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'Die Träume der Libussa' - Seiten 301 - 378
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Also vorab: Ich habe meine Meinung über Kazi nicht revidieren können. Bei der Rückkehr Lidomirs mit Radegund stellt sich heraus, dass sie ihren Sohn noch immer schlecht behandelt bzw. ignoriert, und es sogar ihrer "gestohlenen" Tochter übel nimmt, dass sie zu spät zum zum Bankett kommt, da diese sich um die kranke schwarze leibliche Mutter kümmert, die laut Aussagen ihres Sohnes "nur eine Dienerin in Kazis Haus ist."
Eine solche Frau, obwohl sie einiges von der Heilkunst versteht, kann einfach nicht mehr als weise bezeichnet werden. Zumal ihre Menschenverachtung sich nicht nur gegen ihren Sohn (also einen Mann) richtet, sondern ebenfalls gegen eine Frau.Leichter fällt es mir hingegen, Radegunds Unzufriedenheit zu entschuldigen - früh durch den Tod der Mutter in ein Kloster abgeschoben, in dem man sie zu einer stillen, bescheidenen Christenfrau erziehen will (was ganz offensichtlich gegen den starken Drang der Charakterentfaltung des Mädchens geht), ist im Endeffekt ein unzufriedenes und verbittertes Geschöpf zurück geblieben.
Sie ist im Wohlstand aufgewachsen und in die Armut gerutscht - dass sie das nicht gerade glücklich macht - auch das ist denke ich nicht weiter verwunderlich.
Man kann besser in Armut leben, wenn man den Reichtum nicht kennt.Na gut, so ganz entschuldigt das ihre Art aber auch wieder nicht, weil ihr Verhalten auch auf ein sehr geringes Selbstwertgefühl hinweist. Und ich frage mich, warum sie sich als so minderwertig versteht.
Interessant und absolut fesselnd finde ich es, dass Tereza es schafft, die Handlungsstränge um Radegund so anzulegen, dass ich wirklich gar nicht abschätzen kann, ob sie die Kurve kriegt oder sie ihr Verhalten endtültig ins Unglück stürzt. Bisher habe ich von Letzterem den Eindruck, denn sie schielt ja bereits nach Slavonik und fühlt sich von seiner Ausstrahlung, die darauf zielt, Frauen zu unterwerfen, angezogen.Leider verhalten sich aber auch nicht alle Personen in Praha förderlich für Radegunds Einbürgerung. Premysls Sticheleien beim Bankett bzgl. der Religion mochten noch angehen, aber Radegunds Herabsetzung bzgl. ihrer Fähigkeiten im Nähen, Sticken und Weben, waren m. E. ziemlich unangebracht von ihm. Was ist an dem Handwerk Weben schlechter als am Figürchen-Schnitzen. Warum hält er sich und seine Fähigkeiten für besser? Außerdem webt seine eigene Frau, Libussa, ja auch gerne und oft und stellt Gewänder für ihn und die gesamte Familie her und macht sich Gedanken um Zierrat und passende Farben für jedes Mitglied.
Auch seine Weigerung, fürstliche Kleidung zu tragen, und statt dessen weiter in Bauernkleidung herumzulaufen, macht ihn mir nicht sympatischer.
Mir kommt es eher so vor, als würde er seinen geringen Stand und seine Abstammung genau so vor sich hertragen wie ein Fürst eben seine Prunkgewänder. Er sieht sich sozusagen als Fürst der Bauern und Armen, aber m. E. bedient er nur ein gegensätzliches Klischee zum überheblichen Fürsten.Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt, wie es mit Radegund weiter geht - mir scheint, von ihrem Verhalten wird noch einiges abhängen, auch wenn ich das jetzt nicht begründen könnte. Es ist so ein Gefühl.
Ganz großes Lob für die interessante und eigenwillige Charaktergestaltung deiner Charaktere, Tereza!!! Die bringen wirklich meinen Kopf zum arbeiten, wie du siehst
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Zitat
Original von BirgitF
Also vorab: Ich habe meine Meinung über Kazi nicht revidieren können. Bei der Rückkehr Lidomirs mit Radegund stellt sich heraus, dass sie ihren Sohn noch immer schlecht behandelt bzw. ignoriert, und es sogar ihrer "gestohlenen" Tochter übel nimmt, dass sie zu spät zum zum Bankett kommt, da diese sich um die kranke schwarze leibliche Mutter kümmert, die laut Aussagen ihres Sohnes "nur eine Dienerin in Kazis Haus ist."
Eine solche Frau, obwohl sie einiges von der Heilkunst versteht, kann einfach nicht mehr als weise bezeichnet werden. Zumal ihre Menschenverachtung sich nicht nur gegen ihren Sohn (also einen Mann) richtet, sondern ebenfalls gegen eine Frau.Hallo Birgit,
du bist aber hart.
Bei Kazi ist es einfach so: sie will unbedingt ihre Tochter, die Erbin ihres Wissens. Den Sohn vermag sie nicht zu lieben. Das ist zwar nicht toll, aber sie mißhandelt ihn ja nicht, sondern gibt ihn einfach an andere Leute weiter. Das Problem ist, dass Vojen damit nicht zufrieden ist.
Bei Tschwastawas leiblicher Mutter ist Kazi halt eifersüchtig, daher ihr Verhalten. Man muss aber fairerweise hinzufügen: das kleine Sklavenmädchen hat ein Riesenglück gehabt, zur Adoptivtochter einer angesehen Frau zu werden. Der leiblichen Mutter hätte es auch schlimmer ergehen können. Sie hat ihr Kind bei sich, und eine Dienerin wäre sie woanders auch gewesen, vielleicht unter schlimmeren Bedingungen.Ja, Kazi ist egoistisch, das stimmt. Sie kümmert sich nicht sehr um andere, sondern macht ihr eigenes Ding. Allerdings scheint sie mir auch nicht wirklich bösartig.
Viele Grüße
Tereza
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Hey Tereza,
ja, stimmt, solchen Personen wie Kazi gegenüber habe ich eine harte Einstellung (sowohl in Romanen wie auch im wirklichen Leben)
Das liegt ganz einfach daran, dass diese Personen mit Privilegien (auch Macht) auf die Welt gekommen sind, die eben leicht missbraucht werden können. Priviligierte Menschen haben für mein Empfinden eine größere moralische Pflicht an der Menschheit als weniger priviligierte Menschen, weil sie eben viel mehr Möglichkeiten zum Guten wie zum Schlechten hin besitzen, auf andere Menschen einzuwirken bzw. auf deren Leben Einfluss zu nehmen. Diese Macht und deren Missbrauch nutzt Kazi m. E. auch voll für sich aus - aber zum Negativen.
Klar, dem Mädchen geht es gut, aber sie hätte der Mutter (da sie ja schon feststellte, dass sie viel Übles mitgemacht hat) auch einfach Freundlichkeit entgegen bringen können, sie aufnehmen - nachdem sie ihr die Tochter geraubt hat, wäre das m. E. das Mindeste gewesen. Und was hätte es Kazi gekostet?! Sie will dem Mädchen ja noch nicht einmal zugestehen, dass die schwarze Frau sie geboren hat und schweigt sich darüber aus.
Es mag sein, dass sie eifersüchtig ist - aber Eifersucht passt nicht zu einer weisen Frau. In dem Sinne halte ich Kazi einfach nicht für weise. Zumal diese Eifersucht ja nun wirklich absolut unbegründet ist. Als ob ihre "Tochter" sich von ihr abwenden würde, wo sie doch ohnehin weiß, dass die schwarze Frau sie geboren hat.Kazi ist vielleicht nicht wirklich bösartig in dem Sinne von "Wem füge ich heute mal so aus Spaß Schaden zu?"
Aber in der Weltgeschichte waren es meist auch nicht die Sadisten aus Lust an der Freud, die den größten Schaden angerichtet haben, sondern die kalt auf ihren Vorteil bedachten Egoisten. Denn wo kein Gefühl ist, ist zwar kein Zorn, keine Rachsucht etc. - aber meist eben auch nicht das Gefühl für moralische Grundsätze, für Mitgefühl ... einfach kein Einfühlungsvermögen.
Das kann durchaus schädlicher sein als rasender Zorn, weil man eben bei solchen Menschen aus Unterschätzung dazu neigt zu sagen ... ja ok, er ist egoistisch, aber eben nicht wirklich bösartig.In diesem Sinne ist und bleibt Kazi für mich ein wirklicher Stachel im Fleisch.
Aber nichts desto trotz Tereza - das ist kein Vorwurf an deine Charaktere. Ich finde, du hast sie wundervoll vielschichtig und plastisch gezeichnet, und ich muss nicht zwingend nur über mir sympathische Charaktere lesen.
Mir macht es wirklich Spaß, mich mit deinen Charakteren auseinander zu setzen. -
Zitat
Aber in der Weltgeschichte waren es meist auch nicht die Sadisten aus Lust an der Freud, die den größten Schaden angerichtet haben, sondern die kalt auf ihren Vorteil bedachten Egoisten. Denn wo kein Gefühl ist, ist zwar kein Zorn, keine Rachsucht etc. - aber meist eben auch nicht das Gefühl für moralische Grundsätze, für Mitgefühl ... einfach kein Einfühlungsvermögen.
Da hast du natürlich Recht. Nur: wenn man sich die Menscheitsgeschichte anschaut, würde ich sagen, dass das einfache Volk zu früheren Zeiten hauptsächlich von solchen Menschen beherrscht wurde. Elend und Tod armer Leute wurden einfach in Kauf genommen, wenn es galt, einen Krieg zu gewinnen und die eigene Macht zu erweitern.
Kazi kümmert sich ja immerhin um Kranke. Sie ist durchaus clever in ihrem eigenbrötlerischen Egoismus, und kann Libussa manchmal gute Ratschläge geben.
Ich habe meistens ein Problem mit Idealfiguren. Sie scheinen mir unglaubwürdig, denn nach meiner Erfahrung sind Menschen weder total gut noch absolut böse. Deshalb versuche ich allen meinen Figuren, auch den netten wie Libussa und Premysl, ein paar Macken zu geben.
Es freut mich, dass es dir soweit gefällt.
Viele Grüße
Tereza
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Tereza : Das stimmt natürlich - ich empfinde Kazi auch als eine von dir vielschichtig beschriebene und absolut glaubwürdige Persönlichkeit.
Ich glaube, was mich einfach stört und was ich ihr abspreche ist das Attribut "weise".
Für mich ist sie zwar eine gute Heilerin, auch durchaus schlau in ihren Ratschlägen, anderen gegenüber, aber als weise würde ich vor allem einen Menschen bezeichnen, der in sich ruht, im Einklang mit sich und der Welt ist und sich um Gerechtigkeit (jedem Lebewesen gegenüber) bemüht. Weisheit versucht sich tatsächlich immer einem Ideal anzunähern, auch wenn ein Ideal nicht wirklich erreicht werden kann - Menschen sind fehlerhaft. Aber Kazi ist mit allen ihren niederen Gefühlen und Handlungen wie Eifersucht, Ablehnung und Egoismus für mein einfach sehr sehr weit von einer weisen Frau entfernt. -
Zitat
Original von BirgitF
Also vorab: Ich habe meine Meinung über Kazi nicht revidieren können. Bei der Rückkehr Lidomirs mit Radegund stellt sich heraus, dass sie ihren Sohn noch immer schlecht behandelt bzw. ignoriert, und es sogar ihrer "gestohlenen" Tochter übel nimmt, dass sie zu spät zum zum Bankett kommt, da diese sich um die kranke schwarze leibliche Mutter kümmert, die laut Aussagen ihres Sohnes "nur eine Dienerin in Kazis Haus ist."
Eine solche Frau, obwohl sie einiges von der Heilkunst versteht, kann einfach nicht mehr als weise bezeichnet werden. Zumal ihre Menschenverachtung sich nicht nur gegen ihren Sohn (also einen Mann) richtet, sondern ebenfalls gegen eine Frau.Ich hab den Eindruck, die richtet sich gegen alle Menschen. Sie übt das Amt der Heilerin aus, das hat aber in ihrem Fall nichts mit Nächstenliebe zu tun. Ich glaube nicht, dass ihr jemals einer ihrer Patienten wirkliches Mitleid abgerungen hat. Wirkliche Gefühle bringt sie nur ihren Tieren entgegen. Der Wunsch, ihre Heilkunst ihrer Tochter beizubringen entspricht für mich eher dem Wunsch, etwas von sich in dieser Welt zu hinterlassen, weniger echter Zuneigung.
ZitatLeichter fällt es mir hingegen, Radegunds Unzufriedenheit zu entschuldigen - früh durch den Tod der Mutter in ein Kloster abgeschoben, in dem man sie zu einer stillen, bescheidenen Christenfrau erziehen will (was ganz offensichtlich gegen den starken Drang der Charakterentfaltung des Mädchens geht), ist im Endeffekt ein unzufriedenes und verbittertes Geschöpf zurück geblieben.
Sie ist im Wohlstand aufgewachsen und in die Armut gerutscht - dass sie das nicht gerade glücklich macht - auch das ist denke ich nicht weiter verwunderlich.
Man kann besser in Armut leben, wenn man den Reichtum nicht kennt.Na gut, so ganz entschuldigt das ihre Art aber auch wieder nicht, weil ihr Verhalten auch auf ein sehr geringes Selbstwertgefühl hinweist. Und ich frage mich, warum sie sich als so minderwertig versteht.
Interessant und absolut fesselnd finde ich es, dass Tereza es schafft, die Handlungsstränge um Radegund so anzulegen, dass ich wirklich gar nicht abschätzen kann, ob sie die Kurve kriegt oder sie ihr Verhalten endtültig ins Unglück stürzt. Bisher habe ich von Letzterem den Eindruck, denn sie schielt ja bereits nach Slavonik und fühlt sich von seiner Ausstrahlung, die darauf zielt, Frauen zu unterwerfen, angezogen.Radegund geht mir sowas von auf die Nerven. Dieses permanente Gejammer und die ständige Unzufriedenheit. Sie hätte es wahrlich schlechter treffen können. Was uns mit ihr noch bevorsteht, da bin ich auch neugierig. Sie liebt Ludomir zwar, aber sie fühlt sich körperlich von ihm eher abgestoßen. Ich befürchte also auch fast, dass sie diese Art der Erfüllung bei jemand anderem finden wird...
ZitatLeider verhalten sich aber auch nicht alle Personen in Praha förderlich für Radegunds Einbürgerung. Premysls Sticheleien beim Bankett bzgl. der Religion mochten noch angehen, aber Radegunds Herabsetzung bzgl. ihrer Fähigkeiten im Nähen, Sticken und Weben, waren m. E. ziemlich unangebracht von ihm. Was ist an dem Handwerk Weben schlechter als am Figürchen-Schnitzen. Warum hält er sich und seine Fähigkeiten für besser? Außerdem webt seine eigene Frau, Libussa, ja auch gerne und oft und stellt Gewänder für ihn und die gesamte Familie her und macht sich Gedanken um Zierrat und passende Farben für jedes Mitglied.
Ich glaube nicht, dass das eine bewusste Herabsetzung war. Für ihn ist das nur nichts besonderes, das machen doch alle Frauen. Eine typisch weibliche Arbeit eben, mit der sich Frauen schon seit jeher beschäftigen. Ich glaube, auch heutzutage kann kaum ein Mann wirkliche Begeisterung dafür aufbringen, wenn ihm seine Liebste die neusten Strickmuster zeigt *g*
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Oh je oh je, jetzt hat Libussa ihren Sohn wieder und der nächste Krieg droht - diesmal in den eigenen Reihen
Während ich immer noch Verständnis für Kazi aufbringe, weiß ich im Moment nicht, wie mir Radegunde gefällt. Eigentlich dachte ich, dass sie Lidomir tatsächlich liebt, sie aber noch seelisch von der Vergewaltigung durch den Händler leidet. Vielleicht benötigt sie eine Bezugsperson, mit der sie darüber reden kann?
Aber was für Gefühle entwickelt sie gegenüber dem Kroaten-Fürst?Die Mutter von dem Mädchen war ja eine Sklaven. Als Dienerin geht es ihr immerhin gut und sie hat ihre Tochter bei sich. Klar, dass Kazi eifersüchtig ist. Bei dem Clan ist es ebenso, dass Töchter mehr zählen. Und da sie kein Interesse an Männer hat, wird sie auch keine eigene Tochter bekommen.
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Zitat
Original von Lesebiene
Die Mutter von dem Mädchen war ja eine Sklaven. Als Dienerin geht es ihr immerhin gut und sie hat ihre Tochter bei sich. Klar, dass Kazi eifersüchtig ist. Bei dem Clan ist es ebenso, dass Töchter mehr zählen. Und da sie kein Interesse an Männer hat, wird sie auch keine eigene Tochter bekommen.
Ach, ich bin froh, dass nicht alle meine Kazi total verdammen, obwohl mir klar ist, dass sie sich nicht gerade vorbildlich verhält. Ich beschäftige mich hobbymäßig mit Psychologie und sehe Kazi als einen Fall von schizoider Persönlichkeit: http://de.wikipedia.org/wiki/Schizoid
Radegund hingegen wurde von einer Leserin mal als "Borderliner" bezeichnet: http://de.wikipedia.org/wiki/B…%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
Was man auch immer von solchen Klassifizierungen halten mag.
Ich hatte mein Schreiben immer das Gefühl: die zwei können nicht anders.
Viele Grüße
Tereza
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Zitat
Original von Lesebiene
Die Mutter von dem Mädchen war ja eine Sklaven. Als Dienerin geht es ihr immerhin gut und sie hat ihre Tochter bei sich. Klar, dass Kazi eifersüchtig ist. Bei dem Clan ist es ebenso, dass Töchter mehr zählen. Und da sie kein Interesse an Männer hat, wird sie auch keine eigene Tochter bekommen.Also die Erklärung wäre mir dann doch zu einfach. Es wird ja schon durch den Besuch des Sklavenhändlers klar, dass die Cechen keine Sklaven in diesem Sinne halten. So dürfte also auch Kazi weder rechtlich noch mit moralischem Recht über diese Frau und ihr Kind bestimmen dürfen. Die Selbstverständlichkeit, derart über eine Frau mit ihrem Kind zu bestimmen, mit der Begründung, dass sie eine rechtelose Sklavin sei, sollte in ihrem Verständnis nicht vorkommen.
Man hätte die Frau und das Mädchen auch einfach in den Clan integrieren können, anstatt sie zur Dienerin zu machen. Sie war ja keine Kriegsgefangene.
Und Kazi hat trotz ihres nicht vorhandenen Interesses an Männern einen Sohn - sie hätte sich wie jede andere Frau auch nochmal auf eine Schwangerschaft einlassen können, denn fruchtbar war sie offensichtlich, wenn es ihr nach einer Tochter gelüstet.
Bouquineur : Du hast es wunderbar treffend ausgedrückt. Kazi tut nichts von dem was sie tut - auch nicht die Guten Dinge - aus wirklichem Bedürfnis Gutes zu tun oder wie du so schön sagtes aus Mitgefühl für andere. Daher habe ich sie auch als Soziopath bezeichnet.
Bzgl. Premysl: Ja klar, er empfindet, dass sie Radegund eben das tut, was alle Frauen tun. Aber es gibt auch tausend Männer, die Holzfigürchen schnitzen und tausend Bauern, die ihren Acker bestellen. In diesem Sinne - was maßt sich dieser Mensch an, über die Wichtigkeit der Fähigkeiten anderer zu urteilen?
Immerhin hat Radegund sich bemüht oder eigentlich sogar mehr - sie hat sich wirklich drauf eingelassen, Begeisterung für die nun auch nicht so außergewöhnlichen Fähigkeiten Premysls zu empfinden. Welche Frau empfindet schon wirkliche Begeisterung für die Arbeit von Männern? (Dazu sind eben die Veranlagungen oftmals zu unterschiedlich.) Aber deshalb haut man es dem Gegenüber nicht in abwertender Weise vor den Kopf. -
Zitat
Original von BirgitF
Bzgl. Premysl: Ja klar, er empfindet, dass sie Radegund eben das tut, was alle Frauen tun. Aber es gibt auch tausend Männer, die Holzfigürchen schnitzen und tausend Bauern, die ihren Acker bestellen. In diesem Sinne - was maßt sich dieser Mensch an, über die Wichtigkeit der Fähigkeiten anderer zu urteilen?
Immerhin hat Radegund sich bemüht oder eigentlich sogar mehr - sie hat sich wirklich drauf eingelassen, Begeisterung für die nun auch nicht so außergewöhnlichen Fähigkeiten Premysls zu empfinden. Welche Frau empfindet schon wirkliche Begeisterung für die Arbeit von Männern? (Dazu sind eben die Veranlagungen oftmals zu unterschiedlich.) Aber deshalb haut man es dem Gegenüber nicht in abwertender Weise vor den Kopf.Da liegt mir spontan auf der Zunge: Bauer bleibt wohl doch Bauer
Er ist klug und besonnen, keine Frage. An der Feinfühligkeit anderen gegenüber mangelt es dann aber doch hin und wieder.
ZitatOriginal von BirgitF
Und Kazi hat trotz ihres nicht vorhandenen Interesses an Männern einen Sohn - sie hätte sich wie jede andere Frau auch nochmal auf eine Schwangerschaft einlassen können, denn fruchtbar war sie offensichtlich, wenn es ihr nach einer Tochter gelüstet.Und da geistert mir eine Newsmeldung des heutigen Tages duruch den Kopf Gary Halliwell von den Spice Girls überlegt ob sie ein Kind adoptiert. Eine zweite Schwangerschaft käme für sie nicht in Frage. Das sei so verzehrend und Kinder im Säuglingsalter so anstrengend
Ich glaube, Kazi wäre eine zweite Schwangerschaft einfach viel zu unbequem und umständlich gewesen. Und wer garantiert schon, dass am Ende wirklich eine Tochter geboren wird? Könnte ja wieder so ein lästiger Sohn sein.
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Original von Bouquineur
Und da geistert mir eine Newsmeldung des heutigen Tages duruch den Kopf Gary Halliwell von den Spice Girls überlegt ob sie ein Kind adoptiert. Eine zweite Schwangerschaft käme für sie nicht in Frage. Das sei so verzehrend und Kinder im Säuglingsalter so anstrengendIch glaube, Kazi wäre eine zweite Schwangerschaft einfach viel zu unbequem und umständlich gewesen. Und wer garantiert schon, dass am Ende wirklich eine Tochter geboren wird? Könnte ja wieder so ein lästiger Sohn sein.
Hallo Bouquineur,
du hast Premysl und auch Kazi ganz gut erfasst. Er ist nicht immer taktvoll und findet eitle, herausgeputzte Frauen wie Radegund eher lächerlich. Sein Misstrauen ihr gegenüber ist ja nicht unbegründet, da hat er einen guten Instinkt.
Kazi ist halt wirklich nicht der mütterliche Typ. Sie will eine Tochter, die sie ausbilden kann, nichts weiter.
Ich dachte aber schon, dass sie an Tschwastawa hängt. Eigentlich wollte ich auch ein paar Szenen zwischen ihnen beiden einbauen, um das Verhältnis klarer zu machen, doch der Verlag hatte mir ein Seitenlimit gesetzt, dass ich eh überschritten habe. Da flog all das eben raus.Viele Grüße
Tereza
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Original von Tereza
Ich dachte aber schon, dass sie an Tschwastawa hängt. Eigentlich wollte ich auch ein paar Szenen zwischen ihnen beiden einbauen, um das Verhältnis klarer zu machen, doch der Verlag hatte mir ein Seitenlimit gesetzt, dass ich eh überschritten habe. Da flog all das eben raus.Das ist wirklich schade. Vermutlich hätte das Kazi in einem etwas anderen Licht gezeigt. So hat man wirklich das Gefühl gehabt, es gibt unter den Zweibeinern niemanden, der ihr wirklich etwas bedeutet.
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Original von Bouquineur
So hat man wirklich das Gefühl gehabt, es gibt unter den Zweibeinern niemanden, der ihr wirklich etwas bedeutet.Na ja, sie sorgt sich schon um Libussa und ist auch sehr traurig, als sie ihre Krankheit entdeckt. Kazi ist eben niemand, der Gefühle gut ausdrücken kann, sondern eher der kühle, analytische Typ.
Viele Grüße
Tereza
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Die Heimkehr des verlorenen Sohnes fand ich sooooo schön
Schade nur, dass er sich in die falsche Frau verguckt hat, denn Radegunde sagt ihm nicht einmal, das sie Lidomir liebt.
Irgendwie ist sie mir unsympatisch, ganz anders als ihre Schwester Anahild.
Sie ist für ihr Alter schon ganz schön verbittert.Und das sie sich körperlich von Slavonik angezogen fühlt, wenn er in Ihrer Nähe ist, sagt doch schon alles? Oder
Ob sich da eine Affäre anbahnt?ZitatOriginal von Bouquineur
Radegund geht mir sowas von auf die Nerven. Dieses permanente Gejammer und die ständige Unzufriedenheit. Sie hätte es wahrlich schlechter treffen können. Was uns mit ihr noch bevorsteht, da bin ich auch neugierig. Sie liebt Ludomir zwar, aber sie fühlt sich körperlich von ihm eher abgestoßen. Ich befürchte also auch fast, dass sie diese Art der Erfüllung bei jemand anderem finden wird...genau! Das Gefühl habe ich auch. Lidomir kann einen wirklich leid tun.
Da geht es mir wie Premyls, ich bin auch misstrauisch was ihre Person betrifft
Von Ludmilla haben wir auch ganz kurz erfahren dass sie jetzt in einem Kloster lebt. Schade, dass sie ihren leiblichen Vater nicht mehr gefunden hat.
Ich hätte es ihr von Herzen gegönnt.Ob Mnata der Nachfolger von Krok werden wird?
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Also an Radegund stört mich eigentlich am meisten, dass jeder Pups ihre Meinung und Stimmung ändert. Eine Minute findet sie einen Menschen toll und staunt über dessen Freundlichkeit ihr gegenüber und im nächsten Moment sagt der andere etwas, was ihr nicht 100 Prozent in den Kram passt und schon fährt sie ihre Krallen aus oder verdammt ihn zumindest mit Gedanken.
Die Dame hat m.E. an mancher Stelle überhaupt kein Selbstwertgefühl und bei manchen Dingen einfach zuviel. Dieses Hü und Hott ist es, was sie mir so unsymphathisch macht. Man weiß nicht, mag sie den oder nicht, gewöhnt sie sich jetzt ein oder nicht.
Ludomir erinnert mich sehr an seinen Vater - eben ein Lover und kein Fighter. Für meinen Geschmack hätte er seine Frau schon ein bisschen besser auf die neue Familie und deren Sitten vorbereiten können. Nur Liebe allein ist einfach nicht genug für so einen Kulturschock - das muss man Radegund zu Gute halten.Überhaupt werden in diesem dritten Teil die Personen allesamt in einem neuen teils intensiveren Licht gezeigt - reflektiert durch Radegund.
Premysl ist jetzt nicht mehr nur symphatisch, Libussas Verständnis für alle manchmal etwas anstrendend. -
Zweiter Teil und Lidomir ist schon erwachsen. Seine Persönlichkeit ist jetzt sowohl von seiner klugen Mutter, seinem unbestechlichen Vater, aber auch durch die Erfahrungen mit den Christen geprägt. Mit Vater Anselm gibt es auch positive, er hat sich auch taufen lassen, wenn auch gezwungenermaßen.
Mit Radegund verbindet ihm einige Gemeinsamkeiten. Durch sie ist er jetzt auch stark mit den Christen verbunden, obwohl er mit ihr zusammen endlich zurückkehren kann.
Lidomir gefällt mir als Persönlichkeit sehr gut, doch die lange Abwesenheit wird auch eine Distanz zu seinem Volk aufgebaut haben, obwohl er ihnen innerlich verbunden bleibt. Das erkennt auch Libussa, sie sieht Lidomir mehr als Beobachter als eine aktive Führerpersönlichkeit und baut daher Mnata langsam als Nachfloger für Krok als Stammesführer auf.
Durch solchen klugen Entscheidungen zeigt sich immer wieder Libussa große Qualitäten und Fähigkeiten.
Lidomir gehört für mich schon jetzt auch zu den sehr gelungenen Figuren dieses Romans, dazu gehört sogar auch Radegund, die mir nicht besonders sympathisch ist, aber die jetzt in der Fremde auch keinen leichten Stand hat. Die Sitten und Kultur dort sind ihr zutiefst fremd. Wie sie dort zurechtkommt (und die Behaimen mit ihr) ist sehr spannend.
Die ersten Begegnungen gehen schon mal nicht ohne Verärgerung und Irritationen auf beiden Seiten ab.
Sie tut mir Leid, dass sie nur und ausschließlich Lidomir hat, sie bräuchte dringend jemand Vertrauten, der sie anleitet. Da sie den außer Lidomir nicht hat, wird es sehr schwer für sie, sich anzupassen. -
Den 2.Teil mit der Sichtweise Radegundes zu beginnen, fand ich sehr interessant. Sie lernt in Regensburg Lidomir kennen (und lieben?) und geht mit ihm nach Praha. Allerdings geht sie mit den falschen Voraussetzungen mit (sie wäre vielleicht doch besser nach Rom gezogen), da sie denkt irgendwann Fürstin zu werden...
Leider kann ich mit Radegunde nicht warm werden - sie ist mir innerlich zu zerrissen und ihre Stimmungen zu schwankend. Lidomir gefällt mir hingegen gut - er gleicht seinem Vater. -
Kazi bleibt für mich weiterhin sehr interessant. Dass sie mit ihrem Sohn weiterhin nichts anfangen kann, überrascht mich nicht. Immerhin ist er jetzt ein Mann und mit denen konnte sie noch nie etwas anfangen. Mir wäre es eher unglaubwürdig vorgekommen, hätte sie jetzt ein gutes Verhältnis zu ihm. Wie schon im letzten Thread geschrieben, später sind es Männer, die über die Geburt ihrer Töchter enttäuscht sind und sie spüren lassen, dass sie "nur" Mädchen sind. Dass soetwas in einem Matriarchat auch andersherum vorkommen kann, wundert mich nicht.
Ich habe es auch als Eifersucht gesehen, dass sie es nicht mag wen Tschwastawa sich um ihre leibliche Mutter kümmert. Kein sehr feiner Zug, aber Kazi war ja noch nie eine feinfühlige Person. Ich denke, diese Szene zeigt eigentlich, wie sehr sie an ihrer Tochter hängt, nur kann sie eben ihre Gefühle nicht wirklich zeigen. Als "weise" würde ich sie auch nicht bezeichnen, eher "gelehrt", zumindest was die Heilkunst angeht. Andereseits wurden doch heilkundige Frauen früher oft als "weise Frauen" bezeichnet, oder irre ich mich da.Radegung hat auch ein Talent mir schrecklich auf die Nerven zu gehen. Soviel Bitterkeit und Unzufriedenheit... Ihre ständigen Stimmungsschwankungen sind sehr anstrengend zu lesen. Diese Art macht es den anderen wahrscheinlich auch schwer, sie zu akzeptieren, zumal sie auch noch Christin ist. Mit etwas mehr Charme und Freundlichkeit wäre vieles leichter, doch das ist nun mal nicht ihre Art.
Mir kommt sie so vor, als ob sie immer genau das will, was sie nicht hat und sobald sie es hat, will sie es nicht mehr bzw. erfüllt es sie doch nicht so, wie sie gedacht und das macht sie dann wieder unzufrieden. Z.B. wollte sie nicht mit Konstantin, dem Händler, nach Rom gehen, sondern sie wollte Lidomir. Als sie mit ihm verheiratet war und auf dem Weg zu seiner Familie, hat sie sich ein paar Mal überlegt, ob sie nicht doch besser mit Konstantin gegangen wäre, da es dort mehr Annehmlichkeiten gegeben hätte. Wäre sie allerdings mit dem Händler gegangen, dann wäre sie sicher ebenso unzufrieden gewesen.
Per se finde ich es nicht so schlimm, dass sie Slavonik anziehend findet. Hand aufs Herz, wer hat nicht schon mal einen Menschen getroffen, den er oder sie sexuell anziehend findet, obwohl er oder sie in einer Partnerschaft lebt? Was ich allerdings auch befürchte, ist, dass sich Radegung auf eine Affaire einlassen könnte und zwar allein aus dem Grund, weil sie chronisch unzufrieden ist und sich Linderung verschafft. Vermutlich macht das alles aber für sie selbst nur viel schlimmer und wenn es raus kommt, gibt es zudem noch kräftig Ärger.Auf jeden Fall bin ich mal gespannt, wie es weiter geht. Libussas Schmerzen betrüben mich, ich fürchte da steckt nichts gutes dahinter.
Lieben Gruß
Larna