Hier könnt ihr Petra Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Die Stadt der Heiligen" betreffen.
Fragen an Petra Schier
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Wie schreibst du denn deine Bücher?
Weißt du vorher genau, um was es gehen wird und wer die Bösen sind? Wie sich die Personen entwickeln? Und dann fängst du an zu schreiben oder andersrum?
Weil die Taten müssen ja zum Schluss passen...Ach so: Hallo Ich frag mal was...
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Ich bin nicht der Typ, der einfach drauflos schreibt. Und das geht schon deshalb nicht, weil ich ja vorab ein Exposé für den Verlag liefern muss, aufgrund dessen ich erst mal einen Vertrag über das Buch bekomme.
Im Exposé wird die Handlung (inklusive Auflösung) auf ca. drei Seiten zusammengefasst. Die wichtigsten Handlungsstränge stehen dann also fest. So ein Exposé ist aber nicht in Fels gemeißelt, denn jeder Lektor weiß, dass sich manche Dinge während des Schreibens noch anders entwickeln können. Der rote Faden sollte aber schon bleiben, denn Aufgrund des Exposés werden Titel, Cover und Katalogvorschautext entworfen. (Nicht der Klappentext, der kommt erst viel später!)
Bevor ich zu schreiben beginne, lege ich mir zunächst ausführliche Personenregister an, zumeist auch mit den wichtigen äußeren und inneren Merkmalen der Figuren. Für die wichtigsten Personen (in diesem Buch Marysa, Christophorus, Reinold, Jolánda und Bardolf) entwerfe ich darüber hinaus noch ausführliche Steckbriefe mit allen äußeren Merkmalen, Vorlieben, Abneigungen und ihrer Biografie. Dann mache ich mir aufgrund des Exposés viele weitere Kurzexposés zu einzelnen Kapiteln oder Szenen, dies jedoch meist erst nach und nach und nur in Stichworten.
Der erste Satz geht mir glücklicherweise immer recht flott von der Hand, und ab dann schreibe ich an fünf Tagen die Woche jeweils 10 Seiten täglich (sehr selten mehr, nie weniger). Das ist ein straffes Pensum, aber es ermöglicht mir, pro Jahr drei bis vier Manuskripte fertigzustellen. Zwischen den einzelnen Büchern mache ich aber immer ausgedehnt Urlaub, recherchiere und kümmere mich um andere Dinge des (Autoren-)Alltags.
Mein Schreibtag beginnt zumeist um 7:30 Uhr und endet nicht selten erst um 17 Uhr oder noch später. Zwar mit mehreren kurzen Pausen, denn der Mensch muss ja auch noch essen und mein Hund will regelmäßig raus, aber dennoch ist die Schreibphase immer sehr anstrengend.
Liebe Grüße
Petra Schier -
Interessant!
Danke für diese ausführliche Antwort!!Vor allem das mit den Steckbriefen zu den einzelnen Personen find ich cool!
Dann merkt man gleich, wenn eine Person mal iwie "falsch" reagiert, aus Versehens.Dh du schreibst nur, also das ist dein Beruf`?
Weil manche machen das ja noch nebenher... -
Ja, ich habe mich mit einem Sprung ins kalte Wasser 2003 selbständig gemacht - als freiberufliche Autorin und Lektorin. Als Lektorin arbeite ich inzwichen aber nur noch sehr ssporadisch und wenn, dann meist für einen bestimmten Kleinverlag.
Wenn mein Mann nicht gewesen wäre und mich immer unterstützt hätte, wäre mir das aber nicht so einfach geglückt. Und in der ersten Zeit habe ich mich mit viel Deutsch- und Englischnachhilfe über Wasser gehalten.
Inzwischen geht mein Jahreseinkommen aber Zahlen entgegen, die mich bedeutend ruhiger schlafen lassen.
Aber es stimmt schon, viele, wenn nicht die meisten AutorInnen schreiben neben ihrem Brotberuf.
Liebe Grüße
Petra Schier -
Diesen Frage-Thread find ich ja klasse.
Wie hast Du Dein Schreibtalent entdeckt? Schon in der Kindheit?
Ich finde eine solche Kreativität und Phantasie schon bemerkenswert und bewundernswert. Ein solcher Beruf ist mal was anderes. Im Gegensatz zu meinem Sesselpupserjob (der auch gemacht werden muss :-])
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Ja, ich habe schon als Kind viel geschrieben, vor allem Tagebuch. Aber angefangen hat es wohl eher mit dem Lesen, denn das war schon immer meine Leidenschaft. Irgendwann dachte ich dann: "Dass kann ich auch", und begann, kurze Geschichten zu schreiben. Nach dem Abitur schrieb ich dann meinen ersten Roman, der aber in der Versenkung verschwunden ist.
Ich begann auf Lehramt zu studieren, wechselte nach ein paar Semestern zu Literatur und Geschichte und schrieb weiter. Da war eigentlich schon klar, dass der Beruf Schriftstellerin mein Traum war und ich dies unbedingt hauptberuflich machen wollte.Meinen Abschluss habe ich dann nicht mehr gemacht, weil ich bereits vorher begonnen habe, als Lektorin zu arbeiten, und fast zeitgleich Kontakt zu meinem Agenten und damit zu Rowohlt bekam.
Und dort sind jetzt alle glücklich, weil ich zum einen immer Manuskripte liefere, die nur marginal lektoriert werden müssen, und zum anderen, weil ich vor Ideen nur so übersprudele. Ich habe mir nämlich sagen lassen, dass sei durchaus nicht üblich bei AutorInnen.Bei mir ist es so: Egal, wo ich bin und was ich tue - jede Kleinigkeit kann der Auslöser für eine Idee sein. Ein Buch, ein Film, ein Lied, ein Gespräch, was auch immer.
Ganz "schlimm" ist es, wenn ich bügele und dabei Musik höre. Da fließen die Ideen nur so, und ich tue gut daran, dann immer ein Notizbuch mit Stift in Griffweite zu haben.
Ähnlich inspirierend wirken sich aber auch Gartenarbeit und lange Spaziergänge mit unserem Hund aus ...Liebe Grüße
Petra Schier -
Ist doch schön, wenn man so viele Idee hat!
Ich lese schon immer sehr viel, aber selber Sachen ausdenken, das könnte ich glaub nicht. Und wenn, dann wäre das Buch max 30 Seiten lang^^ -
Ich hab noch eine Frage.
Wie ist das mit der Namensfindung?
Warum heißt Marysa Marysa oder Christopherus Christopherus?Wälzt du vorher Namensbücher?
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Das tue ich tatsächlich (Namensbücher wälzen). Aber in diesem Fall kam es ganz anders. Die Idee zum Buch hatte ich 2007, und auf der Buchmesse in jenem Jahr sollte ich meinem Agenten schonmal das Exposé grob vorstellen. Nun hatte ich vor der Messe soviel zu tun, dass ich an zwei Messe-Abenden im Hotel daran gebastelt habe. Ich hatte aber erst das Gerüst der Geschichte, nicht die Namen der Figuren.
Der Name "Marysa" kam da irgendwie vom Himmel gefallen. Ich überlegte ein wenig herum und - peng - war er da. Bei Christophorus war es weniger zufällig, der Name hat mir nur schon immer gut gefallen. Und er passte zu der Rolle des Mönchs.
Die Namen der anderen Personen habe ich mir dann aber tatsächlich über Namensbuch, Heiligenlexikon etc. zusammengesucht, immer im Hinterkopf das Bild der Person und deren Charakter.
Bei den ungarischen Namen habe ich auch viel im Internet recherchiert, vor allem der Aussprache wegen. Da sich diese vom Deutschen erheblich unterscheidet, wird es dazu in Band 2 auf jeden Fall ein Namesregister (mit Aussprachehilfe) geben.
Einige Namen (Scheiffart, van Kettenyss, Yevels usw.) sind Namen, die ich in Urkunden, Chroniken und anderen Quellen zu Aachen gefunden habe, die sind also authentisch.
Liebe Grüße
Petra Schier