Kurzbeschreibung:
August 1924: H. ist auf der Rückreise und macht Halt in Fusch, einem Kurbad in den Salzburger Alpen, wo er mit seinen Eltern vor dem Krieg lange Sommer verbrachte. Inzwischen hat sich viel verändert: Freunde sind ihm abhanden gekommen, sein Ruhm liegt Jahre zurück, sein Schaffen ist bedroht von einer labilen Gesundheit und den leisesten Störungen. Auch im abgelegenen Bad Fusch hat die neue Zeit Einzug gehalten, an der er nur mehr als Beobachter teilnimmt, der sich selbst zunehmend fremd geworden ist. Bei einem Spaziergang wird H. ohnmächtig. Als er wieder zu sich kommt, lernt er den jungen Doktor Krakauer kennen, den Privatarzt einer Baronin. Auch er ist ein Rückkehrer in einer fremden Welt. H. sucht dessen Freundschaft, doch da ist die Baronin und da ist die Einsamkeit, der er nicht mehr entkommt. Walter Kappacher erzählt von einem Leben, das die Zeit überholt hat: mit fesselnder Intensität und luzidem Einfühlungsvermögen, so souverän wie virtuos. Er bestätigt damit seine Ausnahmestellung in der deutschsprachigen Literatur: ein Seltener (Peter Handke).
Über den Autor:
Walter Kappacher wurde 1938 in Salzburg geboren. Der österreichische Schriftsteller erhielt 2004 den vom Verleger Hubert Burda gestifteten Hermann-Lenz-Preis für seine präzise Erzählweise. 2009 wurde Walter Kappacher mit dem Georg-Büchner-Preis für sein erzählerisches Lebenswerk ausgezeichnet.
Eigene Meinung:
Die Höhenflüge in der Amazonrangliste von Walter Kappachers Büchern nach der Verleihung des Büchner Preises an ihn, hatte ich noch belächelt: „Wer richtet schon seine Bücherwahl nach Preisen?!“ Darauf folgten Interviews mit Kappacher in Fernsehen und Zeitung, die einen positiven Eindruck hinterließen und mich dann doch sehr neugierig machten und letztlich war es nur mehr ein geringer Widerstand, der in der Buchhandlung überwunden werden musste, als mich dort ein Stapel von Fliegenpalästen anlächelte.
Bald begann ich dann auch das Buch zu lesen, es zu verschlingen. Einen Kommentar zu diesem Buch zu verfassen, fällt mir aber auch heute – Wochen seitdem ich das Buch ausgelesen habe schwer. Walter Kappacher erzählt von Hugo von Hofmannsthal, der sich in der Zwischenkriegszeit, zur Zeit der 1. Republik, auf Sommerfrische befindet. In einer zerrissenen Zeit zwischen Monarchie und Republik, findet der Leser einen zaudernden Schriftsteller, der unzählige Projekte begonnen hat, auf den Tag für Tag neue Ideen einströmen, der aber noch keine einzige weitere Zeile zu Papier bringen konnte und der gesundheitlich angeschlagen ist.
Mit einem sehr angenehmen, überaus flüssigen Schreibstil erzählt Kappacher von diesem Sommer des Jahres 1924. Durch eine präzise Schilderung v. Hofmannthals Gedanken, sowie den Gesprächen mit Menschen, die ihn auf seinem Weg begegnen, wird ein deutliches Bild vom Charakter v. Hofmannthals entworfen.. Viele Anspielungen auf dessen Werke, deren Rezeption sowie die allgemeinen Zustände der Zwischenkriegszeit prägen den Text und machen Lust sich näher mit dem Werk dieses, als auch jenes Schriftstellers zu befassen. Mit Reclamheften v. Hofmannthals bin ich nun bereits versorgt, auf die Erscheinung dreier Romane Kappachers im Taschenbuchformat im Oktober 2009 warte ich bereits.
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