Stephen King - Langoliers

  • Titel im Original: The Langoliers und Secret Window Secret Garden aus: Four past midnight


    Kurzbeschreibung:


    "Langoliers": Ein Pilot, der wegen des plötzlichen Todes seiner Frau einen Flug nach Hause gebucht hat, gerät unterwegs in einen Alptraum ohne Ende. Auf rätselhafte Weise verschwinden auf einmal die Crew und fast alle Passagiere. Zwar gelingt es dem Piloten noch, die führerlose Maschine sicher zu landen, aber in dieser Welt der Entropie gibt es keine Sicherheit: Langoliers, Schreckgestalten aus alten Kindheitsängsten, nähern sich bereits dem Flugzeug, um die Menschen zu holen.
    Vor einer nicht weniger dunklen, erschreckenden Reise erzählt die zweite Geschichte: Ein Schriftsteller erhält Besuch von einem Mann, der behauptet, dieser habe ihm eine Geschichte gestohlen. Damit beginnt ein atemberaubender Horror-Trip in die zerklüfteten Abgründe einer schizophrenen Psyche.


    Meine Meinung:


    Das Buch enthält zwei Erzählungen: zum einen die titelgebende, längere Geschichte "Langoliers" (ca. 330 Seiten), zum anderen die etwas kürzere mit dem Titel "Das heimliche Fenster, der heimliche Garten" (ca. 200 Seiten).
    "Langoliers" hat mir gut gefallen, die Erzählung wirkt wie ein Abenteuerroman mit Horror- und Fantasyelementen und läßt sich sehr flüssig lesen. Die Charaktere sind glaubhaft gezeichnet und die Geschichte wird geschickt vorangetrieben, sodaß man unbedingt wissen will, wie es weitergeht, bis man schließlich auch schon durch ist. Ein durch und durch spannendes Werk.
    "Das heimliche Fenster, der heimliche Garten" hingegen fand ich nicht sonderlich gelungen. Über weite Teile verwundert einen das unlogische Verhalten der Hauptperson, was sich im Nachhinein zwar etwas aufklärt, allerdings nicht ohne einen schalen Beigeschmack zu hinterlassen. Überhaupt finde ich die Aufklärung nicht sehr befriedigend, um nicht zu sagen, stark unglaubwürdig. Definitiv nicht die beste Geschichte von King, wenngleich auch diese sich recht flott lesen läßt.
    Fazit: ein Buch mit zwei sehr unterschiedlichen Geschichten, die sich für mich auch qualitativ deutlich unterscheiden. Generell gefallen mir Kings Romane besser als seine Kurzgeschichten.

  • "Langoliers" fand ich auch total gut, weil es einfach spannend war. Ich musste das Buch hintereinander weg lesen.


    "Das geheime Fenster" fand ich als Kurzgeschichte auch unglaublich schlecht. Der Film war da um einiges besser. Johnny Depp hat wirklich super gespielt.

  • "Langoliers" hat mir auch sehr gefallen. Ich hab als Kind mal einen Ausschnitt aus der Verfilmung gesehen (war mir dann zu gruselig ums weiter anzuschaun x)), das hat den "Gruselfaktor" für mich noch zusätzlich erhöht.
    Ausserdem mag ich Flughäfen sehr gerne, von daher kam mir das auch sehr gelegen.


    "Das geheime Fenster, der geheime Garten" fand ich eigentlich ganz ok. Natürlich nicht so spannend wie Langoliers, aber spannend, war es schon. Ich hab auch den Film nicht gesehen, vielleicht hat mir das geholfen - das ich das Ende nicht kannte.

  • Die Story über die Langoliers fand ich wieder einmal sehr gut. Ich glaube, hier war es zum ersten Mal so, dass ich erst den Film gesehn und dann das Buch von Stephen King gelesen habe. Aber trotzdem fand ich das Buch, wie eigentlich immer, besser als den Film. Auch die Spannung hat nicht gelitten, trotzdem ich die Story kannte.
    "Das heimliche Fenster, der heimliche Garten" fand ich dagegen nicht wirklich spannend. Irgendwie zog sich das alles beim Lesen ewig hin. Da hat Herr King schon besseres geschrieben.

  • Das zweite Buch von Stephen King, das ich im Erwachsenenalter gelesen habe, und ich kann sagen: Stephen King hat einen Stil, der mir immer noch sehr gefällt (oder hatte zumindest, kenne nichts Neues von ihm). Den Film habe ich auch noch im Gedächtnis, weshalb die Phantasie z.T. eingeschränkt war, aber nicht allzu sehr. Ich fand das Buch sehr spannend und unterhaltsam, die Länge von etwa 300 Seiten ist vollkommen ausreichend für die Geschichte. Kings Erzählstil hat mich von Anfang an wieder gefangen genommen.


    Die Figuren sind wieder sehr lebhaft beschrieben, wenn sicher z.T. etwas übertrieben. Es gibt ein paar sehr intensive Passagen, z.B. die, als das blinde Mädchen Dinah auf gespenstische Weise mit Toomy kommuniziert. Zum Lachen gibt es aber auch hier und da etwas, und dann sind da diese typischen Kingschen Fixierungen auf bestimmte Vokabeln. Ich werde wohl in nächster Zeit nicht mehr das Wort "Wuseln" sagen können, ohne an Toomy und die Langoliers denken zu müssen!


    "Das geheime Fenster..." habe ich noch nicht gelesen. "Langoliers" kann ich auf jeden Fall empfehlen.

  • Zitat

    Original von Bell
    und dann sind da diese typischen Kingschen Fixierungen auf bestimmte Vokabeln. Ich werde wohl in nächster Zeit nicht mehr das Wort "Wuseln" sagen können, ohne an Toomy und die Langoliers denken zu müssen!


    Oh, ja, ich liebe diese King'schen Tricks, bestimmte Begriffe zu wiederholen, gern auch in VERSALIEN – er führt einen bestimmten Begriff mit einer Anekdote, Erzählung, Szene ein – und muss ihn dann einfach nur nochmal erwähnen, und die ganze Skala an Gefühlen steht abrufbereit da. Brr!
    Bei diesem Wuseln (und war da nicht auch immer dieses… KNISTERN?) konnte ich Jahrelang keine "Smacks" (Diese Kellogsdinger) mehr essen.
    Wenn ich Milch darüber schüttete, hörte es sich GENAUSO an wie diese haarigen, wuseligen, gefräßigen Langoliers, wenn sie schmatzend, geifernd und unersättlich nah und näher kommen und alles verschlingen, und wie es dabei KNISTERT…


    Eine King-typische Zusammenstellung der Figuren darf natürlich nicht fehlen – der ruhige Besserwisser im Hintergrund, der heimliche Psychopath, das wissende Kind, die Frau, die über sich hinaus wächst - plus: das "Zehn-kleine-Negerlein"-prinzip (Verzeiht den nicht PC-Ausdruck, es lässt sich nicht besser ändern), in dem nach und nach einer der Helden der zufällig zusammen gewürfelten Gruppe geopfert wird und zurück bleibt, bis nur noch der Kern überlebt – aber wer wird es sein?
    Ein guter, spannender King, dessen Auflösung mir auch weit besser gefiel als bei so manchen anderen (Wie akut bei der jüngst, 2011, veröffentlichten ARENA, wo mir die Erklärung für all den sehr einfallsreichen, sehr menschelndem Horror definitiv zu… tja… unbefriedigend, zu klein war).


    Langoliers ist eine Geschichte über die verlorene Zeit, über Vergangenheit, über das, was man hinter sich lässt, in jeder Minute seines Lebens – für mich war es auch eine Parabel über den Sinn und Unsinn, in die eigene Vergangenheit zu schauen und ihr nachzutrauern. Was weg ist beißt nicht mehr.


    Ich schaue seit der Lektüre von Langoliers – ich las sie mit 18 kurz nach meinem Auszug von zu Hause, Ende 1991 (Langliers erschien 1990 bei Viking Press, 1991 bei uns) - auf andere Weise in das Gestern. Die Langoliers beendeten meine Jugend und Kindheit, vielleicht sind mir deshalb so nah, so unheimlich nah, dass ich noch bei jeder Tüte Smacks eine leichte Gänsehaut bekomme.


    Gute Nacht.
    _Nina Mondspiel


    Mein wirst du bleiben / Petra Busch :lesend


    EDITH Tippfehler, Ergänzungen.

  • Hallo Mondspielerin,


    das Wuseln war nochmal etwas anderes, das war Craig Toomys Trauma. Sein Vater hatte immer gesagt, Kinder laufen nicht, sie wuseln nur, und wer herumwuselt, wird von den Langoliers gefressen. Bei ihm war alles auf Erfolg und Zielstrebigkeit ausgerichtet. Als Toomy im Flughafengebäude auf der Flucht ist, hört er die Stimme seines Vaters, der ungefähr sagt: Du denkst nur, dass du läufst, aber in Wirklichkeit wuselst du nur herum! Deshalb hat Toomy Angst davor, von den Langoliers gefressen zu werden. - Sehr schräg!


    Zitat

    Original von Mondspielerin
    Langoliers ist eine Geschichte über die verlorene Zeit, über Vergangenheit, über das, was man hinter sich lässt, in jeder Minute seines Lebens – für mich war es auch eine Parabel über den Sinn und Unsinn, in die eigene Vergangenheit zu schauen und ihr nachzutrauern. Was weg ist beißt nicht mehr.


    Das gefällt mir! Unterstrichen wird das noch durch die Schlussszene, jetzt muss ich mal spoilern,


    Da kann man auch die Botschaft herauslesen: die Gegenwart ist das einzige Lebendige und fühlt sich großartig an.

  • Das Buch beginnt fast unerträglich spannend und unheimlich, und es bleibt so. Da ich vor dem Lesen des Buches den Film gesehen hatte, bin ich dieses Mal mit dem Schluss des Romans sehr zufrieden. Im Film endete das Ganze fast in albernem Klamauk. Das Buch hat jedoch ein zufriedenstellendes Ende. Zumindest ein passendes.


    Besonders gut ist dem Autor auch hier die Beschreibung der verschiedenen Charaktere gelungen, die bis auf den vorwiegend "guten" Helden alle ziemlich vielschichtig sind. Aber manche Handlungen brauchen eben Helden.
    2 Punkte Abzug gibt’s von mir wegen der penetranten Religiosität und Bigotterie.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde