Arno Surminski - Vaterland ohne Väter

  • Titel: Vaterland ohne Väter
    Autor: Arno Surminski
    Verlag: Ullstein
    Erschienen: Januar 2006
    Seitenzahl: 455
    ISBN-10: 3548263712
    ISBN-13: 978-3548263717
    Preis: 8.95 EUR


    Das sagt der Klappentext über den Inhalt:
    Wer war Robert Rosen? Sechzig Jahre nach dem Tod ihres Vaters, der am Tag ihrer Geburt, am 31. Januar 1943, in Russland fiel, begibt sich Rebeka Lange geb. Rosen auf Spurensuche. Sie gehört zu den Millionen von Soldatenkindern, die ihre Väter nie gesehen haben.


    Der Autor:
    Arno Surminski wurde am 20. August 1934 in Jäglack als Sohn eines Schneidermeisters geboren. Seit 1972 arbeitet er freiberuflich als Wirtschaftsjournalist und Schriftsteller.


    Meine Meinung zu diesem Buch:
    „Dieses Buch einen Roman zu nennen mag ein Wagnis sein wegen der zahlreichen dokumentarischen Passagen, aber seine Personen sind frei erfunden und Ähnlichkeiten mit heute oder damals Lebenden wären rein zufällig.“
    Diese Worte hat Arno Surminski seinem Buch vorangestellt. Man kann dieses Buch durchaus als einen Roman bezeichnen, aber eigentlich ist es mehr. Surminski ist ein eindrucksvoller „dokumentarischer Roman“ gelungen. Er schildert die Gefühle und das Erleben des „kleine“ Mannes in einstmals „großer Zeit“. Es ist immer dieser vielzitierte „kleine“ Mann der die Suppe auslöffeln muss, die ihm von den Herrschenden eingebrockt wurde. Aus dem Jahre 2003 wird zurückgeschaut auf die Jahre 1941 bis 1943. Die Rückschau erfolgt durch Tagebucheintragungen und Feldpostbriefe. Eindrucksvoll schildert Arno Surminski die Sinnlosigkeit des Sterbens der Menschen in diesem Zweiten Weltkrieg, er verschweigt nicht die gegenseitig begangenen Grausamkeiten, begangen von Menschen die im Grunde nichts weiter wollten als friedlich zu leben. Surminski vermeidet es konkret Schuld zuzuweisen, die Schuldfrage beantwortet sich vielmehr aus dem Handeln seiner Protagonisten. Dem Autor ist ein wirklich beeindruckendes Buch gelungen. Gerade auch die tiefe Menschlichkeit des Erzählers macht dieses Buch zu einem wirklich besonderen Leseerlebnis. Sinnloses Sterben in einem sinnlosen Krieg – der Mensch als wirkliches Monster der Schöpfung.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • danke für die rezi, voltaire!
    vor einigen jahren habe ich so ziemlich alle romane von surminski gelesen und fand sie recht beeindruckend.
    vielleicht schaffe ich diesen hier auch noch irgendwann einmal... :wave

    "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Leute ohne Laster auch sehr wenige Tugenden haben." (A. Lincoln)

  • ich kann obiger rezension nur zustimmen.


    ohne den leser zu verwirren, nehmen wir auf verschiedenartige weise
    (den kapiteln vorangestellten anmerkungen, den erzählten erinnerungen einiger beteiligter sowie auszügen aus tagebüchern und chroniken)
    an den sich in der betreffenden gegend (ostpreußen und russland) zu unterschiedlichen zeiten abgespielt habenden ereignissen teil.
    so teilen wir die erlebnisse eines westfalen, der als angehöriger der grande armée napoléon bonapartes anfang des 19. jahrhunderts gen moskau zog, wir erfahren von ortsansässigen teilnehmern des krieges 70/71 gegen den nächsten napoléon, vom ersten weltkrieg und schließlich von der zeit des sog. dritten reiches.
    und wir bangen in der jetztzeit mit rebeka um ihren im auslandseinsatz weilenden soldatensohn.
    fulminantes fazit rebekas: ich suchte mörder und fand menschen.
    ein beeindruckendes buch.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain