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'Die Träume der Libussa' - Seiten 379 - 464
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Ich muss gestehen, ich wollte wissen, wie es mit Radegund weiter geht und wie sie sich entwickelt, und deshalb hab ich schon den nächsten Abschnitt gelesen.
Tja, also, die Frau kommt mir vor, wie jemand der auf einer Wippe steht, die sich immer mal mehr in die eine und dann in die andere Richtung neigt. Auf der einen Seite der Wippte steht "Ich will gut sein" auf der anderen "Ich will böse sein".
Irgendwie weiß Radegund ja auch immer, dass sie Mist baut, aber ihr Minderwertigkeitskomplex lässt sie dann trotz guter Absichten immer wieder den Weg des geringsten Widerstandes und damit auch des Übels einschlagen.
Ob ich das allein dem christlichen Glauben zuschreiben will, weiß ich nicht. Einerseits hat die frömmelnde Erziehung bestimmt dazu beigetragen, dass sie von sich selbst verwirrt ist (z. B. sexuelle Bedürfnisse versus Erziehung), aber ein charakterstarker Mensch würde sich irgendwann festigen.Dass Lidumir zudem ihren Wunsch noch unterstützt, christliche Missionare nach Praha zu holen, kann ich nicht so wirklich nachvollziehen, denn dem Christengott an sich war er ja trotz Taufe nie zugetan - eher dem geistigen Wissen und den Möglichkeiten. Er sollte besser als Libussa, deren Verhalten eben auf ihrer "Alle Menschen werden Brüder-Mentalität oder wie man ihr nachsagt ... "Ihre Güte ist anstrengend") beruht. Dass die Christen intolerant, grob und parasitär vorgehen, und ein "Nein" zu ihrem Gott nicht akzeptieren, müsste zumindest Lidumir genau wissen.
Und dann kommt natürlich auch so Vater "Gundolf" mit dem etwas beschränkten Frederik, den er gerne vorschickt - wo das hinführt, kann ich mir schon sehr genau vorstellen, und Radegund tappt auch direkt aufgrund ihrer Charakterschwäche in die Falle - zuerst in die von Slavonik und dann in die von Vater Gundolf.
Ich glaube, für die Behaimen wäre es wirklich besser gewesen, die Fränkin wäre in Regensburg geblieben.
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Zitat
Original von BirgitF
Dass Lidumir zudem ihren Wunsch noch unterstützt, christliche Missionare nach Praha zu holen, kann ich nicht so wirklich nachvollziehen, denn dem Christengott an sich war er ja trotz Taufe nie zugetan - eher dem geistigen Wissen und den Möglichkeiten.Naja, Lidomir geht es dabei vor allem um Radegund. Er will, dass sie glücklich ist, obwohl sie in eine völlig fremde Welt geraten ist. Der Priester, bei dem er aufwuchs, war ja ein netter Mann, also hat er kein absolut negatives Bild vom christlichen Glauben. Außerdem denkt er sich: was sollen schon ein paar Missionare ausrichten? Mit ihnen kommt ja nicht gleich ein ganzes Heer.
Viele Grüße
Tereza
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Na ja, ein wenig hätte er es m. E. schon einschätzen können. Immerhin gab es da die Episode mit der christlichen Magd, von der er Radegund erzählt hat, die sich ihres Glaubens wegen und in ihrer Verzweiflung wegen einer Schwangerschaft erhängt hat. Das hat er ja, wie er selbst sagte, nicht verstanden, und dieses Erlebnis hat ihn so beeindruckt, dass er sich zuerst gar nicht traute, sich Radegung (einer Christin) weiter zu nähern, da er wusste, wie militant die Christen den Frauen gegenüber sind bzw. wie schnell man als Christenfrau "unten durch" ist. Erst durch Vater Anselm, der ihm den christlichen Glauben erklärte, hat er ja überhaupt, wie er sagte, etwas Gutes darin sehen können.
Ein wenig hätten die Alarmglocken schon in ihm schrillen müssen, da ihm die Intoleranz anderen Religionen gegenüber sicherlich in seiner Zeit bei den Franken nicht ganz verborgen geblieben ist. Man holt sich ja nicht unbedingt den Fuchs in den Hühnerstall.
Aber ich hatte auch das Gefühl, dass er es für Radegund getan hat ... tja, da kann man auch ganz klischeebelastet sagen: "Und ewig lockt das Weib." -
ich versteh diese Hinkehr zur Frömmigkeit nicht. sie hat doch mit dem Glauben eigentlich nie was im Sinn gehabt. Warum möchte sie jetzt plötzlich zwei Missionare, mit denen sie beten kann? Weil die Leute sich immer dann an Gott erinnern, wenn es ihnen eher schlecht geht?
Gab es diesen Gundolf (Ich muss mich wieder mal zurückhalten, einen Gandalf daraus zu machen :lache) wirklich?
Die lustig anzuschauenen Missionare mit ihren seltsamen Kutten und ihren wirren Reden (so ungefähr war doch irgendwo im Buch die Beschreibung), hat man damals offenbar wirklich unterschätzt. -
Zitat
Original von Bouquineur
Weil die Leute sich immer dann an Gott erinnern, wenn es ihnen eher schlecht geht?Ja, so ungefähr. Radegund ist halt doch durch ihre Erziehung geprägt und meint, schwer gesündigt zu haben. Sie will Missionare als Orientierungshilfe in dieser fremden Welt.
Es gab damals Missionare, die in die slawischen Länder aufbrachen. Sie wurden für diese Aufgabe ausgebildet, da Karl der Große die heidnischen Völker gern alle christianisiert hätte. Aber wie sie alle hießen, das weiß kein Mensch mehr. Gundolf ist daher erfunden, ebenso wie Frederik.
Viele Grüße
Tereza
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Heute würde man eine Frau zur Psychotherapie schicken. Das gab es damals nicht. Wahrscheinlich hoffte Radegund, wenn sie zur Beichte geht und sich ihre Ängste von der Seele reden kann und die Absolution bekommt, ginge es hier seelisch besser. Sie hatte ja die Vergewaltigung in Regensburg noch nicht verarbeitet und dann kam Slavonik, wo sie am Ende noch mitmachte. Sie hat Angst Lidomir, den sie liebt, zu verlieren. Am liebsten hätte sie wohl Anahild bei sich als Bezugsperson.
Gundolf
Bin gespannt auf das nächste Kapitel.
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Ich muss auch gestehen, dass ich unbedingt gleich und sofort wissen wollte, wie es weitergeht und wie Radegund sich bei den Heiden so entwickelt.
Außerdem finde ich ihre Art von Schizophrenie total interessant zu lesen (auch wenn sie mir noch immer nicht sehr sympatisch ist)
Bei ihr weiß man wirklich nicht wie man dran ist, einmal so und im nächsten Satz handelt sie total gegensächlich.
Keine Ahnung ob das was mit dem Borderline Syndrom zu tun hat, in diesem Fach kenn ich mich zu wenig ausDas sie die beiden Missionare um sich haben wollte, wirkte auf mich etwas konstruiert, nun ja, bei Anahild hätte ich es eher geglaubt, aber nicht bei Radegund Aber man kann Ihr Handeln echt schlecht einschätzen
Sie ist einfach sehr widersprüchlich ....Als ich den Namen Gundolf gelesen habe, mußte ich SOFORT an die liebe Bouquineur denken Und sie da, ich hatte Recht mit meiner Vermutung *grins*
Dieser Gundolf ist ein ganz schön gerissener Hund - erst lässt er Radegund beichten und dann erpresst er sie damitLibussas Unterleibsschmerzen gefallen mir gar nicht und ich ahne Böses
Warum geht sie nicht zu Kazi und läßt sich untersuchen, sondern ignoriert die stechenden Schmerzen.
Irgendwie möchte man sie immer wachrütteln und sagen, lass dich bitte mal untersuchen.Das Radegund ihrem Mann nichts sagt, was sie mit Slavonik auf dem Fruchtbarkeitsfest gemacht hat, macht mich auch ganz unglücklich.
Heimlichtuerei in einer Beziehung hat noch nie gut getan und irgendwann kommt sowieso alles ans Licht.
Lieber läßt sie sich von Gundolf erpressenSchön finde ich auch die Sitte mit dem Anmalen der Eier um sie dem Liebsten auf dem Fest zu überbringen.
Ich stellte mir das so bildlich vor, wie mit einem Zweig und Farbeimer in unserer heutigen Zeit damit die Ostereier bemalt werden
Ob davon unser Osterfest abgeleitet wurde?Scharka und Mnata haben sich gefunden. Das hatte ich irgendwie schon vorausgeahnt. Tereza hat jedenfalls daraufhin gearbeitet
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Zitat
Original von bonomania
Das sie die beiden Missionare um sich haben wollte, wirkte auf mich etwas konstruiert, nun ja, bei Anahild hätte ich es eher geglaubt, aber nicht bei Radegund Aber man kann Ihr Handeln echt schlecht einschätzen
Sie ist einfach sehr widersprüchlich ....Heutzutage würde eine Radegund zum Therapeuten gehen. Sie ahnt ja irgendwie, dass sie selbst die wahre Ursache all ihrer Probleme ist. Aber damals gab es nur Priester, die eine ähnliche Aufgabe übernahmen. Das Gespräch mit Kazi hilft Radegund nicht, deshalb will sie christliche Missionare, denn die sind ihr weniger fremd. Leider mißbraucht Gundolf ihr Geständnis, um sie zu erpressen.
Die Eier: es gibt in Tschechien heute noch die Sitte, dass Mädchen ihrem Liebsten an Ostern bemalte Eier schenken, die etwa so aussehen:
http://en.wikipedia.org/wiki/File:Sorbische_Ostereier.jpg
Ob das Bemalen von Eiern auf heidnische Bräuche zurückgeht, ist umstritten. Doch bin ich in einem Fachbuch auf die Info gestoßen, dass man in Rußland bemalte Toneier fand, die aus vorchristlicher Zeit stammen. Daher habe ich die bunten Symbole der Fruchtbarkeit in meinen Roman aufgenommen.
Viele Grüße
Tereza
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Radegunde stürtzt sich in diesem Teil immer weiter ins Unglück. Erst verbringt sie das Frühlingsfest mit Slavanik und dann auch noch die Missionare (die so gar nicht zu ihr passen). Und Lidomir hilft ihr auch noch dabei...Vielleicht hätte sie doch lieber in Regensburg bleiben sollen.
ZitatLibussas Unterleibsschmerzen gefallen mir gar nicht und ich ahne Böses
Da kann ich Bono nur zustimmen - und sie war immer noch nicht bei ihrer Schwester, um sich untersuchen zu lassen.
Aber jetzt muß ich weiterlesen - es ist einfach zu spannend!
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..und was meint ihr, das Kazi gegen ein Unterleibskarzinom machen kann? Hex, Hex, ex? Dagegen ist bis heute kein Kraut gewachsen und ob Chirurgie und Chemotherapie besser sind als reines Gottvertrauen ist auch noch nicht erwiesen.
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Hallo Beowulf,
oh, ich sehe, da spricht ein Experte.
Kazi hätte nichts machen können. Ich hoffe aber, dass man da heute schon mehr unternehmen kann, um wenigstens das Leben der Kranken zu verlängern, auch wenn ich selbst zum Glück noch kein solches Problem hatte.
Viele Grüße
Tereza
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vier Großeltern und mein Vater hatten das Problem Gebärmutter oder Prostatakrebs.Natürlich gab es in der Generation medizinische Fortschritte mit microinvasiven Eingriffen und so, aber das Ergebnis ist doch das gleiche, ob nach drei Monaten oder zweieinhalb Jahren ab Diagnosestellung und was hätte die Fürstin davon gehabt hätte sie schon vorher gewusst dass sie sterben muß? Hätte Libussa dann noch die Kraft aufgebracht an andere, an das Wohl ihres Volkes zu denken?
Edit: Das hat mich an der Figur Libussa, aber auch Kazi fasziniert- sie haben erkannt, dass sie dem alten Glauben eine Atempause verschaffen können aber letztlich unterliegen werden. Beide ziehen daraus ganz unterschiedliche Konsequenzen, Kazi die, das sie unbedingt eine Tochter braucht um das Wissen nicht untergehen zu lassen, Libussa den, so lange es geht alles zu tun um Dinge, die sie als Schaden für ihr Volk sieht von diesem Volk abzuwehren.
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Uff, jetzt komme ich auch endlich dazu, meine Meinung abzugeben! (Die liebe Arbeit...)
Ja, Radegund macht es einem nicht leicht, sie zu mögen, da sie ein sehr schwieriger Charakter ist. Bei ihr ist es von "himmelhochjauchzend" bis "zu Tode betrübt" immer nur ein kleiner Schritt. Sicherlich ist es nicht leicht, sich in einer fremden Umgebung, in der noch dazu eine fremde Kultur und eine fremde Religion herrschen, einzugewöhnen. Doch Radegund probiert es auch nur halbherzig bzw. steht sich immer selbst im Weg.
Dass sie die Missionare um sich haben möchte, kann ich sogar verstehen. Natürlich war sie in ihrer Heimat nicht wirklich gläubig, aber in Praha hat sie keinen, der sie versteht, bzw. glaubt sie das zumindest. Kazis Rat entsetzt sie eher, denn er läuft ihrer Erziehung komplett zuwider. Dass eine Frau mehrere Männer haben kann, dass passt nun einmal nicht in ihr Weltbild und sie geht davon aus, dass es der Rest der Einwohner genauso sieht wie Kazi. Vermutlich hat sie bei einem Großteil sogar recht. Daher wünscht sie sich wohl jemanden, der sie versteht, da er den gleichen Glauben und die gleiche Erziehung hat. Zudem dürfte sie trotzdem mit Beichte und Absolution aufgewachsen sein, auch wenn ihr Glaube nie sehr stark war, und diese beiden Sachen könnten ihr die Missionare bieten.
Lidomir möchte, dass seine Frau glücklich ist, daher lässt er nach den Mönchen schicken. Er schreibt ja auch ausdrücklich an Vater Anselm, denn ihm vertraut er und von ihm erwartet er sich gemäßigte Missionare. Er konnte ja nicht wissen, dass der Bischof die Nachricht erhält und dann so einen fanatischen Mönch wie Gundolf schickt, um sich vor König Karl zu profilieren. Zudem ist Gundolf ein besonders bösartiges Exemplar, denn er missachtet sogar das heilige Sakrament der Beichte um Radegund zu erpressen. "Der Zweck heiligt die Mittel", das scheint sein Wahlspruch zu sein.
Radegund hätte hier die Chance gehabt, einmal Stärke zu beweisen und sich gegen den Mönch zu behaupten. Doch das liegt wahrscheinlich nicht in ihrem Charakter. Sie sieht sich lieber als armes Opfer und geht den Weg des geringsten Widerstandes.
Lieben Gruß
Larna