Inhalt:
Der junge Lo Lobey ist ein Mutant. Er und andere seiner Art sind die neuen Erben der Erde. Sie haben eine Welt übernommen und bevölkert, die von Menschen längst verlassen ist. Doch sie verfolgen Ziele, die auch den früheren Bewohnern der Erde erstrebenswert erschienen. Lo Lobey, einem neuen Orpheus gleich, der Eurydike sucht, verlässt sein stilles Dorf, durchquert gefährliche Dschungel und Wüsten, erlebt den Irrsinn einer Superstadt und begegnet den lebenden Toten.
Übernommen von
Phantastik-Couch
weil inhaltlich zutreffend (was nicht selbstverständlich), obwohl bei weitem nicht wirklich das Buch charakterisierend.
„… ein Roman ist eine Maschine zur Erzeugung von Interpretationen.“ (Umberto Eco in „Nachschrift zum >Namen der Rose<)
Ecos Statement gilt noch mehr für Gedichte und „The Einstein Intersection“ von Samuel R. Delany könnte man als Science Fiction Gedicht in Prosa beschreiben. Ähnlich wie bei vielen Gedichten, stellt es den Leser zunächst vor Rätsel und lädt zu Interpretationen ein, bezaubert aber gleichzeitig durch eine poetische Schönheit der Sprache. Delany thematisiert in seinen Werken oft linguistische Problemstellungen und ist gleichzeitig ein großartiger Stilist,
"I consider Delany not only one of the most important speculative fiction writers of the present generation, but a fascinating writer in general who has invented a new style." (Umberto Eco)
“Einstein, Orpheus und andere“ erfordert gründliche Lektüre, im Grunde genommen darf jeder Satz so sorgfältig geprüft werden wie bei einem Gedicht. Mehrfach habe ich bei Besprechungen im Internet die Behauptung gefunden, die Protagonisten seien Außerirdische, die die Mythen der längst ausgestorbenen Menschheit übernommen hätten – und dass sich daraus Fragen ergäben, die das Buch nicht beantworte. Das ist allerdings eine Fehlinterpretation, die Protagonisten sind allesamt Menschen, die eine Welt lange nach einer nuklearen Katastrophe bevölkern und unsere Gegenwart mythologisieren.
Ähnlich wie der Film „Orfeu Negro“ übernimmt Delany den Plot der griechischen Sage und siedelt ihn in einer bizarren, von Mutanten und Monstern (u.a. Minotaurus, Drachen) bevölkerten Welt nach dem atomaren Holocaust an. Elvis, Billy the Kid und andere „Ereignisse“ unserer Gegenwart leben im kollektiven Gedächtnis als Bilder weiter.
Bei entsprechend sorgfältiger Lektüre eine Leseereignis der besonderen Art, eigentlich eher „Zeitgenössische Literatur“ als „Science-Fiction“ – 187 tolle Seiten!