'Rot ist mein Name' - Kapitel 55 - Ende

  • Meine Frage aus dem letzten Abschnitt, wer sich hinter dem Mann in Frauenkleidern verbirgt, wird in Kapitel 56 beantwortet - ist plausibel und macht Sinn, aber wäre ich nicht draufgekommen, wenn es nicht explizit dort stehen würde.


    Der Bilderstreit eskaliert mit der Zerstörung und den Morden im Kaffeehaus und Kara sucht weiter fieberhaft nach dem Mörder. Er durchsucht alle Wohnungen der Buchmaler erneut und wird schließlich fündig... Bis dahin passiert noch so einiges, was meinen Eindruck von den Figuren nochmal gründlich durcheinanderwirbelt. Dem selbstverliebten Schmetterling hätte ich z.B. die Szene mit dem Schwert nie zugetraut und ich war entsetzt über das, was man über die "Lehrmethoden" von Meister Osman erfährt. Die Erinnerungen an frühere Zeiten, in denen die Buchmaler schwelgen, waren durchaus interessant, so erfuhr man einiges über den Alltag in der Buchmalerwerkstatt, allerdings auch wieder etwas langatmig.


    Das Geheimnis des verschollenen Bildes wird geklärt. Aus heutiger Sicht wohl nicht ganz so spektakulär wie damals, aber nun gut, das ist für mich persönlich der ganze Bilderstreit auch nicht.


    Sehr geschickt von Pamuk: Die Figuren im Buch wissen vor dem Leser, wer der Mörder ist, das hat mich ganz schön gefuchst und tatsächlich dazu gebracht noch einmal zurück zu blättern (was ich aber aufgrund der Fülle des Textes schnell aufgegeben habe). Ganz plötzlich (Kapitel 58) nennt der Mörder die Namen der anderen Buchmaler, so dass durch die Ausschluss-Methode klar wird, wer der Gesuchte ist. Sein Ende ist mit seiner Flucht besiegelt, es ist wohl Ironie des Schicksals, dass es ausgerechnet Hasan ist, der hier zum Vollstrecker wird.


    Das Abschlusskapitel gehört Seküre. Seküre, die mir hier zum ersten Mal sympathisch ist, vielleicht weil sie zum Zeitpunkt des Erzählens Jahre älter und vielleicht ein bisschen weiser ist. Auf jeden Fall gefällt es mir, wie sie ihr und das Schicksal der anderen Figuren Revue passieren lässt und so viele offenen Fragen beantwortet. Der letzte Abschnitt über Orhan ist noch ein besonderes Bonmot, das mich mit den Längen des Buches etwas versöhnt hat, so dass ich mit gutem Willen doch noch 7 Punkte vergeben würde...

  • Ich hatte das Buch mit grosser Begeisterung begonnen, mochte die Sprache, die ungewoehnlichen Perspektiven, und einfach auch die fuer mich unbekannte Kultur. Aber leider wurde das Thema 'Bilderstreit' so weit ausgebreitet, dass es mir einfach zu viel wurde. Ich hab den letzten Abschnitt nur noch quer gelesen, um das Buch endlich hinter mir zu haben.


    Die Aufloesung des Moerders wurde interessant gemacht, ich fuehlte mich echt auf die Folter gespannt als alle - nur der Leser nicht - wussten wer denn nun die Morde begangen hat.


    Die losen Faeden werden zum Ende hin alle aufgesammelt und aufgeloest. Nicht dass es mich zu dem Zeitpunkt noch sonderlich interessiert haette ... leider ist mir da durch das quer lesen sicherlich auch einiges entgangen. Millas Bemerkung ueber Orhan sagt mir gar nichts, da werd ich vielleicht doch das letzte Kapitel noch mal lesen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Zitat

    Original von Beatrix
    Millas Bemerkung ueber Orhan sagt mir gar nichts, da werd ich vielleicht doch das letzte Kapitel noch mal lesen.


    Oh, ich meinte nur den allerletzten Absatz: dass Seküre die ganze Geschichte von Orhan aufschreiben lässt (Autor = Orhan (Pamuk) ;-)) und dass das vielleicht dazu geführt hat, dass sie selbst vielleicht schöner, Sevket schlimmer, etc. dargestellt wird als es der Wahrheit entspricht. Das fand ich sehr schön :-)

  • Genau, das ist wirklich ein sehr schoener Schluss. Und erklaert sicherlich auch mit warum es den meisten Lesern hier schwer fiel mit Seküre/Shekure (keine Ahnung warum der Name in der englischen Uebersetzung so anders ist) warm zu werden.


    Aber ich hatte beim ersten Lesen zum Schluss hin wirklich schon so abgeschaltet, dass mir das total entgangen ist. Erst auf deinen Beitrag hin hab ich nochmal genauer gelesen.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Dass dann auch noch der meddah umgebracht wird, finde ich schade, tut aber nicht wirklich was zur Sache.


    Der Autor schafft es bis zum letzten Kapitel nicht den Namen des Mörders zu erwähnen. Man kann es sich im vorletzten zwar zusammenreimen, aber genannt wird er nicht. Fand ich sehr gelungen.


    Sehr krass hingegen empfand ich die Beschreibung des Mordes an den Mörder und ebenso wie er weiter erzählt, obwohl sein Kopf schon am Boden lag. Das ging mir echt durch und durch.


    Am Ende erfahren wir dann den Namen des Mörders, und dass Hasan ihn umgebracht hat. Ja und Kara und Seküre können dann endlich ihre Liebeslust ausleben, auch wenn Kara ein Verwundeter/Geschundener ist.


    Sehr gelungen und außergewöhnlich fand ich das Ende, wie sich Pamuk als Autor mit in die Geschichte eingewoben hat.


    Dennoch bin ich froh, dass ich das Buch jetzt endlich beendet habe. Ohne die Leserunde hätte ich sicherlich abgebrochen. So habe ich vieles überlesen. Danke für eure Beiträge, die meinen Blick auf jeden Fall geweitet haben.

  • Zitat

    Original von Patricia_k34
    Sehr krass hingegen empfand ich die Beschreibung des Mordes an den Mörder und ebenso wie er weiter erzählt, obwohl sein Kopf schon am Boden lag. Das ging mir echt durch und durch.


    Ja das fand ich auch super-gruselig, schlimmer noch als die Szenen mit der Federbuschnadel!

  • Ich habe es nun auch endlich geschafft.
    Es musste doch Olive sein, da er als Mörder schon beschrieben hat, wie er in das verlassene Haus geht. Das war mir in dem Fall schon klar.
    Mir war das ganze Thema zum Bilderstreit viel zu ausführlich und langgezogen, ich habe mich zum Schluss auch sehr durch das Buch kämpfen müssen.
    Den Schluss fand ich ok, aber nun auch nicht wirklich spektakulär, so schnell werde ich wohl erstmal keinen Pamuk mehr zur Hand nehmen.