Hier könnt ihr Charlie Fragen stellen, die nicht das Buch der aktuellen Leserunde "Das Haus Gottes" betreffen.
Fragen an Charlotte Lyne
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Hallo Charlie,
ich habe ja jetzt schon wieder Angst zu schnell zu lesen und dass das Buch dann zu Ende ist.
Was hast Du denn als Nächstes geplant und gibt es schon einen Zeitrahmen? -
janes frage schließe ich mich an.
und: durch dieses tolle buch angeregt, aber nicht allein darauf bezogen und deshalb hier gepostet:
karl may soll sich mit seinen erfundenen geschöpfen unterhalten haben, von einigen eulenautoren weiß ich, dass es ihnen schwerfällt, liebgewordene protagonisten "sterben" zu lassen... wie ist das bei dir:
weißt du schon von anfang an (natürlich nur auf die fiktiven menschen bezogen, bei den historischen ist es ja irgendiwe vorgegeben), wer wen "kriegt"/meuchelt, wer "überlebt" - oder kann sich das im laufe des schreibens ändern? und in welcher reihenfolge schreibst du? von margaret mitchell zb hab ich mal gelesen, dass das letzte kapitel (rhett verlässt seine scarlett, die damals, wenn ich mich recht entsinne, noch "pansy hiess) das zuerst feststehende war...
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Ich wollte sowieso Charlie schon lange mal fragen, wie sie "plottet". Zum neuen Projekt wird sie nichts sagen (dürfen). Aber wie die Geschichte quasi "entsteht", das interessiert mich sowieso. Wollte diese Frage dieser Tage auch bei "Autoren unter sich" stellen, weil ich in dieser Phase gerade drin stecke - hab die Story, hab die Figuren, hab auch die Richtung und denke, ja, so passt das - und dann kommt jeden Tag was neues dazu, was die Geschichte "noch ein bisschen schlüssiger" macht - wie lange dauern bei Charlie diese Phasen an, dass wirklich alles "steht"?
Ich denke, den Schluss einer Geschichte kennt jeder Autor als erstes. Wenn er das nicht tut, dann hat er keine "Geschichte", die zu erzählen brennt. Die Story braucht ein Ziel, denn wenn die Story kein Ziel hat, wie sollen dann die Figuren ein Ziel haben? Und eine Figur, die kein Ziel hat (keine Wünsche, Träume etc), ist statisch und langweilig, ist uninteressant. Wir als Leser sehen, dass die Figur etwas "unbedingt will" (Aimery: ein Schiff bauen, das uns alle überlebt / Dorothy: etwas mehr), und wir wollen wissen, ob das der Figur gelingt, trotz aller Unbill, die sich in den Weg stellt. Das macht den Reiz der Story aus - und deswegen geht die Story, die ohne des Autors Kenntnis vom Ende beginnt, wohl am ehesten an den sprichwörtlichen Baum ...
Wie genau Charlie arbeitet, will ich auch unbedingt wissen
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Nein, ueber mein neues Buch - das im September 2010 erscheint - darf ich natuerlich kein einziges Wort sagen, und wie ihr mich ja kennt, sage ich auch kein einziges Wort, sondern schweige wie ein Grab. Dass es in einem Land spielt, das bleibende Beruehmtheit fuer die Eigentuemlichkeit seiner Maennerbekleidung (untere Koerperhaelfte) erlangte, ist schliesslich nichts gesagt, stimmt's?
Ja, dass sich Figuren zum Fruehstueck einstellen und ihren Autoren einen vom Pferd erzaehlen, habe ich schon von vielen Kollegen gehoert und es sehr beneidet. Meine reden nicht mit mir (mit einer einzigen Ausnahme) und an unserem Esstisch ist kein Platz. Ich muss mir waehrend der Planung und Recherche die Figuren ausgraben und erobern. Was lange dauert.
Meine Figuren muessen nicht unbedingt ein Ziel haben - ich finde auch Geschichten von Menschen, die nicht recht wissen, was sie wollen, oder es sich von anderen eintraeufeln lassen, interessant. Nur wie Menschen muessen sie mir vorkommen. Glaubhaft, lebendig und nicht so rasch zu durchschauen. Helden interessieren mich nicht.
Ihnen wehzutun, d.h. Szenen zu schreiben, in denen Menschen wehgetan wird oder in denen sie sterben (einer Figur wie Dorothy das Kind zu nehmen, finde ich noch wesentlich schlimmer als sie sterben zu lassen - ich kam mir aeusserst grausam dabei vor), finde ich nicht einfach, es geht mir nicht gut dabei, und die Vorbereitungen, die dafuer noetig sind (z.B. Lesen von Berichten, Gespraeche mit Menschen, denen so etwas passiert ist), finde ich manchmal sehr schwer auszuhalten. Mich deshalb dagegen entscheiden, wuerde ich aber nicht. Ich setze Geschichten aus Teilen, die ich vorfinde, zusammen, ich "erfinde" sie nicht - damit habe ich meinem Gefuehl nach auch nur sehr wenig Entscheidungsmoeglichkeiten ueber Handlungsverlaeufe. Und die, die die Geschichte fordert, muss ich eben schreiben ...
Ich glaube nicht, dass man die Arbeitsweise von Autoren mit "jeder Autor kennt" oder "jeder Autor macht" verallgemeinern kann - jeder Kollege, den ich kenne, arbeitet anders.
Wie ich's genau mache, moecht' ich fuer mich behalten. Nur so viel: Fuer mich muss vorher alles stehen, jede Szene geplant sein, sonst trau ich mich nicht ans Schreiben. Hoechstens Kleinigkeiten ("X hustet nicht donnerstags, sondern mittwochs") lassen sich zwischendurch am Plan aendern, alles andere wuerde mich (ohnehin zur Hysterie neigend) zu nervoes machen.
Vor Ort recherchieren muss ich allerdings bis zum letzten Satz, weil ich nur so das Gefuehl habe, mein Finger liegt noch am Puls der Geschichte. Und wenn mir dabei noch ein Detail in den Schoss faellt, das meiner Ansicht nach in die Geschichte gehoert, dann flick' ich's beim naechsten Ueberarbeitungsgang ein. Es darf aber nur eine Kleinigkeit - Ohrenstaebchen o.ae. - sein. Ansonsten wackle ich in meinen Grundfesten.Alles Liebe von Charlie
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Zitat
Original von Charlie
Nein, ueber mein neues Buch - das im September 2010 erscheint - darf ich natuerlich kein einziges Wort sagen, und wie ihr mich ja kennt, sage ich auch kein einziges Wort, sondern schweige wie ein Grab. Dass es in einem Land spielt, das bleibende Beruehmtheit fuer die Eigentuemlichkeit seiner Maennerbekleidung (untere Koerperhaelfte) erlangte, ist schliesslich nichts gesagt, stimmt's?Das ist doch schon mal mehr als gar nix
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Zitat
Original von Charlie
... Dass es in einem Land spielt, das bleibende Beruehmtheit fuer die Eigentuemlichkeit seiner Maennerbekleidung (untere Koerperhaelfte) erlangte, ist schliesslich nichts gesagt, stimmt's?...Charlie
Wenn du bis zum letzten Satz vor Ort recherchierst, musst du aber ziemlich lang andauernde Reisen machen, oder? Kann man das überhaupt in einem Abwasch machen, oder muss man sich über einen längeren Zeitraum immer wieder an die Plätze zurückkehren? -
Ich fahre immer wieder hin. (Portsmouth z.B. ist anderthalb Stunden von uns weg - wir waren das Jahr ueber so ziemlich jedes Wochenende).
Das Maennerbekleidungsland ist etwas weiter weg (natuerlich seid ihr ja laengst alle drauf gekommen, dass es sich um die Lederhose handelt, stimmt's? Da konnte man ja auf gar nix anderes kommen ...), wir fahren gut neun Stunden, haben das aber bisher zumindest alle zwei Monate gemacht (wir haben dort auch schon mal fuer kuerzere Zeit gelebt) und haben jetzt - da fast Schulferien sind - etwas laenger Zeit. An all meinen Orten ist es unheimlich schoen, weshalb wir da nie oft genug hinfahren koennen. Und wenn das Buch fertig ist, dann fehlt mir der Ort.Portsmouth fehlt mir so, dass ich immer immer immer wieder hinmuss, und irgendwann moecht' ich da sterben. Aber das hat jetzt noch ein bisschen Zeit.
Alles Liebe von Charlie
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Ach, ich dachte, Du schreibst jetzt ein Buch über Indianer
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Merkt ihr, sie fixt uns jetzt schon an, daß wir den Erscheinungstermin gar nicht erwarten können
Danke Charlie für die Vorfreude
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Wieso - steht Ihr echt alle auf Lederhosen?!?
Klasse!
(Indianer und Hawaiianer sind auch super - aber ich hab ja Klaustrophobie und kann keine Langstreckenfluege bewaeltigen, weshalb Gebiete ausserhalb von Europa leider nicht fuer mich in Frage kommen. )
Alles Liebe von Charlie
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Hallo Charlie,
diese Antwort
ZitatFuer mich muss vorher alles stehen, jede Szene geplant sein, sonst trau ich mich nicht ans Schreiben.
war genau das, was ich wissen wollte.
Ich hab bisher immer nur mit "Eckpunkten" gearbeitet, mit Schlüsselmomenten, und wie ich die erreiche, das habe ich dann mehr oder weniger dem Zufall überlassen (bzw. den Figuren und ihrer Eigendynamik). Derzeit versuche ich mich aber mal an dieser rigorosen Szenenvorbereitung - die funktioniert an sich eigentlich sehr gut, nur jedes Mal wenn ich mich hinsetz und Szene für Szene in ihrer Kurzform mit den wichtigsten Inhalten udn dem Ziel der Szene aufschreibe, dann purzelt es an anderer Stelle wieder umeinander und es kommt was neues dazu. Das ist jetzt der vierte Durchgang (wobei zugegebenermaßen die Änderungen immer minimaler werden), und es ist einfach interessant zu wissen, wie lange du mit dieser Phase verbringst, bis alles "steht".
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Ich glaube, ich bin da nicht der richtige Ratgeber, Corinna, weil ich einfach der Ansicht bin, das macht jeder Autor anders, eben so, wie es fuer ihn passt.
Ich waere ein schlechter Schreibratgeber-Schreiber (und war auch ein ganz schlechter Schreibratgeber-Leser).Herzliche Gruesse von Charlie
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Nö, es ging mir dabei nicht ums Ratgeben, nur darum, zu wissen, wie DU das selber machst. Dass da jeder SEINE Art des Schreibens finden muss, das hab ich inzwischen herausgefunden.
Ich versuch's jetzt eben auch gerade mal so, nachdem ich mir bei anderen Methoden immer so "entglitten" bin -
Etwas Allgemeines:
Ihr Lieben, ich muss mich fuer meine spaerlichen Antworten entschuldigen!
Der Eulenserver mag mich im Moment nicht so furchtbar gern an Bord haben, fuercht' ich.Entweder er meldet mir, wann immer ich Zeit habe und vorfreudig hier einhuepfen moechte, er habe schon genug Leute an Bord und koenne mich ganz und gar nicht brauchen, oder er laesst mich meine Antwort zwar noch tippen, schmeisst mich dann aber gemeinerweise raus, waehrend ich sie schicke.
Ich hoffe, ich hab's mir nicht ganz mit ihm verdorben, sondern kann ihn irgendwie wieder fuer mich erwaermen.
Es liegt also weder an Nichtwollen noch an Nichtkoennen, sondern an Nichtduerfen.
Alles Liebe von Charlie
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Zitat
Original von Charlie
Etwas Allgemeines:Der Eulenserver mag mich im Moment nicht so furchtbar gern an Bord haben, fuercht' ich.
Entweder er meldet mir, wann immer ich Zeit habe und vorfreudig hier einhuepfen moechte, er habe schon genug Leute an Bord und koenne mich ganz und gar nicht brauchen, oder er laesst mich meine Antwort zwar noch tippen, schmeisst mich dann aber gemeinerweise raus, waehrend ich sie schicke.
Ich hoffe, ich hab's mir nicht ganz mit ihm verdorben, sondern kann ihn irgendwie wieder fuer mich erwaermen.
Es liegt also weder an Nichtwollen noch an Nichtkoennen, sondern an Nichtduerfen.
Alles Liebe von Charlie
hi, charlie, wie gestern oder vorgestern schon innerhalb der leserunde erwähnt, geht es mir nicht viel anders als dir. und da ich zzt privat sehr ausgelastet bin, hab ich einfach nicht die zeit, eine lücke zwischen den macken abzupassen, um mal richtig alle bisher geschriebenen posts lesen und dann darauf eingehen zu können. ich melde mich, wenn es besser geht.
versprochen!
bis dahin nur soviel: habe fertig gelesen und bin begeistert!!
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Heute ging's bei mir eigenartigerweise klasse ... aber ich moecht' den Tag nicht im geringsten vor dem Abend loben.
Freu' mich, dass Du das Buch gern mochtest.
Alles Liebe von Charlie
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Ich habe mal eine Frage zu den Namen. Dorothy wird immer wieder Dorothy oder Dotti Loyes gerufen.
Sah das englische Namensrecht damals keinen Ehenamen vor? -
Das tut es strikt genommen immer noch nicht (und das Deutsche inzwischen auch nicht mehr, oder?).
Wenn Du Edith Smith bist und Archibald Argyll ehelichst, kannst Du entweder Edith Smith genannt werden oder Mrs Archibald Argyll.
Ich hab nur ganz selten mal erlebt, dass das heute noch so gemacht wird - relevant ist es eigentlich nur bei den Toechtern der Traeger erblicher Titel. Wenn also Edith Smith' Vater zugleich noch Lord Nevis ist, behaelt seine Tochter das Recht, sich Lady Edith nennen zu lassen - oder aber buergerlich Mrs Argyll.
Rotbluetige Frauen, so sie den Namen ihres Mannes fuehren, werden heute wie in D mit ihrem eigenen Vornamen und dem Familiennamen angesprochen.
Amtsbriefe an Mrs Alan Lyne hab ich aber noch ein paar bekommen. Ich fand das sehr lustig.
Heisse aber Charlie.Alles Liebe von siehe oben
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Danke Charlie. Ja, hier ist mittlerweile auch alles erlaubt. Zu meiner Zeit wurde noch festgelegt wierum der Doppelname getragen werden muss.
Von den Staaten weiß ich noch, dass die Frauen Mrs. Männervorname Initiale Männernachname waren.