'Die Träume der Libussa' - Seiten 200 - 300

  • Konnte einfach nicht aufhören zu lesen. Erst war ich ein wenig geknickt, da zwischen Abschnitt 2 und 3 ein paar Jahre übersprungen wurden. Ich hatte befürchtet, vielleicht ein paar familientechnische Veränderungen nicht genau mitgekriegt zu haben. Aber unsere zwei Liebenden haben noch immer keinen Nachwuchs - ich hoffe für sie beide.
    Ein bisschen albern bin ich schon, schließlich liegen hier ja wohl tatsächliche Geschehnisse vor hunderten von Jahren zu Grunde und ich wünsche den Beiden Glück in der Zukunft. Ziemlich verquer. :grin Aber daran sieht man, dass das Buch gut ist - und ich will jetzt nicht Googeln, wie es mit Libussa weitergeht. Das würde der Sache ja die Spannung nehmen.
    Und die kommt schnell wieder auf Touren, da jetzt ein neues dunkles Gesicht den Schauplatz betritt. Ein muselmanischer Sklavenhändler mit ebensolcher Ware legt im erblühten Prag an. Ob Sklavenschiffe tatsächlich Flüsse abfuhren um Menschen zu verkaufen?
    Mir schwant schon Schlimmes. Schnell weiterlesen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Also, dieser Abschnitt hatte es in sich, wie ich finde.
    Zuerst fängt es harmlos an mit einem Zeitsprung, Libussa und Premysl bauen Praha auf, leben sich ein und sich glücklich. Einzig Kindersegen fehlt ihnen zu ihrem vollkommenen Glück.
    Aber Praha blüht, was auch das auftauchen eines muslimischen Sklavenhändlers zeigt, der seine Waren dort verkaufen möchte. Libussa weist Menschenhandel jedoch von sich, und wieder kommt die unterschwellige Bedrohung dieses mal durch den Sklavenhändler zum Ausdruck. "Bald werden andere kommen, und andere Sitten einführen."


    Negativ kommt übrigens Kazi, die ich bis dahin sehr mochte, in diesem Teil des Buches rüber. Ihren leiblichen Sohn behandelt sie wie ein unerwünschtes Ding, weil sie sich eigentlich eine Tochter gewünscht hat. (Dabei hätte sie schlau genug sein müssen, die 50/50 Chancen abzuwägen und die Konsequenzen zu bedenken). Bei all ihrer Liebe zu Tieren kommt hier ihre dunkle Seite, ihr Egoismus zu Tage, und sie erweist sich als echter Soziopath, was darin gipfelt, dass sie Libussa sogar anbietet, anstatt ihren eigenen Sohn doch Vojan als Pfand an die Franken zu geben, da er sich "gut als Kuttenträger eignen würde."
    Nein, ich mag sie gar nicht mehr - wenn sie vergewaltigt worden wäre, dann könnte ich ihr Verhalten und ihre Kälte verstehen, aber sie hat sich bewusst für dieses Kind entschieden - und eine starke in sich ruhende Persönlichkeit sollte in der Lage sein, Konsequenzen zu tragen.
    Auch der Diebstahl des kleinen schwarzen Mädchens direkt aus den Armen der Mutter, welches sie fortan verstockt als ihre Tochter beansprucht, macht sie nicht sympathischer.
    Fand ich sie vorher weise und in sich ruhend, kommt sie mir jetzt eher schrullig und eigenbrötlerisch vor. :pille


    Und dann gibt es da noch die Schlacht gegen die Franken bzw. Theoderich. Die Männer ziehen gegen den Rat Libussas in den Krieg, und unterliegen haushoch, weil sie sich verschätzt haben - die Frauen müssen die Rechnung dafür zahlen ... ein oft in dieser Art in der Weltgeschichte stattgefundenes Trauerspiel. Aber selbst der sonst recht kluge Premysl folgt dem Ruf der Schlacht und muss später eingestehen, dass er "Mist gebaut" hat.
    Und zu allem Überfluss macht sich auch hier wieder die sich langsam verändernde Kultur bemerkbar. Die Fürstinnen sitzen zusammen und weinen, anstatt tatkräftig zu werden oder sich mit klugem Kopf zu beraten wie es weiter geht, weil ihre Männer bisher alles für sie getan haben und sie nicht wirklich handlungsfähig sind. :-(
    Ja, dieser Abschnitt endet in diesem Sinne doch eher traurig und frustrierend - ich bin gespannt, wie es weiter geht!!!!!!! :-)

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    [i] Ob Sklavenschiffe tatsächlich Flüsse abfuhren um Menschen zu verkaufen?


    Hallo,


    muslimische Sklavenhändler gehörten zu den wenigen schreibkundigen Fremden, die sich in die "wilden", von Slawen besiedelten Regionen vorwagten. Von ihnen stammen auch die paar spärlichen schriftlichen Infos, die es über diese Völker im Frühmittelalter gibt. Ansonsten kann man nur archäologische Funde auswerten.


    Sie waren natürlich auch auf Schiffen unterwegs. Das war flotter, als sich durch Wälder zu schlagen, die damals sicher dichter waren als heute. Aus diesem Grunde liegen die meisten Städte ja auch an Flüssen.


    Liebe Grüße. Es freut mich, dass dir mein Buch gefällt.


    Tereza

  • Zitat

    Original von BirgitF


    Negativ kommt übrigens Kazi, die ich bis dahin sehr mochte, in diesem Teil des Buches rüber.
    Fand ich sie vorher weise und in sich ruhend, kommt sie mir jetzt eher schrullig und eigenbrötlerisch vor. :pille


    Hallo Birgit,


    ja, hier verliert Kazi immer viele Sympathisanten. Sie sollte neben ihrer Weisheit durchaus auch negative Züge haben. Außerdem wollte ich das Matriarchat nicht als total heile Welt schildern. Wo Töchter wichtiger sind, kann es eben dazu kommen, dass Söhne abgelehnt werden.


    Tereza

  • Ich bin hier zwar noch nicht durch, aber die Person Kazi in diesem Abschnitt?? Direkt unsympathisch wird sie mir nicht, obwohl sie ganz gewaltig "Mist bauen darf". Mit dem kleinem Mädchen, das ist natürlich der Hammer. Trotz allem habe ich sehr viel Mitleid mit ihr. Sie scheint sehr unzufrieden mit sich zu sein.


    Holly : Also bei Seite 250 haben sie 3 Kinder (2 eigene). :wave


    Edit möchte noch diesen Link einfügen

    Don't live down to expectations. Go out there and do something remarkable.
    Wendy Wasserstein

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lesebiene ()

  • Ja da bin ich gerade. Hat also doch noch mit Kindern geklappt. So weit so gut. Aber jetzt herrscht erst mal Krieg gegen die Franken-Männer. Und Libussa sollte schnell einsehen, dass mit den Franken nicht zu scherzen ist. Okay, ich bin natürlich schon schlauer. :lache
    Jetzt muss ich erst mal den Abschnitt beenden. Dann mehr.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich bin jetzt auch gerade im Krieg.
    Habe ich irgendwo einen Zeitsprung verpasst? Ich dachte Mnata und Vlasta wären Kinder :yikes
    Terese - Wie alt sind die 2 denn im Krieg?
    Frauen im Krieg :yikes Das Thetka und Vlasta mitkämpfen macht mir noch mehr Gänsehaut.

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    Wendy Wasserstein

  • Danke Tereza :wave


    Acht Jahre ist doch eine Menge Holz. Wenn die beiden vorher so 6 Jahre waren, sind sie schon 14 :yikes
    Auch heute legen ja viele 14jährige ganz gewaltig Kriegsbemalung an. Allerdings um auf die "Jagd" zu gehen. :lache

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    Wendy Wasserstein

  • Tereza : Vor dem kulturellen Hintergrund des Matriarchats und evtl. negativer Nebenwirkungen hatte ich Kazi tatsächlich nicht gesehen, da die Form des Matriarchats, die du hier beschreibst, ja doch eine sehr gemäßigte Form ist (im Gegensatz z. B. zu den Amazonen, die sich Männer ja auch zu Untertanen gemacht haben und sich grundsätzlich verweigerten, mit ihnen zusammen zu leben).
    Männer scheinen mir in deiner Form des Matriarchats durchaus geachtet, und sie besitzen im Grunde genommen auch nicht wenig Macht, wird doch die Exekutive sozusagen durch den Stammesführer gehalten. Und wer die militärische Macht hat, hat nicht selten auch im Grunde genommen die absolute Macht (wie man es ja auch an den Querelen z. B. im römischen Imperium sieht).
    Die kulturelle Prägung der Frauen im Bezug auf Männer ist ja von Grund auf gesehen nicht negativ oder ablehnend.
    In diesem Sinne habe ich Kazis Verhalten eher als Charakterfehler gesehen, der weniger an ihre kulturelle Prägung, als an ihre Persönlichkeit gekoppelt ist.


    Lesebiene : Dass Kazi unzufrieden ist, rechtfertigt m. E. nicht ihr Verhalten. Sie ist von hoher Geburt, besitzt Privilegien und hat mehr als andere Menschen die Möglichkeit, sich ihr Leben nach ihrem Gusto einzurichten. Sie ist in meinen Augen weniger Opfer als vielmehr Täter, der mir nicht leid tut - mir tun eher die Menschen (in diesem Fall ihr Sohn, die schwarze Frau - von dem Mädchen kann ich noch nichts sagen, sie ist ja noch zu klein -) leid, die unter ihr zu leiden haben. :nono


    Na ja, vielleicht kann ich im nächsten Abschnitt mein Bild von ihr etwas verbessern - wie gesagt hat sie sich für mich zum Egomanen und Unsympath entwickelt - und m. E. ist sie auch verantwortungslos. Ich hielt am Anfang Thetka für die egoistischste der Schwestern, aber die hat sich nachdem sie ihren verletzten Stolz darüber, dass sie nicht Fürstin geworden ist, als umgänglicher und freundlicher erwiesen als Kazi.

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Ich hab eine Frage. Ich bin über diesen Satz gestolpert: Seite 250:


    Was bilden die sich eigentlich ein mit ihrer ans Kreuz genagelten Holzfigur


    Ging das mit der plastischen Darstellung von Jesus am Kreuz, also die Wandlung vom Kreuz ins Kruzifix, nicht erst ab ca. dem 11. Jahrhundert los?

  • Zitat

    Original von BirgitF
    Lesebiene : Dass Kazi unzufrieden ist, rechtfertigt m. E. nicht ihr Verhalten. Sie ist von hoher Geburt, besitzt Privilegien und hat mehr als andere Menschen die Möglichkeit, sich ihr Leben nach ihrem Gusto einzurichten. Sie ist in meinen Augen weniger Opfer als vielmehr Täter, der mir nicht leid tut - mir tun eher die Menschen (in diesem Fall ihr Sohn, die schwarze Frau - von dem Mädchen kann ich noch nichts sagen, sie ist ja noch zu klein -) leid, die unter ihr zu leiden haben. :nono


    Na ja, vielleicht kann ich im nächsten Abschnitt mein Bild von ihr etwas verbessern - wie gesagt hat sie sich für mich zum Egomanen und Unsympath entwickelt - und m. E. ist sie auch verantwortungslos. Ich hielt am Anfang Thetka für die egoistischste der Schwestern, aber die hat sich nachdem sie ihren verletzten Stolz darüber, dass sie nicht Fürstin geworden ist, als umgänglicher und freundlicher erwiesen als Kazi.


    Ich fand sie den ganzen Abschnitt schon ziemlich unerträglich, aber am Ende, das fand ich den Gipfel: Schick ihm doch einfach meinen Sohn, ich kann ihn mir gut als Kuttenträger vorstellen.


    Meine Güte, kann man wirklich so wenig Achtung vor seinem eigenen Kind haben?

  • Zitat


    Was bilden die sich eigentlich ein mit ihrer ans Kreuz genagelten Holzfigur


    Ging das mit der plastischen Darstellung von Jesus am Kreuz, also die Wandlung vom Kreuz ins Kruzifix, nicht erst ab ca. dem 11. Jahrhundert los?


    Oh weh! Da könntest du recht haben! :yikes


    Ich habe das nicht überprüft, da ich mich recherchemäßig eher mit den Slawen befasst habe. Der Lektorin fiel es auch nicht auf. Ich glaube, du bist die Erste, die das merkt.


    Tja, man lernt aus seinen Fehlern. :bonk


    Tereza

  • Zitat


    Schick ihm doch einfach meinen Sohn, ich kann ihn mir gut als Kuttenträger vorstellen.


    Meine Güte, kann man wirklich so wenig Achtung vor seinem eigenen Kind haben?


    Das ist natürlich hart. Aber im Verlauf des Geschehens wird der Satz noch eine besondere Bedeutung bekommen.


    Es ist übrigens interessant, wie unterschiedlich Leser auf eine Figur wie Kazi reagieren. In einer anderen Leserunde hatte ich eine Teilnehmerin, die sie von allen Figuren am Liebsten mochte.


    Sie wird noch einige Auftritte haben. Wartet ab.


    Tereza

  • Kapitel 6: Der idyllische Beginn mit Libussas Leben in einem breiten, ruhigen Strom voller Geborgenheit und sogar zwei Kindern lässt die Bedrohung durch den nahenden Krieg umso mehr voller Wucht auf den Leser wirken.
    Premysl bleibt sich selbst treu und das mit großer Konsequenz. Er will als Fußsoldat (später nannte man das ja wohl Kanonenfutter) die Bauern anführen!


    Es sind immer wieder solche Szenen, die bewirken, dass man den Roman mit so großer Anteilnahme liest.

  • Bouquineur : Ich dachte schon, ich bin die einzige, die es so empfindet mit Kazi und hab mich gefragt, ob ich jetzt etwas seltsam und verschroben bin, weil ich so anti auf sie reagiere. :vorsicht ;-)

    Meine neuen Histo-Romane Der Gesang des Satyrn sowie Hatschepsut. Die schwarze Löwin gibt es bei Amazon oder Beam-Ebooks - außerdem meinen Mystery Thriller Fonthill Abbey

  • Zitat

    Original von Tereza
    [Es ist übrigens interessant, wie unterschiedlich Leser auf eine Figur wie Kazi reagieren.


    Auf Seite 267 erklärt sie sich ein wenig und macht ihr Verhalten teilweise nachvollziehbar. Auch wenn man sie nicht mögen muss, finde ich sie als Romanfigur interessant!

  • Diesen Abschnitt habe ich nun auch gelesen.


    Wie Birgit schon richtig geschrieben hat, fängt es erst ganz harmlos an :wow

    Zitat

    Praha blüht, was auch das auftauchen eines muslimischen Sklavenhändlers zeigt, der seine Waren dort verkaufen möchte. Libussa weist Menschenhandel jedoch von sich


    Drei Sklaven, Afra, Tschastawa und der kleine Hunne Mnata schaffen es zu fliehen. Kazi nimmt Afra die Tochter weg und bestimmt Tschstawa als ihre Nachfolgerin.


    Du meine Güte, wie kann man nur so krank im Kopf sein und der Mutter das Kind wegnehmen :yikes um es für die eigenen Zwecke zu missbrauchen. Noch dazu ein Kind mit dunkler Hautfarbe, das fällt doch sofort auf!


    Mnata wird von Libussa in ihre Familie aufgenommen.
    Sie bekommt dann noch 2 eigene Kinder, Lidomir und Scharka, die sie nach Ihrer Mutter benennt.
    Vojen, der Sohn von Kazi wird von ihr überhaupt nicht beachtet :-(
    Wie er Lidomir von oben herab behandelt gefällt mir auch nicht. Er benimmt sich genauso gefühlskalt wie seine Mutter


    Stimmt, Kazi erkennt man gar nicht wieder. Sie hat sich in den paar Jahren total gewandelt.


    Premysl und Mnata ziehen in den Krieg gegen die Franken.
    Leider verlieren die Cechen den Krieg und Premysl wird mit der Bedingung nach Hause geschickt, Lidomir als Geisel zu nehmen :cry
    Oh Gott, wie furchtbar ;-(

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

  • Zitat

    Original von bonomania
    Du meine Güte, wie kann man nur so krank im Kopf sein und der Mutter das Kind wegnehmen :yikes um es für die eigenen Zwecke zu missbrauchen. Noch dazu ein Kind mit dunkler Hautfarbe, das fällt doch sofort auf!


    Ich glaub die dunkle Hautfarbe hat in dieser Gesellschaft wenig Probleme gemacht. Angenommene Kinder aus anderen Völkern scheinen da keine Seltenheit gewesen zu sein. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sie es als eigenes Kind ausgeben wollte.