generationen erneut aufeinander treffen


    In diesem Buch veranschaulicht der Autor sehr schön, inwieweit sich junge Leute von Älteren belehrt fühlen, obwohl sie doch eigentlich gar nichts sagen und meistens auch nicht einmal meinen. So auch Sascha, der sich alleine dadurch, dass Frau Ella im Krankenhaus ihre Hausschuhe ordentlich hinstellt, dahingehend belehrt fühlt, wie man richtig Ordnung zu halten hat.
    Frau Ella hingegen lernt, dass es für junge Leute heutzutage gar nicht mal mehr so einfach ist sich durchs Leben zu schlagen, weil es heutzutage einfach viel mehr Möglichkeiten gibt, als es früher noch der Fall war. Da muss eine Entscheidung gut durchdacht sein, eine falsche Entscheidung kann weitreichende Konsequenzen haben.


    Insgesamt zeigt der Autor wirklich sehr schön diverse Konflikte zwischen den Generationen auf und auch die Möglichkeiten beider Seiten noch voneinander lernen zu können, wenn man sich nur auf die andere Seite einlässt.

  • Ich fand das Buch sehr unterhaltsam, aber nicht wirklich tiefgründig. Zwischenzeitlich war es wirklich nett und lustig, aber manches mal hat es mich auch einfach genervt.
    Der Stil hat mir sehr gut gefallen. Es war einfach zu lesen und somit genau das richtige für die Bahn.
    Mir hat allerdings manches mal ein bisschen was gefehlt. Ich kann nichtmals so genau sagen,w as das war, aber das Gefühl war bei mir da.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Hätte ich das Buch nicht bei vorablesen als Leseexemplar gewonnen, ich hätte es mir wohl nicht gekauft. Das Cover ist zwar ein Hingucker, fällt aber irgendwie nicht in mein Beuteschema. Doch schon die Leseprobe hatte mich neugierig gemacht und so las ich, als ich das Buch endlich hatte, auch sofort weiter.


    Sascha, eher antriebslos, Meinungsforscher, doch auch irgendwie nicht, in der Luft hängend, was Beziehung und Freundschaften angeht, trifft im Krankenhaus auf Frau Ella, eine 87-Jährige, etwas hilflose Frau. Irgendwas an ihr rührt ihn an und so entführt er sie vor einer Augen-OP mit Vollnarkose schließlich aus dem Krankenhaus und bringt sie zu sich nach Hause.


    Dort stellen Sascha und Frau Ella fest, dass sie in zwei Welten leben, doch beide sind offen genug, sich auf den jeweils anderen einzulassen. Dieser Teil des gegenseitigen Abtasten und Taxieren hat mir wirklich gut gefallen, denn auch mir sind gewisse Vorurteile gegenüber der anderen Generation bekannt. Schön, dass der Autor diese Mauern mit Humor und Herz abgebaut hat, denn jung und alt können sich sehr gut ergänzen.


    Klaus ging mir allerdings auch tierisch auf den Keks, seine Art zu reden gefiel mir gar nicht, aber entweder wurde es im Verlauf der Geschichte besser oder ich hatte mich dran gewöhnt.


    Alles in allem war es mal ein anderer Roman, der mir gut gefallen hat und den ich als kurzweilige Unterhaltung auch weiterempfehlen kann.


    8 Punkte von mir.

  • Hmm, ich habe das Buch gestern angefangen und wollte nur mal reinlesen und schwuppdiwupp war ich knapp bei der Hälfte. Es liest sich einfach so locker weg und ist recht kurzweilig. Gleichzeitig hat es mich teilweise aber auch genervt. z.B. dieser Klaus, der keinen vernünftigen Satz rausbringt oder der dauernde Hinweis von Frau Ella, dass Sascha so traurig guckt...


    Ja, der erste Teil war nett, aber ich habe trotzdem keine Lust, dass Buch weiterzulesen...

  • Frau Ella:
    Frau Ella ist für mich die typische Oma von nebenan: ordentliche, korrekt, freundlich und voller Vertrauen in ihren "Herrn Doktor", weil der ja weiß was richtig ist. Dass sie sich da irrt, merkt sie jedoch erst, als sie von ihrem Bettnachbarn Sascha aus dem Krankenhaus gerettet wird.
    Sascha ist auf den ersten Blick das genaue Gegenteil von Frau Ella. Er ist völlig planlos was er mit seinem Leben anfangen soll, und nun hat er auch noch diese alte Dame in seiner chaotischen Wohnung einquartiert.
    Beide stehen einander erst einmal sehr skeptisch gegenüber, doch mit der Zeit merken sie, daß sie so verschieden gar nicht sind, und das dieses Zusammenleben ihrer beider Leben bereichert.
    Zusammen mit Saschas Freund Klaus, der für mich das absolute Highlight in diesem Roman ist, erleben die beiden eine höchst turbulente Zeit. Doch als Saschas Ex-Freundin auftaucht, muß er sich entscheiden: Freundschaft oder Liebe, oder am besten beides zusammen?
    Florian Beckerhoff hat einen wirklich tollen Roman mit fantastischen Charakteren geschrieben. Er zeigt einerseits wie wichtig die Erfahrung älterer Menschen ist, wie viel wir von ihnen lernen können und wie toll es ist alte Geschichten zu hören. Und andererseits wie junge Menschen das Leben Älterer durch das Näherbringen von "dem ganzen neu modischen Kram" bereichern können.
    Ich habe mich auf jeden Fall bestens amüsiert.

  • Sascha Handke. Verunfallt mit dem Fahrrad, Brillenbügel im Auge steckend. Resultat: Krankenhaus.
    Frau Ella. Juckendes Auge, überredet vom Arzt zu einer Operation. Resultat: Krankenhaus.
    Frau Ellas Krankenzimmer. Wasserrohrbruch. Resultat: temporäre Verlegung in Saschas Krankenzimmer.


    Sascha ist eigentlich ein Mensch, der nicht wirklich weiß wohin im Leben. Vor kurzem ist ihm zudem seine Freundin Lina abhanden gekommen. Als Frau Ella in sein Krankenzimmer verlegt wird, ist er anfangs ziemlich frustriert. Aber schon nach kurzer Zeit stellt er fest, dass die alte schnarchende Schachtel so übel gar nicht ist. Da Frau Ella in der geplanten Vollnarkose Lebensgefahr wittert und ziemlich verzweifelt ist, entführt Sascha sie kurzerhand aus dem Krankenhaus und quartiert sie bei sich zu Hause ein. Aus dem ursprünglich geplanten einen Tag werden noch einige mehr. Und ob Sascha will oder nicht, er findet immer mehr Gefallen an der schrulligen alten Dame.


    Beckerhoff übertreibt stellenweise maßlos. Allein die Vorstellung, dass eine Endachzigerin dermassen fit und trinkfest wie beschrieben ist, ist unrealistisch. 15 Jahre jünger und ich hätte ihm das durchaus abgekauft. Saschas Freund Klaus wuchs mir mit seiner Begeisterung für Frau Ella eigentlich am meisten ans Herz. Seine verbale Ausdrucksweise war zwar stellenweise unterirdisch, doch hat der Gute Herz bewiesen. Beckerhoffs Schreibstil ist stellenweise ziemlich platt und etwas holprig. Aber schon lange kam mir kein Buch mehr in die Finger, bei dem ich in der Mittagspause im Park sitzend auf einmal lauthals loslachen musste. Da kann ich dann über so etwas gerne hinwegsehen. Ein kleiner Pluspunkt in diesem Buch ist auch die Kritik an der modernen Gesellschaft, vor allem am Umgang des Krankenhauspersonals mit Frau Ella deutlich gemacht. Leider kam auch das etwas zu platt daher.


    Resultat: Federleichte, lustige, wenn auch etwas oberflächliche Unterhaltung die ich ausgesprochen gerne gelesen habe.


    8 von 10 Punkten :-)

    LG, Uhu :katze


    Bücher bergen mehr Schätze als jede Piratenbeute auf einer Schatzinsel... und das Beste daran ist, daß man diese Reichtümer an jedem Tag im Leben aufs neue genießen kann. (Disney, Walt)

  • Mir hatte das Buch zu viele Sprünge und Klaus war auch eine sehr nervige Figur, überhaupt wußte ich manchmal mit dem ganzen Text nix anzufangen. Sicherlich ist die Idee nett, aber da hätte man auch mehr rausholen können!
    Das letzte Viertel habe ich dann nur quer gelesen.